Rapid kann doch noch in Salzburg gewinnen. Wieso den Grün-Weißen diesmal dieses Kunststück gelang, ist relativ leicht erklärt. Rapid spielte kompakt, aggressiv, ballsicher und... Bei Red Bull Salzburg ließen am Sonntag nicht nur Walke und Soriano aus…

Rapid kann doch noch in Salzburg gewinnen. Wieso den Grün-Weißen diesmal dieses Kunststück gelang, ist relativ leicht erklärt. Rapid spielte kompakt, aggressiv, ballsicher und auch ausreichend effizient. Red Bull Salzburg ist gleichzeitig an einem spielerischen Tiefpunkt angekommen. Wir beleuchten die essentiellen Pros und Contras des Spiels im Detail.

Rapid präsentierte sich als Mannschaft stark und bewies dies vor allem in Situationen, die man auswärts in Salzburg für sich entscheiden muss. Es gelangen zahlreiche Balleroberungen, gute Ballsicherungen, das Umschaltspiel funktionierte in beide Richtungen gut, was auch beide Treffer zeigten. Mit Hilfe dieser Tugenden reüssierten schon kleinere Mannschaften in Wals-Siezenheim und Salzburg scheint gegen derartige Dynamik, Lauffreude und flottes Spiel ohne Ball derzeit keine Mittel zu finden. Immerhin waren auch die Siege über Wolfsberg und Mattersburg eng – das Heimspiel gegen F91 Dudelange wollen wir an dieser Stelle in den Akten belassen.

Gutes Konterspiel, aber ohne Gegenwehr…

Rapid spielte nahezu perfekten Konterfußball, tat dies aber nicht unbedingt aus eigener Stärke oder großer Kreativität heraus, sondern weil Salzburg den Grün-Weißen gar keine andere Wahl ließ, als zielgerichtet zu kontern. Das Red-Bull-Team öffnete stets genau die Schneisen, die Rapid zum Abschluss benötigte. Beim 0:1 durch Deni Alar war eine schülerligahafte Fehlerkette zu beobachten.

  • Rapid erobert nach einem weiten Einwurf von Schwegler am eigenen Strafraum den Ball. Als Hofmann auf den Flügel zu Burgstaller köpft sind sieben Salzburger Spieler vor dem Ball.
  • Burgstaller wird von Christoph Leitgeb nur verfolgt. Dieser hätte ihn aber energischer unter Druck setzen und vor allem von innen nach außen drängen müssen.
  • Burgstallers Pass erreicht Hofmann in der Zentrale. Der lässt mit einem einfachen Haken zwei Salzburger aussteigen und schießt aufs Tor. Die Kommunikation auf der Zentralachse versagte hier bei den Roten Bullen völlig.
  • Alexander Walke kann Hofmanns Schuss nicht festhalten und lässt ihn vor die Füße von Deni Alar springen, der das 1:0 für Rapid erzielt.
  • Während Walke dem losen Ball nacheilt, orientieren sich die meisten Salzburger Spieler, allen voran Schwegler, wieder offensiv. Klar konnte kaum jemand mit dem schweren Walke-Fehler rechnen, das frühe Abschalten in einer derartigen Situation deutet jedoch auf mangelnde Konzentration hin.

Wieder ein Gegentor nach einem Maierhofer-Ballverlust

Ähnliche Abläufe vor dem zweiten Treffer, als Rapid mit zwei Pässen und einem beherzten Dribbling bis in den gegnerischen Strafraum vorstoßen kann.

  • Stefan Maierhofer vertendelt den Ball 30 Meter vor dem gegnerischen Tor und Stefan Kulovits kann den Mittelstürmer vom Ball trennen.
  • Dessen Pass erreicht Thomas Prager, der unbedrängt Lukas Grozurek einsetzen kann.
  • Grozurek schummelt sich zwischen Schwegler und dem zurückgeeilten Maierhofer durch, umspielt Schiemer mit einem einfachen Haken nach außen und schließt sicher ab. Der junge Rapidler musste während dieser Szene keinen einzigen echten Zweikampf annehmen – es war, im wahrsten Sinne des Wortes, kein Salzburger spürbar…

Gute Konter, konsequentes tiefes Pressing und Aggressivität in jedem Mannschaftsteil – auch bei den beiden Problemkindern der letzten Wochen, Thomas Prager und Guido Burgstaller. Das reichte Rapid für den ersten Erfolg in Salzburg seit jenem legendären Ostersonntag im Jahr 2008.

Führungsspieler lassen komplett aus

Zumal Rapids Leistung schnörkellos war und keine Fragen offen lässt, muss man umso mehr Fragen über den Meister stellen. Die Roten Bullen boten eine blutleere, technisch komplett einfallslose Leistung. Der schwere Fehler von Walke und der peinliche Elfmeter von Jonathan Soriano waren jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Die eigentliche Frechheit lag im Zweikampfverhalten und in der Eigeninitiative der offenbar zu bequemen, überbezahlten Profis. Einigen Spielern kann man ob ihrer begrenzten Fähigkeiten keine großen Vorwürfe machen – aber über die Leistungen der so genannten Leitwölfe im Team muss gesprochen werden.

Leitgeb reif für eine Nachdenkpause

Allen voran ist hier Christoph Leitgeb zu nennen, der seine Rolle als Box-to-Box-Midfielder und Taktgeber im Mittelfeld nie erfüllte. Gemeinsam mit Ulmer fabrizierte er die meisten Fehlpässe/Ballverluste aller Akteure auf dem Platz (11) und mit etwas mehr als 50% gewonnenen Zweikämpfen reihte er sich in der unteren Hälfte der 28 eingesetzten Akteure ein. Gleichzeitig war er jedoch der Salzburger Spieler mit offensichtlichen offensiven Aufgaben, der mit 60 Ballkontakten am Häufigsten den Ball berührte. Akzente konnte der 27-Jährige jedoch nie setzen und so lag das Kreativspiel im Mittelfeld brach.

Soriano darf für Salzburg nicht nur der „Vollstrecker“ sein

Dies lag jedoch auch an Jakob Jantscher und Jonathan Soriano, wobei vor allem Ersterer seiner Form nachläuft. Der beste Spieler der vergangenen Saison konnte sich nie entscheidend durchsetzen – und die gesamte Last der offensiven Dreierreihe auf die jungen Hierländer und den vorerst überforderten Nielsen zu verlagern, kann in einem Spitzenspiel nicht gut gehen. Soriano glänzte in der bisherigen Saison vor allem als Knipser, allerdings ist es in einem Duell gegen eine Mannschaft, die sich gut ohne Ball bewegt, in einem modernen 4-2-3-1 absolut notwendig, stärker zu antizipieren und auch in der Etappe für die Mannschaft zu arbeiten. Während es in den letzten Spielen gut ging, dass Soriano von seinem offensiven Stellungsspiel lebte und die Chancen rein machte, die man ihm mustergültig servierte, stieß auch er an seine Grenzen. Diese waren nicht unbedingt spielerischer Natur, denn dass der Spanier kicken kann, ist unbestritten. Allerdings wäre eine höhere Arbeitsrate für das Mittelfeld und das Kreativspiel der Salzburger Gold wert gewesen.

Farblos in der Außenverteidigung, fehleranfällig in der Innenverteidigung

Zu guter Letzt muss auch die Viererkette der Salzburger in die Kritik genommen werden. Franz Schiemer und Christian Schwegler waren an beiden Gegentoren nicht unschuldig, Ibrahim Sekagya hat seinen Zenit überschritten und Ulmer spielte nicht nur zahlreiche Fehlpässe, sondern wies von allen Defensivspielern auf dem Platz die schwächsten Zweikampfwerte auf. Alleine die Zusammensetzung des Spielermaterials war auch am Sonntag wieder ein Zeichen dafür, dass die Ansprüche in Salzburg sinken – offenbar auch auf dem Trainersektor, denn während Übungsleiter wie Stevens, Adriaanse oder Trapattoni kräftig auf den Tisch schlugen, wenn ihr Team derart lasch auftrat, fiel Roger Schmidt neuerlich damit auf, dass er nach dem Spiel seine Ratlosigkeit über die schwache Leistung nach außen trug. Salzburg wirkt wie ein Team, bei dem auf dem Platz die Kommunikation nicht passt und dessen Kluft zwischen den fußballerischen Entscheidungsträgern auf dem Platz und dem „Chef“ auf der Bank bereits früh in der Saison sehr groß zu sein scheint…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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