Am vierten Spieltag der Meisterrunde, fand das Topspiel zwischen der Wiener Austria und dem LASK statt. Dabei wollte der violette Gastgeber die eigene Negativserie... Analyse: Punkteteilung im Duell um die Lufthoheit zwischen der Austria und dem LASK

Am vierten Spieltag der Meisterrunde, fand das Topspiel zwischen der Wiener Austria und dem LASK statt. Dabei wollte der violette Gastgeber die eigene Negativserie endlich durchbrechen und den ersten vollen Erfolg in der Meisterrunde einfahren, nachdem man im letzten Spiel gegen den WAC in Unterzahl zum ersten Mal punktetechnisch anschreiben konnte. Doch gegen den LASK sahen die Wiener in dieser Saison alles andere als gut aus und verloren beide Spiele relativ sang- und klanglos. Dementsprechend erhoffte sich der LASK auf der anderen Seite, die eigene zumindest siegestechnische Mini-Krise mit einem vollen Erfolg durchbrechen und gleichzeitig den Patzer der Salzburger ausnutzen zu können, um noch einmal näher an den Spitzenreiter heranzukommen.

Austria startet wie aus der Pistole geschossen

Mit dem Duell Austria gegen den LASK, kam es auch zum Duell der Systeme, denn seit der Übernahme von Austria-Trainer Robert Ibertsberger, laufen die Violetten bekanntlich mit dem gleichen 3-4-3 Grundsystem auf, wie es die Linzer tun. Im Vergleich zum WAC-Spiel, gab es bei den Veilchen zwei Änderungen, denn der zuletzt gesperrte Jeggo kehrte ins zentrale Mittelfeld zurück und Sax rückte für den gesperrten Edomwonyi in die Startelf. Damit blieb auch Kapitän Grünwald in der Abwehrzentrale und sollte diese ungewohnte Rolle erneut bekleiden. Auf der anderen Seite musste der LASK mit den Sperren von Trauner und Wiesinger zwei bittere Ausfälle hinnehmen, sind doch diese beiden Akteure speziell in der Spieleröffnung die entscheidenden Puzzleteilchen. LASK-Trainer Glasner entschied sich jedoch das System beizubehalten und brachte stattdessen Wostry und Pogatetz in die Verteidigung, womit man in der Abwehr quasi mit dem letzten Aufgebot spielte.

Und in den ersten Minuten dieser Partie wirkten sich diese Umstellungen auch auf das Spiel der Linzer aus, denn man brauchte etwas, um in das Spiel zu finden. Man versuchte zwar wie gewohnt früh zu pressen und den gegnerischen Spielaufbau damit zu unterbinden bzw. lange Bälle zu erzwingen, doch so ganz klappte das zunächst nicht. Die Austria versuchte nämlich zu Beginn, durchaus mutig von hinten herauszuspielen und spielerische Lösungen zu forcieren. So gab es verschiedene Bewegungen und Rochaden zu sehen, wie jenes Abkippen von Jeggo oder von Sax nach hinten, welcher sich im Verbund mit Klein und einer Gegenbewegung in den defensiven Halbraum fallen ließ, um sich das Spielgerät abzuholen und den Ball auf den ballfernen Sechser Matic klatschen zu lassen. So überspielten die violetten Gastgeber bereits nach wenigen Minuten in einer Sequenz auf der rechten Seite das gegnerische Pressing sehenswert und kombinierten sich von hinten bis nach vorne in den Strafraum, ehe Monschein zum Abschluss kam. Wenig später gab es ein ähnliches Bild zu sehen, als Igor das Pressing des Gegners mit einem Dribbling aushebelte und man über Matic ins letzte Drittel vordrang.

Durch diese gute spielerische Linie, erwischte die Austria einen optimalen Start und hätte durch Sax auch in Führung gehen können. Nach einer Viertelstunde flaute der gute Beginn der Austria dann allerdings merklich ab, was in erster Linie mit der Anpassungsfähigkeit des LASK zusammenhing. Das Zurückfallen von Sax wurde nun etwa von Halbverteidiger Pogatetz aufgenommen und verfolgt, nachdem der Routinier zu Beginn nur zögerlich seine Position verließ. Dadurch konnte der LASK den ursprünglichen Matchplan wieder durchziehen und Zugriff auf den Gegner herstellen. Die Strategie der Linzer sah es nämlich vor das 3-4-3 der Austria zu spiegeln und mit einer klaren (mannorientierten) Zuteilung Zugriff zu bekommen. Den Torhüter und Innenverteidiger Grünwald ließ man da im ersten Moment gewähren und lauerte auf das Zuspiel zu den beiden Halbverteidigern Igor und Madl. Sobald dieser Pass nach außen erfolgte, war dies das Kommando für den LASK, das eigene Pressing auszulösen und im Kollektiv nach vorne zu rücken.

Die beiden Flügelstürmer des LASK attackierten dabei äußerst geschickt und liefen die Halbverteidiger im leichten Bogen an, damit sie mit ihren Deckungsschatten den zentralen Raum und die Passwege dahinter verdecken konnten. Dadurch blieb den Halbverteidigern nur noch der Weg nach außen, wo sie entweder auf den Flügelverteidiger oder zu dem im Halbraum befindlichen Flügelstürmer spielen konnten. Da diese ebenfalls zugestellt wurde, blieb unter Druck meist nur der lange Ball nach vorne, womit der Plan des LASK perfekt aufging. Mit den drei kopfballstarken Innenverteidigern, war man gegen die Offensivspieler der violetten Gastgeber klar im Vorteil, weshalb die Bälle meist postwendend wieder in die Hälfte der Austria zurückkamen.

Aber nicht nur die Austria spielte viele lange Bälle nach vorne, auch beim LASK sah die Sachlage nicht wirklich anders aus. Im Gegenzug zur Austria, ließen die Linzer jedoch das flache Aufbauspiel von Haus aus sein und probierten erst gar nicht, auf einen kontinuierlichen Spielaufbau zu setzen. Da die Austria mit dem 3-4-3 das System der Linzer spiegelte und die Gegenspieler ebenfalls mit Mannorientierungen zustellte, aber auch gewillt war vorne zu anzupressen, hätte es da Sauberkeit und Überlegtheit in der Spieleröffnung gebraucht, was jedoch mit Spielern wie Pogatetz und Rasmebner eher schwierig zu bewerkstelligen gewesen wäre. Aufgrund der Ausfälle von Kapitän Trauner und Wiesinger, entschied sich der Coach der Linzer für den pragmatischen Ansatz, nämlich den Fokus auf den Kampf um den ersten und zweiten Ball zu legen und neben dem Gegenpressing auf diese Art und Weise ins letzte Drittel zu kommen. Das konnte man speziell an der Rolle von Michorl sehen, der normalerweise in der Spieleröffnung der Oberösterreicher eine wichtige Rolle einnimmt und sich gerne auch in den defensiven halblinken Halbraum zurückfallen lässt, um das Spiel nach vorne zu tragen. In diesem Spiel war Michorl sehr oft direkt und frühzeitig hinter den drei Stürmern zu finden, um im Kampf um den zweiten Ball direkten Zugriff zu erhalten, was den Ansatz der Oberösterreicher veranschaulicht.

Passend dazu, sah es dann auch der Matchplan der Linzer vor, klarerweise gewisse Räume gezielt anzuvisieren und zu bespielen. So mussten nämlich die beiden Flügelverteidiger der Austria nach vorne rücken, da man ja versuchte, den Spielaufbau der Linzer zu unterbinden und zuzustellen. Dadurch aber verblieb die letzte Linie mit den drei Innenverteidigern der Violetten recht dünn besetzt, was die Linzer auch gezielt ausnutzen wollten. So gab es vom LASK nicht nur vermehrt lange Bälle in die Schnittstelle zwischen Innen- und Flügelverteidiger zu sehen, mit denen man in den Rücken der Austria-Abwehr kommen wollte, sondern man versuchte auch immer wieder mit Zuspielen ins Zentrum, Zielspieler Klauss in Szene zu setzen. Der Brasilianer sollte anschließend das Spielgerät auf seine beiden schnellen Offensivpartner prallen lassen, ehe man mit viel Tempo die Tiefe attackierte. Daher standen die drei Angreifer des LASK auch oft recht eng beieinander, um nach diesem Muster Gleichzahl im Zentrum herzustellen und die Tiefe zu attackieren.

So fiel dann auch nach diesem Muster das 1:0 für den LASK, wie man das beim nächsten Bild erahnen kann:

Szene im Vorfeld des 1:0, die drei Stürmer des LASK rücken eng zusammen und Überladen den zentralen Bereich, weshalb in dieser Zone Gleichzahl herrscht, da die Flügelverteidiger der Austria nach vorne gerückt sind. Für die Innenverteidiger der Austria ist das eine äußerst unangenehme Situation, da sofern man einen Zweikampf verliert, man prompt auch in Unterzahl gerät und keine optimale Absicherung und Restverteidigung mehr vorhanden ist. Genau dieses Szenario tritt hier ein, weshalb die drei LASK-Angreifer auf Grünwald und Igor zulaufen können und Klauss sich ungedeckt klug ballfern absetzen kann, ehe er das Zuspiel erhält und trocken zum Führungstreffer einschiebt.

Nach dieser Praxis, konnte der LASK immer wieder brenzlige Situationen für die Defensive der Austria herbeiführen, die oft gerade noch geklärt werden konnten. In diesem Fall hätte vor allem der ballferne violette Flügelverteidiger schneller einrücken müssen, um Überzahl in der letzten Linie herzustellen und für eine passendere Absicherung gegen die drei gegnerischen Stürmer zu sorgen, oder Alternativ hätte sich ein Sechser tiefer zurückfallen lassen müssen. Das war allerdings nicht immer der Fall, weshalb die Austria-Abwehr viel zu tun bekam.

Mit dem Führungstreffer des LASK folgte dann auch der Bruch im Spiel der Austria. Man konnte sich kaum mehr spielerisch lösen, wurde permanent in Zweikämpfe verwickelt und war mehr mit dem Kampf um den ersten und zweiten Ball beschäftigt, als sich Torchancen herauszuspielen, weshalb man trotz mehr Ballbesitz, kaum konstruktiv nach vorne kam. Im Gegenteil, die langen Bälle nach vorne kamen meist postwendend zurück, ehe es dann im Mittelfeld zu Sache ging, wie man das beim nächsten Bild erkennen kann:

Ein großes Feld steht zur Verfügung, und dennoch stehen sich 20 Feldspieler auf engstem Raum gegenüber. Es wird in erster Linie Fußball gearbeitet, statt gespielt.

Dadurch war das Spiel von viel Kampf um den ersten und zweiten Ball, Gegenpressing und Fehlpässen geprägt. So lag die Passquote beim LASK zur Halbzeit bei nur etwas mehr als 50 (!) Prozent, während jene der Austria mit 60 Prozent auch nur minimal besser war. Trotz mangelnder Ideen und Torchancen, kamen die violetten Gastgeber dennoch zum Ausgleich. Mittelstürmer Monschein erzielte nach einer schönen Einzelleistung das 1:1 und brachte seine Mannschaft damit zurück in diese Partie. Das war auch gleichzeitig der Pausenstand.

LASK schlägt schnell zu, Austria mit Kampf und Krampf

Nach der Halbzeitpause änderte sich am Spielgeschehen recht wenig. Der Rhythmus der Partie blieb gleich und in erster Linie diktierten Zweikämpfe das Spielgeschehen. Der LASK konnte dennoch nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff erneut in Führung gehen. Zum wiederholten Male, konnte man den zentralen Korridor überladen und nach demselben Muster die Tiefe attackieren, ehe Klauss technisch anspruchsvoll den Ball sehenswert zum 2:1 versenkte. Die Austria schien zwar nach Wiederanpfiff diese Problematik erkannt und die Flügelverteidiger darauf angewiesen zu haben, jedoch schlief Martschinko in dieser Situation und sicherte das Herausrücken von Igor nicht ab, weshalb Joao Victor ungehindert in die Tiefe sprinten kann, wie man das beim nächsten Bild erkennen kann:

 

Szene im Vorfeld des 2:1 des LASK, der erneut mit seinen drei Stürmern den zentralen Bereich überlädt. Igor rückt deshalb auf Joao Victor hinaus, weshalb nun Martschinko und Madl ein „V“ zur Absicherung bilden müssten (schwarzer Strich), um den Rückraum dahinter zu verteidigen. Martschinko verschläft den Moment jedoch und steht stattdessen fast auf einer Höhe mit Igor, weshalb Joao Victor ungehindert die Tiefe attackiert (gelber Strich) und durch die Schnittstelle hindurch auch angespielt wird.

