Aliou Badji verlässt den SK Rapid und wechselt nach Ägypten. Was ohnehin bereits im Raum gestanden sein dürfte, wurde durch ein Vorkommnis vor wenigen... Kein einzelner Grund: Darum funktionierte Badji bei Rapid nicht!

Aliou Badji verlässt den SK Rapid und wechselt nach Ägypten. Was ohnehin bereits im Raum gestanden sein dürfte, wurde durch ein Vorkommnis vor wenigen Wochen noch verschärft.

„Trikot-Gate“ schlug recht hohe Wellen, auch wenn zahlreiche Beobachter den Trikotausrutscher Badjis mit dem Red-Bull-Salzburg-Trikot von Patson Daka relativierten und sich der Stürmer via Instagram bei den Fans entschuldigte. Die Vergangenheit zeigte aber, dass man nach einem derartigen Fauxpas oder einer „kontroversen“ Vorzeit bei den Fans des SK Rapid kein leichtes Standing hat – vor allem, wenn es ums Liebäugeln mit den größeren Rivalen geht. Frag nach bei Jürgen Kauz, Christoph Saurer oder Maximilian Entrup.

Mental „gefangen“

Angesichts dessen, dass Badji auch ohne seinen Trikot-Lapsus selbst massiv verkopft agierte und nie die Lockerheit wiederfand, die er in seinem ersten Halbjahr ansatzweise andeutete, war der Verkauf des Senegalesen unausweichlich. Dass sich mit dem ägyptischen Meister und Tabellenführer ein Klub fand, der zahlungswillig auf allen Ebenen war, ergibt eine Win-Win-Situation.

Kein Verlustgeschäft

Der vom Schweizer René Weiler trainierte Topklub aus Nordafrika soll kolportierte zwei Millionen Euro für den 22-Jährigen bezahlen und Badji mit einem Jahresgehalt von etwa 700.000 Euro ausstatten. Rapid muss dem Vernehmen nach noch 25% der Transfersumme an Badjis Ex-Klub Djurgarden abtreten, steigt aber damit praktisch mit der Kaufsumme aus dem Februar 2019 aus – etwaige Provisionen nicht einberechnet.

Durchwachsene absolute Statistik

Unterm Strich steht eine durchwachsene Statistik: In 34 Pflichtspielen traf Badji neunmal, bereitete drei weitere Tore vor. Auf Minuten umgerechnet wirkt die Statistik allerdings schon wieder besser: Da kommt Badji auf einen Treffer pro 220 Minuten bzw. einen Scorerpunkt pro 156 Minuten. Immer noch lange kein Top-Wert, aber zumindest einigermaßen passabel. Die offensichtlichen technischen Mängel und die Verkrampftheit und unnötige Härte, mit der er am Platz immer wieder auffiel, sind jedoch die Eindrücke, die sich in der Öffentlichkeit manifestierten.

Viele Torchancen

Badjis Ansätze im letztjährigen „Qualifikationsplayoff“ der Bundesliga waren vielversprechend. Auffällig war dabei vor allem, dass der Senegalese in einer nicht einmal ideal funktionierenden Rapid-Mannschaft zu zahlreichen Torschüssen und gefährlichen Strafraumaktionen kam. Würde er beginnen, seine Chancen reinzuhauen, wäre Badji ein Stürmer, der für gut 15 bis 20 Tore pro Saison gut wäre. Das war ein einhelliges Echo unter den Fans und auch Badji schraubte seine eigenen Ziele hoch und betonte, dass er sich 2019/20 mindestens 15 Tore erzielen wolle.

Badji profitierte nicht von Fountas‘ Stil

Geworden sind es nun drei. Alle drei Treffer – bei den klaren Siegen gegen die Austria, die Admira und den LASK – waren Draufgaben. Zweimal traf Badji in der Nachspielzeit, als sich Auflösungserscheinungen beim Gegner ergaben, gegen die Admira erzielte er das 4:0. Der als Turm bzw. Zielspieler geholte Badji erzielte zudem in der laufenden Saison kein einziges Kopfballtor, was wiederum zwei Sichtweisen zulässt. Einerseits, dass er nicht das tat, wofür er ursprünglich geholt wurde – andererseits aber auch, dass sich das Rapid-Spiel nicht in Badjis Richtung entwickelte. Das schnelle Kurzpassspiel und schnelle, flache Vorstöße in den Strafraum, waren speziell wegen Topscorer Taxiarchis Fountas, aber auch wegen seiner Hintermänner das probatere Mittel. Auch die Verpflichtung des in ebendiese Kerbe schlagenden Koya Kitagawa war kein Vorteil für Badji.

Falsche Entscheidungen verkrampften Badji

Mit seinen drei Saisontreffern liegt er innerhalb der statistisch-analytischen Erwartung: Badji kam im Herbst auf einen Expected Goal Wert von 3,39 (0,37 pro 90 Minuten). Gleichzeitig kam er auf durchschnittlich 5,53 Ballaktionen pro 90 Minuten innerhalb des Strafraums. Stellt man diese beiden Werte in Relation, so erkennt man, dass Badji schlichtweg die falschen Entscheidungen im Strafraum traf. Wie auch schon im Frühjahr bekam er ausreichend Bälle, brachte pro 90 Minuten auch 2,82 Schüsse in Richtung Tor, aber aus seinen Aktionen ergab sich zu selten Zwingendes. Er entwickelte sich im letzten Halbjahr einfach nicht zum Knipser, sondern brach mental ein.

Es kam vieles zusammen

Auch weil Badji noch jung ist, wäre zu erwarten gewesen, dass ihm eines Tages der Knopf aufgeht und seine Conversions im Strafraum besser werden könnten. Allerdings stagnierte er in seinem ersten und einzigen Jahr für Rapid und die Nebeneindrücke machten es dem sensiblen Westafrikaner nicht einfacher. Neben ausbleibendem regelmäßigem Torerfolg, blieben die Unmutsäußerungen des Publikums bei seinen häufigen technischen Fehlern sicher hängen. Zudem wurde der Konkurrenzkampf in Hütteldorf im Jahr 2019 doch deutlich höher, als er es aus Djurgarden gewöhnt war. Und dann war eben noch diese Trikot-Sache…

In Ägypten könnte Badji funktionieren

Bei Al Ahly kommt Badji in ein funktionierendes Team, aber auch in einen sehr großen Kader. Allerdings sind speziell die Flügelspieler des Meisters richtig gut drauf, während die beiden Mittelstürmer schwächeln. Routinier Marwan Mohsen stand beim Großklub von Beginn an in der Kritik, der marokkanische Teamspieler Walid Azzarou funktioniert seit gut 1 ½ Jahren überhaupt nicht mehr. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Badji in einer Mannschaft, in der er von extrem direkt spielenden Flügeln wie etwa Ramadan Sobhi gefüttert wird und zudem eine ihm vertrautere allgemeine Kultur herrscht, wieder richtig gut funktionieren könnte. Und auch für Rapid wäre dies wünschenswert, weil man im Falle eines Weiterverkaufs sogar noch einen kleinen Gewinn mit dem senegalesischen Stürmer schreiben könnte.

Hier sämtliche Leistungsdaten von Aliou Badji aus der laufenden Saison 2019/20 – Quelle: Wyscout S.p.a

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen