In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 29. Runde der tipp3-Bundesliga | Royer, Suttner, Sabitzer

Daniel Royer - FK Austria WienIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 29. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Daniel Royer, Markus Suttner (beide Austria Wien) und Marcel Sabitzer (Rapid Wien) unter die Lupe.

FK Austria Wien – Red Bull Salzburg 1:0, Daniel Royer (16. Minute)

Der Wiener Austria ist es am Mittwoch gelungen, das scheinbar unschlagbare Red Bull Salzburg zu besiegen. Nachdem die Bullen zuletzt zwölfmal hintereinander drei Punkte einfuhren, mussten sie sich als frischgebackener Meister in der Generali Arena mit 3:0 geschlagen geben. Besonders Herbert Gagers Formationsumstellung wurde dabei gelobt. Beim ersten Tor bespielte man damit einen Schwachpunkt der Salzburger.

Ein Merkmal und wichtiger Punkt des Salzburger Pressing ist die extrem hohe horizontale Kompaktheit. Man erkennt das im obigen Bild am weit eingerückten linken Mittelfeldspieler Valentino Lazaro (weiß). Durch dieses starke ballseitige Verschieben reißt man allerdings am passiven Flügel große Räume auf. In hohen Zonen bzw. im Angriffspressing ist dies naturgemäß weniger problematisch als in dieser Szene. Man würde sich diagonal nach hinten fallen lassen und würde so wieder kompakt hinter dem Ball stehen.

Hier ist dies jedoch kaum möglich, da man sich schon nahe am eigenen Strafraum befindet. Die Austria spielt diesen Vorteil in der Folge gut aus. Markus Suttner (rot) zeigt an, dass er in den freien Raum angespielt werden will. Daniel Royer (gelb) vergrößert dabei den Raum zusätzlich indem er sich nach vorne orientiert und Red Bulls Rechtsverteidiger bindet.

Die Salzburger verschieben, wie man in diesem Bild sieht, schnell und erzeugen durch den zurückfallenden Stürmer zusätzliche vertikale Kompaktheit in Form eines 4-2-3. Allerdings sind die horizontalen Abstände teilweise noch zu groß. So stehen die beiden Sechser und der zurückfallende Stürmer noch zu weit weg von James Holland (schwarz). Das erlaubt es Suttner, der von Lazaro hier bereits stark unter Druck gesetzt wird, den Australier anzuspielen.

Hier sieht man, dass das 4-2-3 der Salzburger mittlerweile kompakter ist. Deshalb sieht sich Holland nach Zuspiel sofort einem Gegenspieler gegenüber. In diesem Moment gibt es für den Ballführenden keine Anspielstation nach vorne. Holland versucht daher ein Dribbling. Das Risiko dabei ist durchaus groß, denn hinter ihm gibt es nur mehr die drei, im allgemeinen langsamen Innenverteidiger als Absicherung. Holland behauptet aber den Ball und findet die nachstehende Szene vor.

Der Druck der Gegenspieler ist mittlerweile extrem groß, allerdings wurde dadurch auch der breit stehende Alexander Gorgon (blau) frei. Dass dieser so viel Platz vorfindet, liegt auch am mit aufrückenden Fabian Koch (grün). Der Rechtsverteidiger bindet durch sein Einrücken nämlich den linken Außenverteidiger der Salzburger. Gorgon spielt anschließend den Ball in die Mitte, wo Royer im zweiten Versuch einnetzt.

FK Austria Wien – Red Bull Salzburg 2:0, Markus Suttner (27. Minute)

Ein weiteres Problem der Salzburger waren die nicht immer perfekt abgestimmten Bewegungen der Sechser. Aufgrund dessen, dass Valon Berisha und Stefan Hierländer bisher selten in dieser Konstellation zusammen auf dem Platz standen, ist dies auch nachvollziehbar. Beim 2:0 erkannte man die Wichtigkeit der Doppelsechs im Salzburger Spiel besonders gut.

Hier sieht man bei Salzburg wieder die Konsequenz des starken ballseitigen Verschiebens. Über eine Verlagerung wird Suttner (gelb) wieder freigespielt. Man beachte die Positionen der beiden Sechser, Berisha (grün) und Hierländer (weiß). Sie stehen weit auseinander und zudem auch weit weg vom Ball. Dadurch können sie, sollte ein Mitspieler auf den Ball herausrücken, das dadurch entstehende Loch nicht ausfüllen. In dieser Szene passiert genau das. Florian Klein (rot) rückt nämlich, im Gegensatz zum ersten Tor, auf Suttner heraus.

Der FAK-Linksverteidiger spielt einen Doppelpass mit dem nach außen driftenden Royer (blau) und sprintet anschließend in die Tiefe. Royers Ausweichen zieht Andre Ramalho (schwarz) mit, während der zweite Innenverteidiger im Zentrum gebunden wird. Auch hier seien nochmal die Positionen der beiden Red Bull-Sechser herausgestrichen. Sie befinden sich zu weit im Zentrum, wodurch die nötige Rückendeckung für die attackierenden Mitspieler fehlt. Dadurch hat Suttner frei Bahn und erzielt per Flachschuss sein zweites Saisontor.

SC Wiener Neustadt – SK Rapid Wien 0:1, Marcel Sabitzer (17. Minute)

Im Kampf um die Europacupplätze machten die beiden Wiener Vereine am Mittwoch einen entscheidenden Schritt. Neben der Austria gewann nämlich auch der SK Rapid sein Auswärtsspiel beim SC Wiener Neustadt und der SV Grödig schlitterte in ein 0:6-Heimdebakel gegen Sturm Graz. Richtungsweisend für den grünweißen Erfolg war dabei der frühe Führungstreffer von Marcel Sabitzer, den wir uns zum Abschluss ansehen wollen.

Ein Merkmal im Offensivspiel von Rapid ist die hohe Fluidität wenn Terrence Boyd nicht als Solospitze agiert. In Wiener Neustadt kam diese Rolle Sabitzer (gelb) zu. Hier sieht man, dass er äußerst tief steht, während Lukas Grozurek (weiß) – nominell als linker Flügelspieler aufgestellt – das Angriffszentrum besetzt. In der Folge sieht man sehr ähnliche Abläufe zum zuvor analysierten Austria-Tor.

Wiener Neustadt hat zwar eine hohe Präsenz um den Ball herum, allerdings stehen die Niederösterreicher zu weit weg vom Mann, weshalb der Zugriff fehlt. Christopher Trimmel (schwarz) weicht auf die Seite aus und öffnet damit den Weg zum Tor für  Michael Schimpelsberger (blau). Dieser vorderläuft und legt anschließend auf Sabitzer zurück. Dass der Torschütze dabei ungedeckt ist, liegt am hohen Ballfokus der Gastgeber.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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