Im Spitzenspiel der Premier League setzte sich Manchester City auswärts mit 4:1 gegen den Liverpool FC durch. Nach der Niederlage müssen die Reds ihre... Taktikanalyse: So holte Pep Guardiola seinen ersten Sieg an der Anfield Road

Im Spitzenspiel der Premier League setzte sich Manchester City auswärts mit 4:1 gegen den Liverpool FC durch. Nach der Niederlage müssen die Reds ihre Titelambitionen fast schon ad acta legen, denn der Rückstand auf die Citizens beträgt nun zehn Punkte. Wir wollen uns ansehen wie Pep Guardiolas erster Sieg überhaupt an der Anfield Road zustande kam.

Ungewohnte Heimschwäche

Jürgen Klopps Mannschaft stand vor der Partie gegen Manchester City unter Druck, was in erster Linie an den zuletzt schwachen Leistungen an der Anfield Road lag. Während die Auswärtsspiele gegen die Spurs und West Ham United erfolgreich gestaltet wurden, setzte es überraschende Heimniederlagen gegen Burnley und Brighton & Hove Albion. Hier kann man schon den ersten Unterschied in dieser Saison zwischen Liverpool und Manchester City festmachen. Die Citizens verloren in der aktuellen Spielzeit nur gegen Leicester und den Tottenham Hotspur FC und ließen gegen kleinere Mannschaften nichts anbrennen. Insbesondere zuletzt zeigte sich Guardiolas Mannschaft in Top-Form und holte aus den letzten zehn Meisterschaftsspielen 30 Punkte.

Nach den zwei verlorenen Heimspielen gegen die Tabellennachzügler drohte aus Liverpool-Sicht nun gegen den Tabellenführer die dritte Heimniederlage in Folge. Zuletzt sah man eine derartige Negativ-Serie im Jahr 1963! Vor wenigen Wochen konnte man sich so eine Statistik kaum vorstellen, immerhin war Jürgen Klopps Truppe vor der Niederlage gegen Burnley zuhause seit 68 Partien ungeschlagen.

Die Aufstellungen und Personalien

Beide Mannschaften setzten auf ihr gewohntes 4-3-3-System als ihre Grundformation und mussten einige langzeitverletzte Schlüsselspieler vorgeben. Bei den Reds fehlen nach wie vor die Innenverteidiger Virgil van Dijk und Joel Matip, was nicht nur auf Kosten der defensiven Stabilität geht, sondern auch in der Offensive bei Standardsituationen ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Joe Gomez und Diogo Jota konnten ebenfalls nicht am Spitzenspiel teilnehmen, dafür kehrten Sadio Mane und Alisson wieder in die Startaufstellung zurück. Der ansonsten so souveräne Tormann erwischte allerdings seinen bisher schwächsten Tag bei den Reds, der fast schon an die schwache Performance von Loris Karius beim Champions-League-Finale gegen Real Madrid erinnerte. Aufgrund der Ausfälle in der Innenverteidigung begannen Fabinho und Henderson im Abwehrzentrum. Henderson, der im zentralen Mittelfeld eine wichtige Rolle einnimmt, sollte nach Ozan Kabaks Verpflichtung bald wieder ein Stück weiter vorne agieren dürfen. Den frei gewordenen Platz im Mittelfeld nahm der 20-jährige Curtis Jones ein, der neben Wijnaldum und Thiago agierte. Die Dreier-Reihe im Angriff war mit Mané, Firmino und Salah zumindest nominell sehr stark besetzt.

Die Gäste starteten ebenfalls in einer 4-3-3-Grundformation und mussten mit Kevin De Bruyne und Sergio Aguero zwei absolute Schlüsselspieler vorgeben. De Bruynes Ausfall wurde in den letzten Wochen jedoch erstaunlich gut kompensiert, da Ilkay Gündogan in der Form seines Lebens agiert und in diesem noch jungen Kalenderjahr bereits sieben Pflichtspieltore erzielte. Im Abwehrzentrum agierte neben Stones der Portugiese Ruben Dias, der der absolute Schlüsseltransfer bei den Citizens war und die Defensive hervorragend stabilisierte. Der 24-fache Nationalspieler verschuldete zwar gegen die Reds einen Elfmeter, was sein erster Fehler in der Premier League war, erwies sich ansonsten aber auch im Spielaufbau als absolut pressingresistent und ballsicher. Man kann sagen die Citizens haben ihren „eigenen van Dijk“ gefunden. Interessant war die Rolle von Phil Foden, der als klassische falsche Neun in die Partie startete. In der ersten Hälfte ließ er sich jedoch etwas zu weit zurückfallen, sodass der gegnerische Strafraum nicht gut besetzt war, insbesondere da auch seine Mitspieler zu wenige Läufe in die Tiefe starteten. Im Laufe der Partie korrigierte sein Trainer jedoch die Stellungsfehler und der 20-Jährige lieferte einmal mehr eine große Talentprobe ab.

In der Anfangsphase entwickelte sich eine äußerst intensive Partie, in der sich beide Teams gegenseitig neutralisierten. In der nachfolgenden Overlyzer-Grafik sieht man, dass in den ersten 20 Minuten kaum Chancen herausgespielt wurden. Liverpool hatte gegen Ende der ersten Halbzeit mehr vom Spiel, verlor jedoch im Laufe der zweiten Halbzeit die Kontrolle und individuelle Fehler sorgten letztendlich für ein deutliches Ergebnis.

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Liverpool wird auf den linken Flügel geleitet

Liverpool-Torhüter Alisson erwischte einen ganz schwarzen Tagen und verschuldete mit seinen ungewohnten Fehlpässen die Gegentore zum 1:2 und 1:3. Dabei zeigten die Gäste über weite Strecken des Spiels kein sonderlich aggressives Pressing. In der ersten Hälfte verteidigte Manchester City meist in einer 4-4-2-Formation gegen den Ball, wobei sich Mahrez an die erste Pressinglinie neben Foden gesellte. Die Liverpool-Innenverteidiger schoben weit auseinander und wenn sich Foden und Mahrez an ihnen orientieren, fand Allison einfache vertikale Anspielstationen im defensiven zentralen Mittelfeld. Deshalb rückte City-Mittelfeldspieler Bernardo Silva oftmals verstärkt ins Zentrum, was wiederum Raum für Liverpool-Außenverteidiger Andy Robertson öffnete. Dies erklärt auch warum die meisten Liverpool-Angriffe über ihren linken Flügel vorgetragen wurden, obwohl Klopps Mannschaft sicherlich lieber den gegnerischen Linksverteidiger Zinchenko bespielt hätte, der in der starken City-Viererkette am ehesten als Schwachstelle ausgemacht werden kann. Da aber Bernardo Silva ins Zentrum kippte, fanden die Reds auf ihrer linken Seite mehr Räume vor und trugen weit mehr Angriffe über diese Seite vor, was man anhand der whoscored.com-Grafik sehen kann:


Quelle: whoscored.com

Selten aber doch agierte Sterling bei gegnerischem Ballbesitz in der ersten Hälfte etwas offensiver und bildete mit Foden und Mahrez gemeinsam die erste Pressing-Welle. So entstand auch die erste Liverpool-Chance, denn Trent Alexander-Arnold nutzte den leeren Raum vor sich und wurde mit einem weiten Querpass von Henderson stark in Szene gesetzt. Stürmer Sadio Mané setzte die darauffolgende Flanke jedoch per Kopf knapp über das gegnerische Tor. Auch das einzige Liverpool-Tor fiel nach einer ähnlichen Pressing-Szene der Gäste. Sterling setzte Außenverteidiger Alexander-Arnold unter Druck, sodass Zinchenko keine Unterstützung im Duell gegen Salah hatte. Der Ägypter entwich dem Ukrainer und konnte nur durch ein Foul im Strafraum von Dias gestoppt werden.

Gefährlich wurde Liverpool also immer dann, wenn sie über den rechten Flügel vorstießen, wo Salah im Eins-gegen-Eins seine Schnelligkeit ausspielen konnte und Zinchenko nicht immer sattelfest agierte. Dadurch, dass Mahrez und Bernardo auf der anderen Seite aber viel Raum freigaben, wurde die Heimmannschaft eingeladen den größten Teil des Spielaufbaus über ihren linken Flügel zu gestalten, was jedoch kaum zählbare Möglichkeiten nach sich zog.

Der heimliche Schlüsselspieler Joao Cancelo

Wenn man mit drei Punkten im Gepäck die Anfield Road verlassen will, muss man sich in erster Linie Lösungen gegen das immens starke Pressing der Reds einfallen lassen. Neben der passsichern Innenverteidigung wurde der Rechtsverteidiger Joao Cancelo zum entscheidenden Faktor. Zinchenko, sein Kollege am linken Flügel, bildete im Aufbau mit Stones und Foden eine Dreierkette. Cancelo schob nicht etwa weit auf seinem Flügel nach vorne, sondern platzierte sich bei Ballbesitz im zentralen defensiven Mittelfeld, wo er neben Rodri eine zusätzliche Anspielstation im Zentrum abgab und für numerische Überlegenheit in der Mittelfeldzentrale sorgte, da sich ja auch Foden immer wieder weit zurückfallen ließ. Liverpool stand vor einem Dilemma. Wenn sich Firmino an Rodri oder Cancelo orientierte und gleichzeitig Mané gegen Stones und Salah gegen Zinchenko spielte, konnte kein Druck auf den ballführenden Dias aufgebaut werden. Dias hatte in diesen Momenten viel Zeit und konnte Bälle auf die gut positionierten Kollegen Gündogan und Bernardo Silva spielen, die aufgrund der Einrückbewegung von Cancelo viele Freiheiten hatten. Entschied sich Firmino dafür Innenverteidiger Dias unter Druck zu setzen, fand dieser dank der neu entstandenen Doppelsechs relativ einfache Anspielstationen.

So wie Liverpool kam auch Manchester City oft über den linken Flügel, was Pep Guardiolas Mannschaft jedoch in die Karten spielte:


Quelle: whoscored.com

Da Cancelo neben Rodri das Zentrum besetzte, wich Gündogan auf die linke Seite aus und setzte immer wieder Linksaußen Raheem Sterling ein, der mit seinen Eins-gegen-Eins-Duellen am Flügel an diesem Spieltag den großen Unterschied ausmachte. Der Linksaußen mit dem niedrigen Körperschwerpunkt dribbelte immer wieder unwiderstehlich in den gegnerischen Strafraum hinein, holte einen Elfmeter heraus und erzielte auch selbst einen Treffer.

Fazit

Die beiden schweren Patzer des Liverpool-Schlussmanns entschieden zwar auf den ersten Blick die Partie, doch auch abseits der individuellen Fehler fanden diesmal die Citizens die besseren Lösungen im Spielaufbau. Neben den spektakulären Dribblings von Raheem Sterling war Joao Cancelo ein auf den ersten Blick vielleicht unbeachteter Schlüsselspieler. Der Portugiese zeigte in der Defensive eine bärenstarke Leistung und war beim Spielaufbau durch seine geschickte Positionierung und Ballsicherheit enorm wichtig für sein Team. Cancelo kam nach Rodri auf die zweitmeisten Ballkontakte aller City-Spieler. Der Sieg fiel am Ende aufgrund der individuellen Fehler zu deutlich aus, war jedoch sicherlich verdient.

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Stefan Karger