Bereits zu der Weltmeisterschaft 1994 in den USA reiste Kolumbien als Geheimfavorit an. Getragen wurde das Team damals von seinen Offensivkünstlern rund um Kultfigur... Das Bangen um Falcao: Wie stark wäre Kolumbien ohne seinen Superstar?

Falcao (Atletico Madrid)Bereits zu der Weltmeisterschaft 1994 in den USA reiste Kolumbien als Geheimfavorit an. Getragen wurde das Team damals von seinen Offensivkünstlern rund um Kultfigur Carlos Valderrama. Auch im aktuellen Kader finden sich vor allem auf den vorderen Positionen hervorragende Spieler wieder. Wer sind also die Erben von Valderrama & Co.?

Ein Spieler, der schon in den 90er-Jahren ein festes Kadermitglied war, ist Torhüter Faryd Mondragon. Der ehemalige Kölner stand die letzten beiden Saisonen für Deportivo Cali zwischen den Pfosten und ist mittlerweile 42 Jahre alt. Seine Funktion ist allerdings nur mehr die Ersatzposition für die neue Nummer eins David Ospina, der sein Geld in Nizza verdient. Kein internationaler Top-Keeper und mit einer Körpergröße von 1,83m auch relativ klein, aber immer wieder mit guten Momenten. Dahinter gibt es noch den 24-Jährigen Camilo Vargas, der ebenfalls in der kolumbianischen Liga spielt, und bisher noch kein Länderspiel absolvierte.

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Obwohl Kolumbien das Team mit den wenigsten Gegentoren in der CONMEBOL-Qualifikation war, gilt die Innenverteidigung als Achillesferse der Cafeteros. Der Kapitän der Mannschaft, Mario Yepes, ist bereits 38 Jahre alt und dementsprechend anfällig auf schnelle Angriffe und Kombinationen des Gegners. Sein potenzieller Nebenmann, Luis Perea, ist auch schon 35. Zudem kicken beiden nicht mehr bei Teams auf höchstem Niveau. Der 27-jährige Cristian Zapata vom AC Milan wäre womöglich ein besserer Starter. Darüber hinaus gibt es mit Eder Alvarez ein ausgesprochen großes Verteidigertalent, das aber wohl nur dabei ist, um Erfahrungen zu sammeln. Der 21-Jährige ist wie Carlos Valdes in Argentinien tätig.

Innenverteidigung-4

Die Außenverteidigerpositionen sind nominell dünn besetzt, denn Jose Pekerman berief nur deren drei in seinen vorläufigen Kader ein. Gesetzt ist auf der linken Seite Pablo Armero, der sich in den letzten Jahren in der Serie A einen Namen gemacht hat, das Frühjahr aber leihweise bei West Ham verbrachte. Ursprünglich gehört er Napoli, ebenso wie Landsmann Camilo Zuniga, der mit Knieproblemen zu kämpfen hatte und kaum spielte. Die dritte Option ist Santiago Arias. Der PSV-Akteur ist der einzige Rechtsverteidiger im Kader, muss aber in aller Regel für Zuniga weichen. Die Spielweise aller drei Akteure ist jedenfalls sehr offensiv orientiert.

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Im Zentrum ist in jedem Fall mit einer Doppelsechs zu rechnen, da Kolumbien entweder in einer 4-2-2-2- oder 4-2-3-1-Formation auftreten wird. Die meisten Zentrumspieler sind dabei vor allem physisch stark. Der prominenteste Name ist Fredy Guarin, der weniger ein Strukturgeber und Stratege ist sondern ein torgefährlicher, moderner Box-to-Box-Mittelfeldspieler. Im Nationalteam ist der Inter-Legionär allerdings nicht unumstritten – im Gegensatz zu Abel Aguilar von Toulouse. Der 29-Jährige ist ein starker Zweikämpfer und Balleroberer. Ein ähnlicher Spielertyp ist auch Carlos Sanchez, der in Spanien bei Elche unter Vertrag steht. Dieser ist allerdings mit dem Ball am Fuß weniger zuverlässig, was für Guarin sprechen würde. Die weiteren Alternativen, Alexander Mejia und Aldo Leao Ramirez dürften bestenfalls zu Kurzeinsätzen kommen.

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Auf den Flügeln findet man die ersten richtigen Stars des Teams. Einerseits ist dies Juan Cuadrado, der noch bei der Fiorentina unter Vertrag steht, aber mit europäischen Topklubs in Verbindung gebracht wird. Zu den Stärken des 26-Jährigen zählen seine Schnelligkeit und seine Dribblings. Zudem ist er torgefährlich, denn in den letzten beiden Saisonen erzielte er 16 Tore. Dadurch ist er sowohl im normalen Positions- als auch Umschaltspiel ein schwer zu bändigender Spieler. Cuadrado könnte zudem als Außenverteidiger aushelfen.

Noch mehr im Fokus steht aber James Rodriguez, der Spielmacher der Cafeteros. Er kann auf beiden Seiten und als hängende Spitze spielen, verfügt über herausragende Fähigkeiten im Dribbling, enorme Schnelligkeit und Durchsetzungsfähigkeit. Darüber hinaus tritt er gute Standards und bringt sich auch in die defensiven Abläufe ein. Mit 22 Jahren ein kommender Weltstar und jedenfalls einer, den man bei den Spielen der Kolumbianer verstärkt ins Auge fassen sollte.

Einen ähnlichen Weg könnte auch Juan Quintero gehen, der bei Porto die Nachfolge seines Landsmanns antrat und ebenfalls am Flügel und im Zentrum agieren kann. Den Namen von Edwin Valencia wird man hingegen wohl kaum hören – auch bei der WM.

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Neben Superstar Radamel Falcao, der zu den absolut besten Stürmern der Welt zählt und verletzungsbedingt um die WM bangen muss, gibt es eine Vielzahl an weiteren Klasseangreifern im Kader. Derjenige, der Falcao am ehesten ersetzen könnte, ist Jackson Martinez vom FC Porto – ebenfalls ein physisch starker Spieler, der eiskalt im Abschluss ist. Mit dem Neo-Dortmunder Adrian Ramos und Carlos Bacca von Sevilla gibt es des Weiteren zwei Spieler, die mit einer starken Saison im Rücken zum Team stoßen.

Auch sie sind können Bälle mit dem Rücken zum Tor gut verarbeiten, aber auch in die Tiefe gehen. Ein anderer Spielertyp ist der dynamische Luis Muriel, der unter Umständen auch am Flügel eingesetzt werden könnte. Weniger bekannt sind Victor Ibarbo von Cagliari und Teofilo Gutierrez, der jedoch nach Falcao die meisten Sturm-Einsätze in der Qualifikation hatte. Die guten Läufe des 29-Jährigen sind die optimale Ergänzung zur physischen Spielerweise von Falcao & Co. Unsere hohe Bewertung des kolumbianischen Angriffs setzt natürlich voraus, dass Superstar Radamel Falcao rechtzeitig zur WM fit wird.

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Alexander Semeliker

@axlsem

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