Als Kapitän sollte Tomas Simkovic die vor der Saison als Fixabsteiger abgestempelte Mannschaft vom SC Wiener Neustadt vor dem Gang in die zweite Liga... Tomas Simkovic: Verlässt der Kapitän sein Schiff?

Als Kapitän sollte Tomas Simkovic die vor der Saison als Fixabsteiger abgestempelte Mannschaft vom SC Wiener Neustadt vor dem Gang in die zweite Liga bewahren. Nach den 19 Partien der Hinrunde rangiert sein Verein mit 12 Punkten Vorsprung auf den Letzten Kapfenberg auf Platz 8 – vom Abstieg spricht in Niederösterreich niemand mehr, dafür über den Leader: Tomas Simkovic wünscht sich im Sommer eine Luftveränderung.

Übertroffene Erwartungen

Als zu Beginn der Saison die Trainer, Experten und Journalisten Österreichs zum Saisonverlauf und deren Ausgang ihre Meinung abgeben sollten, hatte ein Team ein Abo auf den Platz des Fixabsteigers. Nach dem Rückzug von Frank Stronach und dem Abgang einiger Leistungsträger (Fornezzi, Kostal, Burgstaller, Thonhofer) wurde der von Stronach einst als visionäres „Tiger-Team“ bezeichneten Mannschaft komplette Chancenlosigkeit und kollektives Versagen prognostiziert. Doch Totgesagte leben länger – der SC Wiener Neustadt erbrachte einmal mehr den Beweis dafür. Peter Stöger formte ein Team, das vorwiegend aus jungen, hungrigen Talenten (Schnitt: 24,6 Jahre) besteht, die sich ihre ersten Sporen verdienen und sich für größere Klubs interessant machen möchten. Komplettiert wird der „Kindergarten“ vom einen oder anderen Routinier. Neben Günther Friesenbichler, Daniel Wolf oder Michael Madl erfüllt auch Mittelfeldmotor Tomas Simkovic eine Schlüsselrolle unter Peter Stöger. Der in Bratislava geborene Linksfuß übernahm die Verantwortung und wuchs schnell in die Rolle des Anführers hinein: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir sicher nicht der Fixabsteiger sind. So ist es dann auch gekommen.“ Nach 19 Runden steht der SC Wiener Neustadt also mit 22 Punkten nicht nur mit einer fast ausgeglichenen Bilanz (5 Siege, je 7 Unentschieden und Niederlagen) da, sondern spielte sich auch bereits einen komfortablen 12-Punkte-Polster auf das Schlusslicht aus Kapfenberg heraus. Dabei präsentierten sich die Mannen aus Wiener Neustadt als Minimalisten. Mit 27 Gegentoren bekam man weniger Tore als die Spitzenteams Austria, Sturm oder Admira, Grund zum Jubeln gab es allerdings auch nur 17 Mal. Nur Kapfenberg schoss noch weniger Tore als der Wiener Neustadt. Umso höher sind die Zahlen von Tomas Simkovic einzuschätzen. Vier Treffer erzielte Simkovic selbst, drei weitere bereitete er vor. Somit war der ehemalige Nachwuchsnationalspieler an 41% aller Tore seiner Mannschaft beteiligt.

Ein Schlüsselspieler blüht auf

Darunter befanden sich auch einige sehr wichtige Treffer. Beispiel gefällig? Mit seinem Tor beim Auswärtsspiel gegen Mattersburg in Runde 1 sicherte Simkovic die drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, beim 2:2 gegen die Austria brachte er seinen Klub früh in Führung, was der Mannschaft in die Karten spielte – und ihr damit zu einem Punkt in Favoriten verhalf. In Graz zerlegte der Absolvent der Frank-Stronach-Akademie den SK Sturm mit einem Tor und einer Vorlage quasi im Alleingang, im Rückspiel gegen Mattersburg gewann die Truppe von Peter Stöger mit 1:0 – Torschütze? Natürlich der Kapitän höchstpersönlich. Kein anderer Spieler der Wiener Neustädter durfte bisher öfter jubeln als Simkovic – und das, obwohl er nicht nur für das kreative Element im Mittelfeld zuständig ist, sondern auch defensive Aufgaben zu verrichten hat. Behält der 24-Jährige seinen Scorerschnitt auch in der Rückrunde bei, übertrifft er seine eigene Bestmarke aus der Vorsaison, in der ihm sechs Tore und fünf Assists gelangen. Er selbst möchte sogar noch höher hinaus: „Mein Ziel sind am Ende der Saison 15 Scorerpunkte!“ Doch so wichtig Simkovic für Wiener Neustadts Erfolg auch sein mag – im nächsten Jahr wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein neuer Kapitän das Team anführen müssen.

Gefragt: Ein kühler Kopf in der heißen Transferphase

Denn die guten Leistungen blieben nicht unbemerkt. Sowohl die Wiener Austria, als auch Sturm Graz sollen Simkovic in den  letzten Monaten vermehrt auf die Beine gesehen haben. Die Violetten haben bereits jetzt, nach dem Abgang von Nacer Barazite zum AS Monaco, Handlungsbedarf in der Offensive, nun kam zudem mit Zlatko Junuzovic ein weiterer Edeltechniker im violetten Mittelfeld abhanden. Sturm sucht nun bereits seit mehr als einem Jahr einen geeigneten Nachfolger für den alternden Samir Muratovic in der offensiven Zentrale – und könnte in Wr. Neustadt fündig werden. Doch Simkovic weiß, was er wert ist: „Man hat mir einen neuen, fairen Vertrag vorgelegt. Aber man muss abwarten, was passiert.“ Sprachs, in der Gewissheit, dass im Sommer einiges passieren kann. Dann gilt es, in der sprichwörtlich heißen Transferphase während der Sommerpause kühlen Kopf zu bewahren.

Kehrt der verlorene Sohn heim?

Eine Rückkehr zur Wiener Austria hätte aber schon etwas von Hollywood. Simkovic, der jahrelang bei der Austria und in der Akademie von Frank Stronach in Hollabrunn ausgebildet wurde, wollte sich in jungen Jahren über die Amateure hinauf in die Kampfmannschaft arbeiten. Doch zu dieser Zeit wurde nicht wie versprochen auf Talente aus der Jugend gesetzt, sondern Legionäre am laufenden Band verpflichtet. So sah Simkovic vier Jahre lang kein Land bei den Violetten, ließ sich kurzerhand nach Schwanenstadt verleihen, um schlussendlich in Wiener Neustadt anzuheuern. Dort entwickelte sich der Spielmacher aber vom Talent zum gestandenen Bundesliga-Profi. Auch die Veilchen haben seitdem eine lange Entwicklung hinter sich. Mittlerweile ist man sich in Favoriten dem Wert junger Österreicher durchaus bewusst. Bereits im vergangenen Sommer gab es Gespräche über einen Wechsel nach Wien, der Deal scheiterte schlussendlich aber an der Ablösesumme. Da kommt der auslaufende Vertrag im Sommer 2012 gerade recht. Auch Austria-Manager Thomas Parits gab bereits zu, dass Simkovic durchaus ein interessanter Mann sei. Für den 24-Jährigen selbst scheint ein Wechsel jedenfalls eine tolle Sache zu sein: „Ich will mich weiterentwickeln, bei der Austria ginge das wahrscheinlich sehr gut.“ Na dann – gute Heimreise!

Archimedes, www.abseits.at

Archimedes

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