In Hütteldorf geht eine Sommergrippe um. Dass einige Spieler bereits am vergangenen Sonntag bei der blutleeren Darbietung beim 0:1 gegen Hartberg geschwächt waren, war... 6 Gründe, warum ein 3-4-2-1 für Rapid in Debrecen sinnvoll wäre

In Hütteldorf geht eine Sommergrippe um. Dass einige Spieler bereits am vergangenen Sonntag bei der blutleeren Darbietung beim 0:1 gegen Hartberg geschwächt waren, war offensichtlich. Aber wie können die Wiener ihre schwierige Ausgangslage beim Auswärtsspiel in Debrecen in einen Vorteil ummünzen?

Möglicherweise mit einer Systemumstellung. Für gewöhnlich lässt Zoran Barisic sein Team in einem 4-2-3-1 auflaufen, aber einige Gründe würden dafür sprechen, dass Rapid auswärts in Debrecen in einem 3-4-2-1-System kompakter wäre.

Hierzu müssen wir zuerst einen Blick auf die Ausfälle werfen: Neuzugang Lukas Grgic soll weiterhin nicht matchfit sein, ebensowenig wie der Langzeitverletzte Aleksa Pejic. Rapid fallen damit schon mal zwei Sechser/Achter aus. Der deutsche Techniker Nicolas Kühn blieb in Wien – ihn hat die Sommergrippe heftiger erwischt. Dafür ist im Vergleich zur Hartberg-Partie Marco Grüll wieder dabei.

Wenn man berücksichtigt, dass gegen Hartberg auch Auer, Schick, Sattlberger und Seidl anfangs nur auf der Bank saßen, kann schlussgefolgert werden, dass auch diese zuletzt etwas geschwächt waren. Zumindest Seidl betonte im Interview vor dem Spiel aber, dass er topfit sei.

Schwacher zweiter Anzug gegen Hartberg

Die Spieler, die gegen Hartberg in die Mannschaft rutschten, machten ihre Sache leider alles andere als gut: Die Konstellation mit Oswald, Kerschbaum und Greil im zentralen Mittelfeld ist aktuell vermutlich die schwächste, die Rapid aufbieten kann. Speziell Greil enttäuschte in der Absicherung seines Rückraums und mit laschem Angriffspressing.

Damit war er aber nicht alleine. Auch der von Trainer Barisic mit Vorschusslorbeeren bedachte Oliver Strunz bewältigte seine gerade mal 45 Minuten gegen Hartberg (bis zu seiner Auswechslung zur Pause) eher im Joggingtempo, war absolut kein Faktor im Offensivpressing, stellte nur zu, attackierte seine Gegenspieler nie aktiv. Nur mit schönem Spiel wird’s aber nicht gehen – das muss Strunz recht schnell begreifen und das Spiel in Debrecen wäre eine gute Bühne für eine kämpferische Kehrtwende, zumal er aufgrund des Ausfalls von Kühn wohl wieder für die erste Elf eingeplant ist.

Auf der linken Abwehrseite spielte Martin Moormann einmal mehr auf einer Position, auf der er noch nie richtig überzeugen konnte. Der Eigenbauspieler der Hütteldorfer hat schlichtweg nicht den Offensivdrang eines Flügelverteidigers wie Auer und macht zudem an der Seitenlinie bei linearer Spielweise mehr Fehler, als wenn er als Innenverteidiger einen größeren Passkegel vor sich hat.

Andere Formation als Erfolgsrezept im Osten Ungarns?

Es gilt also einmal mehr die typischen Rapid-Probleme abzustellen: Das häufig mangelhafte Offensivpressing, die Präsenz- und Qualitätsprobleme im zentralen Mittelfeld und den Spielaufbau.

Ein Ausweichen auf ein 3-4-2-1 könnte hier allerdings Abhilfe schaffen – speziell im Hinblick darauf, dass es sich um ein Auswärtsspiel gegen eine Mannschaft handelt, die selbst gerne den Ball hat und zirkulieren lässt. Dies hat mehrere Gründe:

Ballbesitzsituation

Bereits im Hinspiel hatte Rapid gegen Debrecen zu Hause nur 42,2% Ballbesitz. Auch im Auswärtsspiel ist anzunehmen, dass die Wiener seltener den Ball haben werden, als die Ungarn. Dementsprechend ist eine Zentrumsverdichtung gegen den Ball sinnvoll – auch um nach Ballgewinnen möglichst zentral umschalten zu können bzw. das Laufspiel im Konter eher von innen nach außen anzulegen. Dies ließe sich in einem 3-4-2-1 besser realisieren, weil die Außenverteidiger im Zurückrücken ein situatives 5-4-1 kreieren könnten und die unmittelbare Gefahrenzone damit besser abgesichert wäre.

Abschenken einer Flügelposition

Statt im 4-2-3-1 mit Flügeldoppeln zu spielen, wäre eine Variante mit zwei Flügelverteidigern und sonst eher zentralen oder zumindest einrückenden Akteuren sinnvoller. Allgemein wäre es ein erfolgsversprechendes Stilmittel gegen die baumlange Innenverteidigung der Ungarn, in die zumeist auch noch der Sechser Lagator hineinrückt, nicht über die Flanken zu kommen (die zumeist weggeräumt werden; Rapid hatte im Hinspiel eine Flankengenauigkeit von nur 17,6%) bzw. nur die Flügelverteidiger auf Flankenläufe ausrichten würde. Sinnvoller, auch wenn man die Zonenverteilung des Gegners betrachtet, ist hingegen das Spiel über die Halbräume – flach und direkt. Diese Halbräume könnte man mit dem massiveren Zentrumsaufgebot besser bespielen.

Mehr Absicherung im zentralen Mittelfeld

Da Rapid im Mittelfeldzentrum wohl nicht in Bestbesetzung agieren kann, wäre der zusätzliche zentral-offensive Mittelfeldspieler wohl auch in Rückwärtsbewegung wichtig für das Übergewicht im Achter/Zehner-Raum, den etwa Greil gegen Hartberg überhaupt nicht im Griff hatte. Der laufstarke Grüll wäre hier auf einer etwas zentraleren Position bzw. im Halbraum Gold wert.

Möglichkeit neuer Pressingformationen

Während Rapid im Hinspiel zumeist aus der Grundformation herauspresste (und das nicht gut machte), hätte man im 3-4-2-1 gerade gegen den relativ geradlinigen Spielaufbau der Ungarn mehrere Optionen. So zum Beispiel das Pressing in einer 3-4-3-Formation, in der die Flügelverteidiger (Auer und Schick/Koscelnik) hochschieben, die offensiv-zentralen Mittelfeldspieler gemeinsam mit Burgstaller die erste Pressinginstanz geben, dafür aber die defensiv-zentralen Mittelfeldspieler weiter nach außen (bzw. nach außen und zugleich vor) rücken und somit die späteren Zielspieler der Ungarn zustellen. Durch die Dreier-Innenverteidigung wäre diese grundsätzlich mutige Pressingvariante besser abzusichern und könnte Debrecen im Vergleich zu dem, was sie im Hinspiel von Rapid sahen, auch auf dem falschen Fuß erwischen.

Eine Innenverteidigerkonstellation, die gut hinten rausspielen kann

Rapids Problem mit der Dreierkette war in der vergangenen Saison unter anderem die mangelnde Passqualität im Aufbau, wenige schnelle Antritte aus der Kette heraus mit Ball, aber auch das schwache Durchschieben gegen den Ball. Eine Zusammensetzung mit Querfeld rechts, Cvetkovic in der Mitte und Moormann links würde diese Faktoren aber aufgrund der natürlichen Stärken dieser Spieler allesamt zugunsten Rapids drehen, was Rapid defensiv etwas sicherer machen sollte und offensiv für Probleme in der Ordnung des Gegners sorgen könnte. Zudem wäre ein regelmäßiges, zentrales Übergewicht in Strafraumsituationen ohnehin wünschenswert.

Einfachere Offensivrochaden

Eine Konstellation, in der das offensive Mittelfeld beispielsweise aus Grüll und Seidl besteht, macht In-Game-Rochaden für Rapid einfacher. Seiten- oder Positionswechsel dieser Spieler sind recht einfach umzusetzen, wenn sie dichter aneinander spielen. Gerade bei Grüll könnte es vorteilhaft sein, wenn er in einem Auswärtsspiel in eine Rolle schlüpft, die ihm mehr Positionsuntreue ermöglicht, anstatt am Flügel gebunden zu werden. Auch in dieser Zone lassen sich so mit kleinen Kniffen möglicherweise große Wirkungen in der Ordnung des Gegners erzielen.

Aufstellung dennoch ein Fragezeichen

In der Theorie müsste man den Debreceni VSC so gerade in einem Auswärtsspiel besser bespielen können, als in einem 4-2-3-1 (selbst in Bestbesetzung, wie man im Hinspiel sah). Vor dem Spiel gibt es dennoch noch viele Fragezeichen. Aktuell scheint bei Rapid niemand zu wissen, ob nicht doch noch am Donnerstag der eine oder andere Spieler mit „frischen“ Symptomen der grassierenden Sommergrippe aufwacht. Zoran Barisic muss demnach sehr spontan und improvisationsbereit sein – die in diesem Artikel grundlegende Variante darf er aber jedenfalls nicht aus den Augen lassen…

Mögliche Rapid-Aufstellung in einem 3-4-2-1

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen