Am 14. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing der FK Austria Wien den SCR Altach zum Duell. Dabei wollten die Violetten endlich wieder auf die... Analyse: Austria belohnt sich mit Last-Minute Sieg

Am 14. Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing der FK Austria Wien den SCR Altach zum Duell. Dabei wollten die Violetten endlich wieder auf die Siegesstraße zurückkehren, nachdem man in den letzten Wochen das Gefühl des vollen Erfolges kaum erleben durfte. Gelingen sollte dies inmitten intensiver Wochen und personeller Sorgen, wodurch die Vorzeichen schwierig wirkten. Das lag auch am Gegner aus dem Vorarlberg, denn der SCR Altach gewann drei der letzten vier Spiele in der Liga und kam mit viel Selbstvertrauen angereist.

Mutige Altacher und ökonimische Austrianer

Diese Begegnung versprach also einiges, da auch beide Mannschaften gerne den gepflegten Spielstil präferieren und spielerische Lösungen forcieren. Das konnte man auch im Hinspiel sehen, als sich die beiden Teams einen abwechslungsreichen Schlagabtausch lieferten und sich die Altacher in der Nachspielzeit mit 3:2 durchsetzen konnten. Bereits damals konnte man recht früh in der Saison erkennen, dass Altach unter Trainer Klose interessante Ansätze zu bieten hat, die in den vergangenen Wochen immer besser zu greifen begangen. Die Vorarlberger setzen dabei auf ein offensives 3-4-3, welches sehr variabel daherkommt und dadurch unangenehm zu bespielen ist, was im Speziellen auch mit dem gefährlichen Sturmduo Tibidi und Zielspieler Nuhiu zusammenhängt. Dadurch hat man sich auch gewissermaßen den Ruf als „Hopp oder Drop“ Mannschaft erarbeitet, da man im Angriff immer in der Lage ist Tore zu erzielen, gleichzeitig aber in der Defensive anfällig ist.

Das liegt daran, dass man speziell auf den Positionen der Flügelverteidiger, gelernte Offensivspieler aufbietet, die dadurch in der Lage sind spielerische Lösungen zu kreieren, dafür aber in der Rückwärtsbewegung Nachlässigkeiten offenbaren. Trotz der Rolle des „Underdogs“ in diesem Spiel, wollten die Altacher wie gewohnt mutig agieren und nach vorne spielen. Man presste zwar nicht ganz vorne an, aber versuchte mit einem 3-4-3/3-3-3-2 den Spielaufbau der Wiener situativ auch weiter vorne zuzustellen und mit dem Mannschaftsverbund höher aufzurücken. Der Austria stand also eine schwere Aufgabe bevor und man war gespannt, wie es die Mannen von Trainer Schmid anlegen würden. Auf großartige Rotation wurde trotz der intensiven Wochen verzichtet bzw. gab es die Kadersituation auch nicht her und einzig Nikola Dovedan rutschte statt Teigl in die Startelf und bekam den Vorzug gegenüber Zielspieler Tabakovic. Schmid begründete dies mit der spielerischen Note und dass man über das Kombinationsspiel gedenke den Gegner auszuhebeln.

Spannend war allerdings vor allem der Matchplan gegen den Ball und was man sich gegen die spielstarken Altacher überlegte. Für gewöhnlich pressen die Violetten ja auch gerne den Kontrahenten sehr hoch an und wollen somit den Spielaufbau unterbinden. Das stellte sich gegen die Vorarlberger allerdings anders dar und ließ man im Gegenteil die Gäste sogar in Ruhe aufbauen. Man formierte sich zu einem 4-1-4-1 Block und ließ die aufbauende gegnerische Dreierreihe in erster Instanz in Ruhe den Ball zirkulieren und konzentrierte sich stattdessen, die Passwege nach vorne zuzustellen. Stürmer Dovedan platzierte sich vor den Abwehrspielern, während dahinter sich ein eine „Viererreihe“ bildete, wo Fitz und Braunöder wichtige Aufgaben erfüllten. Sie sollten nämlich die beiden „Sechser“ der Altacher mannorientiert verfolgen und zustellen. Damit sollte das Zentrum isoliert und Altach auf den Flügel gelenkt werden, wo man Pressingzonen definierte. Diese Vorgehensweise kann man im nächsten Bild gut erkennen:

