Es war die Szene des Spiels aus der Sicht des TSV Hartberg: 63. Minute, Rasmus Lindgren hatte im Mittelfeld den Ball verloren, Manuel Prietl... David gegen Goliath geht immer – Hartberg macht Werbung für den Cup

Es war die Szene des Spiels aus der Sicht des TSV Hartberg: 63. Minute, Rasmus Lindgren hatte im Mittelfeld den Ball verloren, Manuel Prietl spielte auf Daniel Rossmann. Das Spielgerät kam zu Lukas Mössner. Der 28-jährige Mittelstürmer scheiterte knapp an dem starken deutschen Schlussmann Alexander Walke.

3.600 Fans kamen in das Hartberger Stadion und sorgten für eine tolle Cup-Kulisse.  Alles war angerichtet für einen tollen Fight der Marke David gegen Goliath. In Zahlen: Das Budget der Salzburger wird mit 30 bis 40 Millionen Euro beziffert, die Personalkosten von Hartberg belaufen sich auf nicht einmal 400.000 Euro. Dazu kam noch der Umstand, dass die Bullen die höchste Profiliga als Tabellenführer anführen und die Steirer aus der zweiten Liga im Grunde genommen abgestiegen sind. Die Hausherren schlugen sich durch Siege gegen den SC Kundl (3:0), den Villacher SV (2:1 n.V.), die Rapid Amateure (2:0) und sensationell gegen Sturm Graz (4:2 n.V.) bis ins Halbfinale durch. Die Gäste hatten es natürlich leichter: ASK Baumgarten (3:0), SAK (4:0), der LASK (2:1) und die eigenen Juniors (4:1) waren kaum fordernde Gegner.

Hartberg zuletzt engagiert

Die Hartberger hatten sich in den letzten Wochen gefällig präsentiert. Gegen den SV Grödig (1:3) und SC Austria Lustenau (0:2) wurde gut begonnen, dann folgte ein individueller Fehler und im weiteren Verlauf der Spiele offenbarten sie Schwächen in der Abwehr. Gegen die Salzburger wurde wieder toll begonnen. Wie es sich aber für einen Absteiger gehört, wurden die besten Chancen ausgelassen, etwa als Ibrahim Sekagya im Strafraum den Ball verlor (13.). Robert Strobl flankte von links in den Strafraum und Mössner zwang Walke zu einem Reflex. Eingangs erwähnte Möglichkeit wäre dann die zweite große Chance gewesen.

Bullen wie erwartet

Konzentrationsdefizite in der Verteidigung, im Spielaufbau, im Mittelfeld und im Sturm, dazu noch wenig Konsequenz in den Zweikämpfen. Salzburg tat sich mit dem Gegner schwer, denn mit diesem Maß an Robustheit war schwer umzugehen, ebenso mit dem – trotz aller anders lautenden Beteuerungen – Spitzenspiel gegen den SK Rapid Wien im Hinterkopf. Irgendwie wurden die Beobachter den Eindruck nicht los, dass irgendwer sowieso irgendwann ein Tor schießen würde. Nur nicht verletzen, nur nicht verausgaben lautete anscheinend die Devise. Klarerweise fanden die Bullen viele Möglichkeiten vor, aber die Konsequenz war schlichtweg nicht gegeben. Der Treffer hatte sich dennoch angekündigt. So scheiterte Jonathan Soriano in der 71. Minute am starken Tormann Jürgen Rindler. Knapp zehn Minuten später war es dann aber so weit: Fehler im Spielaufbau bei Hartberg – der individuelle Fehler – , Svento mit einem guten Pass an die Strafraumgrenze zu Jantscher und der Torschütze vom Dienst ließ sich die Möglichkeit nicht nehmen und vollendete flach zum Endstand (80.).

Was macht den Cup aus?

Der TSV Hartberg zeigte ganz deutlich, was einen Cup-Bewerb aus- und attraktiv macht. Klarerweise spielten die Kicker auch um den Verbleib im Profifußball, aber die Art und Weise, wie sich der Underdog bis in das Finale und nahe an eine Sensation biss, ist bemerkenswert. Dass die Zuschauer dann auch kamen, nicht minder. Immerhin gab es in dieser Saison in bislang 32 Ligaspielen gerade einmal fünf Siege und sechs Remis zu sehen. Und die Stadt hat mit Stand Jänner 2011 nur 6.600 Einwohner. Diese 80 Minuten, in denen ungewiss war, ob statt des reichsten Profiklubs der wohl ärmste im Cupfinale stehen würde, sind unbezahlbar für den Verein, die Fans und die gesamte Region. Denn auch wenn das Abenteuer Profifußball in Hartberg im Mai vorerst zu Ende geht – über diese Cupsaison wird dennoch lange gesprochen werden. „Cuptradition“ besteht: 1988/89 erreichte der TSV das Viertel-, 1994/95 sogar das Halbfinale des KO-Bewerbes.

Berichterstattung befriedigend

ATV nahm sich viel Zeit für die Berichterstattung, engagierte als Experten Franco Foda. Die Fragen an Ricardo Moniz nach dem Spiel hätten aber deutlich kritischer ausfallen können. Aber das Team von „Volltreffer live“ stellte eine solide Sendung auf die Beine und bewies – wie auch schon Puls4 bei der Europa League – dass es bezüglich der Professionalität des Gezeigten keinen Staatsfunk braucht.

Alles in allem sorgte das Cuphalbfinale zwischen TSV Hartberg und Red Bull Salzburg für die Gewissheit, dass Fußball auch in den Ecken abseits der großen (aufgrund der Stadt oder der Geschichte) Schauplätze stattfindet und die Fans das auch annehmen. David gegen Goliath zieht immer.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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