England trifft heute im Semifinale der Europameisterschaft auf Dänemark und geht im Wembley-Stadion als großer Favorit ins Spiel gegen den gefährlichen Außenseiter, der aufgrund... Pragmatismus pur: England unter Southgate

England trifft heute im Semifinale der Europameisterschaft auf Dänemark und geht im Wembley-Stadion als großer Favorit ins Spiel gegen den gefährlichen Außenseiter, der aufgrund der Ereignisse rund um Christian Eriksen am ersten Spieltag sicherlich viele Sympathien auf seiner Seite haben wird. Wir wollen uns ansehen wie Gareth Southgate die Three Lions, die in der Vergangenheit oftmals unter ihren Erwartungen blieben, zu einem Titelfavoriten machte.

Marschrichtung schon vor der Europameisterschaft klar

Wer bei Gareth Southgates Interviews vor der Europameisterschaft gut zuhörte, der konnte schon erahnen mit welcher Spielphilosophie seine Mannschaft in die Endrunde gehen würde. Der Coach betonte, dass Portugal und Frankreich die letzten Titelgewinne in erster Linie der defensiven Stabilität verdankten. Viele Fans erhofften angesichts der unglaublichen Qualität und Quantität in der Offensivabteilung der Engländer spielerische Feuerwerke, doch bis auf die Partie gegen die Ukraine, wo der Klassenunterschied dann doch deutlich wurde, glänzte England kaum in der Offensive. Demgegenüber steht allerdings eine blitzsaubere Defensivleistung, denn die Three Lions erhielten noch keinen einzigen Gegentreffer in diesem Turnier.

England must have the best team in the world

Vor dem Achtelfinale gegen Deutschland, das England mit 2:0 für sich entschied, twitterte der ehemalige Rapid-Stürmer Jan Aage Fjörtoft: „No Grealish! No Foden! No Sancho! No Mount! England must have the best team in the world.”

Es ist tatsächlich erstaunlich welche Spieler Gareth Southgate auf der Ersatzbank lässt, doch die defensive Organisation geht eben über alles. Dies hat auch mit den speziellen Rahmenbedingungen bei einem Großereignis zu tun. In der Meisterschaft können sich die Spitzenmannschaften durchaus die eine oder andere schwache Phase leisten, da diese im Laufe der Saison noch ausgebügelt werden kann. Bei einer Endrunde reicht eine einzige schwache Leistung oder ein unglücklicher Spielverlauf aus und das Turnier ist beendet. Ein Beispiel dazu liefert etwa das Ausscheiden der Niederländer gegen Tschechien, wo in der 55. Minute die rote Karte von de Ligt das Spielgeschehen auf den Kopf stellte.

Chancen verhindern wichtiger als Chancen herausspielen

Der 28.06. 2021 war vielleicht der spektakulärste Spieltag, den man in den letzten Jahrzehnten bei einer Endrunde zu Gesicht bekam. Die Partien zwischen Spanien und Kroatien sowie Frankreich und der Schweiz endeten mit einem 3:3-Unentschieden, wobei sich bei der zweiten Begegnung sogar der Außenseiter beim Elfmeterschießen durchsetzen konnte. Die Fans vor den TV-Geräten feierten zurecht diese beiden Partien, die nicht aufregender hätten ausfallen können. Dennoch ist von den vier Mannschaften dieses Spieltags keine mehr im Turnier dabei.

Unter Gareth Southgate werden wir in dieser Endrunde höchstwahrscheinlich kein 3:3-Unentschieden erleben. Auch gegen Dänemark wird die Devise sein, dass seine Mannschaft in erster Linie die gegnerischen Angriffe im Keim ersticken soll, wobei man den Engländern zugutehalten muss, dass man bei dieser Europameisterschaft immerhin zumindest phasenweise ein interessantes und intensives Angriffspressing sehen konnte – wie etwa gleich beim ersten Gruppenspiel gegen Kroatien.

Man kann sogar noch einen Schritt weitergehen – Southgate will nicht nur gegnerische Chancen verhindern, sondern auch unglückliche Spielverläufe. Es soll kein offener Schlagabtausch entstehen, keine Situationen, in denen ein Spieler zu einer Notbremse gezwungen werden könnte.

Taktische Herausforderungen gegen Dänemark

England zeigte im Viertelfinale die stärkste Leistung und gewann klar gegen die Ukraine mit 4:0. Southgate stellte gegenüber dem Achtelfinalspiel gegen Deutschland auf eine Viererkette um und viele Fans hoffen nach dieser beeindruckenden Performance, dass der Coach diese auch gegen Dänemark in die Partie schicken wird. Beide bisherigen K.o.-Runden-Gegner der Engländer setzten auf eine Dreierkette in der Abwehr, wobei sich das 3-4-3 der Deutschen stark vom ukrainischen 3-5-2 unterschied. Dänemarks Formation ähnelt eher der der Deutschen, weshalb die Pressingmuster aus dem Spiel gegen Shevchenkos Mannschaft nicht wiederholt werden können. Der größte Unterschied war, dass im Spiel gegen die Ukraine die englischen Außenverteidiger weit nach vorne anpressen konnten und die beiden ukrainischen Stürmer den Innenverteidigern überlassen wurden. Dies wird gegen Dänemark nicht in gleicher Weise möglich sein.

England wird heute vermutlich wieder auf ein 3-4-3-System setzen. Stones kann in der Mitte gegen Dolberg spielen, Walker und Maguire kümmern sich um die Flügelstürmer Braithwaite und Damsgaard, sodass die Außenverteidiger der Engländer, Trippier und Shaw, direkt gegen die dänischen Flügelverteidiger Maehle und Larsen bzw. gegebenenfalls Wass spielen können. Bei einer englischen Viererkette entstünde demgegenüber das Problem, dass die englischen Außenverteidiger gegen die dänischen Flügelstürmer spielen müssen und insbesondere Maehle enorm viel Platz auf dem Flügel bekommen könnte, was England unbedingt vermeiden muss. Southgate wird kein Risiko eingehen – der bisherige Erfolg gab ihm recht. Das haben mittlerweile sogar die meisten englischen Medien und Fans eingesehen, die nun die defensiven Aufstellungen des pragmatischen Trainers kaum noch kritisieren.

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Stefan Karger