Obwohl der aktuell Tabellenzweite aus Linz zuhause „nur“ ein Unentschieden gegen Hartberg erreichte und dabei drei Gegentreffer hinnehmen musste, war es von den Athletikern... LASK kontrolliert, Hartberg kontert perfekt: Packendes 3:3 in Pasching

Obwohl der aktuell Tabellenzweite aus Linz zuhause „nur“ ein Unentschieden gegen Hartberg erreichte und dabei drei Gegentreffer hinnehmen musste, war es von den Athletikern von der Spielanlage und vom Spielrhythmus her ein gutes Bundesligaspiel. Diesen Eindruck untermauern auch ein Stück weit die nackten Zahlen. Trauner und Co. hatten nach den ersten 45 Minuten 60 % Ballbesitz, dabei ein Torschussverhältnis von 10:2. In Toren stand es nach der ersten Halbzeit aber trotzdem 2:2, was vor allem an der perfekten Effizienz der Hartberger lag.

Die Mannschaft von Oliver Glasner hat aber gegen Hartberg über die kompletten 90 Minuten gezeigt, dass sie mittlerweile auch in den Spielphasen bei eigenem Aufbau und Ballbesitz eine gute Grundstruktur gefunden hat, die sie mit passenden Bewegungsabläufen (z.B. bei Ballbesitz am Flügel oder bei Aktionen im Angriffsdrittel) und einem druckvollen Passspiel gut bespielen kann. Sozusagen als „logische“ Weiterentwicklung zum bereits fest verankerten Pressing und Gegenpressing, über das sich die Linzer lange Zeit fast ausschließlich definiert hatten.

Glasner griff auch gegen Hartberg auf die gewohnte 3-4-3 / 5-2-3 Ordnung mit dem eingespielten Stammpersonal zurück. Im Sturmzentrum bekam der formstarke Dominik Frieser neben Thomas Goiginger und Joao Victor die Chance, seine Abschlussqualitäten unter Beweis stellen zu können.

Die Spielphasen bei eigenem Ballbesitz des LASK kamen auch deshalb verstärkt zum Tragen, weil Markus Schopp sich mit seiner Mannschaft zunächst auf eine kompakte Defensive fokussierte. Schopp formierte seine Mannschaft im Spiel gegen den Ball in einer 4-4-1-1 Grundordnung, welche sich bis auf wenige Ausnahmen in einem tiefen Mittelfeldpressing positionierte. Der Hintergedanke war dabei natürlich klar: Durch die tiefe und abwartende Grundpositionierung wollte man den Raum um den eigenen Strafraum herum massiv verdichten, um dadurch die Linzer zum Aufrücken zu provozieren und dann bei passenden Ballgewinnen mittels vertikalem Passspiel blitzschnell auf die aufrückenden Flügelspieler Flecker und Ilic bzw. auf Zielspieler Schubert zu kontern, was in drei Situationen auch eindrucksvoll gelang.

Trotzdem war die defensive Stabilität auf Seiten der Hartberger nicht so gegeben, wie das auf dem Papier vielleicht klingen mag. Das lag zu einem großen Teil auch an der guten Raumaufteilung des LASK in seiner 3-4-3 Aufbauorganisation, mittels derer die Athletiker die zwei Ketten der Hartberger gut bespielen und aufbrechen konnten und so einige Male gefährlich ins dritte Drittel und hinter die Abwehrkette der Oststeirer kommen konnten.

Durch diese Raumbesetzung hatten die Linzer vor allem Entscheidungsvorteile beim jeweils ballführenden Akteur, der meist zwei bis drei stabile Anspieloptionen hatte bzw. das Spiel im Regelfall über einen Rückpass (zu den drei Innenverteidigern oder zum Torhüter) auflösen und neu aufbauen konnte. Wie so oft war das Abwehrverhalten der Außenspieler im Mittelfeld ein entscheidender Faktor für die Stabilität des gesamten Mannschaftsverbundes. Flecker und Ilic orientierten sich nämlich bei geordnetem Spielaufbau des LASK aus deren Dreierkette heraus an den beiden Flügelverteidigern Ranftl und Ullmann und wurden dabei bereits sehr früh weit nach hinten auf den Flügel gezogen. So entstanden situativ auch aufgefüllte Fünferketten bei Hartberg.

Durch diese tiefe und passive Position der Flügelspieler hatten die beiden Halbverteidiger der Linzer, Ramsebner und Wiesinger, viel Raum vor sich zum Aufrücken mit Ball am Fuß und konnten oft mit gut getimten flachen Pässen Linien der Hartberger entweder über das Zentrum (über die eingerückten Flügelspieler Goiginger und Victor bzw. über Frieser) oder über die Flügel (Ranftl und Ullmann positionierten sich meist klug versetzt und leicht im Rücken der gegnerischen Flügelspieler und konnten so mit dem ersten Kontakt nach vorne in den Raum zwischen den beiden Ketten gelangen) überspielen.

Auch in höheren Zonen waren die Aktionen des LASK klar und nicht überhastet. Die zwei Sechser der Hartberger waren im Zentrum meist mit fünf Gegenspielern beschäftigt und bekamen deshalb selten Zugriff, was die Linzer recht gut für Durchbrüche über das Zentrum oder für geduldige Spielverlagerungen über die beiden Sechser Holland und Michorl nutzten. Viele Situationen des LASK im dritten Drittel wurden über Ablagen und Steil-Klatsch-Steil oder Steil-Klatsch-Diagonal gelöst, was ihnen wieder Entscheidungsvorteile und somit Durchschlagskraft gab.

Die Grundpositionierungen beider Teams sind in der folgenden Grafik zu erkennen:

Der LASK hat dadurch das Spiel kontrolliert und war die aktivere Mannschaft, hatte auch die besseren und klareren Torchancen. Auch in der Defensive griff das gewohnt aggressive 5-2-3 Pressing mit Abdrängen auf den Flügel und extremem Durch- und Vorschieben der beiden Halbverteidiger der Dreierkette gut, lediglich das Defensiverhalten bei Ballverlusten im Zentrum war nicht gut, was den Athletikern unterm Strich dann auch den Sieg kostete.

Der Matchplan von Hartberg war erneut passend und sie holten aus ihren Mitteln wieder das Optimum heraus, wie schon die gesamte Saison über. Markus Schopp brachte das Ergebnis und das Spiel wie folgt auf den Punkt:

„Ich glaube, dass wir heute ein sehr tolles Spiel gesehen haben von einer Mannschaft, die uns in vielen Dingen in der Entwicklung ganz einfach ein klein wenig voraus ist. Das ist etwas, was über einen langen Zeitraum gewachsen ist. Ich bin froh, dass wir heute so effizient waren. Der LASK verfügt halt über extrem viele interessante Varianten, vor allem bei Standardsituationen, wo immer Gefahr lauert“.

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Sebastian Ungerank

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