Am Donnerstag trifft der SK Rapid im Rahmen der Europa League in Borissow auf Dinamo Minsk. Für die Hütteldorfer ist es bereits das 18.... Erstmals Favorit: Das erwartet den SK Rapid gegen Dinamo Minsk

SK Rapid Wien Wappen Logo Europa League_abseits.atAm Donnerstag trifft der SK Rapid im Rahmen der Europa League in Borissow auf Dinamo Minsk. Für die Hütteldorfer ist es bereits das 18. Pflichtspiel in der noch jungen Saison, das sechste international. Erstmals gehen sie dabei als Favorit in die Partie. abseits.at blickt auf die Taktik und potenzielle Schwachstellen beim Gegner.

Dinamo Minsk nahm in der Qualifikation überraschend die Hürde aus Salzburg. Gerade aufgrund dieser jüngsten Begegnungen ist die grundsätzliche Marschroute, die von Trainer Vuk Rasovic ausgegeben wird, bekannt: defensiv kompakt stehen und über Konter zum Erfolge kommen. Eine Phrase, die man oft hört oder liest und für so ziemlich jeden Außenseiter gilt, jedoch wenig über die Umsetzung aussagt. Wie sieht diese bei den Weißrussen also konkret aus?

Wackeliges 4-4-1-1 als Basis

Die Grundordnung von Dinamo Minsk ist ein 4-4-1-1, das vor allem im Spiel gegen den Ball – wie man zum Beispiel im nachstehenden Bild erkennen kann – sichtbar wird. Die horizontalen und vertikalen Abstände zwischen den Spieler sind nahezu konstant, was auf den ersten Blick gut wirkt. Die Schnittstellen sind jedoch nicht geschlossen. Das ist ein guter Indikator dafür, ob ein Team nur geordnet und kompakt ist – das trifft hier durchaus zu – oder auch stabil steht – wie zum Beispiel Villarreal.

Letzteres ist nicht wirklich der Fall. Wie man erkennt, hat Salzburg nämlich zwei Spieler im Zwischenlinienraum, die ohne weiteres direkt angespielt werden können. Darüber hinaus ist auch ein Zuspiel auf die Stürmer möglich, die auf die eingerückten Flügelspieler prallen lassen könnten. Solche Pässe würden die Spieldynamik erhöhen, was in vielen Fällen die Ordnung gefährdet und für die verteidigende Mannschaft äußerst unangenehm sein kann.

Entlastung durch Improvisation

Ein strukturiertes Umschaltspiel gibt es bei den Weißrussen quasi nicht. Nach Ballverlusten ziehen sie sich so schnell wie möglich zurück um die gewohnte Ordnung einzunehmen und nach vorne hin hängt viel von den individuellen Qualitäten der Einzelspieler bzw. den Räumen, die man ihnen gibt, ab. Als primärer Zielspieler gilt der montenegrinische Teamspieler Fatos Beqiraj – ein sehr wuchtiger Spielertyp, der auch solide dribbeln kann. Beqiraj beteiligt sich jedoch selten am Pressing in tiefen Zonen, was auch im offensiven Sinne ein Problem darstellen kann.

Im modernen Fußball ist die Staffelung in der Defensive nämlich ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Konterspiel. Wie man in der obigen Beispielszene sieht, steht Beqiraj schlecht, um bei einer Balleroberung eine direkte Gefahr für den Gegner darzustellen. So versandten die meisten Entlastungsversuche der Weißrussen im Gegenpressing der Salzburger, weil sie erst Zeit brauchten um ein geeignete Ordnung einzunehmen. Einmal kamen sie jedoch durch und erzielten prompt ein wichtiges Tor.

Angst vorm ballfernen Flügel?

Die Defensivtaktik von Dinamo Minsk steht, wie erwähnt, auf wackligen Beinen. Einerseits ließen sie die Salzburger immer wieder in den Zwischenlinienraum kommen. In der entstehenden Hektik konnten sie jedoch mit sehr viel Einsatz und dank der schlecht strukturierten Angriffe des österreichischen Meisters die Null halten. Auch im Rückspiel kassierten sie die Gegentore nicht aus dem Positionsspiel heraus, sondern nach einem Eckball in und einem einfachen Ballverlust. Das erste Gegentor gegen Viktoria Pilsen fiel ebenfalls per Eckball. Hat das Defensivkonstrukt von Rasovic also doch nicht so viele Schwachstellen?

Ein wichtiger Grund für die wenigen internationalen Gegentore aus dem Spiel heraus ist der gleiche, der Rapid beinahe in die Champions League brachte: ein außerordentlich hoher kämpferischer Aufwand. Mit diesem können taktische Mängel kaschiert werden – vor allem kurzfristig. Beim weißrussischen Vizemeister sieht man zum Beispiel in der Defensive nicht immer die oben erwähnten gleichmäßigen Abstände. Nachstehend ein Beispiel.

Der linke Flügelspieler steht hier sehr weit entfernt vom linken Sechser. Mit einer Verlagerung auf den ballfernen Sechser könnte dieser mit Tempo in diese Lücke stoßen. Die Salzburger Strategie, so schnell und direkt wie möglich nach vorne spielen zu wollen, spielte den Weißrussen in die Karten. Ballnah hatten sie nämlich eine ausreichend gute Staffelung. Ein weiteres Beispiel für die anscheinende Angst vorm passiven Flügel, sieht man hier. Auch in dieser Szene agierte Salzburg zu hastig.

Besser machte es zum Beispiel Viktoria Pilsen, deren zweites Tor durch ein Solo fiel. Auf der Seite kombinierten sie sich im Drei-gegen-Drei durch. Minsks linker Innenverteidiger rückte unterstützend heraus, jedoch fehlte ihm die Rückendeckung. Der zweite Innenverteidiger blieb halbrechts und der entsprechende Sechser sprintete zurück, sodass er mit einem einfachen Haken ausgespielt werden konnte.

Dynamik mit Maß und Ziel

Das Tor der Tschechen zeigte einen Ansatz auf, der gegen Dinamo Minsk zum Erfolg führen kann. Die taktischen Strukturen sind keinesfalls sattelfest, das 4-4-1-1 ist vor allem auf dynamische Angriffe anfällig. Jedoch muss diese Dynamik passend gewählt werden. Red Bull Salzburg schien es zu übertreiben. Ihr Positions-, Bewegungs- und Passspiel war zu unstrukturiert, sodass es viele technische Unsauberkeiten gab, die die Weißrussen nutzten um den Ball zu klären.

Das Ballbesitzspiel des SK Rapid unter Zoran Barisic reifte in den letzten Jahren jedoch sehr gut. Man lässt den Ball nicht mehr ausschließlich in ungefährlichen Zonen, sondern findet mit überraschenden Vertikalpässen immer wieder den Weg zum Tor. Auf dem Papier scheint es also einen klaren Favoriten zu geben. Dass das alleine keinen Sieg garantiert, hat Rapid heuer jedoch selbst schon oft genug bewiesen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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