Zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In je zwei Artikeln pro Gruppe werden die... Men To Watch, Gruppe C: Viele neue Gesichter in der DFB-Elf

Robert Lewandowski_abseits.atZur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In je zwei Artikeln pro Gruppe werden die Aufsteigertipps und die interessantesten Spieler beleuchtet.

In Gruppe C spielen Deutschland, die Ukraine, Polen und Nordirland.

Daniel Mandl

Auf praktisch jedem Mitglied der deutschen Weltmeistertruppe lastet natürlich hoher Druck. Man hofft auf das Sahnehäubchen EM-Titel, verlangt von dieser allgemein hochdekorierten Mannschaft aber natürlich auch viel. Nun kennt man die Eckpfeiler der DFB-Elf ja schon lange und zur Genüge. Deshalb freut man sich immer wieder über neue Gesichter, vor allem dann, wenn sie so gar nicht typische Deutschland-Kicker sind, wie etwa der wieselflinke und trickreiche Léroy Sane. Zwar ist der 20-Jährige ein totaler Teamneuling, aber mit seiner unbekümmerten Art und einer starken Rückrunde auf Schalke hat er noch gute Chancen in die Mannschaft zu rutschen. Selbiges gilt auch für weitere, hochinteressante junge Akteure wie Julian Weigl oder Joshua Kimmich. Joachim Löw scheint trotz des noch nicht lange zurückliegenden WM-Titels einen Generationenwechsel einzuläuten.

Bei den Polen freuen wir uns naturgemäß alle auf Lewandowski, der wohl auch ein Kandidat für den Schützentitel ist. Aber auch auf Empoli-Legionär Piotr Zielinski lohnt es sich ein Auge zu werfen. Die Ukrainer hoffen natürlich auf ihre Offensivstars Evgen Konoplyanka und Andriy Yarmolenko, aber meine Lieblinge spielen in der Innenverteidigung der Fomenko-Elf: Der schussgewaltige und enorm stark antizipierende Yaroslav Rakitskiy von Shakhtar Donetsk ist ein ebenso beeindruckender Abwehrspieler wie der kampfstarke Evgen Khacheridi von Dynamo Kiev. Bei Nordirland wird man naturgemäß darauf schauen müssen, ob die große Torhütertradition des Landes auch von Roy Carroll weitergeführt wird. Der einstige Manchester-United-Torhüter ist mittlerweile 38 Jahre alt und wird ab der nächsten Saison wieder in Nordirland für den Linfield FC spielen.

Stefan Karger

Jogi Löw kann auf einen breiten Kader zurückgreifen und hat mit Neuer, Müller, Boateng, Kroos und Özil einige absolute Weltklassespieler zur Verfügung, die auch wissen, wie man große Turniere gewinnt. Seit dem Rücktritt von Lahm ist auf den Außenverteidiger-Positionen nicht mehr die gleiche Qualität vorhanden und wahrscheinlich wird Höwedes im Gegensatz zur WM 2014 auch nicht mehr die erste Wahl auf der linken Abwehrseite sein.  Emre Can, der bei Liverpool im Mittelfeld spielt, und Jonas Hector werden wohl als Außenverteidiger in der Startaufstellung stehen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams setzen die Polen auf eine Doppelspitze, denn neben Weltstar Lewandowski hat sich Ajax-Angreifer Arkadiusz Milik im Sturm etabliert, der sich glänzend mit dem Bayern-Legionär versteht. Die Mannschaft machte im vergangenen Jahr Fortschritte bei eigenem Ballbesitz und versteht es mittlerweile gut sich Chancen herauszuspielen. Eine wichtige Rolle spielt zudem Grzegorz Krychowiak, der im defensiven Mittelfeld eine Menge Kampfkraft in die Waagschale wirft und aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken ist.

Ukraine-Teamchef Fomenko setzt neben einer gut organisierten Defensive vor allem auf seine Flügelspieler Yarmolenko und Konoplyanka. Die beiden können in Top-Form jeder Mannschaft gefährlich werden und bereiten nicht nur Chancen vor, sondern strahlen auch selbst Torgefahr aus. Dies ist auch notwendig, da ein richtiger Goalgetter im Sturm fehlt. Rakitskiy versetzte die Rapid-Fans bei den Duellen gegen Shakhtar mit seinen typischen Distanzschüssen in Angst und Schrecken. Wir sind gespannt, ob der Innenverteidiger auch in Frankreich den einen oder anderen Kracher loslassen wird.

