Der SK Rapid fügte Salzburg am Sonntagabend die erste Bundesliganiederlage in der laufenden Saison zu. Die Hütteldorfer schossen sich damit wieder ins Rennen um... Ausschluss als Schlüsselszene: Rapid kämpft Salzburg nieder

Der SK Rapid fügte Salzburg am Sonntagabend die erste Bundesliganiederlage in der laufenden Saison zu. Die Hütteldorfer schossen sich damit wieder ins Rennen um einen Platz im oberen Playoff – und das auch noch verdient!

Salzburg ging speziell nach den Europacupleistungen als klarer Favorit ins Duell mit den Wienern. Dennoch hatte man ab der ersten Minute das Gefühl, dass das Pendel früher oder später in Richtung Rapid ausschlagen könnte. Die Bullen wollten Rapid mit Tempo bekämpfen, aber wider Erwarten schaffte es Rapid, eine hohe Intensität gegen den Ball aufrechtzuerhalten.

Erneut starke Leistung gegen den Ball

Wie schon im Heimspiel gegen Inter Mailand arbeitete Rapid sehr konsequent gegen den Ball und nahm die Zweikämpfe sogar noch besser an, als gegen die Italiener. Im Unterschied zum letzten Europacup-Heimspiel der Saison trauten sich die Hütteldorfer diesmal aber auch am Ball mehr zu und spielten munter nach vorne. Begünstigt durch die typische, offensive Spielweise der Salzburger, fand Rapid Räume vor und kam in der ersten Halbzeit zu einigen Abschlüssen, die jedoch zu schwach oder zu ungenau ausfielen.

Rapid macht die Mitte eng

Salzburg versuchte Rapid mit hohem Tempo das Leben schwer zu machen. Die Doppelspitze Minamino-Daka sollte die Schnittstellen der Hütteldorfer bearbeiten, dahinter versuchte man mit Wolfs technischer Klasse und Mwepus Athletik die Vorstöße zu beschleunigen. Auf der anderen Seite verschlossen aber Martic und Schwab die Räume und da mit Bolingoli und Auer auch die Außenverteidiger weit nach innen rückten, wurde es für die Salzburger immer wieder eng.

Starker Fokus aufs Zentrum

Obwohl Rapid die Flügel in der Arbeit gegen den Ball weitgehend vernachlässigten, entwickelte sich eine sehr zentrumslastige Partie. Salzburg suchte immer wieder die Schnittstellen und wartete geduldig auf die Chancen, die sich durch das intensive Pressing zwangsläufig ergeben mussten. Vor allem Bolingoli wurde nach und nach intensiver gepresst: Der Belgier erwies sich im Spielaufbau als Schwachstelle Rapids, weil er am Ball manchmal zu lässig agierte und die nötige Körperspannung vermissen ließ.

Bolingoli erst ab der Mittellinie top

Bolingoli spielte statistisch betrachtet eine seltsame Partie. Einerseits gewann er acht von zehn Zweikämpfen, seine verlorenen Zweikämpfe leiteten aber jeweils gefährliche Aktionen der Salzburger ein. Ein Indiz dafür, dass man nicht zu viel auf prozentuelle Anteile vertrauen sollte. Zudem war Bolingolis Passspiel ab der Mittellinie genauer als in der eigenen Hälfte, was ihn deutlich von den anderen Rapid-Defensivspielern abhob. Die spielerische Asymmetrie an den Flügeln wurde für Rapid zum Trumpf, als der defensiv unsicher wirkende Bolingoli nach 64 Minuten gut mit aufrückte und eine perfekte Flanke auf Berisha schlug, die den Rapid-Sieg einleitete.

Gute Balance im Mittelfeldzentrum

Auer gilt als Aufbauschwächerer der beiden Außenverteidiger, dafür aber als klar stärker gegen den Ball. Die Salzburger waren erpicht darauf, den Aufbau der Wiener auf die Seiten zu lenken, um dort in Gruppen zu attackieren. Einen Strich durch die Rechnung machte Manuel Martic, der in Ballbesitz für wichtige Stabilität in der Mittelfeldzentrale sorgte und damit eine wichtige Aufbauinstanz darstellte. Schwab machte im Passspiel deutlich zu viele Fehler und wurde – wenig verwunderlich – von den Salzburgern in sehr viele Zweikämpfe gezwungen. Martic glich die Passschwächen Schwabs aus, weshalb Rapid auch immer wieder durch die Mitte aufbauen konnte. Gleichzeitig kam der kampfkräftigere Schwab auf 19 (!) Ballsicherungen, die dann aber weitgehend von seinen Neben- und Vorderleuten weiterverarbeitet wurden. Die Balance auf der Doppelsechs Rapids war also durchaus gegeben, wenngleich in der ersten Halbzeit nicht alles ideal gespielt wurde.

Rote Karte als Schlüsselszene

Als die durchwegs offene Partie dahinplätscherte, kam bei Rapid endlich das Glück zurück, als André Ramalho sich zu einer Dummheit hinreißen ließ. Er zeigte Schiedsrichter Schörgenhofer den „Vogel“ und flog mit Gelb-Rot vom Feld. Das darf einem Routinier wie Ramalho natürlich niemals passieren, zumal man mit dem am Platz traditionell humorlosen Schörgenhofer nicht einmal diskutieren sollte. Rapid war fortan nummerisch überlegen und roch Lunte. Kühbauer wechselte clever, brachte Ljubicic für Martic. Damit lockerte er zwar die Mittelfeldstabilität gegen den Ball, brachte aber mehr Vertikalität ins Spiel. Gleichzeitig schoben nun die Rapid-Verteidiger weiter nach vorne, wodurch der einmal mehr bärenstarke Sonnleitner seine Zweikämpfe in höheren Feldregionen führen konnte. Ein gewonnener Zweikampf Sonnleitners im Mittelfeld leitete Rapids Führungstreffer ein.

Beherzte Leistung Berishas

Veton Berisha belohnte sich für eine aufopferungsvolle Leistung mit seinem dritten Saisontor in der Liga bzw. seinem fünften wettbewerbsübergreifend. Davor bewies der Norweger in einigen Szenen seine Wichtigkeit, etwa als „Anweiser“ in Pressingsituationen, aber auch im guten, kämpferischen Zusammenspiel mit dem starken Auer. In der ersten Halbzeit war zu beobachten, dass Berisha und Auer gelegentlich die Positionen tauschten. Berisha blieb dann auf der Außenverteidigerposition zurück, Auer rückte vor. Dies war ein gutes Beispiel für „die Verteidigung beginnt vorne“, denn der etatmäßige Außenverteidiger, der dafür bekannt ist, hart an den Mann zu gehen, war in diesen Phasen eine der ersten Pressinginstanzen.

Erstes Schwab-Tor seit August

Mit dem 1:0 und dem Publikum im Rücken wurde Rapid sicherer und legte einen weiteren Treffer nach. Schwabs perfekt gezirkelter Schuss fand via Innenstange den Weg in die Maschen. Es war der erste Treffer des Rapid-Kapitäns seit einem halben Jahr. Auch gegen den Ball blieb Rapid kämpferisch und verkörperte alle klassischen Rapid-Tugenden perfekt. Das Selbstvertrauen, das man sich über die volle Spieldauer geholt hatte und schließlich auch die rote Karte für Ramalho sorgten dafür, dass Rapid mit ausreichend Selbstverständnis auftrat und der Sieg praktisch nicht mehr gefährdet wurde.

Badji debütiert energisch

In der Schlussphase kam es auch noch zum Debüt von Aliou Badji im Rapid-Dress. Der Senegalese präsentierte sich sichtlich aufgezuckert. Seine ersten Amtshandlungen in Wien: Ein Tänzchen am Flügel, eine antreibende Geste zum Block West und ein knackiger Zweikampf vor dem von ihm herausgeholten Eckball. Der Ruck, der damit durchs Publikum ging, war spürbar. Badjis unbekümmerte, erste Aktionen standen sinnbildlich dafür, was in letzter Zeit häufig fehlte. Der überraschende Sieg der Hütteldorfer schien der Mannschaft den nötigen Mut zurückzugeben und plötzlich scheint das Erreichen des Meisterplayoffs für Rapid nicht mehr unrealistisch zu sein. Am Wochenende in St.Pölten muss Rapid aber nachlegen – und zwar idealerweise mit den gestern gezeigten Rapid-Tugenden, die sich als perfektes Mittel erwiesen.

Daniel Mandl, abseits.at

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Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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