Es war klar, dass die Ära Franco Foda irgendwann zu Ende gehen würde. Und überhaupt bauten die Blackies den gesamten Verein im Jahr 2012... Saisonrückblick: Kein internationales Geschäft für den SK Sturm Graz, aber vieles neu

Es war klar, dass die Ära Franco Foda irgendwann zu Ende gehen würde. Und überhaupt bauten die Blackies den gesamten Verein im Jahr 2012 um und werden mit neuer Geschäftsführung, Sportdirektor und Trainer in die Spielzeit 2012/13 gehen.

Transferkarussell vor und während der Saison

An die Spitze zu kommen ist leichter, als dort zu bleiben – dieser Satz bewahrheitete sich bei Sturm, die 2011 sensationell Meister wurden, mehr als deutlich. Dass sich einige Leistungsträger verabschieden würden, war nicht weiter verwunderlich. So mancher traf eine gute, nachvollziehbare Entscheidung – Abwehrchef Gordon Schildenfeld wechselte zum nunmehrigen Bundesligaklub Eintracht Frankfurt – andere wieder folgten anderen Parametern, wie etwa Mario Kienzl, der in die zweite Schweizer Liga zum FC Vaduz ging. Kaderspieler wie Klaus Salmutter (Karrierepause) oder Daniel Bartosch und Dominic Hassler (beide BW Linz) gingen. Geholt wurden an sich Verstärkungen. Jürgen Säumel kehrte nach seiner Zeit in Italien und einem kurzen Intermezzo in Duisburg endgültig zu seinem Herzensklub zurück, Darko Bodul (Nacional Funchal), Haris Bukva (LASK), Milan Dudic (Red Bull Salzburg) oder Giorgi Popkhadze (FC Zestafoni) sollten den Kader sportlich aufwerten. Mit Matthias Koch (SCR Altach) wurde noch dazu einer der besten Zweitligaspieler geholt.

Im Winter drehte sich das Karussell dann äußerst schnell. Die Aufnahme von Christoph Kröpfl, der beim KSV den Vertrag aufgelöst hatte, war da eher unaufregend. Nachdem der Wiener Austria Nacer Barazite abhanden gekommen war, verpflichtete sie Roman Kienast. Foda zog nach und holte zunächst Srdjan Pavlov von der Kapfenberger Bank und dann noch Rubin Okotie aus Belgien. Weitblick konnte man Foda nicht unterstellen.

Nachdem Paul Gludovatz sein Amt als Sportdirektor angetreten hatte, kam es am 12. April zur Trennung zwischen Graz und dem deutschen Trainer, der seit Juli 2006 die Geschicke an der Mur leitete. Interimstrainer Thomas Kristl konnte den angestrebten dritten Platz nach dem peinlichen Cup-Aus gegen den TSV Hartberg aber auch nicht mehr erreichen.

Die Europacup-Saison des SK Sturm

Erster Gegner für den österreichischen Meister war der FC Videoton, ungarisches Pendant. Dank eines 2:0-Heimsieges mit Toren von Imre Szabics (68.) und Roman Kienast (92.) stiegen die Blackies als spielerisch schlechteres Team auf. Das 3:2 der Ungarn daheim reichte nicht. Ein ähnliches Bild zeichnete sich in der dritten Qualifikationsrunde gegen den georgischen Titelträger FC Zestafoni ab. Nach einem Auswärtsremis vor 20.000 Zuschauern feierten nur etwas mehr als die Hälfte zuhause die Qualifikation für eine Gruppenphase. Wieder war es Kienast, der traf (68.). In den Playoffs war der Champions-League-erfahrene weißrussische Meister BATE Borisov der Gegner. Die Werkself der BATE-Werke erreichte daheim ein 1:1 und auswärts ein 2:0 und sicherte sich verdient die Champions League, während Österreich zumindest ein weiteres Jahr auf Europas Königsklasse warten musste.

Ohne den Anhängern der Grazer zu nahe zu treten, entpuppte sich die Gruppe bereits nach der Losung als quasi nicht schaffbar. Lok Moskau und RSC Anderlecht waren deutlich über Sturm zu stellen, AEK Athen zumindest ein bisschen. Lediglich ein 2:1-Auswärtssieg in Athen stand im Dezember zu Buche, ansonsten war außer Spesen wenig gewesen. Allerdings sei anzumerken, dass sich Sturm Graz unter Wert schlug, wie sich die Blackies präsentierten, war zumeist unterirdisch und konterkarierte das erfrischende Spiel, welches sie jahrelang zur großen Nummer in Österreich gemacht hatte. Vor allem gegen Anderlecht wirkten die Grazer oft hilf- und planlos.

Die Liga-Saison des Meisters

Die Hinrunde des SK Sturm Graz war sehr wechselhaft. Nach zwei Unentschieden zum Auftakt gegen Ried und Mattersburg setzte es eine bittere 0:3-Pleite im Derby gegen den Kapfenberger SV. Erst danach kehrte „Normalität“ ein. Rapid wurde geschlagen, in Salzburg remisiert und dann wurde der SC Wiener Neustadt mit 5:0 demontiert. Doch das Punkten stellte sich nicht ein. Gegen Aufsteiger Admira, Wacker und die Wiener Austria konnte nur ein Zähler im Duell mit den Tirolern geholt werden. Auf die drei schlechten Spiele folgten wieder drei bessere, bis zur 18. Runde wechselten sich Heimsiege und Auswärtsniederlagen ab. In der vorgezogenen 19. Runde holten die Blackies ein 1:1 in Ried. Der Herbst ging ohne Auswärtssieg und mit nur vier Punkten in der Fremde zu Ende.

Nach einem Sieg über Mattersburg zu Beginn der Frühjahrsspiele wurde die Leistung immer verkrampfter. Konnten zunächst noch drei torlose Unentschieden erreicht werden, so folgten auf diese zwei Niederlagen gegen Neustadt und die Admira. Kurioserweise hatten sich die Leistungen halbwegs wieder stabilisiert, als Foda gehen musste. Sturm hatte vier Runden lang nicht verloren, man stand auf dem fünften Platz, hatte zuletzt acht Punkte errungen. Die Pokalniederlage gegen beherzt kämpfende Hartberger gab dann aber den Ausschlag. Interimstrainer Thomas Kristl stellte  um, befreite die Köpfe und die Grazer verloren in sieben Spielen nur einmal, gewannen zwei Mal. Letztendlich waren es aber vier Punkte, um die die Berechtigung zum Antritt in der Europa League-Qualifikation verpasst wurde.

Taktische Umstellungen

Franco Fodas 4-4-2 wurde schon des Öfteren beschrieben. Eine spielende Spitze agierte rund um den Mittelstürmer, dahinter leiteten zwei ebenfalls nach vorne orientierte, zentrale Spieler die Aktionen. Kristl stellte um, beorderte Koch als alleinigen Sechser in die Zentrale und zog die Flügel, zum Beispiel Florian Kainz und Andi Hölzl, weiter auseinander und installierte eine offensive Viererkette mit zwei mehr oder weniger nach vorne orientierten Spielmachern. Nur gegen die Admira griff er auf Fodas System zurück und verlor prompt. Inwieweit aber diese taktischen Umstellungen zum erfrischendereren Spiel beigetragen haben, bleibt unklar. Immerhin vertraute er auf Spieler, die unter seinem Vorgänger eine kleinere Rolle spielten. Darüber hinaus gilt Foda als sehr autoritär, da kann schon eine kumpelhaftere Art zur Freisetzung von Energien beitragen.

Fakt ist, dass die Blackies ihr Offensivspiel – schnell und direkt nach vorne – über die Saison gesehen nicht zeigten. Das war auch in der Meistersaison der Fall, fiel aber natürlich aufgrund des Titelgewinns nicht weiter auf. Gemeinhin spielen Teams ja um Titel und nicht die spielerisch schönere goldene Ananas.

Moment der Saison

Das Cup-Viertelfinalspiel gegen den TSV Hartberg war der negative Höhepunkt der Saison. Daheim, gegen den quasi bereits abgestiegenen Letzten der Heute für Morgen-Erste Liga endete mit einer Schmach die so erfolgreiche Zeit von Sturm Graz mit Franco Foda als Trainer.

Fazit

Sturm Graz begann den großen Umbruch im Winter. Der Wiederaufbau nach dem Konkurs, viele tolle Talente zu entwickeln sowie der Cup-Sieg 2010 und der Meisterteller 2011 werden Franco Foda einen fixen Platz in der bislang 103 Jahre langen Geschichte von Sturm Graz einbringen. Mit neuer Leitung und neuen Strukturen können sich die Blackies abseits des durch den Europacup im Fokus-Stehens aufstellen. Platz fünf sollte ein Ausrutscher bleiben.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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