Mit einem 4:2 gegen Admira Wacker Mödling prolongierte der SK Rapid Wien seine gute Form und behauptete den dritten Platz. Vor dem Derby vor... Rapid auch in Unterzahl dominant: Starker Hofmann sorgt für die Wende beim 4:2 gegen die Admira

Steffen HofmannMit einem 4:2 gegen Admira Wacker Mödling prolongierte der SK Rapid Wien seine gute Form und behauptete den dritten Platz. Vor dem Derby vor einer Woche sah dies noch nicht ganz so rosig aus, immerhin wartete Rapid bis dahin fünf Spiele auf einen vollen Erfolg. Die Remis-Serie endete jedoch, Siege über die Austria und die Admira folgten und plötzlich scheint in Hütteldorf nach sechs Spielen ohne Niederlage wieder die Sonne.

Oft braucht es auf taktischer Ebene nicht viel, um vieles zu verändern. Zoran Barisic brachte erneut ein asymmetrisches 4-2-3-1, in dem Behrendt und Boskovic die Doppelsechs bildeten und Louis Schaub auf der „aussterbenden“ Zehnerposition zum Einsatz kam. Die Flügelspieler Rapids konnten unterschiedlicher nicht sein, was jedoch mit ein Grund war, wieso die Admira sogar in Überzahl nur wenig Zugriff auf das Spiel bekam.

Hofmann und die bessere Körpersprache

Steffen Hofmann blühte in seiner Freigeistrolle auf halbrechter Position auf. Nach Schickers 0:1 besorgte der Kapitän nach einer schönen Kombination über Boyd den Ausgleich und traf dann nach Foul an Dominik Starkl vom Elfmeterpunkt. Nicht nur die zählbaren Fakten sprachen für eine offensichtliche Wandlung des Rapid-Kapitäns. Hofmanns Körpersprache ist eine andere, als vor einigen Monaten. Der 33-Jährige erlangte die Sicherheit zurück, die er über viele Monate vermissen ließ. Sein Tor zum 1:1 war sein erstes aus dem Spiel heraus seit dem 28.Oktober 2012.

Der Kapitän als „sein eigener Chef“

Hofmann wählt seinen Aktionsradius auf seiner „neuen“ Position selbst. Ohne Ball präsentierte er sich sehr giftig und gab kaum einen Ball auf. Gelegentlich überschnitt sich Hofmanns Position mit der von Louis Schaub, was jedoch keine taktische Anarchie zur Folge hatte. Auch Schaub ist kein typischer Flügelspieler und selbst wenn die beiden rochierten, besetzten sie eher Halbpositionen und entfernten sich nicht zu weit voneinander. Rapid blieb so in der Zentrale kompakt und das blieb sogar nach Dibons roter Karte so.

Keine Sicherheitswechsel nach Dibons Ausschluss

Nach dem Ausschluss des Rapid-Verteidigers musste Brian Behrendt in die Innenverteidigung zurückrücken. Trainer Barisic wählte aber nach dem 2:2-Ausgleich durch René Schicker keine Sicherheitsvariante. Mit Harald Pichler saß ein Beißer für das defensive Mittelfeld auf der Bank und auch der nach 83 Minuten eingewechselte Dominik Wydra wäre eine Option gewesen, um mehr Passsicherheit im Mittelfeld zu gewährleisten. Doch Barisic brachte nach 55 Minuten Guido Burgstaller für Terrence Boyd und Rapid schaffte es so, beide Flügel trotz Unterzahl zu überladen.

Trimmels Dynamik sorgt für das 3:2

Durch das regelmäßige Einrücken Hofmanns von der rechten Seite in die Zentrale und die zusätzliche Präsenz Schaubs, öffnete sich der rechte Flügel für Rapids Außenverteidiger Christopher Trimmel. Mit dessen Laufstärke und Dynamik konnte die Admira nie Schritt halten, was sich schließlich im 3:2 für Rapid niederschlug. Nach einem Ballverlust von Schick am gegnerischen Strafraum, schaltete Trimmel blitzschnell um, ließ Admira-Innenverteidiger Schößwendter im kurzen, intensiven Laufduell nicht den Funken einer Chance und bediente Guido Burgstaller mustergültig. Es war eine der entscheidenden Szenen des Spiels und zudem kein Wunder, dass ausgerechnet Rapids konstantester Akteur Trimmel seine Füße wieder im Spiel hatte.

Mehr Flexibilität in der Breite

Durch den Burgstaller-Wechsel wurde Rapid vor allem in der Breite variabler. Der engagierte Dominik Starkl beschränkte sich nun nicht mehr auf seine Rolle als Linksaußen, sondern beackerte als antizipativer Stürmer in der zweiten Reihe die gesamte Breite des Platzes. Burgstaller blieb links, hielt seine Position gut – was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Nach Burgstallers Einwechslung konnte man Rapids System als 4-1-4-0 bezeichnen, weil die gesamte offensive Reihe – inklusive Schaub und Hofmann – fluid agierte und sich niemand auf eine klassische Stürmerrolle fixierte. Als Petsos nach 69 Minuten Schaub ersetzte, wurde das System zu einem 4-2-3-0 bzw. einem 4-2-1-2-0 mit Burgstaller und Starkl als deutlich offensivste Akteure.

Kein Zurückweichen

Obwohl Rapid sich in Unterzahl einer heiklen Situation gegenüber sah, stand man mannschaftlich geschlossen sehr hoch und übte dauerhaft Druck auf die Admira aus. Die Innenverteidiger verfolgten einen allgemein sehr offensiven Gedanken und auch die Fluidität rund um Hofmann und seine Freigeistrolle trugen ihren Teil dazu bei, dass Rapid immer wieder Anspielstationen schaffte, Chancen kreierte und nur wenige Lücken im Mittelfeld hinterließ.

Großer Radius bei Boskovic

Eine zentrale Rolle in dieser dominanten Partie nahm Branko Boskovic ein. Der 27-fache montenegrinische Teamspieler bewies, wieso er immer noch ein enorm wichtiger Akteur für Rapid sein kann. Einerseits stellte er mehrmals seine hohe Passsicherheit und Übersicht zur Schau, andererseits macht er mittlerweile einen matchfitten Eindruck, der es ihm erlaubt, einen großen Radius abzuspulen.

Die nicht gleich offensichtlichen Box-to-Box-Qualitäten des Montenegriners

Schon in seinen besten Zeiten, also rund um Rapids Meistertitel 2008, war „Bosko“ ein Spieler, dessen eigentlich größte Stärke man auf den ersten Blick nicht erkannte.  Der Mittelfeldspieler überzeugte „nach außen hin“ mit Ballgefühl, Torgefahr, guten Ideen. Aber dass er immer einer derer war, die die meisten Kilometer zurücklegten, erkannte man erst bei mehrmaligem Hinsehen. Boskovic war schon damals einer der Spieler, die den größten Raum bearbeiteten. Dass er dies auch im gehobenen Fußballeralter noch kann, bewies er am Samstag. Er organisierte das defensive Mittelfeld, vor allem nach Dibons Ausschluss, mit großer Sicherheit und Ruhe, spielte Box-to-Box und belohnte sich am Ende sogar mit seinem ersten Ligator seit Februar.

Rapid kann zufrieden sein, das Schiedsrichtergespann nicht

Insgesamt kann Rapid mit dieser Leistung rundum zufrieden sein. Auch in Unterzahl ließ man einem unberechenbaren Gegner, der im Laufe der Saison immer wieder unter Wert geschlagen wurde, keinen Zugriff auf das Spiel. Zu bekritteln waren an diesem Nachmittag nur individuelle Fehler, wie etwa Behrendts verhaltensoriginelles Ferserl, das den Führungstreffer der Admira einleitete. Die schwächsten Männer auf dem Platz waren allerdings die mit Pfeife und Fahne. Speziell die vielen falschen Abseitsentscheidungen auf beiden Seiten hatten Blackout-Charakter und vereitelten Großchancen bzw. sogar einen Treffer durch Thorsten Schick, der zum zwischenzeitlichen 3:3 geführt hätte.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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