Am Samstag, den 16.Mai um 15:30 Uhr, wurde die deutsche Bundesliga wieder angepfiffen. Die höchste deutsche Spielklasse war somit die erste Spitzenliga, die den... Drei Erkenntnisse zum Bundesliga-Wiederbeginn in Deutschland

Am Samstag, den 16.Mai um 15:30 Uhr, wurde die deutsche Bundesliga wieder angepfiffen. Die höchste deutsche Spielklasse war somit die erste Spitzenliga, die den Spielbetrieb wiederaufgenommen hat. Vor Anpfiff waren viele Fragen offen, zum Beispiel bezüglich der Spielqualität und der Einhaltung der Corona-Regeln. Wir haben erste Eindrücke gesammelt und präsentieren die Erkenntnisse.

Erkenntnis #1: Die Fans fehlen

Es war schon lange bekannt, dass ein Restart der Liga nur mit Geisterspielen möglich sein wird. Diese Maßnahme ist absolut logisch, um eine zweite Welle der Pandemie zu vermeiden. Trotzdem ist ein Geisterspiel etwas, das bei den meisten Fans keine Freude hervorruft. Und auch beim Schauen der Spiele bestätigt sich der Verdacht, dass bei einem Match vor leerem Haus einfach etwas fehlt.

Erstens lässt es bei den Fernsehzuschauern das „echte“ Fußball-Feeling vermissen und zweitens merkt man den Spielern an, dass der Faktor, der die Emotionen und die Leidenschaft im Spiel überkochen lassen kann, schmerzlich vermisst wird. Am deutlichsten wird das bei einem Spiel wie dem Revierderby. Normalerweise ist dieses Match ein Garant für Emotionen. Aber ohne die Fans, die die Rivalität besonders zelebrieren, kommt beim 4:0-Sieg der Dortmunder nie so etwas wie eine Derbystimmung auf.

Ein weiterer Effekt der leeren Ränge ist, dass man jeden Zwischenruf laut und deutlich hören kann. Einerseits können die Trainer von der Seitenlinie mehr Einfluss auf die Spieler nehmen, da jede Anweisung deutlich zu hören ist. Aber man muss auch sagen, dass auf dem Spielfeld „Geräusche“ entstehen, die man vor dem Fernseher nicht so gerne hört wie etwa den schmerzerfüllten Schrei eines Spielers oder Beleidigungen zwischen gegnerischen Akteuren.

Erkenntnis #2: Spielpraxis und Mannschaftstraining sind wichtig

Vorm Spieltag wurde spekuliert, ob alle wieder sofort auf ihrem normalen Niveau spielen können. Die Antwort hierauf lautet logischerweise: Nein. Das ist aber auch ganz normal, da die Mannschaften über einen langen Zeitraum weder Spiele noch Trainings mit dem ganzen Team absolvieren konnten.

Sehr stark vom Fußballentzug betroffen schienen die Defensivspieler. Zwar wurden keine Geschenke in Form von eklatanten Fehlpässen oder sonstigen individuellen Fehlern verteilt. Aber bei so ziemlich jeder Mannschaft war sichtbar, dass ihre Abwehrreihen noch nicht besonders gut aufeinander abgestimmt waren. Besonders gute Deckungen der Räume zwischen den Linien und des Raumes hinter der Verteidigung waren am ersten Spieltag nach der Krise noch Mangelware.

Der allgemeine Mangel an Spielpraxis machte auch vor den Torhütern keinen Halt. So fielen an diesem Tag ein paar Tore, die sich durchaus hätten vermeiden lassen wie beispielsweise der Ausgleichstreffer der Augsburger. Das alles sind aber Dinge, die in ein paar Wochen wieder ganz anders aussehen werden. Die Defizite, die derzeit noch sichtbar sind, sind allesamt nicht so schlimm, dass sie nicht durch gute Arbeit im Teamtraining und ausreichend Spielpraxis behoben werden können.

Erkenntnis #3: Die Corona-Maßnahmen sind nicht perfekt

Wie in allen Bereichen des Lebens wurden auch im Fußball Maßnahmen festgelegt, die die Ausbreitung des COVID-19-Virus verhindern sollen. Beispielsweise muss jeder eine Schutzmaske tragen – mit Ausnahme der Spieler und Schiedsrichter, die gerade aktiv am Spiel teilnehmen und dem Chefcoach, wenn er seinen Spielern Anweisungen gibt. Diese Regeln wurden im Stadion weitgehend eingehalten.

Eine weitere Regel besagt, dass die Spieler einen Abstand zueinander halten müssen und deshalb beim Torjubel auf das obligatorische Abklatschen mit den Teamkollegen verzichten müssen. Das mag zwar eine gut gemeinte Idee sein, aber ein Handschlag mit den Mannschaftskollegen ist sicher das kleinere Übel im Vergleich mit so manchem Zweikampf.

Wie es zu erwarten war, kam es an diesem ersten Spieltag im Zuge der Krise auch zu kleineren Kontroversen bei Torjubeln. Etwa als die Hertha mit einem Doppelschlag die TSG 1899 Hoffenheim kalt erwischte und die Berliner etwas zu überschwänglich jubelten. Von Vereinsseite hat man sich aber schnell dafür entschuldigt und den Ausrutscher mit den überbordenden Emotionen begründet. Alles gut, man muss ja nicht päpstlicher sein, als der Papst.

Neben dem Körperkontakt bei den Zweikämpfen gibt es noch viele Situationen in einem Fußballspiel, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Es gehört zur Norm, dass bei einem Eckball zehn und mehr Spieler auf engstem Raum beisammenstehen oder vier bis fünf Kicker in einer Freistoßmauer Schulter an Schulter nebeneinanderstehen.

Kristian Müller, abseits.at

Kristian Müller