Michael O’Neill probierte in den letzten Monaten mehr Spielsysteme aus, als jeder andere Trainer bei der Europameisterschaft. Eines bleibt jedoch immer gleich. Nordirland setzt voll auf die physischen Qualitäten und das Ziel ist es durch einen aufopferungsvollen Spielstil gepaart mit einer enormen läuferischen Leistung den Mangel an individueller Klasse wettzumachen.

Alexander Semeliker

Deutschland hat naturgemäß einige Spieler, die einem Turnier ihren Stempel aufdrücken können. Insbesondere Toni Kroos wird angesichts der spielerischen Probleme eine wichtige, strukturgebende Rolle zukommen. Außerdem darf man gespannt sein, wie sich Jonas Hector schlagen wird. Der Kölner hat sich links hinten festgespielt und muss seine internationale Klasse nachweisen. Überzeugt er, heißt sein Trainer nächste Saison vermutlich nicht mehr Peter Stöger.

Die Polen haben eine sehr starke Sturmbesetzung, die möglicherweise sogar über jene Deutschlands zu stellen ist. Neben Robert Lewandowski, der in der Bundesliga in den letzten fünf Jahren nach Belieben scorte, gibt es nämlich zwei weitere „komplette“ Stürmer im Kader: Arkadiusz Milik und Mariusz Stepinski. Im Mittelfeld ragt Grzegorz Krychowiak als taktisch intelligenter Balancespieler heraus. Ähnlich gut veranlagt ist der 21-jährige Karol Linetty von Lech Posen. Zudem gibt es mit Piotr Zielinski einen vertikalen Box-to-Box-Akteur, der sich bei Empoli in die Auslage einiger Topklubs spielte. Im ukrainischen Kader gilt die meiste Aufmerksamkeit Andriy Yarmolenko, aber auch auf den spielstarken, offensiven Innenverteidiger Yaroslav Rakitsky sollte man achten.

Fabian Schaipp

Bei den Deutschen ist die entscheidende Frage, ob sich Löw für eine Dreier- oder eine Viererkette entscheiden wird. Denn das chronische Fehlen starker Außenverteidiger hat sich durch den Rücktritt von Lahm noch verstärkt. So kann Löw die Außenverteidiger eigentlich nur mit „ungelernten“ Spielern besetzen. Interessant wäre daher eine Dreierkette mit Boateng und Hummels (sofern fit) und einem dritten Innenverteidiger (Mustafi oder Höwedes) oder Emre Can oder Kimmich auf der halbrechten Position. Can bekleidete diese Position letzte Saison bei Liverpool und zeigte gute Leistungen. Auch Kimmich spielte bei den Bayern auf der Innenverteidigerposition, allerdings wäre seine Aufstellung schon eine Überraschung. Polen bangt noch um einen ihrer zentralen Spieler, Grzegorz Krychowiak vom FC Sevilla, der an einem Muskelfaserriss laboriert. Der Sechser schaffte bei den Andalusiern den Karrieresprung, nachdem er ohne großen Erfolg in Frankreich gespielt hatte. Ein solch überraschender Leistungsschub ist auch Arkadiusz Milik gelungen: Nachdem er sich bei Leverkusen nicht durchsetzen konnte, wechselte Milik zu Ajax Amsterdam und schoss dort 21 Tore in der Eredivisie. Bei der EM bildet Milik mit Lewandowski ein Sturmduo, das für viele Tore sorgen könnte.

Marius Kaltwasser

Bei den Ukrainern ist vor allem auf die beiden Außenspieler Evgen Konoplyanka und Andriy Yarmolenko zu achten. Sie verfügen über eine gute Schusstechnik, bieten sich immer wieder in Zwischenlinienräumen an und sind äußerst laufstark. In der polnischen Nationalmannschaft ragt sicherlich Mittelstürmer Robert Lewandowksi heraus. In der Viererkette ist auf den 28-jährigen Innenverteidiger und Kapitän des FC Turin Kamil Glik zu achten. Grzegorz Krychowiak zieht im polnischen defensiven Mittelfeld die Fäden und reist ebenso wie Konoplyanaka als frischgebackener Europa League Sieger nach Frankreich. In der deutschen Nationalmannschaft könnte Joshua Kimmich einen Stammplatz erkämpfen. Der 21-jährige Youngster in Diensten des FC Bayern ist ein variabel einzusetzender Defensivspieler für den es in einem 3-5-2 durchaus Verwendung gibt. Bei den Nordiren konnte sich  Kyle Lafferty mit sieben Toren in der Qualifikation als treffsicherster Spieler auszeichnen. Der Stürmer, welcher für Norwich City aufläuft ist mit seiner Kopfballstärke, Robustheit und Willenskraft ein klassischer britischer Mittelstürmer.

abseits.at Redaktion

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