Der SK Rapid erzwang am Samstagabend einen Auswärtssieg gegen den SV Mattersburg dank eines Hochdruckfinishs. Verantwortlich dafür waren im Speziellen eine Systemumstellung und damit... Mit Systemwechsel, Kampf und Glück: Rapid dreht Partie in Mattersburg!

Der SK Rapid erzwang am Samstagabend einen Auswärtssieg gegen den SV Mattersburg dank eines Hochdruckfinishs. Verantwortlich dafür waren im Speziellen eine Systemumstellung und damit verbundene, neue Synergien während des Spiels.

Etwas überraschend schickte Didi Kühbauer den SK Rapid in einem 3-4-1-2-System aufs Feld. Überraschend vor allem deshalb, weil sich die Viererkette zuletzt wieder etablierte und die defensivere Dreierkette eher gegen besonders starke Gegner, wie etwa im Cup gegen Salzburg, wiedereingeführt wurde. Gerade gegen Mattersburg war damit nicht zu rechnen, auch weil bei den Burgenländern mit Pusic einer der Topstürmer verletzt ausfiel, Kvasina und Olatunji zunächst nur auf der Bank saßen und somit Bürger die einzige Spitze war.

Halpers Verletzung destabilisiert SVM früh

Noch dazu begann Mattersburg mit Gruber und Halper – zuletzt die beiden gefährlichsten SVM-Spieler – an den Flügeln, wodurch klar war, dass diese in mehrere Eins-gegen-Eins-Duelle mit den Rapid-Außenverteidiger Stojkovic und Ullmann verwickelt sein würden. Halper musste nach einem harten Duell mit Barac bereits nach sieben Minuten raus, was den Plan von Trainer Ponweiser doch ein wenig über den Haufen warf.

Zwei glückliche Tore für blasse Mattersburger

Die Rapid-Abwehr spielte insgesamt nicht so gut wie im bisherigen Saisonschnitt, die Tore der Mattersburger waren aber dennoch ein Zufallsprodukt und ein Tausend-Gulden-Schuss. Die Fehler vor den Gegentoren lagen bei den Hütteldorfern eher im individuellen Bereich, weil in der Entstehungsgeschichte nicht konsequent genug attackiert wurde. Davon abgesehen blieben die Burgenländer, die nur bedingt ein Offensivkonzept aufblitzen ließen, blass.

Technische Mängel und Probleme im Raum

Rapid fand aber ebenso kaum ins Spiel, was vor allem an technischen Mängeln in der Spitze, Schwächen an den Halbpositionen und einem mangelhaften Aufbauspiel lag. Badji konnte zu wenige Bälle festmachen, wodurch Fountas Laufwege immer wieder versandeten. Das Mittelfeld hatte ein formatives Problem, denn durch die Fünferkette mussten sich die drei zentralen Spieler Schwab, Ljubicic und Knasmüllner immer wieder „zerreißen“. Einerseits musste man gegen die Kontermannschaft Mattersburg die Zentrale sicher halten, andererseits hätten Flügelüberladungen oder bessere Halbraumbesetzungen dem Team sehr gut getan. Hierbei waren auch die etwas inkonsequenten Abkippbewegungen von Fountas kaum von Vorteil.

Zu wenig Initiative

Das Resultat daraus war, dass die meisten Spieler schlechter aussahen, als sie spielten. Man muss Rapid aber dennoch den Vorwurf machen, nicht das Optimum aus der Situation der ersten Halbzeit geholt zu haben. Man wurde nur selten initiativ, versuchte zu oft dasselbe, anstatt ein wenig auszubrechen und auch die Standards wurden zu uninspiriert durchgeführt.

Die Sache mit dem „idealen Zeitpunkt“

Erst mit der ersten guten Kombination zwischen Fountas und Knasmüllner ging Rapid in Führung. Mit der letzten Aktion der ersten Hälfte, wodurch die fragwürdige Formation auch für den zweiten Durchgang legitimiert wurde. Wenn kurz vor der Pause ein Tor fällt, spricht man im Fußballerjargon gerne vom „besten Zeitpunkt“. Dem ist aber in Wahrheit gar nicht so, denn nach einem Tor kurz vor der Pause können in 15 Minuten Halbzeit die nötigen Adaptierungen vorgenommen werden, um auf dieses Tor zu reagieren. Der wesentlich bessere Zeitpunkt für ein Tor sind die Minuten nach der Pause, weil das benachteiligte Trainerteam darauf nicht so direkt antworten kann, wie auf einen Treffer vor der Pause.

Ungünstiges Gegentor und Konsolidierungsphase

Dieses Tor gelang schließlich den Mattersburgern – ausgerechnet durch Ex-Rapidler Andreas Kuen, der nach langer verletzungsbedingter Leidenszeit in Wien-Hütteldorf aufs Jubeln verzichtete. Was in den darauffolgenden knapp 20 Minuten passierte, sah man von Rapid bereits im Derby. Genauso wie damals nach Christoph Monscheins 1:1-Ausgleichstreffer brauchte die Kühbauer-Elf einige Zeit, um sich im eigenen Spiel mit Ball wieder gut zurechtzufinden und die aufkommende Euphorie beim Gegner zu bremsen. Nachdem sich Rapid konsolidierte folgten die drei entscheidenden Minuten des Spiels.

Dibon staubt ab, Didi stellt um

Nach 69 Minuten – Rapid drückte bereits etwas vehementer auf den Ausgleich – staubte Christopher Dibon nach einem Badji-Kopfball an die Latte zum 2:2 ab. Zwei Minuten danach entschied sich Kühbauer für eine Systemumstellung und brachte Arase anstelle von Innenverteidiger Hofmann.  Kurz zuvor war auch Schobesberger für den verletzten Fountas gekommen, der kurzzeitig neben Badji im Sturm spielte. Rapid spielte nach Arases Einwechslung im 4-2-3-1-System und das machte in weiterer Folge vor allem zwei Spieler deutlich präsenter: Ullmann und Knasmüllner.

Ullmann profitiert von Vordermann Schobesberger

Ullmann hatte als Flügelverteidiger insofern seine Probleme, weil nur selten jemand aus der Mittelfeldzentrale nach außen pendelte. Bis zur Systemumstellung legte man großen Wert darauf, die Mitte zuzumachen. Erst als Schobesberger vor Ullmann spielte, schaffte es Rapid zahlreiche Flügelüberladungen herzustellen und Ullmann war weitgehend der Nutznießer, weil sich die Mattersburger Defensive vermehrt auf Schobesberger und seine inversen Läufe konzentrierte.

„Unauffälliger Knasmüllner“ mit Hwang effizientester Assistgeber der Liga

In der Zentrale war nun auch eines der größten Phänomene im Rapid-Kader gelöster: Christoph Knasmüllner machte in der laufenden Saison noch keine einzige „optisch wirklich gute“ Partie und steht bei den Beobachtern eher in der Kritik. Zugleich hält der Techniker nun aber schon bei sechs Assists aus acht Spielen und ist Zweiter in der ligaweiten Assist-Liste, gleichauf mit Hee-chan Hwang von Salzburg. Nur Liendl liegt vor den beiden zweitbesten Assistgebern, aber beide sind in dieser Wertung auf Minuten gerechnet vor dem Wolfsberg-Uhrwerk angesiedelt.

Knasmüllner im 4-2-3-1 als Schaltzentrale auf der Zehn

Auch in Mattersburg spielte Knasmüllner nicht auf den ersten Blick gut, am Ende war er aber mit zwei Assists (davon der abgelenkte Schuss, der zum Siegtor führte) Rapids Matchwinner. Erst als die Flügelüberladungen nach der Systemumstellung besser funktionierten, entfaltete Knasmüllner sein kreatives Potential in der Zentrale, weil er die Partie auf einer spezifischeren Position und mit mehr Abnehmern in seinem Umfeld anlegen konnte. Auch die immer höher werdende Durchschnittsposition der gesamten Mannschaft kam ihm hierbei sehr entgegen. Ein weiterer Vorteil für Knasmüllner war, dass er plötzlich auf beiden Flügeln mehr Anspielstationen hatte, was auch die Mattersburger Defensive etwas zerstreute.

Trotz mangelnder Schönheit: Kampfsieg nach dem Geschmack der Fans

Rund um die Rapid-Viertelstunde wurden die Hütteldorfer deutlich griffiger, erarbeiteten sich Chance um Chance, brachten es auf 16 Ecken und 26 Schüsse. Aufgrund dessen, dass Mattersburg das Spiel in der Schlussviertelstunde sehr defensiv ausrichtete, waren nicht viele „Sitzer“ für Rapid dabei und der Expected-Goals-Wert für dieses Spiel weist nur 1,96 für Rapid aus. Es war schlichtweg der aufrechterhaltene Gesamtdruck, der Mattersburg am Ende zu Sturz brachte. Rapid profitierte von der Systemumstellung, aber speziell vom eigenen Willen, dieses Spiel noch drehen zu wollen. Über weite Strecken war es keine gute Partie, phasenweise war’s sogar richtig zäh, aber am Ende wurde es ein Kampfsieg, wie ihn die Rapid-Fans sehen wollen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen