Das mühselige Kapitel Yusuf Demir bei Galatasaray findet in der Saison 2023/24 zumindest eine Unterbrechung. Das einstige Rapid-Megatalent wechselt leihweise zum FC Basel und... Yusuf Demir zum FC Basel: Ein Transfer mit zwei Blickwinkeln

Das mühselige Kapitel Yusuf Demir bei Galatasaray findet in der Saison 2023/24 zumindest eine Unterbrechung. Das einstige Rapid-Megatalent wechselt leihweise zum FC Basel und soll dort die dringend benötigte Spielpraxis sammeln.

Vor fast genau einem Jahr wechselte Yusuf Demir zu Galatasaray. Der etwa sechs Millionen Euro schwere Deal, der in fünf Raten abbezahlt wird, war durchaus umstritten – zurecht, wenn man sich Rapids aktuelle finanzielle Lage und den damit verbundenen Handlungsspielraum auf dem Transfermarkt ansieht.

Konkurrenz in Istanbul war übermächtig

Genau als Demir in Istanbul andockte, mauserte sich „Gala“ zum Großeinkäufer. Insgesamt fast 50 Millionen Euro gab der Großklub vom Bosporus für neue Spieler aus – mit dabei unter anderem Nicolò Zaniolo, Dries Mertens, Mauro Icardi, Juan Mata und Milot Rashica. Allesamt Spieler, die zu direkten Positionskonkurrenten für Demir werden konnten.

Unterm Strich bestritt Demir für Galatasaray weniger Spiele als für Barcelona. In Katalonien waren’s neun, in Istanbul nur sechs. Im Training und einigen Testspielen ließ der Wiener seine Klasse zwar aufblitzen, nahe an die Kampfmannschaft kam er jedoch auch aufgrund der schwierigen Konkurrenzsituation nie. Seine letzte Partie für den türkischen Meister bestritt Demir am 4. Jänner.

Basel mittlerweile nur Mittelständler in der Schweiz

In Basel soll der 20-Jährige nun wieder in die Spur finden. Der einstige Schweizer Serienmeister entwickelte sich jedoch in den letzten Jahren zu einem Mitläufer. Die Young Boys Bern dominieren mittlerweile die Schweizer Super League, in der der Titel früher quasi für Basel reserviert war. Und auch kleinere Klubs, wie etwa Servette Genf, Lugano oder der FC Zürich, der 2022 den Titel gewinnen konnte, mauserten sich zu harten Konkurrenten.

Basel wartet mittlerweile seit 2017 auf einen Meistertitel. In der vergangenen Saison wurde die Mannschaft enttäuschender Fünfter, hatte am Ende einen Punkteschnitt von 1,30 und lag damit näher am Abstiegsrang, als am ersten Platz, den sich nach einjähriger Pause wieder die Young Boys holten.

Katastrophaler Saisonstart

Auch die neue Saison begann für den einstigen Top-Klub alles andere als erfreulich: In der zweiten Qualifikationsrunde zur UEFA Europa Conference League flogen die Basler gegen den kasachischen Klub Tobol Kostanai raus. Bereits im Heimspiel gab es eine 1:3-Pleite, weshalb der 2:1-Auswärtssieg nicht mehr ins Gewicht fiel.

Auch der Ligastart verlief düster: Nach vier Runden steht Basel in der dieses Jahr reformierten Liga, die jetzt über zwölf statt zehn Mannschaften verfügt und das österreichische Modell übernahm, auf dem vorletzten Platz. Nur im Heimspiel gegen Winterthur feierte man einen souveränen 5:2-Sieg. Darüber hinaus gab es Auswärtsniederlagen in St. Gallen (1:2) und bei den Grasshoppers (1:3), sowie zuletzt eine 1:2-Heimniederlage gegen Aufsteiger Lausanne. Weiter geht’s gleich nach der ersten Cup-Runde mit einem Auswärtsspiel gegen Lugano und dem Heimspiel gegen den FC Zürich – ebenfalls keine einfachen Partien.

Starker Transfersommer

Auf dem Transfermarkt und im Ausbilden von Spielern ist Basel weiterhin top. Alleine in der laufenden Transferzeit erhielt man 42 Millionen Euro aus den Verkäufen von Zeki Amdouni zu Burnley, Andy Diouf nach Lens und Dan Ndoye nach Bologna. Knapp zehn Millionen wurden reinvestiert – hauptsächlich in junge, U21-berechtigte Spieler. Unter anderem kam der einstige Wolfsberg-Stürmer Maurice Malone um zwei Millionen Euro aus Augsburg.

Gerade weil in den letzten Jahren die größeren Verkäufe ausblieben, musste Basel kleinere Brötchen backen. Der sehr junge Kader zählt 20 Legionäre, wird nur von wenigen Routiniers, wie etwa Fabian Frei, Taulant Xhaka und Michael Lang getragen. Auf Basel wartet somit erneut eine schwierige Saison – aber für Yusuf Demir kann das vorteilhaft sein.

Gute Chance auf Einsätze auf beiden Paradepositionen

Auf seine Einsätze wird der vierfache ÖFB-Teamspieler im St.Jakob-Park wohl kommen, denn Basel hat durch den Abgang von Ndoye einen Engpass auf der Rechtsaußenposition. Zuletzt spielte mit dem 19-jährigen Deutschen Anton Kade ein etatmäßiger Linksaußen auf rechts. Der erst 17-jährige Axel Kayombo sollte vorerst noch keine große Konkurrenz für Demir darstellen. Und auch auf der Zehnerposition hätte Demir die Chance auf Einsätze, zumal der 26-jährige Franzose Jean-Kévin Augustin, einst 16-Millionen-Transfer von PSG zu RB Leipzig, bisher eher enttäuschte.

Der Wechsel von Demir zum FC Basel kann also aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits ist es tatsächlich ein cleverer Transfer, um endlich wieder regelmäßig Spielpraxis zu sammeln. Andererseits steht dem Klub eine äußerst schwierige Saison bevor, in der man wohl auch um die Europacupplätze zittern muss. Eine Kaufoption auf Demir hält Basel Medienberichten zufolge nicht.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen