Nachdem der Hamburger SV in den letzten Jahren als Inbegriff des selbstverschuldeten Scheiterns galt, schafft es das Team am letzten Spieltag der 2. Bundesliga... Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga: Der HSV und die Resilienz

Nachdem der Hamburger SV in den letzten Jahren als Inbegriff des selbstverschuldeten Scheiterns galt, schafft es das Team am letzten Spieltag der 2. Bundesliga tatsächlich, den Platz in der Relegation zu verteidigen.

Die ganz große Dramatik hatte es am Ende nicht in sich, das Finale der 2. deutschen Bundesliga. Schalke 04 stand bereits vor diesem Spieltag als Aufsteiger fest und Werder Bremen gab sich beim 2:0-Heimerfolg gegen Jahn Regensburg keine Blöße. Den Bremern hätte ein Unentschieden gereicht, um die sofortige Rückkehr in die Bundesliga perfekt zu machen. Daher hatten wohl die Wenigsten damit gerechnet, dass Bremen es noch einmal spannend machen würde.

Anders sah die Sache beim Nordrivalen aus Hamburg aus. Der HSV schien vor wenige Wochen noch so gut wie raus aus dem Rennen auf den Aufstieg. Doch war das Problem der Hamburger in den letzten Jahren vor allem das Versagen in der entscheidenden Phase der Saison, holte das Team des etwas eigenwilligen Trainers Tim Walter vier Siege aus den letzten vier Spielen.

Aufgrund der unsteten Natur des Vereins, wäre ein erneutes Scheitern im entscheidenden Moment dennoch keine allzu große Überraschung gewesen. Und siehe da, der HSV startete sehr nervös in das Auswärtsspiel bei Hansa Rostock. Während der SV Darmstadt 98, Konkurrent um das Erreichen des Relegationsplatzes, früh zuhause gegen den SC Paderborn in Führung ging, lagen die Hamburger nach 13 Minuten gegen Hansa mit 0:1 zurück.

Als Darmstadt zur Pause schon mit 3:0 führte, rannte der HSV noch immer einem Rückstand hinterher. Die Kübel gefüllt mit Häme wurden da bereits aufgehängt, um sie mal wieder über den Köpfen der Hamburger auszugießen. Doch ausgerechnet Walter hat es als einziger bisheriger Zweitligatrainer des HSV geschafft, eine Mannschaft mit Resilienz zu formen. Etwas, mit dem viele sicher nicht gerechnet hätten.

Denn in der 50. Minute gelang den Hamburgern dann tatsächlich der Ausgleich. Torjäger Robert Glatzel schlug mit seinem 22. Saisontreffer zu. Rostock hatte bis dahin wirklich alles getan, um den HSV vom Relegationsplatz fernzuhalten. Doch für Hansa ging es sportlich an diesem letzten Spieltag um nichts mehr. Es war daher zu erwarten, dass Rostock es unter diesen Umständen wohl nicht mehr schaffen würde, einem nun entschlossen wirkenden HSV den nötigen Führungstreffer allzu lange zu verweigern.

Angesichts des Spielstandes in Darmstadt musste Hamburg nämlich das Spiel gewinnen. Es dauerte bis zur 75. Minute, ehe Sebastian Schonlau per Kopf das 2:1 für den HSV erzielte. Zehn Minuten später war es dann Mikkel Kaufmann, der sogar das 3:1 nachlegte. In Darmstadt fingen nun an, die ersten Tränen zu fließen. Enttäuschung machte sich zunächst breit, nachdem die Lilien – zumindest an diesem Spieltag – mit einem 3:0-Sieg alles Nötige für das Erreichen der Relegation getan hatten.

Rostock zeigte noch einmal Charakter und kam in der Nachspielzeit zum Anschluss. Doch Hamburg ließ sich davon nicht mehr beeindrucken und verteidigte den 3:2-Vorsprung. Damit haben Walter und sein Team in der Relegation nun die große Chance tatsächlich aufzusteigen. Für die Bundesliga wäre es wohl nicht verkehrt, wenn neben den Traditionsteams Schalke 04 und Werder Bremen, auch der HSV nach vier Jahren Abstinenz ins Oberhaus zurückkehren würde.

In Darmstadt dagegen dürfte sich die Enttäuschung dann doch in Grenzen halten. Schließlich hatte vor der Saison niemand damit gerechnet, dass die Südhessen am letzten Spieltag noch die Aufstiegsrelegation erreichen hätten können. Nichtsdestotrotz hat Darmstadt eine große Chance liegen lassen, nächstes Jahr erstklassig zu spielen. Schließlich ist der SVD nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gescheitert. Vor allem die 0:5-Heimniederlage gegen den HSV im Februar dürfte daher nun noch mehr schmerzen.

So komisch es klingen mag: Der Hamburger SV hingegen konnte die Patzer der Konkurrenz für sich nutzen und lieferte in der wichtigsten Phase der Saison ab. In der Relegation wartet nun Hertha BSC. Und wer die letzten Relegationsspiele des HSV noch vor Augen hat, der weiß: es könnte dann doch noch dramatisch werden.

Ral, abseits.at