Altach im Spielaufbau aus einem 3-4-3 heraus, die Austria lässt die Aufbaureihe des Gegners in Ruhe walten und konzentriert sich stattdessen darauf, die Passwege nach vorne zuzustellen. Das Zentrum wird in Manndeckung genommen, wodurch Altach nur noch der Weg über die Flügel bleibt.

Diese gewählte Vorgehensweise machte dabei aus zwei Gründen Sinn. Zum einen befindet sich die Austria am Höhepunkt der körperlichen Belastungen und muss seit Anfang Oktober alle drei Tage ein Spiel absolvieren. Dadurch ist es nur logisch, dass man nicht 90 Minuten höchste Intensität gehen kann, sondern ökonomisch mit den Kräften haushalten und eine gewissen Balance finden muss. Das war sicherlich eine Lehre, die man nach dem bitteren Pokalaus zog. Zum anderen hing das auch mit dem Gegner zusammen, der ja mit Nuhiu den Prototyp eines Zielspielers in den Reihen hat. Und die Vorarlberger binden den Stürmer auch dementsprechend ein und spielen gerne lange (Chip)Bälle auf den großgewachsenen Nuhiu, der die Bälle sichern und weiterleiten soll. Daher stellt sich natürlich die Frage, will man dem Gegner damit in die Karten spielen, indem man lange Bälle provoziert?

Die Austria beantwortete diese Frage mit einem Nein, weshalb man eher eine lauernde Stellung einnahm. Wenn man nämlich ins Pressing geht, zieht man dementsprechend viel Personal nach vorne und verteidigt dann in der Abwehrreihe Mann gegen Mann. Das wäre gegen Nuhiu gefährlich gewesen, weshalb man sich dahingehend anpassen musste. Und recht früh wurde klar, dass dieser strategische Ansatz auch der Richtige war. Der Spielaufbau wurde den gegnerischen Innenverteidigern auferlegt, die allerdings wenig damit anfangen konnten und sich schwertaten, den Block der Austria auszuspielen. Meist spielte man nur in die Breite oder Chipbälle nach vorne, wodurch man auch sehr ausrechenbar blieb. Das bedeutete wiederrum, dass es den Violetten gelang, mit fünf eigenen Spielern, sieben gegnerische Spieler in der Hälfte des Kontrahenten zu binden, was zu einem numerischen Vorteil führte. Dadurch hatte man eine ausreichende Absicherung in der Defensive und spielte diese Überzahl auch gut aus.

Violette Durchschlagskraft bringt Altach zum Wackeln

Der defensive Matchplan der Austria war erstmal die Grundlage dafür, dass man einen guten Zugriff auf Altach erlangte. Nun war natürlich die Frage, was macht man aus den gewonnenen Bällen im eigenen Ballbesitz? Hier war wie gewohnt das bedachte Ballbesitzspiel zu sehen, mit einem kontinuierlichen Spielaufbau und den Fokus auf das Kombinationsspiel, mit dem man den Gegner aushebeln wollte. Hier übernahm vor allem das Zentrum der Violetten die Schlüsselrolle und über das Duo Fischer/Braunöder, aber auch dem sehr umtriebigen Fitz, sollte das Spielgerät in die gegnerische Hälfte gebracht werden.

Daher nahmen die Austrianer auch das Zentrum ins Visier, wo man den Gegner knacken wollte. Hier gab es einige Möglichkeiten, da im 3-4-3/5-2-3 es ja nur zwei zentrale Mittelfeldspieler gibt, die viel Raum abdecken müssen. Hier hatte die Austria mit den drei genannten Akteuren eine konstante Überzahl, aber auch Stürmer Dovedan ließ sich immer wieder klug nach hinten in den Zwischenlinienraum fallen, um sich an den Kombinationen zu beteiligen. So kamen die Gastgeber über diese Räume recht sauber in die gegnerische Hälfte hinein, wo man dann in weiterer Folge nach einigen Kombinationen das Spiel auf die Flügel verlagerte. Hier sollte letztlich nämlich der Schlüssel zum Erfolg der Austria liegen.

Aufgrund des mutigen Ansatzes der Altacher, ließ Trainer Klose die drei Stürmer vorne stehen und befreite sie von der Defensivarbeit in der Hoffnung, dass man die Austria nach Ballgewinnen, mit dem Umschaltspiel knacken konnte. Mit Tibidi und Bischof hatte man auch zwei schnelle Spieler die in der Lage waren, den Violetten Probleme zu bereiten. Allerdings war dies ein schmaler Grat, denn dadurch bestand die Gefahr, dass man in der Defensive Räume offenbarte, da nur sieben Spieler tief verteidigten. In den ersten 25 Minuten gelang es den Austrianern selten, diese offenen Räume zu bespielen, da man zu fehleranfällig agierte und die Flügelspieler nicht konsequent genug nach vorne agierten.

Allerdings änderte sich das schlagartig und nach der ersten Großchance der Austria durch Flügelspieler Polster, wodurch quasi ein Damm aufgebrochen wurde und man Blut leckte. Folglich waren immer wieder die beiden Außenbahnen der Ausgangspunkt für gefährliche Aktionen, wo die Austria auf rechts mit Ranftl, Braunöder und Keles und auf links mit Martins, Fitz und Polster „Dreiecke“ aufbaute und sich in den Strafraum durchkombinieren konnte. Dadurch erspielte man sich quasi im Minutentakt eine Chance nach der anderen und lag ein Treffer förmlich in der Luft. Doch es fehlte die Kaltschnäuzigkeit und auch etwas das Glück und obwohl man Chancen für mindestens zwei Treffer hatte, blieb es beim 0:0.

Altach schwamm in der Phase gehörig und fand überhaupt keinen Zugriff auf die Austrianer. Der Plan mit den vorne bleibenden drei Stürmern ging kaum auf, da die Gastgeber ein gutes Gegenpressing initiierten und man zu selten sich aus diesem befreien konnte, um überhaupt in die Umschaltsituationen zu gelangen. So wurde dieser schmale Grat umgekehrt und erwies sich fataler Schachzug, da man keinen Zugriff auf die Wiener erlangte und nur hinterherlief. Dennoch ging man aus dem Nichts in Führung und einen direkten Freistoß versenkte Forsum zum 1:0. Besonders ärgerlich war dabei die Entstehung aus Sicht der Austria, hatte man doch den Ball bereits gewonnen und schenkte ihn leichtfertig her. Die Gastgeber waren auch sichtlich frustriert und gingen mit einer gehörigen Portion Wut in die Kabine.

Austria wird dominanter, Altach greift zur Notbremse

Nach dem Wiederanpfiff kamen die violetten Gastgeber sichtlich angesäuert aus der Kabine heraus und wollten dieses Gefühl in positive Energie ummünzen. So kehrte man auch zum eigenen Pressingspiel zurück und wollte dem Gegner nun das eigene Spiel noch mehr aufzwingen, weshalb man die Altacher auch ganz vorne attackierte. Und es dauerte auch nicht lange, ehe man den Ausgleich erzielte. Nach einer schönen Kombination über mehrere Stationen, bediente Polster im Strafraum Fitz, der aus kurzer Distanz zum hochverdienten Ausgleich traf.

Damit ging es für die Altacher in der gleichen Tonart wie gegen Ende der ersten Halbzeit weiter und man wackelte ordentlich, da Trainer Klose auch überraschend nichts änderte. So rollten auch nach dem Ausgleich die Angriffe unentwegt weiter und das Trio Fischer, Braunöder und Fitz zog die Fäden und brachte die Offensivspieler immer wieder in gute Situationen, wodurch man Gefahr erzeugen konnte. Keles hätte hier auf 2:1 stellen können, traf jedoch nur die Stange.

In der 60. Minute reagierte dann Gäste-Trainer Klose und nahm nicht nur einen Doppelwechsel vor, sondern auch eine Systemumstellung, womit man die Notbremse zog. Aus dem 3-4-3 wurde nun fortan ein klares 4-3-3, womit man die verlorene Stabilität wiederherstellen wollte. Der Fokus lag hier darauf, einen zusätzlichen Mann im zentralen Mittelfeld zu beordern und gleichzeitig auch die Außenbahnen zu doppeln, um die Flügelangriffe der Austria besser zu verteidigen. Die Umstellungen zeigten dann auch Wirkung und es gelang zumindest, die Frequenz an gefährlichen Angriffen etwas einzuschränken und mehr Gegenwehr zu leisten. Die Violetten mussten dadurch etwas mehr Geduld im Passspiel aufbringen, fanden aber dennoch immer wieder Lösungen, um gefährlich ins letzte Drittel einzudringen.

Jedoch wirkten einige Akteure und speziell die beiden Flügelspieler zunehmend müde, weshalb Austria-Trainer auch mit einem Dreifachwechsel reagierte und für eine Schlussoffensive sorgen wollte. Zuvor kam schon Tabakovic in die Partie, nun auch Teigl, Drame und Holland. Vor allem letzterer sorgte mit seiner Spielintelligenz und präzisen Pässen immer wieder Gefahr und so war es auch der Australier, der mit einem schönen Chipball eine Großchance von Tabakovic vorbereitete. In den letzten Minuten flaute dann das violette Spiel jedoch etwas ab und kam Altach nochmal auf. Die Gäste legten einen Zahn zu und pressten nun wieder höher an, um eine mögliche Müdigkeit und Ungeduld der Austria auszunutzen. Und durch Nuhiu und Jäger kamen die Altacher auch zu zwei guten Möglichkeiten, womit man das Spiel erneut auf den Kopf hätte stellen können.

Für den Schlusspunkt in diesem Spiel sorgten dann aber doch noch die Gastgeber. Spielmacher Fitz brachte eine gefährliche Hereingabe herein, Kapitän Fischer verpasste knapp und Verteidiger Strauss wusste sich nur noch mit einem Handspiel zu helfen, wodurch die Austria in der Nachspielzeit einen Elfmeter erhielt. Diesen verwandelte der überragende Fitz souverän, wodurch die Violetten spät aber doch einen verdienten 2:1 Sieg einfuhren konnten.

Fazit

Es war ein hartes Stück Arbeit für die Wiener Austria, doch letztlich gelang doch noch der Sieg und fuhr man damit enorm wichtigen drei Punkte ein. Es dauerte zwar einige Zeit, bis man in Fahrt kam, allerdings überrollte man dann förmlich die Altacher mit gefährlichen Angriffen und kam zu einer Vielzahl an Torchancen. Ausschlaggebend dafür war sicherlich auch der gute Matchplan, mit dem man die Stärken der Altacher unterband und sich so Stück für Stück eine Dominanz aufbaute. Hier war vor allem das starke Zentrum bestehend aus Fischer, Braunöder und Fitz der Schlüssel zum Erfolg, mit dem man dem Gegner enorme Probleme bereitete.

Man machte sich aber das Leben mit der schlechten Chancenauswertung selbst schwer, wodurch man bis zum Schluss leiden musste, ehe man sich doch noch den Sieg holte. Der Zeitpunkt war zwar glücklich, allerdings spricht die „Expected-Goals-Wertung hier eine deutliche Sprache und spuckte mit 3,5:0,3 einen Wert heraus, der die Überlegenheit der Austria demonstrierte. Damit gelang der Sprung zurück in die Meistergruppe und rückte man in der Tabelle vor, womit man in den verbleibenden zwei Ligaspielen die Chance hat, die eigene Position in dieser zu festigen.

Stefan Karger