Stilistisch betrachtet hat der SK Rapid derzeit zwei Gesichter. Didi Kühbauer bot in der ersten Halbzeit beim WSG Swarovski Tirol das „technische Gesicht“ auf... Analyse: Überragender Schwab führt Rapid zu 2:0-Sieg in Tirol

Stilistisch betrachtet hat der SK Rapid derzeit zwei Gesichter. Didi Kühbauer bot in der ersten Halbzeit beim WSG Swarovski Tirol das „technische Gesicht“ auf – für die Entscheidung gegen den Aufsteiger sorgte aber das „dynamische Gesicht“.

Etwas überraschend krempelte Kühbauer seine Elf für das Spiel in Innsbruck um, brachte Badji als Solospitze und dahinter unter anderem Murg und Knasmüllner. Hierbei handelt es sich um das technisch stärkste Duo in der Rapid-Offensive, allerdings ist auch immer wieder die Rede davon, dass die beiden zusammen nicht funktionieren – auch wenn Murg diesmal wieder auf seiner Lieblingsposition auf der rechten Seite, mit der Möglichkeit zur Mitte zu ziehen, aufgeboten wurde.

Technische Herangehensweise vs. Gute Staffelung

Rapid versuchte es also zunächst spielerisch, tat sich aber gegen die gut gestaffelten Wattener schwer. Die Gastgeber zeigten dabei nicht mal eine auffallend gute Defensivleistung, sondern standen einfach gut. Dadurch wirkte das Spiel von Beginn an unspektakulär, war langsam und wurde mit Fortdauer der Halbzeit immer zäher. Die Konterversuche der Wattener versandeten, weil die Rapid-Abwehr sehr kompromisslos zu Werke ging und Dedic und Co. praktisch nie durchließ. Einzig bei einer falschen Abseitsentscheidung gegen Dedic hatte man zwischenzeitlich das Glück auf seiner Seite.

Schwab übertreibt’s in statischer erster Halbzeit nicht

Die Schlüsselfigur über 90 Minuten war definitiv Rapid-Kapitän Stefan Schwab, der schon in der ersten Halbzeit souverän spielte. Die Passqualität des Achters war dabei noch nicht besonders hoch, die Passsicherheit aber absolut gegeben. Schwab hatte in der ersten Halbzeit das Problem, dass es vor ihm zu wenig Tiefgang gab – sowohl in der offensiven Dreierreihe, als auch an vorderster Front. Durch das sehr positionslastige Spiel von Murg und Knasmüllner konnte sich auch Schobesberger nur bedingt aus dem Mannschaftsverbund entfernen und alleine die Tiefe suchen. Dadurch wirkte das Spiel statisch.

„Spezialist“ Arase sorgt für mehr Tiefgang

In der zweiten Hälfte änderte sich dies mit der Einwechslung von Arase anstelle von Murg. Zunächst rief dieser Wechsel Verwunderung hervor, weil unter anderem auch Taxiarchis Fountas – Rapids derzeitiger Top-Torschütze – auf der Bank saß. Arase sorgte allerdings mit seiner Positionstreue am Flügel für den nötigen Tiefgang, was sich auch wenige Minute nach der Einwechslung bezahlt machte. Der immer stärker werdende Schwab bediente den 20-Jährigen mit einem Zuckerpass hinter die Abwehr und der Youngster erzielte sein erstes Bundesligator.

Ab dem 1:0 bessere Balance

Für Rapid war dies der Dosenöffner und alleine aufgrund dieser gut zu Ende gespielten Aktion hat Kühbauer alles richtig gemacht. Mit Knasmüllner und der Doppelacht hatte man nun noch immer genug technische Klasse auf dem Platz, zusätzlich aber auch noch mehr Tiefgang an den Flügeln und somit auch das nötige Maß an läuferischer Dynamik. Die äußerst staffelungsorientierten Tiroler konnten dem spielerisch nichts entgegensetzen und so gewann Rapid an Sicherheit.

Assist-Assists sinnbildlich für die letzten Wochen

Der zweite Treffer von Barac – ebenfalls vorbereitet vom überragenden Schwab – war somit praktisch die Entscheidung. Rapid nützte dabei eine katastrophale Wattener Zuordnung aus, was auch von Klasse und einer wiedergefundenen Selbstverständlichkeit zeugt. Passend zum aktuellen Auftrumpfen von Rapids „zweiter Reihe“ sind auch die Assist-Assists: Die Einleitung zum ersten Tor besorgte Barac, den Freistoß vor dem zweiten Tor holte Auer heraus, der damit schon bei vier Assist-Assists in der laufenden Saison hält.

„Dynamisches Gesicht“ verpasst höheren Sieg

In weiterer Folge lief der Ball bei den Hütteldorfern nach Belieben. In der Schlussphase hätten die Wiener noch weitere Tore nachlegen können, waren im Abschluss aber nicht präzise genug. Durch die Einwechslungen von Fountas und Kitagawa war Rapids „dynamisches Gesicht“ am Ende wieder vollzählig, was auch durch die sich öffnenden Wattener zahlreiche Torchancen zur Folge hatte.

Schwab schraubt Tempo und Tiefe zum richtigen Zeitpunkt hinauf

Als „Männer des Spiels“ wurden der unerwartete Game Changer Kelvin Arase und der extrem stabile Mateo Barac gefeiert – nicht zuletzt aufgrund ihrer Treffer. Der Architekt des Erfolgs war aber zweifelsfrei Stefan Schwab, der wie schon in den letzten Partien kaum Fehler machte, das Risiko in den nicht intensiven Phasen möglich geringhielt und dafür in den Phasen, in denen Rapid aufkam und das Gefühl vermittelte, gefährlich werden zu können, perfekte Pässe in die Tiefe auspackte. Wie man es von Schwab gewöhnt ist, zog der Kapitän auch wieder die meisten Zweikämpfe: 25 Duelle Mann gegen Mann gingen auf die Kappe des Mittelfeldspielers – und da er in seinem Passspiel praktisch alles richtig machte, fiel es auch nicht ins Gewicht, dass er nur 32% dieser Duelle für sich entscheiden konnte.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen