Am zweiten Spieltag der österreichischen Bundesliga stand für die Wiener Austria das erste Heimspiel auf dem Programm, was aufgrund mehrerer Gründe mit Spannung erwartet... Analyse: Austria feiert ersten Erfolg unter Stöger

Am zweiten Spieltag der österreichischen Bundesliga stand für die Wiener Austria das erste Heimspiel auf dem Programm, was aufgrund mehrerer Gründe mit Spannung erwartet wurde. Einerseits waren zum ersten Mal seit der Covid-Krise wieder Zuschauer im Stadion und wurde das erarbeitete Konzept auf dem Prüfstand gestellt, andererseits stand man auch in sportlicher Hinsicht unter Zugzwang. Den Auftakt verlor man trotz einer soliden Leistung gegen den LASK knapp aber doch, weshalb nun unbedingt drei Punkte hermussten. In dieser Hinsicht hatte die SV Ried den Wienern etwas voraus, denn die Innviertler besiegten zum Auftakt dank eines Last-Minute-Treffers die WSG mit 3:2 und holten damit drei Punkte zum Start. Dadurch wurde die Ausgangslage gegen die Austria auch etwas entspannter und mit einem Punktegewinn wäre man bereits zufrieden.

Ried kommt mit einer Fünferkette angereist

Nach dem ergebnistechnisch verpatzen Auftakt gegen den LASK stand den „Veilchen“ am zweiten Spieltag gegen die SV Ried nun eine völlig andere Ausgangslage bevor. Anders, als gegen die Linzer, war im Vorfeld davon auszugehen, dass man das Spiel wird machen müssen und die Rieder mit einer kompakten und defensiven Fünferkette angereist kommen. Dies sollte dann auch tatsächlich der Fall sein, denn die Oberösterreicher formierten sich zu einem massiven 5-3-2 System, womit man de facto acht Feldspieler für die Arbeit gegen den Ball abstellte. Die Fünferkette und die drei zentralen Mittelfeldspieler davor, sollten vor allem die wichtige Region im Zentrum beherrschen und die Austria mit genügend Personal in dieser Zone vom eigenen Tor fernhalten. Dazu zählten dann auch die beiden Stürmer als erste Verteidiger, denn Gschweidl und Grüll standen recht eng zusammen und sollten damit gewährleisten, dass die Innenverteidiger der Gastgeber nicht ins Zentrum passen konnten, sondern in die Breite spielen mussten.

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Sobald dann der Pass auf die Außenverteidiger erfolgte, rückte der ballnahe zentrale Mittelfeldspieler der Innviertler aus seiner Position nach außen und sollte diesen stellen, während gleichzeitig der Flügelverteidiger den Flügelspieler manndeckte und so diese Anspielstation zustellen sollte. Die Abwehrkette der Rieder sollte dabei aktiv immer wieder hinausstechen und wurde von Trainer Baumgartner lautstark dazu animiert, weshalb vor allem die Halbverteidiger konstant nach vorne rückten und die gegnerischen Achter oder den zurückfallenden Mittelstürmer verfolgen sollten. Mit diesem Mechanismus sollte gewährleistet werden, dass man es der Austria mit diesem kompakten und aktiven Block äußerst schwermachte ins Zentrum vorzustoßen und in den Strafraum zu kommen. Da man die Pressinglinie auch in die eigene Hälfte verlegte, hatte man dafür alle Feldspieler für die Defensivarbeit abgestellt. Das machte sich im Konterspiel bemerkbar, denn oftmals hatte man de facto nur die beiden Angreifer als Anspielstationen zur Verfügung, die vordergründig auf Bälle in die Tiefe lauerten. Vereinfacht gesagt, wollte die SV Ried nicht wirklich viel mit dem Ball anstellen, sondern die Austria kommen lassen und dann mögliche Lücken und Fehler bestrafen. Das ging nach wenigen Sekunden bereits beinahe auf, als nach einem katastrophalen Rückpass Abwehrchef Madl in letzter Sekunde mit einer riskanten Grätsche als letzte Mann retten musste.

