Veton Berisha verlässt Rapid nach nicht ganz zwei Jahren und wechselt in seine norwegische Heimat zu Brann Bergen. Obwohl man dem 24-Jährigen kämpferisch nichts... Berisha: Der Siegertyp als Kommunikationsirrtum

Veton Berisha verlässt Rapid nach nicht ganz zwei Jahren und wechselt in seine norwegische Heimat zu Brann Bergen. Obwohl man dem 24-Jährigen kämpferisch nichts vorwerfen kann, wird er eher als Irrtum in die Rapid-Geschichtsbücher eingehen, wofür er aber selbst nichts kann.

Der Transfer Berishas nach Bergen unmittelbar vor Beginn des unteren Playoffs hat polarisiert. Die Fans sind nach dem Abgang zwiegespalten. So schreibt etwa der User Starostyak im Austrian Soccer Board: „Wunderbar, dass ich Berisha in Zukunft nimmer zusehen muss, und wenn‘s dafür auch noch Geld gibt, umso besser. Ein Spieler, der den Ball nur vom Hörensagen kennt weniger im Kader.“ Auch andere Fans verweisen auf die fußballerischen Schwächen Berishas und befinden den Verkauf für legitim.

„Nicht fürs untere Playoff geeignet“

Andere Fans schlagen ganz andere Töne an. Der User Mecki sieht etwa das Verfehlen des Meisterplayoffs als Hauptgrund für den Wechsel an: „Die besten Spiele von Berisha waren heuer gegen Red Bull, Rangers, FCSB. Das sagt schon alles für welche Spiele er geeignet ist und ich denke, wären wir im oberen Playoff gelandet, hätten wir ihn erst im Sommer abgegeben. Aber im unteren Playoff brauchst du keinen Berisha, den hätte man wirklich vielleicht am Mittwoch in Pasching gebraucht und dann, je nach Ausgang, im Cupfinale. Für die anderen Spiele ist der Kader, nun auch mit viel weniger Spielen insgesamt, absolut ausreichend. Wie schon öfter geschrieben, die Hypothek der hohen Ablöse und Legionärsstatus hat er nie rechtfertigen können, dafür war es fußballerisch viel zu schwach, trotz der immer tollen Einsatzbereitschaft.“

„Kämpfer mit hoher Laufbereitschaft“

Wiederum andere sind über den Abgang enttäuscht. Der User Cosa_Nostra meint: „Ja, er war letztendlich nicht der gewünschte Goalgetter. Trotzdem einer der wenigen, denen ich nie etwas vorwerfen konnte. Ich mochte seinen Einsatz, seine Laufbereitschaft, seine Interviews. Ein sympathischer und bodenständiger Typ, der leider den Verein verlässt.“ Der User Dynamike* meint weiter: „Auch wenn er kein Zauberer mit dem Ball ist, er hat stets für unsere Farben gekämpft und alles gegeben.“

Suche nach einem „zusätzlichen Stürmer“

In erster Linie war Berishas Verpflichtung ein Kommunikationsfehler, der symptomatisch für die Fehler in Rapids Transferpolitik der letzten Jahre steht. Am letzten Tag der Sommertransferzeit 2017 wechselte Berisha nach Wien, unter anderem deshalb, weil Giorgi Kvilitaia sich als verletzungsanfälliger als erwartet herausstellte. Joelinton wurde nach einem langen Hin und Her doch zum klassischen Zehner umgepolt und nur selten im Sturmzentrum gebracht. Mit Philipp Prosenik wurde nur noch bedingt geplant.

Der „Wunschstürmer“, der keiner war

Berisha sollte Rapid variantenreicher machen und – wie so viele Stürmer der letzten Jahre – ein Zweistürmersystem ermöglichen. Der Norweger erhielt die prestigeträchtige „Neun“, debütierte auswärts in Salzburg aber hinter Joelinton auf der Zehnerposition. Der Öffentlichkeit verkaufte man den Transfer aber stets als den des „gewünschten Stürmers“. Im Sturmzentrum durfte Berisha erstmalig bei seinem zweiten Einsatz, einem 2:2 in Altach, ran. Wie so oft blieb er aber spielerisch blass.

Als Stürmer geholt, am Flügel verankert

In 58 Partien erzielte Berisha neun Tore und drei Assists für Rapid. Nur in zehn dieser 58 Spiele kam er als Mittelstürmer oder zumindest als Halbspitze zum Einsatz. Den Rest der Zeit verbrachte Berisha an den Flügeln, hauptsächlich links, aber auch auf der rechten Seite. Rapid gewann damit an Kampfkraft, verlor aber Überraschungsmomente und spielerische Linie. Berisha ließ sich nie hängen, avancierte sogar nach und nach zu einer wichtigen Persönlichkeit in der Organisation des Rapid-Pressings, aber einen Stürmer holte Rapid mit dem kosovarisch-stämmigen Skandinavier de facto keinen.

Scheitern an der Statistik

Berishas spielerische Mängel standen somit seiner unermüdlichen Kämpferseele gegenüber. Ein klares Minus und ein klares Plus – beides unumstößlich und für jedermann sichtbar. Spielertypen wie Berisha haben bei Rapid in der Vergangenheit häufig funktioniert, weil die feine Klinge beim Wiener Klub der „Rackerer“ nicht primär gefragt war. Gescheitert ist der vierfache norwegische Teamspieler schließlich an seiner schwachen Statistik. Für die ist er zwar nicht nur selbst verantwortlich, aber schon die Suche nach einem Stürmer, bevor schließlich Berisha unterschrieb, suggerierte der Öffentlichkeit, dass der kommende Neuner der langersehnte Knipser sein soll. Schon positionstechnisch war schnell klar, dass Berisha ein ganz anderer Typ ist, aber der Stempel des „Wunschstürmers“ ließ sich dennoch nie abwaschen, weshalb er weithin als Flop abgestempelt wurde.

Gut gegen die Starken, zu wenig gegen die Schwachen

Flop war Berisha keiner. Ihn abzugeben war dennoch kein Fehler – auch zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Erst das Spiel gegen die Admira zeigte wieder, wie wichtig spielstarke Flügel sind, speziell wenn das Zentrum sich sukzessive verbessert. Gegen vermeintlich stärkere Gegner war der unermüdliche Berisha ein wertvoller Spieler, der seinen Gegnern immer lästig war. Rein spielerisch betrachtet war Berisha aber schlichtweg ein Kicker, den man eigentlich nie gesucht hat. In seinem Fall war das Scouting insgesamt unzureichend – andernfalls wären die technischen Mängel ein Ausschlusskriterium gewesen, wenngleich seine Kampfkraft etwas war, was Rapid immer gebrauchen kann. Der Wechsel nach Bergen wird Berisha gut tun und Rapid hätte ohnehin nicht langfristig mit ihm planen können, zumal das Gesamtpaket am Ende nicht passte. Alternativen gibt es mit Schobesberger und Ivan zur Genüge und Rapid macht damit bereits frühzeitig den ersten Legionärsplatz für Sommer frei. Ein bis zwei weitere könnten noch folgen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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