Wisła Krakau ist dreizehnfacher polnischer Meister und konnte den Titel seit dem Bestehen der Champions League rund achtmal gewinnen, zu einer Teilnahme an ihr... Wisła Krakau und die Champions League: Eine schwierige Beziehung

Wisła Krakau ist dreizehnfacher polnischer Meister und konnte den Titel seit dem Bestehen der Champions League rund achtmal gewinnen, zu einer Teilnahme an ihr reichte es jedoch nie. Lospech, sportliche Blamagen und Gegentore in den Schlussminuten führten dazu, dass Polen seit der Saison 1996/97 keinen Vertreter mehr in der Königklasse hatte (damals Widzew Łódź).

Da Polen im Ranking der Fünfjahreswertung der UEFA nie entsprechend hoch geklettert ist, konnte bis zum heutigen Tage nur jeweils der Meister sein Glück in der Qualifikation zur Champions League versuchen. Nach einer langen Durstrecke von 21 Jahren durfte Wisła im Jahr 1999 endlich wieder einen Meistertitel feiern, jedoch an keinem internationalen Bewerb teilnehmen, da der Verein aufgrund eines Messerwurfs eines Zuschauers im UEFA-Cup-Spiel der Vorsaison gegen Parmas Dino Baggio für ein Jahr gesperrt worden war.

Somit musste ein weiterer Meistertitel folgen, bis man sich erstmals in der Champions League Qualifikation beweisen konnte. In der zweiten Runde gelang dies auch und der lettische Meister Skonto Riga wurde zweimal knapp geschlagen, als nächster Gegner wartete mit dem FC Barcelona jedoch ein schier unüberwindbarer Kontrahent, dem Wisła jedoch nur mit 3:4 und 0:1 unterlag. Im UEFA-Cup konnte daraufhin Hajduk Split ausgeschaltet werden, ehe in der nächsten Runde Inter Mailand eine Nummer zu groß war.

In der darauf folgenden Saison wurde mit dem Achtelfinale im UEFA-Cup das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte in diesem Bewerb erzielt, nach Primorje aus Slowenien schaltete Wisła auch Parma und Schalke 04 aus, wobei vor allem das 4:1 in Gelsenkirchen wohl in die Vereinsannalen eingehen wird. Gegen Lazio kam man in Rom dann zu einem spektakulären 3:3, verlor das Heimspiel jedoch mit 1:2. Dies war die Spielzeit, in der Maciej Żurawskis Stern aufging, was ihm später unter anderem einen Wechsel zu Celtic bescherte.

Der nächste Anlauf Richtung Champions League erfolgte in der Saison 2003/04, wo zuerst Omonia Nikosia ausgeschaltet wurde, dann Anderlecht in beiden Spielen jedoch siegreich blieb. Nach der Übersiedelung in den UEFA Cup setzte sich Wisła dort zunächst gegen NEC Nijmegen zweimal mit 2:1 durch und schied danach gegen Vålerenga im Elfmeterschießen aus, nachdem in 210 Minuten kein einziger Treffer gefallen war.

Da Wisła seinen Titel verteidigen konnte, unternahm man erneut den Versuch an der Königsliga teilzunehmen. Die erste Hürde auf dem Weg dorthin war keine wirklich solche, denn Georgia Tiflis wurde insgesamt mit 11:2 vom Platz geschossen. In der nächsten Runde war den Polen das Losglück jedoch nicht hold, denn diesmal wurde ihnen Madrid zugelost, das sich mit 2:0 und 3:1 durchsetzen konnte. In der ersten Runde des UEFA-Cups kam es zum erneuten Aufeinandertreffen mit einer georgischen Mannschaft, diesmal behielt Dinamo Tiflis jedoch die Oberhand und zog in die neu geschaffene Gruppenphase ein.

Die abermalige Titelverteidigung und damit der meisterliche Hattrick führten in der folgenden Saison zu einem Duell mit Panathinaikos Athen um den Champions League Platz und der vielleicht schmerzlichsten Niederlage der Vereinsgeschichte. Nachdem im Hinspiel in Krakau ausgerechnet der Pole Emmanuel Olisadebe die Griechen in Front gebracht hatte, konnte Wisła das Spiel schlussendlich noch mit 3:1 für sich entscheiden und fuhr mit einer guten Ausgangsposition nach Athen. Diese war im ausverkauften Olympiastadion nach etwas mehr als einer Stunde jedoch verspielt, denn durch einen Doppelschlag ging Panathinaikos binnen drei Minuten mit 2:0 in Führung. Nachdem Radosław Sobolewski den Anschlusstreffer erzielt hatte, träumte Krakau bereits von der Champions League, diesen Traum machte jedoch ein weiterer Treffer von Panathinaikos zunichte, so dass es in die Verlängerung ging, wo die Griechen schlussendlich fünf Minuten vor dem Ende zum 4:1 trafen und aufstiegen.
Den Schock sichtlich nicht verdaut, scheiterte man im UEFA Cup daraufhin sang- und klanglos an Vitória Guimarães.

Nach einer Saison in der Gruppenphase des UEFA Cups und einer ohne internationale Teilnahme, hatte Wisła in der Champions League Qualifikation 2008/09 abermals kein Losglück. Dies begann schon mit dem damals schwerreichen Gegner Beitar Jerusalem, der nach Niederlage im Rückspiel zu Krakau allerdings mit 5:0 besiegt werden konnte. Danach folgte aber erneut der FC Barcelona, der sein Heimspiel mit 4:0 gewann und es sich so leisten konnte einige Leistungsträger in Polen zu schonen, was Wisła einen prestigeträchtigen 1:0-Sieg im Rückspiel einbrachte. Auch mit den Tottenham Hotspurs zog man im UEFA-Cup anschließend eine große Nummer und schied erwartungsgemäß aus.

In den beiden darauf folgenden Jahren setzte es bittere Pleiten gegen auf dem Papier wesentlich schwächere Gegner. 2009 schied Wisła bereits in der zweiten Runde der Champions League Qualifikation gegen Levadia Tallinn aus Estland aus, im Jahr darauf in der Europa League gegen Qarabag aus Aserbaidschan. In beiden Fällen war der Europacup für das polnische Spitzenteam schon wieder beendet, bevor er erst so richtig begonnen hatte, nämlich im Hochsommer.

In der aktuell laufenden Saison wiederholte sich für Wisła das Schicksal von Athen. Nachdem zunächst Skonto Riga und Litex Lovech ausgeschaltet worden waren, wartete im Playoff zur Champions League mit APOEL Nikosia ein vermeintlich schlagbarer Kontrahent. Das niveauarme Hinspiel konnte auch erfolgreich gestaltet werden und Wisła siegte in Krakau mit 1:0, die Partie auf Zypern wurde hingegen zu einem Albtraum – und das nicht nur wegen der drückenden Überlegenheit der Gastgeber. Nach einer knappen Stunde lag APOEL völlig verdient mit 2:0 in Führung, dennoch konnte Wisła aus der nahezu einzigen Torchance im gesamten Spiel den Anschlusstreffer erzielen, der für die Teilnahme an der Champions League gereicht hätte. Doch es kam wie es kommen musste und drei Minuten vor dem Ende traf Ailton zum 3:1 und beendete wieder einmal den polnischen Traum von der Liga mit den Sternen.

Als Trostpreis bleibt Wisła die Europa League, wo die ersten beiden Spieltage mit deutlichen Niederlagen gegen Odense und Twente Enschede jedoch ebenfalls alles andere als nach Wunsch verliefen.

OoK_PS, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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