Talent ist angeboren, aber Erfolg kann man sich auch erarbeiten, wenn man von Natur aus nicht mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet ist. Gleichzeitig ist Talent... Issiaka Ouedraogo und Christopher Trimmel – zwei "Holzg'schnitzte", die durch harte Arbeit zu Stützen werden!

Talent ist angeboren, aber Erfolg kann man sich auch erarbeiten, wenn man von Natur aus nicht mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet ist. Gleichzeitig ist Talent alleine nicht alles und so blieben auch in Österreich seit es Fußball gibt, vielversprechende Kicker auf der Strecke, weil sie ihre Prioritäten anders setzten, als man es von Profisportlern zu erwarten hätte. Zwei, die ebenfalls keine „angeborenen Fußballgenies“ sind, aber durch Arbeit und Disziplin ihren Weg gehen, sind Issiaka Ouedraogo und Christopher Trimmel.

Samstag, 18:30 Uhr, Trenkwalder-Arena, vormals Bundesstadion Südstadt: Admiras 23-jähriger burkinischer Angreifer Issiaka Ouedraogo trifft gegen Rapid zweimal. Es ist sein erster Bundesliga-Doppelpack nach vier für die Red Bull Juniors in Österreichs zweithöchster Spielklasse. Aktuell hält der laufstarke Angreifer bei vier Saisontreffern. Zwei mehr als Rapids 24-jähriger (am Samstag blasser) rechter Flügel Christopher Trimmel, der 2008 vom ASKÖ Horitschon kam und bei den Amateuren des Rekordmeisters zunächst als Stürmer eingesetzt wurde und schon in der damaligen Eingewöhnungsphase vor allem (zeitweise sogar eher ausschließlich) durch seine Schnelligkeit überzeugte. Beide Offensivspieler sind Kicker, denen man nie eine blühende Zukunft attestierte, die jedoch jetzt fast parallel hart für die nächste Sprosse der Karriereleiter arbeiten.

Mit 19 von Burkina Faso nach Salzburg

Ouedraogo war gerade 19 Jahre alt, als er für die U21-Nationalmannschaft Burkina Fasos und seinen Stammklub USFA, dem Armee-Klub in seiner Heimatstadt Ouagadougou spielte. USFA ist ein Klub, in dem der Fußball zwar eine langjährige Tradition hat, allerdings durch größere Erfolge der Handball-, Volleyball- und Leichtathletikabteilungen in den Schatten gestellt wird. Die burkinischen Meisterschaften werden seit jeher von einem anderen Hauptstadtklub, ASFA-Yennenga Ouagadougou, dominiert. Zehn Tage nach seinem 20. Geburtstag debütierte Ouedraogo, der also als Teenager von einem relativ unbekannten Klub aus Burkina Faso nach Österreich wechselte, im Heimspiel gegen DSV Leoben für die Red Bull Juniors. In den nächsten Wochen und Monaten kamen einige Kurzeinsätze dazu, erst ab November 2008 durfte der Stürmer regelmäßig über volle 90 Minuten spielen. Die physischen Vorzüge des athletischen Afrikaners waren schon damals augenscheinlich, seine technischen Fähigkeiten standen jedoch noch in Frage. Auch wenn „Sakko“, wie er von Freunden und Mitspielern genannt wird, in Salzburg kämpferisch gute Leistungen zeigte, war sich die breite Masse der Beobachter noch nicht sicher, ob der junge Offensivspieler nicht etwas zu „holzg’schnitzt“ sei, um einen erfolgreichen Weg in Österreichs oberster Spielklasse zu gehen.

Unauffällig und torungefährlich – damals…

Die Statistiken des Issiaka Ouedraogo lesen sich nicht fulminant: Zehn Tore in zwei Saisonen für die Red Bull Juniors, danach fünf Saisontore für den SV Grödig. Dennoch holte ihn Didi Kühbauer in die Südstadt, wo er angesichts der dünnen Personaldecke an vorderster Front von Beginn an gute Karten hatte. Benjamin Sulimani galt als Stürmer Nummer Eins, nicht zuletzt aufgrund seiner 19 Saisontreffer in der Aufstiegssaison. Auch Neuverpflichtung Philipp Hosiner, zwölffacher Saisontorschütze für die Vienna war von Beginn an ein Kandidat für einen Stammplatz im Admira-Angriff. Durchsetzen konnte sich schließlich aber der bis dahin unauffällige Ouedraogo, weil er es schaffte, seine fußballerischen Defizite gegenüber den anderen Angreifern, durch harte Arbeit und große taktische Disziplin wett zu machen. Der burkinische Stürmer ist ein Spielertyp, wie man ihn in modernen Systemen benötigt: Für eine Speerspitze ist der 23-Jährige enorm viel unterwegs, reißt Löcher in die gegnerische Abwehr und lässt sich auch mal ins Mittelfeld fallen, um Bälle zu behaupten und den Spielfluss der Admira aufrecht zu erhalten. Und obwohl er einen sehr großen Aktionsradius abspult, ist er stets ein Spieler, der vor dem gegnerischen Tor Gefahr ausstrahlt und oft schneller wieder dort steht, wo man als Stürmer stehen soll, als sein Bewacher, wo eben ein Bewacher stehen soll.

„Sakko“ wäre einer für Salzburg

So kurios es auch klingt: Der Stürmer, der in der Amateurelf von Red Bull Salzburg ein so geringes Standing genoss, dass man ihn nach Grödig ziehen ließ, ist auch der Stürmer, der dem Gefüge der Bundesligamannschaft von Red Bull Salzburg aktuell mehr als nur gut tun würde. Durch die Verletzung des Brasilianers Alan und die technischen Unzulänglichkeiten von Neuverpflichtung Stefan Maierhofer wäre ein arbeitender Angreifer wie Ouedraogo für das oft ideenlose Mittelfeld der Salzburger Gold wert und würde auch Spieler wie Leonardo oder Jantscher an den Flügeln entlasten, zumal „Sakko“ es immer wieder schafft, vor allem falsch verteidigende (gegen den Spieler, statt gegen den Ball) Innenverteidigungen im Raum mehrere Meter auseinanderzureißen, was zu grundlegenden Stabilitätsproblemen in gegnerischen Viererabwehrketten führen kann.

Selbstbewusster Trimmel als Motor für Rapid

Dies sind Attribute, die speziell seit Saisonbeginn 2011/12 auch auf Rapid-Flügelspieler Christopher Trimmel zutreffen. Der läuferisch starke Burgenländer profitiert derzeit vor allem vom Laufspiel der Rapid-Angreifer Deni Alar und René Gartler, die das Spiel der Hütteldorfer offensiv etwas flexibler gestalten, als es noch vor etwa einem Monat war. Dadurch wird es Trimmel, ebenso wie seinem unbeständigeren Gegenüber Christopher Drazan auf der linken Seite ermöglicht, öfter nach innen zu ziehen, seine Position gezielt zu verlassen, um auch seine Gegenspieler zu einem gewissen Maß an Positionsuntreue zu zwingen. Früher (speziell unter Peter Pacult) war dies bei Rapid aus Mangel an antizipierenden, offensiven Anspielstationen nur (system-)bedingt möglich. Der Variantenreichtum, den die letztwöchigen Veränderungen mit sich brachten, könnte bei Rapid das sture Flügelspiel, bei dem etwa Trimmel oder Drazan an der Seitenlinie kleben, um in Eins-gegen-Eins-Duellen und oft zu ungenauen Flanken ihr Glück zu suchen, zurück in die Vergangenheit katapultieren.

Zuerst die Arbeit, dann die Selbstbelohnung

Rapid-Coach Peter Schöttel kommentierte Trimmels Vertragsverlängerung bis Juni 2014 mit einem Lob: Trimmel sei bisher sein beständigster Kaderspieler gewesen. Die Fans betrachten den 24-Jährigne mit gemischten Gefühlen, zumal der bescheidene, intelligente Trimmel ein Fußballer ist, der als technisch limitiert gilt und laut vielen Beobachtern nie richtig explodieren wird oder kann. Dafür würde das fußballerische Talent nicht ausreichen. Fakt ist aber auch, dass Trimmel in den letzten zwei Monaten stets in den gegnerischen Abwehrreihen umrührte, sich bis zum letzten Atemzug zerriss, sich daraufhin gegen Mattersburg und Kapfenberg auch mit Toren und Assists für seine harte Arbeit belohnte. Ähnlich wie Ouedraogo ist auch Trimmel ein unverkennbares Beispiel dafür, dass man auf Kosten von Blut und Schweiß in der österreichischen Bundesliga Fuß fassen kann und trotz vorverurteilender Unkenrufe von den Rängen sogar zu einer zentralen Figur in der eigenen Mannschaft heranreifen kann.

Auch Untalentierte legen Traumkarrieren hin

Die Möglichkeiten, die sich ein Fußballer durch konsequente, harte Arbeit schaffen kann, sind nahezu unbegrenzt. Was wiederum der fußballerische Autodidakt Stefan Maierhofer bewies, indem er sich binnen weniger Jahre, ausgehend von der niederösterreichischen Landesliga, Einsätze für den FC Bayern München und für die Wolverhampton Wanderers in der englischen Premier League erarbeitete. Ziele, die auch andere, vermeintlich hölzerne Fußballer mit wenig Talent erreichen können, wenn sie fokussiert arbeiten und sich nie mit dem zufrieden geben, was sie aktuell können und leisten…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert