Am 13. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing Vizemeister LASK die Wiener Austria zum Duell zweier Traditionsvereine. Dabei befanden sich die Oberösterreicher von der... Analyse: LASK bezwingt harmlose Austria

 

Am 13. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing Vizemeister LASK die Wiener Austria zum Duell zweier Traditionsvereine. Dabei befanden sich die Oberösterreicher von der Belastung her am Limit, muss man doch seit längerem im Drei-Tage-Rhythmus Spiele absolvieren. Zuletzt meisterte man die Aufgaben im Cup und der Liga souverän und konnte Meister Salzburg auf den Fersen bleiben. Ganz anders dagegen die Lage bei der Austria, die aus ihrer sportlichen Krise einfach nicht herauskommt. Zuletzt setzte es eine 2:3-Heimpleite gegen Aufsteiger Wattens, womit die Krise noch einmal verschärft wurde.

Zwei Fünferketten im Duell

Der Austria stand also mit dem Auswärtsspiel gegen den LASK eine der schwersten Aufgaben bevor. Die formstarken Linzer eilen aktuell von Erfolg zu Erfolg und sind nicht umsonst auch auf internationalem Boden mehr als konkurrenzfähig. Was überlegten sich die Wiener für den Vizemeister? Prinzipiell weiß man vor Spielen gegen den LASK immer, was einem bevorsteht: Die Oberösterreicher definieren sich über ihr aggressives Pressing, jagen den Gegner mehr oder weniger über den gesamten Platz und versuchen den Kontrahenten mit der eigenen Intensität zu Boden zu ringen. Das System bleibt dabei immer das bekannte 5-2-3/3-4-3, aus dem man heraus agiert.

Die Austria wusste also über die Vorgehensweise des Gegners Bescheid und der LASK ist in dem Punkt ausrechenbar. Doch die Linzer setzen ihre Spielanlage so gut um, dass das Wissen darüber dennoch nicht ausreicht, um Lösungen dagegen zu finden. Die violetten Gäste probierten es in dem Spiel mit einer kleinen systematischen Anpassung, weshalb man statt dem zuletzt gespielten 5-3-2, auf ein 5-Raute-1 setzte. Mit dieser Adaption wollte man das Mittelfeldzentrum verstärken und für eine größere Kompaktheit sorgen, da man im letzten Spiel gegen Wattens große Probleme mit dem Verteidigen des Zwischenlinienraums hatte. Das musste man gegen die Linzer in den Griff bekommen, spielen die Oberösterreicher doch sehr gerne direkt durch das Zentrum und attackieren unaufhörlich die Schnittstellen der Ketten.

Dabei wählten die violetten Gäste eine eher abwartende Grundhaltung und ließen die Linzer von Beginn an zunächst kommen. Man setzte auf ein tieferes Mittelfeldpressing und zog sich in die eigene Hälfte zurück, um die Räume eng zu machen und dem Gegner das nach vorne spielen zu erschweren. Das Defensivkonzept sah so aus, dass sich Stürmer Monschein um Schlüsselspieler Trauner kümmerte, während das Mittelfeld die Passwege und die zentralen Räume bei gegnerischen Spielaufbau zustellen sollte. Die beiden Halbspieler Grünwald und Serbest versperrten den Halbverteidigern die vertikalen Passoptionen, während die beiden Flügelverteidiger ihr Pendant mittels Mannorientierung verfolgen sollten. Auch die Innenverteidiger der Austria wurden angewiesen, aktiv aus ihren Positionen herauszustechen und das Mittelfeld situativ zu unterstützen.

Doch der Plan der Wiener funktionierte zu Beginn mehr schlecht als recht. Der LASK konnte die Austria immer wieder auf den Flügel locken und dann mit Pässen in die ballfernen Räume aufreißen, da das Mittelfeld der Violetten äußerst ballorientiert zu einer Seite verschob. Allerdings bekam man nicht immer Druck auf den Ball und konnte so recht einfach ausgespielt werden. Eklatant war dies vor allem auf der linken Seite der Gastgeber, wo man mit Überladungen die Austria immer wieder ausspielen konnte. Schon in den ersten Minuten kam der LASK so zu einigen gefährlichen Szenen und ebnete so den Weg zur frühen Führung durch Ranftl, der nach einem Einwurf über Umwegen zum Abschluss kam und zum 1:0 traf. Das war für die Austria besonders bitter, da man wenige Momente zuvor durch Monschein die Riesenchance hatte, selbst in Führung zu gehen.

In dieser Szene zeigten die Violetten auch, wie sie gedachten, den LASK in der Defensive zu knacken. Immer wieder wurde der pfeilschnelle Monschein nach Ballgewinnen mit langen Bällen auf die Reise geschickt und man versuchte, dessen Geschwindigkeitsvorteile auszunutzen. Doch die Gastgeber verteidigten dies bis auf wenige Ausnahmen zunächst recht gut und die drei Innenverteidiger kümmerten sich nahezu ausschließlich um Monschein. Dadurch wanderte mehr oder weniger jeder lange Ball wieder zurück in die Reihen des LASK und dieser spielte sofort und schnörkellos wieder nach vorne. Die Austria konnte sich kaum aus der eigenen Hälfte befreien und war mehr oder weniger eingesperrt, da der LASK auch noch mit einem aggressiven Gegenpressing immer wieder nachsetzte und auf Ballgewinne lauerte. Daher kamen die Oberösterreicher auch auf einen Ballbesitzanteil von knapp 66 Prozent, was Bände über die anfängliche Dominanz spricht.

Austria entlastet sich spielerisch

Nach gut 20 Minuten begann sich der Rhythmus des Spiels dann etwas zu verändern. Die Austria traute sich plötzlich nach und nach mehr im Ballbesitz zu und versuchte den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten. Es wurde nun probiert selbst auf engen Raum Kombinationen zu forcieren und das gelang überraschenderweise einige Male recht ordentlich. Speziell über die rechte Seite konnte man mit Überladungen das Spielgerät über mehrere Stationen laufen lassen und so den Weg über den Sechserraum auf die ballferne Seite finden, womit man die Ketten des Gegners in Bewegung brachte und dieser sich mit dem Zugriff schwertat.

Auch die Hereinnahme von Sax wirkte sich positiv aus, denn der Kreativspieler zeigte sich formverbessert und bewegte sich gut im Zwischenlinienraum, wodurch er sich als Kombinationspartner einbringen und einige enge Situationen auflösen konnte. Dadurch konnte man mehr Ballbesitzzeiten verbuchen und holte immerhin einige Standardsituationen heraus, was in Anbetracht der schlechten Anfangsphase bereits ein Erfolg war. Auch gegen den Ball wurde man etwas stabiler, was mit einer systematischen Anpassung zusammenhing. Ilzer stellte nämlich in diesem Zeitraum auch auf ein 5-2-2-1 um und beorderte Serbest und Jeggo auf die Doppelsechs, während Grünwald und Sax in die Halbräume gingen. Dadurch bekam man die Angriffe des Gegners etwas besser verteidigt und ließ kaum mehr gefährliche Szenen zu. Daher wurde das Spiel ausgeglichener und die Austria kam sogar zu einer Ausgleichschance: Nach einer schönen und direkten Kombination über mehrere Stationen, kam der aufgerückte Klein zum Abschluss, jedoch war Torhüter Schlager zur Stelle. So ging der LASK mit einer 1:0-Führung in die Halbzeitpause.

Defensive der Austria zerfällt

Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit hätte man eigentlich meinen können, dass die Austria etwas Mut und Selbstvertrauen tanken konnte, da man im zweiten Abschnitt des ersten Durchgangs das Spiel ausgeglichener gestaltete. Doch davon war gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs nichts zu sehen – im Gegenteil. Der LASK schaltete einen Gang nach oben und bereits nach wenigen Minuten leistete sich Jeggo einen großen Fehler, weshalb Goiginger zu einer guten Gelegenheit kam. In der gleichen Tonart ging es dann weiter und der LASK griff immer wieder gut über die Flügel an und verlagerte den Schwerpunkt nun vermehrt auf die rechte Seite. Man passte das Positionsspiel etwas an, da Goiginger nun nicht mehr so stark einrückte, sondern ein Pärchen mit dem aufrückenden Ranftl bilden sollte, um so Überzahlsituationen auf der Seite zu kreieren. Das klappte auch mehrmals und so kamen die Oberösterreicher zu einigen gefährlichen Szenen.

Die Austria ihrerseits schaffte es nun wiederrum kaum, öfter für Entlastung zu sorgen und den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten. Am schwersten wiegte jedoch, dass die Probleme der Abwehr immer mehr entblößt wurden. Das merkte man vor allem nach der Auswechslung von Sechser Jeggo, der nun nicht mehr gemeinsam mit Serbest vor der Abwehr die Angriffe abfangen konnte. So stand die Abwehr nun vermehrt im Fokus und war öfter gefordert, in Mann-gegen-Mann-Duellen die Zweikämpfe zu gewinnen und sich richtig zu verhalten. Doch das gelang überhaupt nicht und man legte teilweise eine desaströse Verhaltensweise an den Tag. Einerseits stand die Abwehr viel zu gestreckt und die Abstände blieben nicht kompakt, andererseits hatte man große Schwierigkeiten im Herausstechen aus den Positionen und damit, überhaupt in Zweikämpfe zu kommen. So konnten die Linzer die violetten Gäste immer wieder ohne große Mühen überspielen und im Anschluss große offene Räume vorfinden, da die Abwehr der Austria weder ein gutes Stellungsspiel, noch eine gute Zweikampfführung zeigte.

Exemplarisch war dies beim Treffer zum 2:0 zu sehen, wo der andribbelnde Halbverteidiger Filipovic mit einem Vorstoß den tiefstehenden Block nahezu im Alleingang aushebeln konnte und für die Vorentscheidung sorgte. Die Wiener suchten in der Schlussphase zwar nochmal ihr Heil in der Offensive, doch man blieb gegen die kompakte Abwehr der Linzer zu ungenau und konnte so auch die wenigen Möglichkeiten, die der LASK anbot, nicht kaltschnäuzig ausnutzen. So blieb es letztlich beim 2:0-Sieg der Linzer.

Fazit

Die Austria kassierte also die zu erwartende Niederlage gegen den LASK. Obwohl die Violetten die Linzer zu einem guten Zeitpunkt erwischten, da die Oberösterreicher einer hohen Belastung durch die englischen Wochen ausgesetzt waren, konnten die Wiener daraus kein Kapital schlagen. Den Linzern reichte es, nur phasenweise ihr Leistungsniveau abzurufen und auch schwächere Momente im Spiel zu überstehen, da die Austria zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Vor allem in der Defensive hatten die Wiener große Schwierigkeiten und agierten speziell im zweiten Durchgang teilweise vogelwild, wodurch der LASK letztendlich wenig Mühe hatte, den Sieg und die drei Punkte einzufahren. Damit holten die Oberösterreicher noch einmal Selbstvertrauen vor dem wichtigen Spiel in der Europa League gegen Eindhoven, wo es um sehr viel gehen wird.

Für die Austria wird die Situation damit immer prekärer und nicht nur die Meistergruppe rückt in weite Ferne, nun muss man auch den Blick nach unten richten, da einige Teams aus den unteren Regionen gewinnen konnten. Nun steht am nächsten Wochenende das Heimspiel gegen den SV Mattersburg auf dem Programm, was langsam als Schicksalsspiel tituliert werden könnte. Verlieren die Veilchen auch diese Partie, könnte es noch ungemütlicher als ohnehin schon für die Austria werden.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic