Im heutigen Fußball gibt es kaum eine Schiedsrichterentscheidung, die nicht postwendend von den betroffenen Spielern wort- und gestenreich kommentiert und kritisiert wird. Insbesondere Elfmeterpfiffe... Pfosten der Woche (KW 18) – Nedzad Munjic

Im heutigen Fußball gibt es kaum eine Schiedsrichterentscheidung, die nicht postwendend von den betroffenen Spielern wort- und gestenreich kommentiert und kritisiert wird. Insbesondere Elfmeterpfiffe sorgen vielerorts für ganz besonders vehemente Reklamationen.

Egal ob Bundesligamannschaft oder Wirtshaustruppe: Das Meckern über die Unparteiischen und wie sie die Fußballwelt sehen ist Profis und Amateuren gemein. Auch vor der fünften norwegischen Liga macht diese Unsitte nicht halt: beim Spiel FK Ild gegen Sandved dribbelt sich Talent Abunima, Stürmer der Gastelf, erfolgreich in den Strafraum und kommt dort zu Fall. Schiedsrichter Nedzad Munjic entscheidet auf Strafstoß, was heftigste Proteste zur Folge hat – überraschenderweise aber nicht seitens der Verteidiger, sondern durch den Gefoulten selbst.

Abunima beteuerte, er wäre keineswegs gefoult worden, sondern über seine eigenen Füße gefallen, und tat dies ausdauernd: er erhielt wegen Kritik die gelbe Karte. Dagegen protestierte der 36-Jährige und forderte Munjic dazu auf, seine Fehlentscheidung zurückzunehmen – was der Schiedsrichter mit Gelb-Rot ahndete. Nach dem Spiel sagte Abunima einer Lokalzeitung:

„Ich ging an einem Ild-Spieler vorbei und stolperte dann über meine eigenen Füße. Es war sehr ungeschickt von mir und als der Schiedsrichter dafür auch noch auf den Elfmeterpunkt zeigte, fühlte ich mich verpflichtet, ihm das mitzuteilen.“

Munjic sah die Sache anders und gab zu Protokoll:

„Es war ein klarer Strafstoß. Der Spieler hat das vollkommen falsch gesehen – ich glaube, er kennt die Regeln nicht. Wenn ich gepfiffen habe, dann kann ich meine Entscheidung nicht mehr ändern.“

Das ist natürlich himmelschreiender Unsinn, denn solange das Spiel noch nicht fortgesetzt wurde, kann ein Schiedsrichter jede Entscheidung widerrufen – es fragt sich also, welcher der beiden Kontrahenten hier die Regeln nicht kennt. Munjic beweist neben lückenhafter Kenntnis des Regelwerks zudem auch die mangelnde Fähigkeit, einen begangenen Fehler einzugestehen, womit er allerdings nicht alleine dasteht: Trotzig-bockige Unparteiische, die auch angesichts eindeutiger TV-Bilder standhaft das Gegenteil dessen behaupten, was auf den Fernsehschirmen zu sehen ist, sind auch in Österreich keine Seltenheit.

Gäbe es eine Auszeichnung zum „Helden der Woche“, ginge diese übrigens zweifellos an den Spielertrainer des FK Ild: nachdem Sandved den bewussten Elfmeter absichtlich verschossen hatte, nahm er freiwillig einen seiner Spieler vom Feld, um den Ausschluss Abunimas auszugleichen. Von solchem Sportsgeist kann man andernorts und insbesondere in höheren Ligen als Fußballfreund nur träumen, denn viel zu oft werden jene als Helden gefeiert, die sich mit ausgesprochen unlauteren Mitteln durchsetzen und Vorteile verschaffen.

Auch Stefan Maierhofer verlautbarte nach dem gestrigen 1:0-Erfolg der Salzburger im Hanappi-Stadion, sein Name stehe für Qualität – wo doch sein letztklassiger Ellbogencheck gegen Harald Pichler und seine Behauptung einer „natürlichen Bewegung“ vielmehr nahelegen, er hätte in dieser Szene beispielhaft für genau das gestanden, was auf einem Fußballplatz nicht das Geringste verloren hat. Doch wie Abunimas Fall beweist, zahlt sich Fairplay eben nur in den seltensten Fällen aus.

(Lichtgestalt)

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