Hauptsächlich praktiziert der RSC Anderlecht ein 4-2-3-1-System, welches auch gegen Sturm Graz zu erwarten ist. Früher war das klassische 4-4-2 vorherrschend, das jedoch vor... Technisch stark und torgefährlich – das ist das Team des RSC Anderlecht!

Hauptsächlich praktiziert der RSC Anderlecht ein 4-2-3-1-System, welches auch gegen Sturm Graz zu erwarten ist. Früher war das klassische 4-4-2 vorherrschend, das jedoch vor einigen Monaten durch das neue Standardsystem ersetzt wurde. In Auswärtsspielen spielt Anderlecht auch des Öfteren in einem 4-3-3-System, allerdings mit mäßigem Erfolg. Aus den letzten fünf Spielen im 4-3-3 holte das Team nur sieben Punkte.

Der Torhüter

Unumstrittene Nummer Eins des RSC Anderlecht ist Sylvio Proto (28). Im Nationalteam ist Proto die Nummer Zwei, bei Anderlecht spielt er bereits seit 2005, wobei er fünf Jahre lang nur Ersatztorhüter war. Mittlerweile spielt er jedoch immer und gilt im Gesamtpaket als guter Torhüter, der allerdings Schwächen bei Flanken aufweist.

Zweiter Torhüter ist der 33-jährige Davy Schollen, der nur einmal und damit zwölfmal weniger als Proto im belgischen Teamtor stand. Dritter Keeper ist Michael Cordier (23).

Die Innenverteidiger

Abwehrchef der Belgier ist der 67-fache ungarische Teamspieler Roland Juhász (28), der bereits seit Winter 2005 beim Rekordmeister spielt. Juhász (193cm) ist ein äußerst robuster Verteidiger, dessen Stärken im Zweikampf- und Kopfballspiel liegen – sowohl defensiv als auch offensiv. Alleine in den letzten drei Jahren erzielte der Ungar 16 Tore in der belgischen Liga, bei Standardsituationen ist er stets ein Unruheherd. Defensiv kann man ihm vor allem mit Schnelligkeit zusetzen, aber selbst dann sollte man um den 28-Jährigen einen großen Bogen machen, da Juhász auch gut im Stellungsspiel ist und nicht vor taktischen Fouls zurückschreckt.

Neben Juhász spielt derzeit der Senegalese Cheikhou Kouyaté (21). Der 192cm große Verteidiger wird bereits seit 2 ½ Jahren regelmäßig in der Innenverteidigung des RSC eingesetzt. Mittlerweile hat er sein Stammleiberl. Der Linksfuß ist außerdem ein sehr flexibler Spieler, der auch im defensiven Mittelfeld, linken Mittelfeld oder als linker Verteidiger eingesetzt werden kann. In der Innenverteidigung besticht er jedoch hauptsächlich durch seine Kopfballstärke und die energische Führung der Luftduelle, sowie mit seiner enormen Grundschnelligkeit. Der junge Afrikaner ist jedoch immer wieder für kleinere „Böcke“ gut.

Der dritte Verteidiger wäre der tschechische U21-Teamkapitän Ondrej Mazuch (22), der zuletzt eine starke U21-EM in Dänemark spielte und als ruhiger, sicherer Abwehrspieler gilt, der gut aus der Abwehr herausspielen kann. In den letzten beiden Jahren war er Stammspieler neben Juhász, heuer wird er jedoch von Adduktorenproblemen geplagt und machte in dieser Saison noch kein Spiel, was wiederum Kouyaté die Chance gab in der Kaderhierarchie auf den 189cm großen Tschechen aufzuschließen. Gegen Sturm ist Mazuch nur im Rückspiel ein Thema – er fehlt noch mindestens bis Mitte November.

Alternative:
* Samuel Firmino de Jesus – 25, Brasilianer, kam zu Beginn der Saison von Werder Bremen, für das er kein einziges Spiel machte. Nachdem er in der vierten Runde gegen Mons Rot sah, spielte er keine Minute mehr.

Die Außenverteidiger

Auf der rechten Abwehrseite ist derzeit der polnische Routinier Marcin Wasilewski (31) gesetzt. Der 42-fache Teamspieler kickt seit Winter 2006 in Belgien und war hier durchgehend Stammspieler. Alleine in der Saison 2009/10 musste er fast die ganze Saison aussetzen, nachdem Standard-Lüttich-Mittelfeldspieler Axel Witsel ihm mit einem üblen Foul Schien- und Wadenbein brach. Mittlerweile kehrte Wasilewski aber zu alter Stärke zurück und ist sowohl bei Anderlecht, als auch im polnischen Team gesetzt. Den 186cm großen Polen zeichnet seine Ballsicherheit und gute Technik aus. Er ist ein absolut solider Außenverteidiger, der zudem über einen harten Schuss verfügt und aus Freistößen gefährlich werden kann. Die Elfmeter sind ebenfalls nicht selten Wasilewskis Sache. Weiter erwähnenswert sind seine weiten Einwürfe.

Allerdings bekam Wasilewski zu Beginn dieser Saison Konkurrenz auf der Rechtsverteidigerposition: Dennis Odoi (23) kam von Sint-Truiden, ist aktueller belgischer U21-Teamspieler und hat seine Stärken im Spiel nach vorne. Nach hinten macht der junge Defensivmann mit ghanaischen Wurzeln allerdings noch einige Fehler und vor allem viele Fouls. In seinem ersten Spiel für Anderlecht gegen Oud-Heverlee Leuven sah er die rote Karte.

Links hinten spielt Behrang Safari (26), der zu Beginn der Saison vom FC Basel kam. Der in Teheran geborene Außenbahnspieler hält die schwedische Staatsbürgerschaft und ist aktueller Teamspieler in seiner Wahlheimat. Früher spielte er öfter als linker Mittelfeldspieler, in den letzten Jahren war er aber stets als Außenverteidiger aktiv. Safari ist vor allem sehr aggressiv, steht nah am Mann und setzt seinen Gegenspielern durch große Laufkraft zu. Der gebürtige Iraner ist zudem ein ausgezeichneter Techniker und hat durchaus Drang nach vorne, ohne jedoch selbst torgefährlich zu werden.

Safaris Konkurrent auf dieser Position ist Anderlecht-Urgestein Olivier Deschacht (30), der seit 2001 für den Verein spielt und auch stets Stammspieler war. Doch im letzten Jahr baute der 30-Jährige ab, war oft verletzt, spielte nur noch rund ein Drittel der Partien und ist mittlerweile nur noch Ergänzungsspieler. Im Nationalteam, für das er 20mal spielte, kickt er seit einem Jahr nicht mehr. Eine weitere Alternative für die Linksverteidigerposition ist der Brasilianer Diogo (21), der im Sommer von Sao Paolo kam, allerdings noch keine Minute auf dem Platz stand, weil er noch nicht matchfit ist.

Das defensive Mittelfeld

Chef im defensiven Mittelfeld und Kapitän des RSC Anderlecht ist bereits seit fünf Jahren der Argentinier Lucas Biglia (25). Der 169cm große Argentinier kam als 20-Jähriger nach Belgien und lebte sich sofort perfekt ein. Egal, ob in einem 4-1-4-1, einem 4-4-2 oder einem 4-2-3-1: Biglia spult seinen Part als spielender Sechser stets perfekt ab, ist ein Fußballer mit hoher taktischer Intelligenz und Flexibilität. Er ist schnell, technisch enorm abgebrüht und trotz seiner Größe auch äußerst zweikampfstark. Er ist der absolute Organisator des Anderlecht-Mittelfelds, verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz, ein starker Teamplayer und für das Gesamtgefüge wohl der wichtigste Spieler im Team der Belgier. Dieses Jahr debütierte er im argentinischen Nationalteam und machte seitdem sechs Spiele für die Albiceleste.

Neben Biglia spielt mit dem US-Amerikaner Sacha Kljestan (26) ein „Sechser“ im altmodischeren Sinn. Kljestan ist bei weitem kein so starker Techniker wie Biglia, hat jedoch Stärken im Kurzpassspiel und bereitet einige Tore vor. Der US-Teamspieler ist ein guter Zweikämpfer und Balleroberer, wirkt allerdings manchmal etwas hölzern und auch schon mal unkonzentriert. Wichtig ist er dennoch, weil er gerade neben Biglia „funktioniert“ und gemeinsam mit dem Argentinier enorm weite Wege geht und schnell hinter den Ball kommt. Bei Anderlecht ist Kljestan wie auch Biglia ein absolut unumstößlicher Stammspieler.

Der Ersatzmann auf dieser Position ist der junge Tscheche Lukás Marecek (21), aktueller U21-Teamspieler seines Landes. Auch er gilt als technisch guter und taktisch flexibler Mittelfeldspieler, der auch als rechter Verteidiger eingesetzt werden kann und bei Anderlecht seit nunmehr zwei Jahren Ergänzungsspieler ist.

Das offensive Mittelfeld

Die große Neuentdeckung des RSC Anderlecht ist der brasilianische Spielmacher Fernando Canesin Matos (19), der letztes Jahr einen Sechsjahresvertrag bei den Belgiern unterschrieb. In der Saison 2010/11 spielte er nur eine Partie für den Rekordmeister, heuer stand er jedoch bereits in elf von 14 möglichen Spielen in der Startelf und wurde in den restlichen vier Spielen eingewechselt. Dabei gelang ihm zwar noch kein Treffer, dafür aber vier Assists. Der junge Brasilianer hat seine Stärken ausschließlich im Offensivspiel: Technisch ist er stark, dazu enorm trickreich und leichtfüßig und mit einem guten Schuss ausgestattet. Allerdings agiert er defensiv ganz schwach, wobei er allerdings durch Biglia und Kljestan gut abgesichert wird.

Durch die Verpflichtung des Stürmers Dieumerci Mbokani rückt Canesin Matos allerdings ins zweite Glied, da nun der vorherige Solostürmer Matías Suarez (23) auf der „Zehnerposition“ zum Einsatz kommt. Den Argentinier konnte Trainer Jacobs nicht rausnehmen, zumal ihm in der laufenden Saison mittlerweile acht Tore in 13 Spielen gelangen. Der 182cm große Offensivmann ist allgemein ein sehr flexibler Spieler, der sowohl im Angriff als auch auf allen drei Positionen im offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen kann. Technisch ist Suarez grundsätzlich stark, trotzdem spielt er eher schnörkellos, dynamisch und sehr durchschlagskräftig. Durch seine Flexibilität werden dem RSC Anderlecht spontane Systemveränderungen während eines Spiels ermöglicht.

Alternative zentral offensiv:
* Ronald Vargas – 24, venezolanischer Teamspieler, kam zu Saisonbeginn vom FC Brügge, für den er in der Vorsaison 15 Tore erzielte. Interessanterweise konnte sich der flinke Tricksler mit dem Superschuss bei Anderlecht noch überhaupt nicht einleben und wurde erst dreimal eingewechselt.

Im rechten Mittelfeld ist der 14-fache belgische Teamspieler Guillaume Gillet (26) gesetzt. Gillet spielt seit Winter 2007 für Anderlecht und gilt als flexibler, defensiv sicherer Mittelfeldspieler, der auch als Außenverteidiger zum Einsatz kommen kann. Er ist technisch solide, schnell und immer wieder für Tore gut, auch weil er bei einer Körpergröße von 186cm bei Standards gefährlich werden kann. Heuer traf der 26-Jährige bereits viermal.

Alternativen rechts:
* Guillermo Molins – 23, in Uruguay geborener Schwede, kam im Sommer von Malmö und riss sich umgehend das Kreuzband…
* Lamisha Musonda – 19, technisch starkes, lauffreudiges Talent aus Belgien. Bisher kein Spiel für Anderlecht, kann im offensiven Mittelfeld überall eingesetzt werden.
* Oleksandr Yakovenko – 24, beidbeiniger ukrainischer Flügelspieler, sichere Pässe und direkte Pässe zeichnen ihn aus. Spielte heuer erst 51 Minuten lang, kann auch links eingesetzt werden.
* Thomas Chatelle – 30, seit knapp vier Jahren Ergänzungsspieler, zuletzt an NEC Nijmegen verliehen, selten im Matchkader, keine echte Alternative zur Zeit.

Im linken offensiven Mittelfeld spielt mit Milan Jovanovic (30) wohl der beste Fußballer – im eigentlichen Sinn – des Teams. Für Standard Lüttich machte er einst fast 70 Tore, beim FC Liverpool konnte er sich nicht durchsetzen, also wechselte er um nur 800.000 Euro zum RSC Anderlecht, für den er in den ersten neun Pflichtspielen bereits sechs Tore erzielen konnte. Jovanovic ist ein technisch ausgesprochen begabter Fußballer mit einem tollen Schuss und dem Auge für seine Mitspieler. Ein absolut kompletter Fußballer, der immer für Tore gut ist und auch defensiv solide agiert.

Sein erster Ersatzmann auf der linken Seite ist der Brasilianer Kanu (24), ein schlaksiger, schneller Flügelstürmer, der wiederum defensiv weniger stark ist als Jovanovic und bei trotz grundsolider Technik bei weitem nicht so sicher und überlegt wie der Serbe.

Alternative links:
* Reynaldo dos Santos – 22, schneller Brasilianer mit Zug zum Tor, zuletzt 1 ½ Jahren an Cercle Brügge verliehen, seit zwei Monaten nicht mehr im Matchkader.
* Ziguy Badibanga – 19, Belgier mit burundischen Wurzeln, durchlief alle Nachwuchsnationalteams Belgiens, spielt momentan aber nur in Anderlechts B-Elf. Dennoch ein großes Versprechen für die Zukunft.

Der Angriff

Der Topstürmer des RSC Anderlecht heißt Dieumerci Mbokani (25). Für Standard Lüttich erzielte er in drei Jahren 38 Ligatore, danach traute sich der Kongolese jedoch in die große, weite Fußballwelt und hatte damit kein Glück. Zuerst kam er zum AS Monaco, in ein nicht funktionierendes Team. Danach wurde er an den VfL Wolfsburg verliehen, den er ebenfalls in einer chaotischen Phase kennenlernte. Nachdem Romelu Lukaku verkauft wurde, holte man Mbokani um vier Millionen Euro zurück und lässt ihn wieder in seiner Wahlheimat Belgien spielen. Mbokani dankt diese Gelegenheit mit Toren: In seinen bisherigen vier Einsätzen erzielte er drei Tore, wobei er insgesamt nur 223 Minuten auf dem Platz stand, im Schnitt also für Anderlecht bisher nur rund 74 Minuten für einen Treffer benötigt. Mbokani ist durchschlagskräftig, schnell, kopfballstark und auf engem Raum technisch gut. Der 25-Jährige ist als echter Knipser zu bezeichnen und ist in der belgischen Liga auch heuer wieder für 15+ Tore gut.

Zweiter Stürmer ist der Belgier Tom de Sutter (26), der vor allem 2009 stark spielte und im Kalenderjahr 16 Tore für Anderlecht machte. Er konnte seine Form von damals aber nie konservieren und ist jetzt nur noch Einwechselspieler, auf den vordersten Positionen klar hinter Mbokani und Suarez zu stellen. Dennoch ist der 192cm große Angreifer eine gute Option, wenn es in der Schlussphase darum geht, hohe Bälle in den Strafraum zu schlagen.

Alternativen:
* Nathan Kabasele – 17, Eigenbauspieler, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. Debüt in der ersten Mannschaft des RSC Anderlecht im Alter von 16 Jahren, im August gegen Mons gelang ihm sein erstes Tor. Zuletzt nicht im Matchkader.
* Jordan Lukaku – 17, noch ein Lukaku! Allerdings ist der Bruder des Neo-Chelsea-Angreifers bisher noch nie in der Kampfmannschaft zum Zug gekommen. Dennoch durchlief er die Nachwuchsnationalteams Belgiens und ist ebenfalls ein Versprechen für die Zukunft.

Die Aufstellung

Mit Ausnahmen von Guillermo Molins und Ondrej Mazuch kann der RSC Anderlecht aus dem Vollen schöpfen und die Fans erwarten nach dem imposanten 5:0 über Standard Lüttich auch gegen den SK Sturm Graz einen Sieg. Anderlecht ist grundsätzlich aufgrund der hohen technischen Sicherheit und Dynamik eine gute Auswärtsmannschaft und wird in Graz voraussichtlich mit einem 4-2-3-1 auf Sieg spielen. Es ist gerade im Zuge der aktuellen Siegesserie der Brüsseler unwahrscheinlich, dass Trainer Jacobs rotiert. Man darf also mit allen Stars rechnen, was auf dem Papier wie folgt aussehen würde (klicken zum Vergrößern):

[http://www.abseits.at/public/abseits/images/fotos/rscanderlecht.jpg]

Fazit

Der RSC Anderlecht ist für den SK Sturm Graz leider eine Nummer zu groß. Das Team ist größtenteils gut eingespielt, hat starke Einzelspieler und vor allem von hinten bis vorne sehr viele verschiedene Fußballer, die für Tore gut sind. Der belgische Rekordmeister ist der vorweggenommene Gruppensieger in Gruppe L und möchte den Aufstieg bzw. vielleicht sogar schon den Gruppensieg in den beiden Partien gegen Sturm fixieren. Unser Tipp ist daher ein 2:0-Auswärtssieg in Graz und ein 3:1-Heimsieg im Constant-vanden-Stock-Stadion!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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