Austrias unterschiedlicher Flügelfokus

Daher musste sich die Austria klarerweise einen Plan zurechtlegen, wie man diesen tiefstehenden und kompakten Block der Oberösterreicher knacken wollte. Helfen sollte dabei die Routine der beiden Deutschland-Rückkehrer Teigl und Suttner, die in die Mannschaft rutschten und wichtige Rollen einnehmen sollten. Die Violetten setzten wie bereits in Linz auf ein 4-1-4-1 System, wobei die Position des Achter neben Sarkaria diesmal Kapitän Grünwald einnahm. Doch der strategische Fokus sollte auf den Flügel gelegt werden und über diese Zone wollte man die Rieder knacken. Dafür hatte man für die beiden Seiten unterschiedliche Rollen festgelegt. Den dominierenden Part sollte der linke Flügel übernehmen, wo man die fußballerischen Fähigkeiten von Suttner im Spielaufbau gezielt einbauen wollte.

Der Routinier sammelte von Beginn an viele Ballkontakte und gefühlt 80 Prozent der Angriffe gingen über die linke Seite der Austria. Suttner baute dabei mit Wimmer und Grünwald ein konstantes Dreieck auf, mit dem man Durchbrüche auf dem Flügel kreieren wollte. Ganz anders sah es dagegen auf der anderen Seite aus, wo die Verfahrensweise darauf abzielte, für schnelle Direktangriffe zu sorgen und Hereingaben in den Strafraum zu bringen. So stand Neuzugang Teigl sehr breit in seiner Positionierung und weit draußen auf dem Flügel und rückte nur situativ ins Zentrum, um neben Monschein als Abnehmer der Flanken bereitzustehen. Ausbalanciert wurde dies durch Rechtsverteidiger Zwierschitz, der stattdessen mehr ins Zentrum einrückte und den Halbraum besetzte, um dadurch ein balanciertes Positionsspiel und gute Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen zu ermöglichen.

Strategisch war dieser Ansatz interessant und man versuchte die Stärken der Spieler entsprechend zur Geltung zu bringen. Allerdings haperte es zunächst an der Umsetzung des Vorhabens. Im Endeffekt entstand bei der Austria in der ersten halben Stunde eine „U-förmige Passkarte“. Das bedeutet, dass die violetten Gastgeber viel um den Block der Rieder herumspielten, aber kaum wirklich in die entscheidenden und gefährlichen Zonen im Zentrum vordrangen. Einerseits lag im dies am unsauberen Passspiel und das man immer wieder an der Fünferkette der Rieder hängen blieb, andererseits war die rechte Seite unzureichend eingebunden, da man kaum Spielverlagerungen spielte und es meist zu lange dauerte, bis man die Seite wechselte. Durch seine breite Positionierung war vor allem Teigl isoliert und sammelte kaum Ballkontakte, was den Linksfokus natürlich noch verstärkte. Ried wurde dadurch kaum unter Stress gesetzt und die Abläufe wurden kaum angebohrt. Selber wollten die Gäste kaum am Spiel teilnehmen und verlor die Bälle recht schnell, sobald der Ball über die Verteidigung hinaus nach vorne kam. Bei den Kontern sah es meist ähnlich aus und nach zwei Pässen war das Spielgerät meistens weg.

Umstellungen beleben violettes Spiel

Dadurch war es ein ereignisloses Spiel, ohne wirkliche Torchancen in der ersten halben Stunde. Die Austria hatte 60 Prozent Ballbesitz, spielte aber wie erwähnt viel um den Block der Rieder herum und kam nicht in diesen hinein. Und wenn man es versuchte, folgte meist der schnelle Ballverlust. Immerhin funktionierte das Gegenpressing und die Konterabsicherung ganz gut, weshalb man defensiv nichts zuließ. Die Violetten versuchte dann mit einigen Anpassungen Abhilfe zu schaffen, was vor allem mit Sarkaria zusammenhing. Der Kreativspieler kommt unter Stöger aktuell im Zentrum zum Einsatz, was er in Linz nicht so schlecht löste. Allerdings ist dies nicht seine Lieblingsposition und das bekam man gegen eine solch dichtgestaffelten Abwehrreihe wie jene der Rieder zu sehen. Da er gerne den Ball länger hält, wird er in viele Zweikämpfe verwickelt und fühlt sich in diesen konstant engen Räumen nicht wirklich wohl, weshalb er in dieser Partie auch nicht ins Spiel fand.

Stöger beorderte Sarkaria dann vermehrt von der rechten Halbposition auf die linke Seite, um die dominante Seite der Violetten noch zusätzlich zu Überladen und für mehr Durchschlagskraft zu sorgen. Das erleichterte dann tatsächlich das Spiel der Austria, denn dadurch schaffte man Überzahl auf der linken Seite, brachte vermehrt Flanken in den Strafraum und setzte sich näher in Richtung des gegnerischen Strafraums fest. Die Rieder reagierten, indem sie stärker in Richtung der linken Seite verschoben und versuchten, die Räume da noch enger zu machen. Dadurch wurde aber wiederum auf der rechten Seite etwas Platz frei, was das Angriffsspiel der Austria etwas balancierter machte. Das sah man auch an den ersten beiden Möglichkeiten der Wiener, wo zunächst nach der Überladung auf Links Suttner auf Teigl flankte und bei der zweiten Zwierschitz auf seiner Seite durchbrach und den Ball in den Strafraum brachte, wo Wimmer von einem Gegenspieler gefoult wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte Monschein zum 1:0.

Dieser Treffer wirkte lösend für das Spiel der Austria, denn von da an wirkte man im Kombinationsspiel wesentlich sicherer, lief der Ball flüssiger in den eigenen Reihen und man stresste und beschäftigte die Defensive der Innviertler stärker. Dadurch kam man in den letzten 15 Minuten zu mehr gefährlichen Szenen, als in den 30 Minuten zuvor.

Violettes 4-4-2 funktioniert offensiv gut

In der zweiten Halbzeit stellte Trainer Stöger dann nochmal um und ging mit der Einwechslung von Offensivspieler Pichler vom 4-1-4-1 zu einem 4-4-2 über, bei dem Monschein und Pichler die Doppelspitze bildeten. Man wollte damit vermutlich noch mehr Präsenz in höheren Zonen bekommen und Pichler sollte mit seiner Physis Räume für Monschein und die anderen Offensivspieler schaffen. Sarkaria ging dafür auf seinen angestammten rechten Flügel, wo er sich prompt auch gut einfügte und wesentlich besser zur Geltung kam, als es im Zentrum noch der Fall war. Das beflügelte das Spiel der „Veilchen“ nochmal zusätzlich, da nicht nur über die gut aufspielenden Suttner und Wimmer Druck über die Flügel kam, sondern nun auch Sarkaria und Teigl auf der rechten Seite für Betrieb sorgten. Dadurch erspielte man sich einige gefährliche Szenen, war im Umschaltspiel noch griffiger und fand immer wieder Lösungen gegen die dichtgestaffelten Reihen der Rieder. Man hatte das Spiel schlicht gut unter Kontrolle und das 2:0 lag in der Luft.

Das fiel dann auch, als nach einem Konter der Elfmeterpfiff folgte und Monschein zum zweiten Mal vom Punkt traf. Von der SV Ried kam weiterhin kaum etwas und bis auf Standards fand man im Strafraum der Austria kaum einmal statt. Die Violetten ließen das Spielgerät gut in den eigenen Reihen laufen, hatten Chancen auf das 3:0 und alles deutete in Richtung eines Heimsiegs für die Wiener hin. Dann machte sich die Austria allerdings das Leben selber schwer, als nach einem Corner der eingewechselte Maudo ein Eigentor fabrizierte. Dadurch kam in den letzten Minuten nochmal Spannung in diesem Spiel auf und die Oberösterreicher schlugen viele lange Bälle in den Strafraum, um den Ausgleich zu erzwingen. Die Defensive der Violetten hielt allerdings stand und es blieb damit beim 2:1.

Fazit

Die Austria feierte also ihren ersten Sieg unter dem neuen Übungsleiter Peter Stöger. In der ersten halben Stunde war noch viel Sand im violetten Getriebe zu sehen, weshalb man kaum in die gefährlichen Zonen kam, viel in die Breite und um den Block der Rieder herumspielte und wenige Lösungen fand. Vor allem das Passspiel und die Zielgenauigkeit ließ zu wünschen übrig, weshalb man immer wieder hängen blieb und kein Spielfluss zustande brachte. Erst nach der Umstellung von Stöger, wurde das Spiel etwas besser und resultierte in die Führung der Austria. Mit dem 4-4-2 nach der Halbzeit und der neuen Position von Sarkaria, wurde das Spiel der Violetten ausgewogener und variantenreicher, wodurch man die Defensive der Rieder noch besser beschäftigen konnte. Dadurch war das Spiel weitestgehend unter Kontrolle und de facto nie in Gefahr, hätte man sich gegen Ende nicht selbst nochmal in die Bredouille gebracht. Man behielt allerdings die Nerven und holte somit die ersten drei Punkte, die für das Selbstbewusstsein im Hinblick auf die nächsten Aufgaben sehr wichtig sein könnten.

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Dalibor Babic