In der 17. Runde der österreichischen Bundesliga kam es zu einem spannenden Duell zweier violetter Austrias, die zum Frühjahresauftakt aufeinandertrafen, nämlich jener aus Wien... Analyse: Wiener Austria feiert Einstandserfolg bei Debüt von Neo-Trainer Wimmer

In der 17. Runde der österreichischen Bundesliga kam es zu einem spannenden Duell zweier violetter Austrias, die zum Frühjahresauftakt aufeinandertrafen, nämlich jener aus Wien und Klagenfurt. Dabei hatte diese Begegnung auch einen richtungsweisenden Charakter, da sich beide Vereine im Kampf um die Meistergruppe befinden. Doch nicht nur aufgrund dieser Tatsache waren viele Augen auf diese Partie gerichtet, sondern auch wegen des Trainerdebüts von Michael Wimmer, der zum ersten Mal auf der Bank der Wiener Violetten Platz nahm. Zeit zur Eingewöhnung blieb da kaum, da man sofort abliefern musste und gefordert war einen Sieg einzufahren.

„Neue Austria“ mit Systemumstellung und neuen Rollenverteilungen

Nach einer langen Winterpause, war es nun endlich wieder soweit und in den Fanlagern war man gespannt, wie die Vereine der Liga in das Frühjahr hineinstarten würden. Noch eine Spur intensiver war dies bei der Wiener Austria der Fall, da man eine turbulente Zeit erlebte und die Wogen nach der Beurlaubung von Austria-Legende Manfred Schmid hochgingen und nach wie vor nicht geglättet sind. So musste Neo-Trainer Michael Wimmer unter schwierigen Voraussetzungen und einer gehörigen Portion Druck seine Amtszeit in Angriff nehmen und die Erwartungen der Vereinsführung in Sachen adaptierter Spielphilosophie erfüllen. In der Vorbereitung war dabei bereits zu erahnen, dass man fortan vom üblichen 4-2-3-1 abkehren würde und eine neue Grundformation Einzug halten wird, nämlich ein 3-4-3/5-2-3 mit einer Dreier/Fünferkette.

Doch nicht nur das System sollte sich ändern, sondern auch das Profil der Spielanlage sollte geschärft und noch aktiver werden. Ex-Trainer Schmid verlagerte zwar auch nach und nach die Pressinglinie weiter nach vorne, behielt aber auch eine gewisse Flexibilität bei, um verschiedene Facetten des Spiels abzudecken, um auch aus einem tieferen Block verteidigen zu können und aufs Umschaltspiel zu setzen. Unter Neo-Trainer Wimmer sollte die Intensität nun weiter hochgeschraubt und der Spielstil noch aggressiver werden. Inwiefern dies umsetzbar ist, ist natürlich auch immer eine Frage des Spielermaterials. Gerade in der Defensive plagen die Violetten einige Verletzungssorgen und die beiden Stamm-Innenverteidiger Mühl und Galvao waren nicht einsatzbereit (auch wenn Mühl immerhin auf der Bank saß und später auch eingewechselt wurde). Auch deshalb wurde Allrounder Marvin Martins kurzer Hand zum Innenverteidiger umfunktioniert und gibt in der neuen Dreierkette den zentralen Abwehrchef.

Das macht auch Sinn, besticht Martins doch nicht nur mit seiner Physis, sondern auch mit seiner guten Grundschnelligkeit. In einer pressinglastigen Spielanlage und mit einer hochstehenden Dreierkette ist das natürlich eine wichtige Eigenschaft, um größere Räume ablaufen zu können. So bekam Martins auch zum Auftakt den Vorzug und bildete mit Handl und Baltaxa, der etwas überraschend den Vorzug bekam, die Innenverteidigung. Interessant war, dass Wimmer nicht wie in der Vorbereitung auf ein 3-4-3 setzte, sondern auf ein 3-5-2. Hintergrund waren sicherlich die zahlreichen Ausfälle und, dass mit Tabakovic auch der in der Vorbereitung gesetzte Zielspieler nicht ganz fit war und auf der Bank Platz nehmen musste. Stattdessen bildeten Fitz und Dovedan die spielende Doppelspitze, während Braunöder, Fischer und Jukic das Zentrum bildeten. Auch letzterer bekam eine neue Rolle verpasst, wurde Jukic doch in der Vergangenheit zumeist auf dem Flügel eingesetzt. Nun wurde ihm auf seiner angestammten Position das Vertrauen geschenkt.

Mit Austria Klagenfurt wartete ein unangenehmer Gegner, gegen den sich die Wiener seit dem Aufstieg der Kärntner unheimlich schwertun und erst einen (späten) Sieg einfahren konnten. Das Team von Trainer Peter Pacult setzt mit dem üblichen 4-1-4-1 auf viele Mannorientierungen, um über ihre Physis und Zweikampfstärke den Gegner zu bearbeiten und dann im Umschaltspiel Nadelstiche zu setzen. Eine Formel, die den „Veilchen“ nicht wirklich liegt. Auch in diesem Spiel wählte man einen ähnlichen Ansatz, wobei man zumeist aus einem 4-3-3 gegen den Ball agierte, da man die aufbauende Dreierkette der Gastgeber spiegeln wollte, um direkten Zugriff zu erlangen. Man setzte dabei auf einen kompakten Block mit einem Mittelfeldpressing, lief nur situativ etwas höher an und lauerte zumeist auf Höhe der Mittelauflage.

Zäher Beginn, Umstellungen zeigen Wirkung

Die „Veilchen“ hatten also ein Geduldspiel vor der Brust und waren gefordert, Lösungen gegen den Matchplan der Gäste zu finden. Von Anfang an nahm man den Kampf jedoch an und es entwickelte sich eine kampfbetonte Partie, mit vielen Zweikämpfen und einer hohen Intensität. Die Gastgeber versuchten das Spiel recht schnell unter Kontrolle zu bringen und nach der langen Pause schnell in einen Spielrhythmus zu finden. Man versuchte von hinten heraus das Spiel flach aufzubauen und vor allem das Duo Martins und Handl wusste in dieser Hinsicht zu überzeugen und spielte nicht nur linienbrechende Pässe, sondern versuchte auch gelegentlich ins Mittelfeld zu dribbeln und damit die Mannorientierungen des Gegners auszuhebeln. So kam man auch immer wieder recht gut in die gegnerische Hälfte und speziell über die rechte Seite ging viel, da Flügelverteidiger Ranftl seine Rolle sehr offensiv und attackierend auslegte.

In den höheren Zonen in der Offensive hatte man noch etwas Schwierigkeiten, die Bälle zu halten und im Passspiel sauber zu agieren. So kam man zwar recht gut in die Nähe des Strafraums, agierte dann aber in den entscheidenden Situationen nicht sauber genug. Problematisch war natürlich auch, dass kein Zielspieler im Strafraum zu finden war, da man auch immer wieder versuchte, über die Flügel nach vorne zu kommen und Flankenbälle in die gefährliche Zone zu bringen. Nicht hilfreich war dann auch die Verletzung von Spielmacher Fitz, der eine ohnehin schon angespannte Personaldecke nochmal verschärfte. Statt ihm kam mit Tabakovic ein Zielspieler in die Partie, der die Spielanlage etwas verändern sollte.

Gegen den Ball standen die „Veilchen“ zunächst gut und versuchten den Kontrahenten früh anzupressen und dauerhaft unangenehm zu bleiben. Jedoch hatte man in der ersten Pressinglinie ab und an Probleme mit dem Zugriff und man offenbarte im Zentrum Löcher, da der Gegner mit den beiden Innenverteidigern und dem tiefstehenden „Ankersechser“ Cvetko Überzahl gegen die beiden Stürmer kreierte und so auch die Zuordnung im Mittelfeld durcheinanderbrachte. Mit dem Wechsel von Tabakovic reagierte Trainer Wimmer auch auf diese Problematik und nahm kleinere taktische Anpassungen vor. Fischer und Jukic tauschten auf den Halbpositionen die Seiten und Jukic sollte sich gegen den Ball um Cvetko kümmern, wodurch aus dem 5-3-2 ein 5-2-1-2 wurde und der Mittelfeldspieler nun etwas höher agierte.

Damit bekam man einen besseren Zugriff auf den gegnerischen Spielaufbau und passte die Zuordnung an. Man presste auch nicht mehr gnadenlos an, sondern ließ die ersten Pässe der Klagenfurter zu, um sie anzulocken und zum Fußballspielen einzuladen. Hätte man gleich nach dem Abstoß angepresst, wäre man gar nicht in die Möglichkeit gekommen, hohe Ballgewinne zu erzielen, da Klagenfurt mit langen Bällen auf Zielspieler Pink geantwortet hätte. In den Flügelzonen presste man dann aber aggressiv an und versuchte für Ballgewinne zu sorgen. Wichtig für das Spiel war auch die veränderte Position von Jukic, der über halblinks mehr Schwung ins Offensivspiel brachte und seine Dynamik auch besser zur Geltung kam.

Dadurch arbeitete man sich in das Spiel hinein, auch wenn man nicht die großen Chancen hatte. Mit der ersten richtigen ging man dann auch in Führung, als Dovedan klug attackierte, den Ball eroberte und den eingewechselten Tabakovic bediente, der sehenswert mit der Ferse zum 1:0 vollendete. Das sollte den Wienern Auftrieb geben und auch das Offensivspiel lief nun flüssiger. Mit Tabakovic hatte man nun auch jemanden im Zentrum, der als „Wandspieler“ die Bälle halten konnte und hier sehr präsent war. Von Klagenfurt kam recht wenig, da man sich kaum aus dem Gegenpressing der Wiener befreien konnte und dadurch auch wenige Umschaltsituationen vorfand. Torjäger Pink war völlig abgemeldet und kein Faktor, da er kaum brauchbare Bälle erhielt. So ging es für die „Veilchen“ mit einer verdienten Pausenführung in die Kabine.

Zunehmend schwindende Kräfte bringen die Wiener in Bedrängnis

Nach dem Wiederanpfiff dauerte es auch nicht lange, ehe die violetten Gastgeber nachlegen sollten. Der starke Jukic untermauerte nochmal die kluge positionelle Anpassung, die Trainer Wimmer vornahm und setzte sich auf der linken Seite durch, ehe er mit einer Traumflanke Stürmer Tabakovic bediente, der technisch anspruchsvoll den Ball verarbeitete und trocken zum 2:0 im Tor unterbrachte.

Das war natürlich Wasser auf den Mühlen der „Veilchen“ und sorgte für eine komfortable Führung, auf der man sich aber nicht ausruhen konnte, da der Gegner nun mehr riskieren musste. Die Gäste aus Klagenfurt änderten nun auch ihre Spielanlage und versuchten dem Pressing der Wiener etwas entgegenzusetzen und selbst aktiver zu werden. Man lief nun den Spielaufbau der Favoritner ebenfalls früh an und wollte den Rhythmus der Gastgeber brechen. Das gelang auch mit Fortdauer immer besser, da die Wiener gegen das mannorientierte Angriffspressing wenige Lösungen fanden und zunehmend zu langen Bällen greifen mussten. Dadurch entglitt den „Veilchen“ etwas die Kontrolle über das Spiel, auch wenn man immer wieder gefährlich wurde, da man mit Tabakovic ja einen großgewachsenen „Wandspieler“ hatte, der mit diesen langen Bällen etwas anfangen konnte. Man verabsäumte es aber, aus den angebotenen Räumen Kapital zu schlagen und das 3:0 zu erzielen, wodurch die Gefahr bestand, dass es mit einem Anschlusstreffer noch einmal spannend wurde.

Ein Treffer von Klagenfurt lag allerdings nicht wirklich in der Luft, da die Defensive der Wiener konzentriert agierte und speziell die Innenverteidiger nichts anbrennen ließen. So wurden die Kärntner auch aus dem Spiel heraus überhaupt nicht gefährlich und waren viel zu harmlos, da man keine Lösungen gegen die gutstehende Defensive der Wiener fand. Nach gut 70 Minuten spürte man aber bei den Gastgebern, dass die Kräfte aufgrund der intensiven Spielweise zu schwinden begannen und man immer öfter Bälle und Zweikämpfe verlor. Die ersten Spieler hatten dann auch mit Krämpfen zu kämpfen und so musste auch Jukic raus, für den Kapitän Mühl eingewechselt wurde, der aufgrund der dünnen Personaldecke im defensiven Mittelfeld ran musste.

Als es eigentlich nach einem ungefährdeten Sieg aussah, wurde die Partie dann doch nochmal spannend. Nach einem Eckball wurde der Mix der Gastgeber aus Mann- und Raumdeckung in der Zuordnung entblößt und Klagenfurt-Kapitän Mahrer kam völlig frei zum Kopfball und besorgte den 1:2-Anschlusstreffer. Damit begann das Zittern und man lief Gefahr, sich wegen einer Unaufmerksamkeit um den Lohn der guten Arbeit zu bringen. Klagenfurt warf dann auch nochmal alles nach vorne, aber selbst die Brechstange war kein probates Mittel für die Gäste und man kam so auch zu keiner Ausgleichschance mehr. Die Wiener hatten dann auch noch einige Konterchancen und die letzte verwertete der eingewechselte Keles nach Vorarbeit von Tabakovic zum 3:1, womit der Offensivspieler auch den Endstand besorgte.

Fazit

Das erste Spiel unter Neo-Trainer Michael Wimmer endete also mit einem 3:1-Sieg für die Wiener Austria, womit man im Kampf um die Meistergruppe unheimlich wichtige drei Zähler einfahren konnte. Die Leistung kann man den Umständen entsprechend auch als recht ordentlich wenn auch unspektakulär ansehen, war die Ausgangslage doch aufgrund der zahlreichen Ausfälle nicht gerade einfach und tat man sich ja gegen die Klagenfurter in der Vergangenheit immer schwer. Letztendlich kontrollierte man über weite Strecken die Partie und ließ kaum Gelegenheiten des Gegners zu, während man sich selbst einige gute erspielen konnte und so auch drei Treffer erzielte.

In der Spielanlage konnte man schon in Ansätzen erkennen, wo der Weg der Wiener Austria in Zukunft hingehen soll und man brachte eine hohe Intensität und Laufleistung auf das Feld, womit man dem Gegner zusetzen konnte und ihm das Leben schwermachte. Auch die neuen Rollen von Martins oder Jukic machten sich bezahlt und beide Akteure lieferten eine gute Partie ab, die ihren Aufwärtstrend bestätigte. Allerdings gibt es noch reichlich Verbesserungsmöglichkeiten, sei es beim Thema Ausdauer oder auch wie man das Pressing eines Gegners umspielt, aber auch im Offensivspiel gilt es an der Sauberkeit zu arbeiten und noch mehr Muster ins Spiel zu integrieren.

Wichtig waren in dieser Phase allerdings vor allem die drei Punkte, um auch das Umfeld zu beruhigen und die Fans mit ins Boot zu holen. Man darf gespannt sein, wie sich die Wiener Austria in den nächsten Wochen entwickeln wird, hat man doch ein verhältnismäßig angenehmes Programm und könnte sich eine gute Ausgangsposition für die Meistergruppe erarbeiten.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic