Der dritte Teil unseres „1860-Nachrufs“ beschäftigt sich mit der chaotischen Gegenwart und der unsicheren Zukunft. 02.06.2017: Wieder mal ist der TSV 1860 München, der... Der 1860-Untergang (3): Regionalliga, oder „schlimmer geht’s immer“…

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Der dritte Teil unseres „1860-Nachrufs“ beschäftigt sich mit der chaotischen Gegenwart und der unsicheren Zukunft.

02.06.2017: Wieder mal ist der TSV 1860 München, der deutsche Meister von 1966, den Launen eines einzigen Mannes ausgeliefert. Und Hasan Ismaik ist nicht gerade eine Person, in dessen Hand man sein Schicksal wähnen möchte. Nach dem feststehenden Abstieg aus der zweiten Liga, traten nach der Reihe Präsident Peter Cassalette, Geschäftsführer Ian Ayre und Trainer Vitor Pereira von ihren Ämtern zurück. Auch ein Großteil der Spieler zeigt keinerlei Interesse daran, mit dem Verein in die dritte Liga zu gehen. Selbst Christl Estermann aus dem „Löwenstüberl“ hat nach 23 Jahren bei den Löwen keine Lust mehr auf das ganze Chaos. Obwohl: In der dritten Liga wird der TSV zunächst einmal gar nicht spielen.

Und das kam so: Bis zu jenem Freitag, den 2.Juni 2017 musste der TSV einen Liquiditätsnachweis von elf Millionen Euro bringen – ohne die Hilfe von Ismaik ein unmögliches Unterfangen. Der knüpfte seine finanzielle Hilfe jedoch an einige Bedingungen, oder anders gesagt: Er versuchte den Verein zu erpressen. Eine der Forderungen Ismaiks war, dass der Geschäftsführer der ausgelagerten Profiabteilung (KGaA; wozu auch die U21 sowie die A-Jugend gehören) nicht mehr der Weisung des eingetragenen Vereins unterstehen sollte – ein Verstoß gegen geltende DFL-Regeln. Obendrein sollte die gesamte Jugendabteilung an die KGaA übertragen werden; Ismaik hält übrigens  49 Prozent an der KGaA. Mit anderen Worten: Ismaik wollte noch mehr Macht und Befugnisse. Das Zögern der Vereinsoberen fasste Ismaik als Ablehnung seiner Forderungen auf. Er stellte daraufhin die Kommunikation ein, das Geld wurde nicht überwiesen, der TSV 1860 München erhält somit keine Lizenz für den Profibereich und muss nächstes Jahr wohl in der Regionalliga starten – im schlimmsten Falle droht sogar die fünftklassige Bayernliga. Nicht so lustiger Fun Fact: Im Forderungsschreiben seines Anwaltes, bestand Ismaik auch explizit auf die Eingliederung der A-Jugend in die KGaA, die ist aber schon längst Teil davon. Enough said…

Spekuliert wird weiterhin darüber, ob Ismaik die elf Millionen nicht zahlen wollte – oder nicht konnte. Und so komisch es sich anhört: Viele Leute aus dem Verein waren insgeheim wohl froh darüber, dass Ismaik nicht zahlte –  man will den ungeliebten Investor unbedingt loswerden. Als ersten Schritt in diese Richtung kann man wohl die Ernennung des neuen Geschäftsführers nennen. Der heißt nämlich nicht, wie von Ismaik gewünscht, Anthony Power, sondern Markus Fauser und ist Spezialist für Insolvenzrecht. Damit ist der TSV zunächst wieder handlungsfähig und hat außerdem eine der Hauptforderungen des Bayerischen Fußballverbands erfüllt, nämlich in Form eines Geschäftsführers einen Ansprechpartner zu stellen.

Ob der TSV und Ismaik in Zukunft getrennte Wege gehen, wird sich zeigen. Ismaik selbst ist gewillt, weiter bei den Löwen zu wirken. Zunächst will er aber gegen die 50+1-Regel im deutschen Fußball klagen. Der Jordanier ist aber nicht der Hauptschuldige am Niedergang des Traditionsvereins. Viel zu lange haben die Verantwortlichen dem irrlichternden Ismaik nicht nur zu gesehen, sondern in seinem Handeln auch unterstützt. Und das wohl aus Machtgier und Existenzangst – beides keine guten Ratgeber. Letztendlich hat dieses Gebaren die Verein genau in jene Lage geführt, die man mit dem Einsteigen Ismaiks vermeiden wollte: die sportliche Bedeutungslosigkeit.

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