„Viva la Sevilla League!“ – so titelte die spanische Sportzeitung Marca nach dem dritten Titelgewinn in Folge für die Mannschaft von Unai Emery. Dank... Sevilla gewinnt  zum dritten Mal in Folge die EL: Schnelles Tor nach Wiederanpfiff und starke Anpassungen entscheiden Partie

Taktikboard schwarz_abseits.at„Viva la Sevilla League!“ – so titelte die spanische Sportzeitung Marca nach dem dritten Titelgewinn in Folge für die Mannschaft von Unai Emery. Dank einer starken zweiten Halbzeit bezwang man den FC Liverpool im Finale mit 3:1.

Grundformation

Sevilla startete wie üblich in einem 4-2-3-1 mit N’Zonzi und Krychowiak auf der Doppel-Sechs, den (zumindest auf dem Papier) Außenspielern Coke und Vítolo und Gameiro in der Spitze. Auf der Zehn lief Ever Banega auf, der allerdings in allen möglichen Positionen vorzufinden war, dazu noch mehr.

Wie schon angedeutet, waren die Außenspieler der Mittelfeldreihe eher selten in der Nähe der Seitenlinie zu sehen. Beide rückten konstant ein und füllten die Halbräume und das Zentrum, während die Außenverteidiger –insbesondere Mariano auf rechts –weit aufrückten und Breite gaben. Da Coke und Vítolo also die zentrale Zone besetzten, konnte sich Banega oft fallen lassen und somit den Spielaufbau unterstützen.

Dies war vor allem in der ersten Halbzeit auch notwendig, da das konsequente Pressing von Liverpool die andalusische Innenverteidigung und Doppelsechs oft in Bedrängnis brachte, wenn Sevilla versuchte das Spiel geordnet aufzubauen. Als Reaktion beschränkte sich Sevilla oftmals auf hohe Bälle bei eigenen Abstößen und versuchte mit N’zonzi und Krychowiaks physischer Überlegenheit, zweite Bälle zu erobern und dann mit schnellem Umschalten gefährlich zu werden. Auffällig war dabei auch ein Fokus auf den rechten Flügel, wo mehrere lange Bälle landeten. Da auch Gameiro und Banega immer wieder nach rechts verschoben, wurde klar, dass Sevilla über diese Seite zu Chancen kommen wollte, was aber nicht wirklich gelang. Dies lag vor allem daran, dass man es nicht schaffte vom Flügel in die gefährlichen, zentralen Zonen zu kommen.

Bei gegnerischem Ballbesitz agierten die Andalusier meist im 4-4-2, bei dem Banega neben Gameiro aufrückte. Lovren und auch Emre Can wurden meist sofort attackiert, während man Kolo Toure auf halblinks wohl bewusst viel Raum gab. Allerdings hatte Sevilla Probleme, Druck auf den Ballführenden auszuüben, wodurch Liverpool in der ersten Halbzeit zu mehreren Chancen und auch zur Führung kam. Oft stand Sevilla zwar im Zentrum sehr dicht gestaffelt. Dennoch gab es mehrere Situationen, in denen nach Rückpässen vom Flügel in den Halbraum der ballführende Spieler nicht oder zu spät attackiert wurde. Durch das zudem gute Blickfeld im Halbraum konnten die Spieler von Liverpool ohne Gegnerdruck gute Entscheidungen treffen und dadurch Chancen erspielen. Auch das Herausrücken nach einem Pass auf den Flügel war oft zu zögerlich, zu sehen beispielsweise bei der Chance von Sturridge kurz vor der Pause.

Somit ging Sevilla insgesamt verdient mit einem Rückstand in die Pause.

Die zweite Halbzeit – Anpassung in der Rolle von Banega

Nach der Halbzeit war dann ein ganz anderes Sevilla zu sehen. Dies lag natürlich einerseits an dem frühen Ausgleich und dem damit verbundenen psychologischen Aufschwung. Aber auch taktisch passte Unai Emery seine Mannschaft an – insbesondere bezüglich der Rolle und Position von Ever Banega.

In der ersten Halbzeit war der Argentinier noch meist halbrechts oder zentral zu sehen, begann aber schon nach dem Rückstand, sich vermehrt fallen zu lassen (teils sogar zwischen die Innenverteidiger) und versuchte das Liverpooler Pressing anzulocken und dann mit seinen Dribblings zu überspielen. In Halbzeit zwei setzte er dieses Muster fort, startete seine Aktionen situativ sogar von halblinks. Daher rückte Linksverteidiger Escudero noch stärker auf. Dadurch entfloh der Spielmacher praktisch dem Liverpooler Pressing auf rechts und bekam mehr und mehr Einfluss auf das Spiel.

Als Folge kam auch die linke Seite von Sevilla bei Angriffen stärker zu Geltung. Hier könnte Emery eventuell die oft hohe Position von Rechtsverteidiger Clyne bemerkt und genutzt haben. Über die linke Seite kam Sevilla dann auch oft – im Gegensatz zur ersten Hälfte – zu den gefährlichen Pässen in die Schnittstellen in das Zentrum, wie beispielsweise vor dem 2:1 durch Coke.

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Pässe von Ever Banega

Die beschriebenen Probleme im eigenen Defensivdrittel blieben zwar bestehen, allerdings kam Liverpool –auch dank aggressiverem Pressing der Spanier in höheren Zonen- seltener zu Ballbesitzphasen in Strafraumnähe.

Auffällig und ein Beleg für die detaillverliebte Arbeit von Unai Emery, waren auch die Standardvarianten von Sevilla. Bei Eckbällen gab es zweimal einen langen Ball auf einen Spieler im Rückraum, bei Einwürfen rückte der kopfballstarke N’Zonzi auf und versuchte abzulegen. Direkt zu Beginn gab es eine interessante aber verunglückte Freistoß-Variante, bei dem Banega einen scharfen Pass in Richtung des ersten Pfostens spielte anstatt hoch in den Strafraum hineinzuflanken. So entstanden auch zwei Großchancen für Gameiro nach einem Eckball bzw. einem Einwurf.

Fazit

Nach einer schwachen ersten Halbzeit, sprach vieles für die Mannschaft von Jürgen Klopp. Doch der schnelle Ausgleich und die geschickte Anpassung der Rolle von Banega erbrachte Sevilla die Oberhand und sicherte somit den Europa-League-Titel zum historischen dritten Mal in Serie.

Fabian Schaipp, abseits.at

Fabian Schaipp

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