Ried-Manager Stefan Reiter stellte sich im Austrian Soccer Board, Österreichs größter Fußballcommunity, den Fragen der Ried-Fans. Dabei spricht Reiter über den neuen TV-Vertrag, aktuelle... Ried-Manager Stefan Reiter im Interview: „Ich hätte in den TV-Verhandlungen eine andere Strategie verfolgt“

Ried-Manager Stefan Reiter stellte sich im Austrian Soccer Board, Österreichs größter Fußballcommunity, den Fragen der Ried-Fans. Dabei spricht Reiter über den neuen TV-Vertrag, aktuelle Personalien und den hervorragenden Nachwuchs des oberösterreichischen Klubs. Außerdem lernen wir in diesem Interview, dass Stefan Reiter zu Weihnachten bescheiden bleiben würde, wenn er sich wünsche könnte, was er wollte…

 

raumplaner: Werden dem Trainerteam im Winter neue Spieler (vor allem in der Defensive!) zur Verfügung gestellt? Oder wird es Vertragsverpflichtungen erst im Sommer 2013 geben?

Stefan Reiter: Wenn es unsere wirtschaftliche Situation zulässt und wenn wir Spieler finden, die auch zu unserer Philosophie passen, dann stehe ich dem einen oder anderen Neuzugang im Winter sehr positiv gegenüber.

 

stickl: Wie schauts mit Vertragsverlängerungen von Hadzic und Meilinger aus?

Stefan Reiter: Hadzic hat von uns bereits ein gutes Angebot. Wir warten jetzt auf seine Antwort. Meilinger ist ein Leihspieler, deshalb wird es erst gegen Saisonende Gespräche mit seinem Heimverein Salzburg geben. Dass wir Reifeltshammer zu früh „gelobt“ haben, sehe ich nicht so. Er hat in der vergangenen Saison auf einem ausgesprochen hohen Niveau gespielt. Wenn man von diesem hohen Niveau ausgeht, dann sind seine Leistungen auch in dieser Saison mehr als respektabel.

 

themanwho: Wer wird der nächste Spieler aus dem eigenen Nachwuchs werden, dem du den Durchbruch zutraust? Ibrahimovic? Rensch? Kreuzer? Jemand anderer? Ist es mittelfristiges Ziel, dass die Ried Amateure den Aufstieg in die RLM schaffen, damit die Talente auf höherem Niveau spielen können?

Stefan Reiter: Wir haben viele Spieler in unserer Akademie und bei den Amateuren, die ein sehr hohes Potential haben. Ich will namentlich aber keinen hervorheben. Mittelfristig muss es für uns sicherlich ein Ziel sein, dass unsere Amateure in die Regionalliga aufsteigen.

 

Eläkeläiset: Bitte um Stellungnahme zum TV-Vertrag bzw. zu Rapids Plänen sich selbst zu vermarkten.

Stefan Reiter: Ich wäre mit einer anderen Strategie an die Sache herangegangen. Ich hätte mit den Pay-TV-Partnern einen Vertrag abgeschlossen und danach die Free-TV-Sender für die Zweitverwertungsrechte anbieten lassen.

 

gotty: Im Austrian Soccer Board werden zu Transferzeiten ja immer wieder Gerüchte gestreut und Namen ins Spiel gebracht. Dein Mitlesen vorausgesetzt: Sind darunter auch gelegentlich Anregungen, die du bereits aufgegriffen hast? Entweder konkret oder gedanklich? Bzw. anders gefragt: Ist es bereits zu einem Transfer gekommen, der ohne Anregung aus dem Forum (oder anderweitigen Fankreisen) wohl nicht erfolgt wäre?

Stefan Reiter: Communities und Foren wie das ASB finde ich sehr interessant. Bei den Transfers allerdings habe ich noch nie eine Anregung bekommen, auf die ich nicht davor selbst auch schon gekommen bin.

 

Burton: Wird man versuchen einen Leithammel zu verpflichten?

Stefan Reiter: Der Begriff „Leithammel“ ist für mich schwer zu definieren. Für mich ist es aber wünschenswert und auch möglich, dass sich Führungsspieler aus der eigenen Mannschaft entwickeln und herauskristallisieren.

 

pennywise: Wie geht ihr (Du und das Trainerteam) vor, wenn es darum geht, eine langfristige Strategie für den Kader zu entwickeln. In den letzten Jahren war es immer so, dass Spieler, die sich entwickeln, wie erwartet/gewünscht, oft schon nach der ersten vollen Saison den Verein wechseln. Ist unter diesen Umständen überhaupt eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Kaders möglich?

Stefan Reiter: Ja, es ist absolut möglich, eine Mannschaft auch dann weiterzuentwickeln, wenn von Zeit zu Zeit Spieler den Verein verlassen.

 

pennywise: Als Fan hat man da oft das Gefühl, dass die Spieler diesen Entwicklungsschritt oft überhasten und zu früh ins Ausland gehen. Auf der anderen Seite ist es auch nicht wirklich verständlich, warum man als 18-20jähriger nach einem Bundesligajahr nach Wien oder Salzburg wechselt, anstatt eine oder zwei Saisonen bei Ried dranzuhängen und dann mit genügend Spielpraxis (auch gegen stärkere Gegner) in eine stärkere Liga zu gehen. Hat man als kleiner Verein gegen den Einfluss der Spielervermittler überhaupt eine Chance?

Stefan Reiter: Ich bin überzeugt, dass ein Spieler zumindest 100 Bundesliga-Spiele bei einem Verein absolvieren sollte, bevor er zu einem anderen Verein wechselt. Der Einfluss der Spielervermittler bleibt gleich – unabhängig ob es sich um einen großen oder kleinen Verein handelt.

 

stickl: Wie wichtig ist für Sie, dass auf allen Positionen ein Konkurrenzkampf um den Platz in der Startelf herrscht? Wenn man sich zum Beispiel unsere Innenverteidigung ansieht, da haben ein Riegler und ein Reifeltshammer gegen die Austria je drei Tore schwer mitverschuldet, um müssen sich dann in der nächsten Woche im Training so gut wie keine Sorge machen, dass sie in der nächsten Woche nicht wieder in der Startelf stehen. Auch ein Gartler hatte z.B. seine schlechteste Phase nach dem Abgang von Guillem und vor der Genesung von Hammerer, als es auch niemanden gab, der Druck auf ihn machen konnte .Ich halte so etwas für sehr problematisch, wie sehen Sie das?

Stefan Reiter: Ich halte das für eine Charaktersache der Spieler, weshalb wir auf den Charakter der Spieler auch großen Wert legen. Ich bin mir sicher, dass wir nur Spieler in der Mannschaft haben, die auch ohne Konkurrenzkampf bestmögliche Leistungen bringen.

 

stickl: Wie zufrieden sind sie mit den Neuzugängen aus dem Sommer (Schicker, Reiter, Walch, Grössinger, Trauner, Gartler)?

Stefan Reiter: Wenn ich das Gesamte sehe, dann bin ich sehr zufrieden. Man muss aber immer auch die persönliche Situation des Spielers mit bedenken – woher kommt er, war er verletzte, wie viel Spielpraxis hat er? Ich denke, dass jeder Einzelne bisher einen sehr guten Schritt nach vorne gemacht hat.

 

stickl: Rechnen Sie noch einmal mit Ivan Carril in der Rieder Mannschaft, oder hat man schon damit abgeschlossen, dass sein Vertrag im Sommer sowieso auslaufen wird?

Stefan Reiter: Aktuell kann ich über den Stand seiner Therapie nicht Konkretes sagen. Ich hoffe aber nach wie vor, dass er wieder fit wird und wir ihn im Frühjahr wieder einsetzen können.

 

supporter nord: Wie lange ist angedacht, dass Oliver Glasner in Salzburg ausgebildet wird, ehe er nach Ried zurückkehrt? 😉

Stefan Reiter: Für einen ehemaligen Spieler mit so großen Verdiensten wie Oliver Glasner, der ja auch die A-Trainer-Lizenz hat, wird bei der SV Ried immer die Tür offen stehen.

 

Wikinger06: Wurden Sie von Rapid bzgl des Postens als Sportdirektor kontaktiert?

Stefan Reiter: Ein Sportdirektor-Posten bei einem international angesehenen Verein ist immer reizvoll. Allerdings bin ich mit meiner Tätigkeit in Ried sehr zufrieden und deshalb plane ich keinen Wechsel.

 

Taffspeed: In der Bundesliga gibt es verschiedene Denk- und Lenkgruppen, in welchen Gruppen bist du?

Stefan Reiter: Ich bin Mitglied der ÖFB-Sportkommission, sitze in verschiedenen Ausschüssen der Bundesliga wie der AG Termine, der AG Cup oder der AG Bestimmungen und bin natürlich bei den Klubkonferenzen aller Bundesliga-Klubs mit dabei.

 

Taffspeed: Peter Vogl hat folgende Aussage gemacht (vor einigen Wochen in der Brauerei Ried, bei der Veranstaltung warst auch du dabei): „Zur finanziellen Verwertung der „bewegten Bilder“ steht in der heimischen Bundesliga ein neues Ausschreibungsbündel an, es werde dazu in nächster Zeit ein Rauschen im Blätterwald geben.“ Ich habe kein Rauschen im Blätterwald vernommen, kommt das noch? Was genau könnte Peter Vogl damals gemeint haben?

Stefan Reiter: Leider hat die Ausschreibung der TV-Rechte nicht das gebracht, was Peter Vogl mit dem „Rauschen im Blätterwald“ prophezeite.

 

Taffspeed: Bevor Marcel Koller Nationalteamtrainer wurde, war er zwei Jahre nicht als Trainer tätig, hätte sich die SV Ried einen Koller leisten können (vorausgesetzt wir hätten damals einen Trainer gebraucht und der ÖFB hätte nie bei Koller angerufen)? Oder spielt so ein Trainer finanziell in einer höheren Liga?

Stefan Reiter: Einen Trainer wie Marcel Koller, der sehr erfolgreich in Österreich arbeitet, würden wir uns in Ried wirtschaftlich nicht leisten können.

 

Taffspeed: Das Christkind erfüllt dir/der SVR drei wünsche, Geld spielt keine Rolle, alle drei Wünsche müssen theoretisch realisierbar sein (ein Transfer von Messi usw. ist es nicht!!) – Es muss ein Wunsch dabei sein, der kurzfristig dem Verein hilft und ein anderer Wunsch muss langfristig helfen. Es dürfen keine Wünsche sein die sowieso in nächster Zeit umgesetzt werden (z.B. Rasenheizung). Was wünscht du dir?

Stefan Reiter: 1. Die Änderung des Liga-Formats (16 Vereine!), 2. Mehr Anerkennung für die Nachwuchsarbeit der SV Ried, 3. Dass uns alle unsere Freunde und Partner nicht nur in sonnigen Zeiten sondern auch wenn es regnet die Treue halten.

 

Taffspeed: Wie zufrieden bist du mit dem neuen TV-Vertrag?

Stefan Reiter: Obwohl ich grundsätzlich bei den TV-Rechten eine andere Strategie verfolgt hätte, ist der TV-Vertrag für Ried in Ordnung. Aber es wird für uns aus dem neuen Vertrag nicht wesentlich mehr Geld zu lukrieren sein.

 

obi: Wie beurteilst du die Regelung, dass 40% der Mehreinnahmen aufgrund des Zuseherzuspruchs verteilt werden? Wie sieht diese Regelung im Detail aus (verkaufte Karten oder tatsächliche Besucherzahl im Stadion, wird die Stadionauslastung als Wert herangezogen, …). Falls verkaufte oder tatsächliche Besucherzahlen herangezogen werden, werden Vereine mit geringerer Kapazität doch klar benachteiligt. Nach welchem Verteilungsschlüssel werden die 60% der Mehreinnahmen aufgrund der Tabellenplatzierungen der letzten vier Jahre aufgeteilt?

Stefan Reiter: Die Regelungen zu den Mehreinnahmen aus dem neuen TV-Vertrag müssen im Detail erst ausverhandelt werden.

 

supporter nord: Einige Projekte (VIP-Club-Erweiterung,..) sind ja bereits fertig gestellt. Im SVR-Inside konnte man auch lesen, was noch so alles geplant ist (Flutlichanlage, Rasenheizung, Fanzone,…). Welches Projekt ist als nächstes an der Reihe?

Stefan Reiter: Voraussichtlich kommt es schon im Frühjahr zu einer Erweiterung des Akademie-Gebäudes, einer Verbesserung der Trainingssituation der Kampfmannschaft und zum Einbau der Rasenheizung. In den nächsten zwei, drei Jahren sind der Ausbau des Flutlichts, die Erweiterung der Fanzone und Verbesserungen rund um das Stadion geplant. Eine zweite Vidiwall ist zurzeit nicht eingeplant. Ich kann mich mit den neuen Sesseln im Stadion sehr wohl anfreunden, allerdings war es bei den letzten Spielen so kalt, dass ich einen Stehplatz bevorzugt habe.

 

Wir bedanken uns bei Stefan Reiter für das Interview!

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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