Die Herbstsaison 2014/2015 in der tipico Bundesliga ist beendet. In dieser Serie nimmt abseits.at den bisherigen Saisonverlauf, die Taktik, die wichtigsten Team- und Spielerstatistiken... Taktische Umstellung bringt Umschwung – Das war die Herbstsaison der SV Ried

SV Ried - Wappen mit FarbenDie Herbstsaison 2014/2015 in der tipico Bundesliga ist beendet. In dieser Serie nimmt abseits.at den bisherigen Saisonverlauf, die Taktik, die wichtigsten Team- und Spielerstatistiken und die besten Akteure der zehn österreichischen Bundesligaklubs unter die Lupe. In diesem Artikel sehen wir uns die SV Ried an.

Bisheriger Saisonverlauf

Die SV Ried galt in den letzten Jahren aufgrund ihres guten Wirtschaften und ihrer taktischer Innovation immer wieder als erster Herausforderer der vier Großklubs aus Salzburg, Wien und Graz. Mittlerweile haben andere „Kleine“ die Strategie der Innviertler aber übernommen und dementsprechend konnte man sich von diesen im Herbst auch nicht absetzen. Schlimmer noch, die Rieder steckten zweitweise sogar im Tabellenkeller fest. Zwar startete man mit einem 3:1-Sieg gegen Wiener Neustadt in die Saison, danach folgten jedoch eine Tiefphase.

Nach den ersten 13 Spielen hatten die Oberösterreicher nur zwei Siege am Konto – beide gegen die Nachzügler aus Wiener Neustadt. Gegen Ende des Herbstes gehörten sie jedoch zu formstärksten Teams der Liga – in den letzten sechs Partien holte kein Team mehr Punkte – und kletterten in der Tabelle wieder nach oben. Nach dem abschließenden 6:0-Sieg gegen den SC Wiener Neustadt haben sie nun bereits einen Acht-Punkte-Abstand auf die Niederösterreicher. Auf Platz zwei sind es hingegen nur sieben Zähler.

Taktik und Spielweise

Der Umschwung der Rieder ist vor allem auf eine taktische Umstellung von Coach Oliver Glasner zurückzuführen. Der 40-Jährige, der davor bei Red Bull Salzburg Co-Trainer war, wollte bei seinem Heimatverein zunächst die gleiche Spielweise wie bei den Mozartstädtern implementieren. Sein Team hatte aber merkbare Probleme in der Umsetzung, besonders in der Entscheidungsfindung. So wurde beispielsweise oft zu kopflos auf den Ball geschoben und auf die Rückendeckung vergessen, sodass man mit ein, zwei simplen, teilweise sogar unpräzisen Pässen ausgespielt wurde.

In der 14. Runde gegen den WAC stellte Glasner dann auf eine 3-4-3-Grundformation um und die SV Ried entwickelte sich zu einer der interessantesten Mannschaften in der Bundesliga. Die drei Verteidiger agieren sehr vertikal und im Zentrum gibt es eine interessante Staffelung zwischen einem weiträumig absichernden Sechser und einem pendelnden Achter, der viele Kreativaufgaben übernimmt. Das Pressing wird zudem mittlerweile nicht mehr ganz vorne angesetzt, sondern es wird auf ein Mittelfeldpressing gesetzt, bei dem die drei Angreifer oft rückwärtspressen.

Teamstatistiken

Das Statistikprofil der SV Ried ist sehr unausgeglichen; in manchen Kategorien sind sie ganz vorne dabei, in anderen hinken sie weit hinterher. Andererseits spiegeln sich die taktischen Beobachtungen wieder. Das Umschaltspiel der Rieder ist nach wie vor sehr gut, denn kein Team braucht weniger Pässe um zum Abschluss zu kommen. Jedoch gibt es arge Probleme in der Ausbeute. Nur zwei Teams haben weniger Tore geschossen als die Innviertler.

Die Abschlussfrequenz ist mit elf Schüssen pro Spiel durchschnittlich, die Chancenauswertung (12,4%) hingegen ausbaufähig. Zwar liegt man damit ligaweit noch immer auf Platz fünf, der Abstand zu Spitze (Salzburg 19,7; Grödig 16,3; WAC 16,1) ist aber durchaus groß. Ähnliches gilt für das Kombinationsspiel, wo die hohe Zahl an langen Bällen ein Grund für die ligaweit schlechte Passquote (60,4%) ist. Im Spiel gegen den Ball haben die Rieder dafür gute Werte: nur zwei Teams erobern den Ball schneller und kein anderes Team verzeichnete mehr klärende Aktionen (656).

Spielerstatistiken

In diesem Abschnitt sehen wir uns die wichtigsten Spielerstatistiken, aufgeschlüsselt nach Positionen und normiert auf eine Einsatzzeit von 90 Minuten, an. Voraussetzung ist, dass ein Spieler mindestens 500 Minuten spielte.

Beste Zweikampfquote (Abwehr): Bernhard Janeczek (63,5%)

Meiste Balleroberungen (Abwehr): Stefan Lainer (7,2)

Meiste klärende Aktionen (Abwehr): Bernhard Janeczek (8,8)

Meiste Pässe (Mittelfeld): Denis Streker (38,4)

Beste Passquote (Mittelfeld): Gernot Trauner (70,7%)

Meiste Torschussbeteiligungen (Mittelfeld): Patrick Möschl (4,1)

Meiste Balleroberungen (Mittelfeld): Gernot Trauner (7,1)

Meiste Pässe (Angriff): Denis Thomalla (28,8)

Meiste Torschüsse (Angriff): Julius Perstaller (2,6)

Beste Chancenverwertung (Angriff): Julius Perstaller (26,7%)

Die Topspieler

Marcel Ziegl – Trotz seiner erst 22 Jahre gehört er seit Jahren zu den wichtigsten Spieler im Team. Ziegl ist zwar auf den ersten Blick ein sehr unscheinbarer Spielertyp, sorgt aber mit seiner hohen taktischen Intelligenz für viel Stabilität. So holte Ried mit ihm mehr als doppelt so viele Punkte pro Spiel (1,50), als wenn er fehlte (0,71).

Gernot Trauner – Auch er entwickelt sich zusehends zu einer tragenden Säule auf der Zentralachse. Zunächst spielte noch im defensiven Mittelfeld, seit der Umstellung auf ein 3-4-3 aber als Innenverteidiger. Dort bestach er vor allem durch ein gutes Antizipationsspiel und Timing im Herausrücken.

Stefan Lainer – Der Aufsteiger der ersten 19 Runden. Der Neuzugang aus Liefering spielte sich von Beginn an auf der rechten Abwehrseite fest und wurde mit Fortdauer der Herbstsaison immer stärker. Auch er profitierte von der Systemumstellung, hat nun mehr Freiheiten nach vorne. Lainer besticht einerseits durch eine hohe Athletik, andererseits durch seine gute Entscheidungsfindung in der Offensive.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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