Mit viel Selbstvertrauen reiste der SK Sturm Graz am Sonntag zum Auswärtsspiel gegen Red Bull Salzburg. Die Steirer holten aus den letzten drei Spielen... Red Bull Salzburg antwortet gut auf Sturms Fünferkette und gewinnt 2:1

_Marco Djuricin - Red Bull SalzburgMit viel Selbstvertrauen reiste der SK Sturm Graz am Sonntag zum Auswärtsspiel gegen Red Bull Salzburg. Die Steirer holten aus den letzten drei Spielen das Maximum von 9 Punkten und wollten nach den Erfolgen der Konkurrenz im Kampf um den zweiten Tabellenplatz nachziehen. Trotz interessanter Taktik gelang das jedoch nicht.

Ausgerechnet Marco Djuricin, der im Winter von Graz nach Salzburg wechselte, brachte die Gastgeber in der Red Bull Arena nach einem schweren Schnitzer von Anel Hadzic in Führung. Simon Piesinger sorgte mit seinem dritten Tor im Frühjahr für den überraschenden Ausgleich, ehe Salzburg dank eines abgefälschten Schuss‘ die verdienten drei Punkte einheimste.

Hütter überrascht personell, Foda formativ

Während sich Sturm in guter Form befand, waren die Ergebnisse der Salzburger in den letzten Spielen nicht ganz zufriedenstellend. Von den sieben Pflichtspielen konnte das Team von Adi Hütter nur drei gewinnen. Für das Duell gegen Sturm stellte der Bullen-Coach seine Startelf im Vergleich zum 0:1 gegen Altach um. So rückte Stefan Ilsanker aus dem defensiven Mittelfeld zurück in die Innenverteidigung, während Konrad Laimer neben Naby Keita im Zentrum spielte. Auf der linken Außenbahn ersetzten Benno Schmitz und Marcel Sabitzer den verletzten Andreas Ulmer und Massimo Bruno.

Sturm-Trainer Franco Foda musste mit Marko Stankovic eine wichtige Stütze im Mittelfeld gesperrt vorgeben und war so zu Änderungen gezwungen. Für ihn kam wenig überraschend Daniel Offenbacher neu ins Team, zudem begann Roman Kienast anstelle des Ex-Salzburgers Bright Edomwonyi. Überraschender war die Formation, in der Foda sein Team auf den Rasen schickte. Statt des gewohnten 4-2-3-1 spielten die Grazer nämlich in einer 5-4-1-Grundordnung.

Sturm offensiv mit Nadelstichen

Die Ausrichtung des in Spitzenspielen ohnehin schon konservativ auftretenden Foda-Sturms war nach den ersten Minuten gut sichtbar. Hinten sollte durch die drei zentralen Verteidiger und den beiden defensiven Mittelfeldspielern das Zentrum dicht gemacht werden, vorne Kienast als Wandspieler für Konter genutzt werden bzw. etwaige Nachlässigkeiten antizipieren. Tempo in die Angriffe brachten dabei in erster Linie die beiden Außenspieler im Mittelfeld, wobei Thorsten Schick rechts etwas höher agierte als Andreas Gruber links.

Eingebunden wurden die beiden ebenfalls unterschiedlich. Schick konnte sich hauptsächlich mit seiner individuellen Klasse durchsetzen und konnte dank seiner Schnelligkeit bei gleichzeitig robustem Körper das eine oder andere Mal durchbrechen. Gruber wurde hingegen mit schnellen Spielverlagerungen eingesetzt. Das passte auch zu den Ausrichtungen der Salzburger Außenverteidiger. Während Christian Schwegler gewohnt hoch stand, kam Schmitz eher aus der Tiefe bzw. blieb vereinzelt sogar auf einer Linie mit den Innenverteidigern.

Kein Zugriff aufgrund flacher Staffelung

Abgefangene Bälle von Red Bull Salzburg (by Opta)

Dass Sturm kaum längere Kontrolle über den Ball hatte lag nicht nur an der Konterausrichtung der Gäste, sondern auch daran, dass die Bullen im Gegenpressing viele Bälle eroberten. Das wiederrum rührte einerseits von deren generellen Überlegenheit in dieser Disziplin hierzulande, andererseits an der Umsetzung des Grazer Plans. Die beiden Sechser verschoben sehr stark ballorientiert, während die Fünferkette dahinter meist flach stand. Das bedeutete, dass Salzburg in den ballfernen Halbräumen Platz vorfand. Konnte Sturm also die Angriffe stoppen, gingen die Befreiungsschläge in die Füße des Gegners. Die Wege, um selbst ins Gegenpressing zu kommen, waren dann schlicht zu weit.

Komplexe Aufgaben für Innenverteidiger

Das Interessanteste an den Grazer Defensivabläufen war jedoch die Aufgabenverteilung der drei zentralen Verteidiger in der Fünferkette. Gegen Mannschaften, die viel über die Seiten spielen, ist eine solche meist problematisch, gegen jene, die einen hohen Zentrumsfokus haben und noch dazu mit zwei Stürmern spielen – wie eben Red Bull Salzburg – jedoch durchaus sinnvoll. Die Gastgeber versuchten wie gewohnt durch Zurückfallen einer der beiden Stürmer Räume aufzureißen, was allerdings vor allem zu Spielbeginn kaum gelang.

Die Innenverteidiger zeigten nämlich gute und komplexe Abläufe. Zwei der drei – meist Hadzic und Lukas Spendlhofer – agierten sehr mannorientiert, während der dritte diese Bewegungen ergänzte und die dadurch entstanden Räume zustellte. In einer Szene verfolgte Spendlhofer seinen Gegenspieler ausgehend vom eigenen Strafraum sogar bis zur Mittellinie. Mit nur zwei Innenverteidigern ist es enorm schwer solche Bewegungen auszugleichen, mit einem zusätzlichen Mann in der Verteidigung konnte Sturm so aber ein schnelles Durchspielen über den Zwischenlinienraum verhindern.

Auch beim zwischenzeitlichen 1:0 funktionierte das Übergeben, Herausrücken und Absichern innerhalb der drei Innenverteidiger recht gut, allerdings sorgte der individuelle Fehler von Hadzic dafür, dass Djuricin alleine auf das Tor laufen konnte. Dabei sah man auch die Abläufe bei einem Herausrücken von Spendlhofer gut: Hadzic ließ sich diagonal hinter seinen Nebenmann fallen, Michael Madl schob nach.

Salzburgs zunehmende Zentrumspräsenz

Pässe von Konrad Laimer (by Opta)

Salzburg fand auf diese Spielweise im Laufe der ersten Halbzeit jedoch relativ schnell eine passende Antwort: man brachte einfach noch mehr Spieler in den Raum vor die Abwehr und positionierte sie zudem in den Zwischenräumen. Das sorgte für Konflikte bei den Blackies. Die Flügelspieler, insbesondere Takumi Minamino, standen dabei zwischen Halb- und Flügelverteidiger und Djuricin und Jonatan Soriano variierten beim Zurückfallen. Aus dem zentralen Mittelfeld rückte zudem ein weiterer Spieler nach – meist Laimer.

Der 17-Jährige nutzte dabei vor allem die oben erwähnten Staffelungsprobleme der Grazer, aufgrund derer der Zwischenlinienraum immer wieder geöffnet wurde, und spielte vom rechten Halbraum aus viele Pässe – wie man in der nebenstehenden Grafik sehen kann. Insbesondere in der Phase als Sturm aktiver wurde – nach dem Ausgleich bzw. kurz vor dem Pausenpfiff – konnte Salzburg das Spiel so schnell machen. So war Laimer auch am Siegtreffer entscheidend beteiligt, als sein Aufrücken Platz für Keita machte, dessen Schuss von Soriano ins Tor abgefälscht wurde.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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