Mit der 2:1 Führung im Rücken, konnte sich der LASK auf das Fokussieren, was man mitunter am besten kann – nämlich das Verteidigen und Kontern. Die Austria wirkte nach dem erneuten Rückstand noch mehr verunsichert und fand kaum spielerische Lösungen gegen das aggressive und giftige Pressing der Linzer. Deshalb beorderte man Kapitän Grünwald nach gut einer Stunde nach vorne und brachte Schoissengeyr stattdessen in die Innenverteidigung herein. Mit diesem Wechsel, konnte man nun die langen Bälle des LASK wesentlich besser verteidigen und wirkten nun in der Defensive stabiler, als es noch zuvor der Fall war. Der LASK verteidigte nun zeitweise auch um einiges Tiefer und die Stürmer hielten sich teilweise 20 Meter vor dem eigenen Tor auf, wodurch die Wege nach vorne klarerweise weiter wurden. Doch erst in der letzten Viertelstunde, konnte sich die Austrianer ein Übergewicht erspielen.

Durch die Hereinnahme von Turgeman und die Umstellung auf ein 3-5-2, hatte man nun mehr Präsenz in den höheren Zonen bzw. mehr Abnehmer für die langen Bälle, wodurch man diese leichter sichern konnte. Man kämpfte sich dadurch in die gegnerische Hälfte, holte einige Standardsituation heraus und ging immer mehr Risiko ein. Das wurde dann auch belohnt, indem Halbverteidiger Madl einen wunderschönen Chipball hinter die Abwehr auf den durchstartenden Sax spielte und dessen Vorlage Stürmer Monschein zum 2:2 Ausgleich verwertete. Die letzten Minuten belagerte die Austria dann nochmal mit Flanken den gegnerischen Strafraum und versuchte den Siegestreffer irgendwie zu erzwingen. Und in der Nachspielzeit gelang dies auch beinahe, doch Kapitän Grünwald scheiterte mit einem Volley denkbar knapp an der Latte und hatte bei dieser Aktion Pech. So blieb es letztlich beim 2:2 Unentschieden.

Fazit

In einem intensiv und hart umkämpften Spiel, trennten sich die Austria und der LASK also mit einem Unentschieden voneinander. Dabei starteten die violetten Gastgeber äußerst gut in diese Partie und waren die bessere Mannschaft, ehe man etwas den Faden verlor. Genau in dieser Situation, geriet man dann auch in Rückstand und wirkte speziell in der Defensive nicht immer sattelfest und stabil genug. Danach kämpfte man zwar brav, allerdings fand man keine wirkliche Lösung gegen die starke Defensive der Linzer. Monschein sorgte dann mit einer Einzelaktion für den überraschenden Ausgleich, der die Austria zurück in diese Partie brachte. Auch in der zweiten Halbzeit und nach dem erneuten Rückstand, zeichnete sich ein ähnliches Bild ab und man tat sich weiterhin schwer, aus dem Pressing der Gäste herauszukommen.

Erst in der letzten Viertelstunde, konnte man etwas Druck aufbauen und letztlich auch den Ausgleich erzielen, wobei man am Ende sogar noch mit etwas Glück gewinnen hätte können. Doch das wäre wohl des Guten zu viel gewesen, da man abgesehen von der ersten und der letzten Viertelstunde den Gegner insgesamt zu wenig gefährden und in Bedrängnis bringen konnte. Dennoch war die Leistung im Vergleich zu den ersten beiden Saisonspielen eine klare Steigerung und man bot wesentlich mehr Paroli, als es zuvor der Fall war, wo man nicht einmal einen Torschuss abgab.

Auf der anderen Seite haderte der LASK nicht zu Unrecht nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit einigen Schiedsrichterentscheidungen. Der eigene Matchplan ging lange Zeit sehr gut auf und trotz der Ausfälle wirkte man in der Defensive äußerst stabil und ließ aus dem Spiel heraus nur wenig zu, während man in der Offensive über das starke brasilianische Sturmduo immer wieder gefährlich wurde. Am Ende gingen dann etwas die Kräfte flöten und man verteidigte zu tief, weshalb der Gegner etwas Aufwind bekam und den Ausgleich erzielte. Letztendlich für die Linzer kein Beinbruch, da die Leistung über weite Strecken sehr ordentlich war, auch wenn man nun weiterhin auf einen Sieg wartet. Doch bereits am Mittwoch gibt es die nächste Gelegenheit, die eigene kleine Krise zu durchbrechen und den Anspruch auf die Vizemeisterschaft zu untermauern.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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