Die meist als schwach eingestuften Kalenderjahrligen werden in Österreich zumeist nicht groß beachtet. In den letzten Wochen wurden allerdings einige Ganzjahresligen entschieden und abseits.at... Von Estlands Superstürmer bis Litauens Superabwehr – die Meister der vergessenen Ligen und ihre Topleute

Die meist als schwach eingestuften Kalenderjahrligen werden in Österreich zumeist nicht groß beachtet. In den letzten Wochen wurden allerdings einige Ganzjahresligen entschieden und abseits.at wirft einen Blick auf die Meister und die besten Torschützen der „vergessenen Ligen“ Europas.

Champions-League-Starter BATE Borisov hat es geschafft: Zwei Runden vor Ende der weißrussischen Saison liegt der vormalige Sturm-Graz-Gegner zehn Punkte vor Shakhter Soligorsk auf Platz eins der Tabelle. Der Garant für diesen Erfolg ist der Brasilianer Renan Bressan Bardini (23), der heuer bereits elf Saisontore in 31 Spielen erzielte und das Spiel der Weißrussen offensiv belebte. Er führt die Torschützenliste derzeit gleichauf mit Yegor Zubovich (22) von Belshina Bobruisk an.

Schützenkönig mit 46 Toren

Auch die sehr schräge estnische Meisterschaft ist entschieden: Flora Tallinn setzte sich am Ende um sieben Punkte gegen den größten Konkurrenten Nomme Kalju durch und erzielte in 36 Spielen genau 100 Tore. Abgestiegen ist übrigens Ajax Lasnamäe, das in ebendiesen 36 Spielen 192 Tore kassiere und nur elfmal selbst traf. Dies ergibt eine rekordverdächtige Tordifferenz von -181. Die schillerndste Figur der estnischen Saison 2011 heißt Aleksandrs Cekulajevs. Der 25-jährige Lette spielt für Trans Narva, das mit 107 erzielten Treffern den besten Angriff der Liga aufweist und wurde heuer mit sagenhaften 46 Saisontoren estnischer Schützenkönig. Alleine in den vier Spielen gegen Absteiger Ajax Lasnamäe erzielte Cekulajevs 17 Treffer. Diese beeindruckende Torquote (alle 66 Minuten ein Tor) machte bereits ausländische Klubs auf ihn aufmerksam – so zum Beispiel den deutschen Zweitligisten FC Ingolstadt.

HJK macht’s humorlos

Die finnische Meisterschaft war dieses Jahr eher langweilig und schnell entschieden: HJK Helsinki  (mit dem 40-jährigen Jari Litmanen als Ergänzungsspieler) holte sich mit 81 Punkten den Meistertitel, gewann 26 von 33 Spielen. Der Tabellenzweite FC Inter Turku liegt satte 24 Punkte hinter dem Hauptstadtklub. Den Torschützenkönig stellt dennoch der Vizemeister: Der 24-jährige Timo Furuholm, in der Vergangenheit immer wieder von schweren Knieverletzungen geplagt, erwischte 2011 eine Traumsaison, traf in 33 Spielen 22mal und spielte sich so in den finnischen Teamkader. Dabei auch einmal gegen HJK Helsinki, der schon bald Furuholms neuer Arbeitgeber sein könnte.

Metalurgs Liepajas Meister auf der Zielgerade

Spannender war die Meisterschaft in Lettland: Ventspils verspielte in der letzten Runde seine Tabellenführung – 2.500 Zuschauer wollten einen Sieg über Skonto Riga sehen und mit dem FK Ventspils den Titel feiern. Das Spiel endete jedoch 0:0 und Red Bull Salzburgs EL-Qualifikationsgegner Metalurgs Liepajas schnappte sich dank eines knappen 1:0-Auswärtssiegs bei Nachzügler Gulbene-2005 den Titel. Der 27-jährige Antons Jemelins erlöste Metalurgs mit dem Goldtor bei Gulbene. Der lettische Torschützenkönig kommt aus Brasilien: Nathan Soares Junior ist 22 Jahre alt und spielt für Skonto Riga, für das er 22 Saisontore, davon sieben aus Elfmetern, erzielen konnte.

Meisterliche Abwehr bei Ekranas Panevezys

Dank einer fast perfekten Abwehr holte sich Ekranas Panevezys den Meistertitel in Litauen. Die Roten verloren nur ein Spiel und kassierten in 33 Ligaspielen nur 14 Tore. Der Vorsprung auf Vizemeister Zalgiris Vilnius beträgt komfortable acht Punkte – obwohl der Hauptstadtklub selbst nur 17 Gegentreffer hinnehmen musste. Der behäbige Star von Zalgiris holte sich zudem die Torjägerkrone: Deivydas Matulevicius (22) kam zu Beginn der Saison mit Übergewicht zum Verein, nachdem er in Polen bei Odra Wodzislaw zuvor zwei Jahre fast nicht spielte. Aus einem „Super-Sub“ wurde schließlich ein Torschützenkönig: Der 193cm große Matulevicius spielte 19mal von Beginn an, wurde elfmal eingewechselt und ist mit 16 Saisontoren der beste Torschütze der litauischen Liga.

Molde – 1.Meistertitel zum 100-jährigen Jubiläum

In Norwegen steht zwei Runden vor Schluss Molde erstmals als Meister fest. Die Blauweißen, die von Ole Gunnar Solskjaer betreut werden, liegen aktuell acht Punkte vor Tromsö und dürfen den ersten Meistertitel ihrer Vereinsgeschichte zum 100-jährigen Jubiläum feiern. Die besten Torschützen in der norwegischen Tippeligaen sind die Routiniers: Mit je 16 Toren führen Rosenborg Trondheims Rade Prica (31) und Ole Martin Aarst (37), der für Start Kristiansand spielt, die Schützenliste an. Übrigens trifft auch der ehemalige Austria-Goalgetter Siguard Rushfeldt noch fleißig: Der 69-fache Bundesligatorschütze wird in vier Wochen bereits 39 Jahre alt, erzielte aber auch heuer noch acht Saisontore für Tromsö. Für einen Treffer benötigte Rushfeldt im Schnitt nur 158 Minuten.

Helsingborg souverän

Den schwedischen Meistertitel sicherte sich Helsingborg, das als einziges Team kein einziges Saisonheimspiel verlor. Das Team bei dem Ex-Mattersburg- und Wacker-Innsbruck-Legionär Mattias Lindström Fixstarter ist, legte zu Beginn der Saison stark los: Von den ersten 20 Pflichtspielen verlor Helsingborg nur eines. Austria-Gruppengegner Malmö FF wurde Vierter, stellt dafür aber den Torschützenkönig: Mathias Ranégie holt sich mit 21 Saisontoren die Torkanone. Dabei erzielte er nur drei für Malmö – die anderen 18 bereits vor seinem Transfer für Ex-Klub BK Häcken.

Shamrock Rovers: Titelverteidigung erfolgreich

In Irland verteidigte der Champion von 2010 seinen Titel: Die Shamrock Rovers ließen dank eines starken Meisterschaftsfinishs die Sligo Rovers vier Punkte hinter sich. Auch wenn die Shamrock Rovers in der Europa League derzeit nicht für Furore sorgen, war das erhöhte Tempo und die damit verbundene Erfahrung ein wichtiger Faktor für das starke Saisonfinish der Kleeblätter. Den Torschützenkönig stellt allerdings der Tabellendritte: Der 28-jährige Eamon Zayed spielt für Derry City und erzielte in der Saison 2011 in 36 Spielen 22 Tore. Zayed ist ein in Libyen geborener Ire, der früher bereits erfolglos für Leicester City, Crewe Alexandra und den norwegischen Klub Aalesund spielte. Sein Vertrag läuft Ende des Jahres aus und man darf gespannt sein, ob der beste irische Torschütze der Saison zu Beginn des Jahres 2012 ein weiteres Auslandsabenteuer wagt. Angebote werden nach der Traumsaison und dem Cupsieg mit Derry City ins Haus kommen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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