Seit dieser Woche ist es nun also fix: Der Unterhausfußball in Österreich wird wegen der COVID-19-Pandemie abgebrochen. Es gibt keine Meister, keine Auf- und... Kommentar: Der ÖFB-Corona-Fail im Unterhaus

Seit dieser Woche ist es nun also fix: Der Unterhausfußball in Österreich wird wegen der COVID-19-Pandemie abgebrochen. Es gibt keine Meister, keine Auf- und Absteiger, die Saison wird einfach schlichtweg annulliert und mit der Spielzeit 2020/21 neu gestartet. Dies betrifft alle Ligen von der Regionalliga abwärts.

Es ist mal wieder eine kurzsichtige Entscheidung eines verkrusteten und unkreativen Verbandes. Die vollständige Annullierung der Hinrunde setzt hiermit die erbrachten Leistungen von Tabellenführern, mit denen von abgeschlagenen Tabellenschlusslichtern – die damit die großen Gewinner der Krise sind – gleich. Ein Schlag ins Gesicht für Spieler und Trainerteams, die gut arbeiteten, vor allem aber für die vielen freiwilligen Helfer im Unterhaus, deren Arbeit damit praktisch auch vollständig annulliert und für nichtig erklärt wurde.

Dabei hätte es nur fünf oder zehn Minuten gebraucht, um in sich zu gehen und eine von drei vollkommen logischen, alternativen Lösungen durchzudenken, die in jeder Hinsicht fairer gewesen wären und Weitblick bewiesen hätten:

Das Mindeste, wenn die Saison schon abgebrochen werden muss: Der Meister wird gekürt. Klar wäre es nur eine halbe Meisterschaft gewesen und genau deshalb wäre der Tabellenführer auch nicht mit dem Aufstieg belohnt worden, sehr wohl aber mit einer Trophäe für die erbrachte Leistung. Dies hätte immerhin die Leistungen des Ligabesten mit den anderen Teams ein wenig in Relation gestellt und niemandem wäre ein Zacken aus der Krone gebrochen.

Noch dazu befindet man sich in der relativ glücklichen Lage, dass genau die Hälfte der Saison fertiggespielt wurde. Es handelt sich also schon um ein repräsentatives Bild, wenngleich die Teams nicht jeweils einmal zu Hause und auswärts aufeinandertrafen, was aber auch kein großes Argument für einen Komplettabbruch wäre. Selbst in europäischen ersten Ligen gab es bereits ganze (so geplante!) Saisonen, in denen 12 Teams in 33 Runden um den Titel spielten und damit unweigerlich auslosungsbedingte Heim/Auswärts-Vorteile entstanden.

Die vernünftigste Variante wäre gewesen, die Punkte in die nächste Saison mitzunehmen. Gesetz des Falles, dass kaum Vereine Konkurs anmelden müssen, würde die nächste Saison ja in derselben Ligenzusammensetzung starten. Hier könnte man schlichtweg die Punkte aus der Hinrunde in die Saison 2020/21 übertragen – etwaige vorgezogene Rückrundenspiele werden als einzige annulliert. Mal wieder ein Beispiel aus der großen Fußballwelt: Als Russland in der Saison 2011/12 von Kalenderjahrmeisterschaft auf Sommer- und Winterpause umstellte, wurden in der Premier Liga drei Halbrunden gespielt. Am Ende wurde Zenit St.Petersburg nach 44 ausgetragenen Runden Meister. Eine etwas aufgeblasene Endtabelle hatte dort keinen Nachteil und sorgte für viel Spannung.

Und Teil 3 des Weitblicks: Hätte man die Hinrunde nicht annulliert, wäre man auch gegen ein neuerliches Aufflammen der Pandemie gewappnet gewesen. Wäre es nämlich so, dass aufgrund von COVID-19 auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 kein Unterhausfußball stattfinden könnte, so wäre es möglich gewesen, die aktuelle Saison mit der Rückrunde der nächsten Saison 2020/21 zu komplettieren. Oder einfach gesagt: Man spielt die Saison einfach im Frühling 2021 fertig, wenn’s nicht anders geht. Mit dem Punktestand von jetzt…

Für viele Spieler und Funktionäre im Unterhaus ist der Stopp im Amateurfußball auch finanziell problematisch. Der Fußball ist schließlich für viele Studenten der einzige Nebenjob und man ist auf die Aufwandsentschädigungen angewiesen, was man angesichts des „Hobby-Charakters“, der eigentlich keiner ist, gerne vergisst. Das kann der ÖFB nicht flächendeckend lösen. Aber er hätte für eine faire, langfristig vertretbare Entscheidung mit dem Umgang der Saison 2019/20 sorgen können, entschied sich aber stattdessen für eine uninspirierte, zutiefst österreichische Lösung, anstatt über den Tellerrand zu blicken. Scha(n)de.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen