Welcher der Österreich – Legionäre war zuletzt nur Mitläufer? Wer unverzichtbar? Das Ranking beantwortet die Fragen. Dieses Mal mit zwei unbestrittenen Leistungsträgern, deren Entwicklung... Top Entwicklung: Guido Burgstaller und Marcel Sabitzer unter der Lupe

_Marcel Sabitzer - RB LeipzigWelcher der Österreich – Legionäre war zuletzt nur Mitläufer? Wer unverzichtbar? Das Ranking beantwortet die Fragen. Dieses Mal mit zwei unbestrittenen Leistungsträgern, deren Entwicklung so nicht unbedingt abzusehen war.

Guido Burgstaller

Obwohl der Kärntner erst seit Anfang des Jahres das Trikot der Schalker trägt, ist er mit sechs Treffern Bundesliga-Treffern aktuell der beste Torjäger der Königsblauen. Einerseits natürlich der Ausdruck einer tollen Entwicklung eines Spielers, der in Deutschland zuvor nur in der zweiten Bundesliga auf sich aufmerksam machen konnte. Auf der anderen Seite bringt dies auch die offensive Harmlosigkeit der Knappen in dieser Saison zum Ausdruck. Der 4:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg am letzten Wochenende bildete daher eher eine Ausnahme, und hübschte die Torbilanz der Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl etwas auf. 37 Tore sind für die Ansprüche der Schalker aber trotzdem zu wenig.

Aufgrund von Verletzungen (Breel Embolo, Franco di Santo) oder einem schleichenden Karriereende (Klaas-Jan Huntelaar) muss Burgstaller dabei meist den Alleinunterhalter in der vordersten Zone geben. Diese Rolle füllt er zumeist gut aus, gegen Wolfsburg traf er gleich zweimal. Burgstaller ist ein Wühler, ein Arbeiter, der keinen Zweikampf scheut und so viele Lücken für die Mitspieler reist. Der Spielertyp Burgstaller ist wohl am besten mit den Begriffen Ziel- oder Wandspieler beschrieben. Er ist der Spieler in der vordersten Linie, der die Pässe der Kollegen prallen lassen oder den Ball solange halten soll, bis der restliche Angriff aufgeschlossen hat.

Bislang gab er insgesamt 30 Torschüsse ab und war an 40 Torschüssen direkt beteiligt. Pro Spiel kommt Burgstaller auf 2,5 Schüsse, damit verpasst er die Top Ten der Liga nur knapp. 1,9 seiner Abschlüsse nimmt er dabei in der Region um den Elfmeterpunkt, nur 0,5 von außerhalb des Strafraums. Immerhin gelang ihm aber bereits ein Tor aus dieser Zone. Fünf seiner sechs Tore erzielte er mit rechts, eines mit links. Per Kopf traf er bis dato noch nicht.

Neben seinen Toren gab Burgstaller auch bereits zwei Vorlagen. Im Schnitt spielt er 16,6 Pässe pro Spiel, jedoch fast ausschließlich kurze Zuspiele. Der Wert bei langen Bällen liegt nur bei 0,1. Von seinen kurzen Pässen bringt er 11,8 an den Mann, insgesamt liegt seine Passquote bei 68,4 Prozent – nicht unbedingt ein Spitzenwert, gemessen an seiner Jobbeschreibung aber auch nicht so schlecht. Ebenfalls okay ist die Anzahl der Chancen, die Burgstaller pro Spiel einleitetet. Hier kommt er auf einen Wert von 0,8. Was zunächst nicht besonders viel wirkt, relativiert sich anhand der Tatsache, dass klassische Mittelstürmer, wie er einer ist, in dieser Statistik nicht im vorderen Bereich zu finden sind. Mario Gomez steht mit 1,1 von sogenannten Key Passes pro Spiel immerhin noch auf Platz 56 der Bundesliga.

Neben diesen Zahlen muss Burgstaller auch seine technische Entwicklung zu Gute gehalten werden. Im letzten Spiel gegen Wolfsburg zeigte er beim Treffer zum 4:0, was er fußballerisch drauf hat. Dabei nahm er ein hohes Zuspiel sauber an, brachte den Ball schnell unter Kontrolle und vollendete in einer raschen Bewegung. Trotzdem bleibt die Ballverarbeitung ein Manko von Burgstaller. Pro Spiel kommt er im Schnitt auf drei unsauberere Verarbeitungen und verliert zweimal den Ball.

Nichtsdestotrotz ist Burgstaller mit seiner Spielweise enorm wichtig für seine Mannschaft – und das nicht nur in der Bundesliga, sondern auch international. Auch hier hätten ihm vor seinem Wechsel zu Schalke wohl die Wenigsten eine derart schnelle Adaption zugetraut. Im Viertelfinal-Hinspiel gegen Ajax Amsterdam lieferte er, wie der Rest der Mannschaft, beim deutlichen 0:2 keine gute Leistung ab. Dessen ungeachtet erzielte er aber bereits zwei Tore im laufenden Wettbewerb.

Burgstaller und seine Mannschaft treffen am Ostersonntag auf den abgeschlagenen Tabellenletzten Darmstadt 98. Ein Sieg bei den Südhessen ist absolute Pflicht, will S04 tatsächlich noch ein Wörtchen um die Qualifikation für die Europa League mitreden. Zuletzt zeigten die Schalker vor allem gegen die Abstiegskandidaten gute Leistungen: die letzten drei Siege kamen eben gegen Wolfsburg, Augsburg und Mainz zustande. Das Hinspiel endete 3:1 zu Gunsten von Schalke, die generell noch nie gegen Darmstadt verloren. Die Lilien konnten bei einem sehr schlechten Verlauf übrigens am Wochenende bereits als Absteiger feststehen.

Marcel Sabitzer

Auch beim gebürtigen Grazer war man zu Beginn der Saison zunächst skeptisch, wie und ob ihm der Sprung von der zweiten in die erste Bundesliga gelingen würde. Genau wie Kollege Burgstaller konnte sich aber auch Sabitzer fußballerisch schnell in Deutschlands Beletage akklimatisieren. Dabei steht er aber immer noch im Schatten der drei Superstars Emil Forsberg, Naby Keita und Timo Werner. Auf ähnliche Statistiken wie seine Partner in der Offensive kommt Sabitzer wirklich nicht; das wird aber auch nicht unbedingt von ihm verlangt. Ähnlich wie Burgstaller ist Sabitzer ein Arbeitstier, das Räume für die berühmten Mitspieler schafft, in denen diese dann glänzen können.

Davon einmal abgesehen, lesen sich aber auch Sabitzers Statistiken bislang nicht schlecht. Der 23-Jährige erzielte bereits sechs Treffer und kommt auf drei direkte Vorlagen. Zudem verliert er weniger den Ball als beispielsweise Forsberg oder Keita und steht seltener im Abseits als seine Kollegen. Obendrein gewinnt er auch wesentlich mehr Zweikämpfe. Was noch verbesserungswürdig ist: seine Passquote. Momentan steht er hier bei nur 66 Prozent. Jedoch verfügt die gesamte Mannschaft über keine hohe Genauigkeit bei den Zuspielen; mit Willi Orban kommt nur ein Innenverteidiger über die 80 Prozent. Eine Tatsache, die Leipzigs riskantem Vertikalspiel geschuldet ist.

Kein Leipziger Spieler schießt obendrein pro Spiel so häufig auf das Tor des Gegners wie Sabitzer. Nur Keita und Forsberg gehen häufiger ins Dribbling oder leiten mehr Chancen ein als der österreichische Teamspieler. Insgesamt kommt er auf starke 105 Torschussbeteiligungen. Was Sabitzer aber im Vergleich mit seinen Kollegen jedoch noch fehlt, ist diese besondere Gabe, ein Spiel zu prägen, wenn es sein muss auch mal alleine zu entscheiden.

Davon abgesehen erfüllt Sabitzer, man kann fast sagen übererfüllt, Sabitzer die an ihn gestellten Anforderungen. Nach der gelungenen Ankunft in der Bundesliga, werden sich aber nächstes Jahr wieder neue Herausforderungen stellen. Da wäre zunächst  – höchstwahrscheinlich – das Debüt in der Champions League. Hier werden auf Sabitzer nochmals höhere Aufgaben zukommen. Wie schlägt er sich also im Vergleich mit der internationalen Elite? Außerdem werden die Leipziger sicherlich ihren Kader weiter aufrüsten. Mit großer Sicherheit wird auf Sabitzer in der neuen Saison auch eine neue Konkurrenzsituation zukommen. Momentan gibt es aber wohl wenige Spieler, die so gut in das System von RB und Ralph Hasenhüttl passen.

Am Wochenende wartet mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg die nächste schwere Aufgabe auf Sabitzer und RB. Die Freiburger haben sich heimlich, still und leise auf einen Europa League – Platz vorgeschoben. Obwohl die Freiburger im letzten Spiel gegen Mainz eine ihrer schwächsten Saisonleistungen zeigten, ist das Team von Christian Streich aufgrund seiner taktischen Cleverness und Disziplin, stets ein sehr unangenehm zu bespielender Gegner. Schwächen haben die Breisgauer jedoch in der Defensive, was die Leipziger bereits im Hinspiel gnadenlos auszunutzen wussten: in Freiburg gewann RB deutlich mit 4:1.

Bei der aktuellen Tabellenposition der beiden Teams wird gerne vergessen, dass es sich bei Freiburg wie auch bei Leipzig um Aufsteiger handelt. Dass zwei Neulinge nach dem 28. Spieltag in der Bundesliga derart gut platziert sind, gab es übrigens zuletzt in der Saison 1972/73. Damals waren Kickers Offenbach Tabellensechster und der Wuppertaler SV stand auf Platz zwei. Lang, lang ist´s her…

Ral, abseits.at

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