In dieser Serie widmen wir uns ehemaligen Fußballturnieren, die es aus verschiedensten Gründen heute nicht mehr gibt. In Folge 2 geht es um den... Football history – vergessene Turniere (Teil 2)

In dieser Serie widmen wir uns ehemaligen Fußballturnieren, die es aus verschiedensten Gründen heute nicht mehr gibt. In Folge 2 geht es um den „Europapokal der Nationalmannschaften“, der von 1927 bis 1960 insgesamt sechsmal ausgetragen wurde. Auch Österreich konnte sich in die Siegerliste des Bewerbs eintragen. Dieses Turnier gilt als Vorläufer der später eingeführten Fußball-Europameisterschaft.

Wie alles begann

In den 1920er Jahren war man in Kontinentaleuropa bemüht den Fußball mehr und mehr zu professionalisieren. Mitte der 20er-Jahre installierten einige Länder wie Österreich, Ungarn und Jugoslawien einen professionellen Meisterschaftsbetrieb. Dies war aber nur ein erster Schritt. Einige – vor allem mitteleuropäische – Fußball-Verbände wollten regelmäßige internationale Pflichtspiele zwischen den Vereins- und auch Nationalmannschaften.

Verhandlungen mit der FIFA über eine Einführung einer Europameisterschaft waren nicht von Erfolg gekrönt. Und so schufen die Verbände von Österreich, Ungarn, Italien und der Tschechoslowakei 1927 bei einem Zusammentreffen in Venedig unter anderem den „Europapokal der Nationalmannschaften“. Einer der Hauptakteure bei der Schaffung des Turniers war der österreichische Funktionär Hugo Meisl, der spätere Trainer des legendären „Wunderteams“.

Der Modus

Zu den vier oben genannten Gründungsländern kam die Schweiz als fünfter Teilnehmer hinzu. Das Teilnehmerfeld des Turniers umfasste somit die wohl stärksten Nationalmannschaften Kontinentaleuropas zu dieser Zeit. Erst bei der sechsten Ausgabe des Turniers gab es mit Jugoslawien einen weiteren Teilnehmer.

Der Europapokal der Nationalmannschaften wurde so konzipiert, dass die Austragung mehre Jahre dauerte. Gespielt wurde in einem Meisterschaftsmodus. Gegen jedes Team traf man einmal zuhause und einmal auswärts an. So hatte jede Nationalmannschaft in gewisser Regelmäßigkeit nun ihre gewünschten Pflichtspiel-Auftritte.

Die ersten Austragungen

Der erste Bewerb wurde von 1927 bis 1930 ausgetragen. Die hohen Zuschauerzahlen zeugten von einer großen Beliebtheit des Wettbewerbs. Italien sicherte sich mit einem 5:0-Sieg im letzten Spiel gegen Ungarn den Titel und verwies Österreich somit auf den zweiten Platz.

Das nächste Turnier fand von 1931 bis 1932 statt und brachte das österreichische Wunderteam rund um Kapitän Matthias Sindelar hervor, das sich auch den ersten Platz holte. Herausragend dabei war ein 8:1-Sieg gegen die Schweiz in Basel. Bei der folgenden Auflage des Turniers (1933 bis 1935) sicherten sich zum bereits zweiten Mal die Italiener den Titel.

Abbruch durch den „Anschluss“ und Wiedereinführung 1948

Die vierte Ausgabe startete 1936. Diese musste aber 1938 durch den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich abgebrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt war das Turnier noch nicht fertig gespielt. Der damalige Tabellenführer Ungarn bekam den Titel durch den Abbruch nicht zugesprochen.

Nach dem 2. Weltkrieg war man bemüht den Bewerb wieder bald zu starten. Die fünfte Auflage wurde von 1948 bis 1953 ausgespielt. Sieger wurde erstmals die Mannschaft von Ungarn um ihren Starspieler Ferenc Puskás, welcher mit zehn Toren auch überlegener Torschützenkönig des Turniers wurde. Diese Mannschaft ging als „Goldene Elf“ in die ungarische Fußballgeschichte ein.

Letzte Austragung und Ablösung

Zum sechsten und letztem Mal fand das Turnier von 1954 bis 1960 statt. Diesmal wurde der Bewerb schon unter Aufsicht der 1954 gegründeten UEFA ausgetragen. Erstmals nahmen sechs Mannschaften teil, denn Jugoslawien war neu dazugekommen. Nach zehn Spielrunden stand erstmals die Tschechoslowakei als Sieger fest. Auf den Plätzen folgten Ungarn und Österreich.

Mit Einführung der Europameisterschaft 1960 durch die UEFA, wurde der alte Bewerb abgelöst. Dieses neue Turnier sollte nun regelmäßig alle vier Jahre stattfinden und durch eine Qualifikation allen europäischen Nationalmannschaften die Möglichkeit einer Teilnahme schaffen.

fußboller, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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