Am neunten Spieltag der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria beim TSV Hartberg zum Abschluss einer englischen Woche. Dabei wollten die Violetten Wiedergutmachung leisten,... Analyse: Austria entscheidet Torfestival in Hartberg für sich

Am neunten Spieltag der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria beim TSV Hartberg zum Abschluss einer englischen Woche. Dabei wollten die Violetten Wiedergutmachung leisten, nachdem man unter der Woche in Kapfenberg für eine Cup-Blamage sorgte und nach einem Elfmeterschießen frühzeitig aus dem Pokal flog. Daher wollten die Austrianer mit einem Sieg wieder für Ruhe sorgen und sich rehabilitieren. Dabei ging es allerdings gegen unangenehme Hartberger, die seit drei Spielen ungeschlagen blieben und um Cup, anders als die Austria, ihre Pflichtaufgabe erfüllten. Für Spannung sollte also im Vorfeld gesorgt sein.

Bejic und Braunöder mit Startelfdebüt

Nach der Cup-Blamage gegen Zweitligist Kapfenberg, musste klarerweise auf Seiten der Austrianer eine Reaktion erfolgen, da auch die Leistung speziell ab dem zweiten Durchgang nicht sonderlich gut war und man aufgrund individueller Fehler den Gegner am Leben ließ. Gegen Hartberg gab es dann auch einige Veränderungen, die jedoch notgedrungen zustande kamen. Da Innenverteidiger Handl kurzfristig ausfiel und Sechser Demaku gesperrt fehlte, rückten mit Bejic und Braunöder zwei blutjunge Akteure in die Mannschaft, die ihr Startelfdebüt bei den Profis gaben. Austria-Trainer Schmid entschied sich augenscheinlich dafür, nicht auf die Fünferkette mit drei Innenverteidiger verzichten zu wollen und stattdessen jungen Akteuren die Chance zu geben, sich beweisen zu können. Etwas überraschend blieb dafür der zuletzt starke Jukic auf der Bank, da der ebenfalls junge Huskovic und Djuricin als Doppelspitze aufgestellt wurden. So entstand bei den Gästen eine 5-3-2/5-1-2-2 Formation, mit Martel als Solosechser und Fischer und Braunöder auf den Halbpositionen im Mittelfeld.

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Gegen die spielerisch starken Hartberger und deren 4-3-3 wollte man zunächst auf die defensive Kompaktheit bauen und das eigene Tor sauber halten. Doch daraus sollte in den ersten Minuten nichts werden, denn es ging gleich turbulent zur Sache. Prinzipiell überließ die Austria den Hartbergern den Spielaufbau über die Innenverteidiger, da man ihnen spielerisch wenig zutraute. So orientierten sich die beiden violetten Stürmer an den gegnerischen Sechsern, die man versuchte von der Spieleröffnung abzuschneiden. Damit sollten die Hartberger auf den Flügel gelenkt werden, wo dann situativ immer wieder ein Pressingauslöser erfolgte. Ein Stürmer oder ballnaher Achter attackierte dann im Vollsprint den Außenverteidiger und sollte den Ballverlust oder langen Ball erzwingen. Dadurch kam in der Anfangsphase etwas Hektik auf, da auch die Steirer einen ähnlichen Plan verfolgten.

Defensiv aus einem 4-4-2 heraus attackierte man speziell die Halbverteidiger aggressiv und wollte so den Spielaufbau der Austrianer unterbinden. Die Folge waren vermehrt lange Bälle auf beiden Seiten, die man immer wieder zu sehen bekam und es quasi hin und her ging. Die Austria ging dann mit der ersten Offensivaktion auch prompt in Führung, als Braunöder einen Freistoß auf den perfekt startenden Djuricin zirkelte und dieser per Kopf zur frühen Führung traf. Diese sollte allerdings nicht lange halten, denn nur wenige Minuten später gelang den Gastgebern nach einer Fehlerkette der Wiener der Ausgleich durch Tadic, der alleine vor dem Tor die Ruhe bewahrte.

Defensive Unzulässigkeiten hüben wie drüben

Dabei deutete vor allem der Treffer zum 1:1 schon an, dass die Austrianer defensiv nicht wirklich sattelfest waren. Avdijaj konnte sich gegen mehrere Gegenspieler im Zentrum durchsetzen und das Spiel verlagern, ehe eine Flanke Abwehrchef Mühl und der junge Bejic verfehlten und beide dabei nicht wirklich gut aussahen. Vor allem Debütant Bejic wirkte nervös und wackelte einige Male, bekam dadurch keine Sicherheit in sein Spiel. Doch nicht nur individuell agierten die Violetten fehleranfällig, auch gruppentaktisch wirkte man nicht sattelfest. Im Mittelfeld bekam man gegen die breite Spielanlage der Hartberger kaum Zugriff und vor allem das ballorientierte Verschieben ließ mehr als nur zu wünschen übrig. Meist attackierte man nur individuell und nicht als kollektiv, wodurch man auch wenig Ball- und Gegnerdruck entfachen konnte und die Gastgeber in der Lage waren viele Spielverlagerungen zu spielen.

Man agierte schlicht zu oft fahrig und die Organisation war ausbaufähig. Dadurch waren die Steirer auch in der Lage, immer wieder lange Bälle hinter die Abwehr zu schlagen, da die Defensivkette der Violetten auch recht hochstand. Das brachte die Gäste einige Male in Bedrängnis und musste man in höchster Not klären. Doch nicht nur die Austria war defensiv nicht sattelfest, auch die Hartberger wackelten ordentlich und wirkten sogar noch instabiler. Den violetten Gästen gelang es immer wieder, das Mittelfeld der Gastgeber aufzureißen, die beiden Innenverteidiger aus der Abwehr herauszuziehen, um sie in Eins gegen Eins-Duelle zu verwickeln. Vor allem der bärenstarke Huskovic konnte hier in vielen Situationen brillieren, indem er nicht nur die Bälle für seine Mannschaft sicherte und festmachte, sondern mit seiner Dynamik und Dribbelstärke die direkten Duelle für sich entschied und so Löcher in der Abwehr kreierte.

So auch beim 2:1-Führungstreffer der Austria, als er einen Innenverteidiger herauszog, der Ball über mehrere Stationen zum aufrückenden Suttner kam und dieser eine Maßflanke auf Fischer anbrachte, der mit viel Entschlossenheit den Ball attackierte und zur Führung traf. Das Muster sollte sich auch in weiterer Folge nicht ändern und immer wieder konnte die „Veilchen“ über die beweglichen Stürmer Djuricin und Huskovic für Unordnung in der Abwehr des Gegners sorgen. Hinzu kamen dann auch noch individuelle Fehler bei den Hartbergern, als Kainz die Balance verlor und Djuricin den Ball überließ, der von der Strafraumgrenze flach zum 3:1 traf. Die Austria präsentierte sich in diesen Situationen gnadenlos und zeigte eine ungewohnte Effizienz, erzielte man mit drei Schüssen ebenso viele Tore.

Richtig viel Sicherheit sollte die Führung den Wienern nicht verleihen, blieben die defensiven Schwächen dadurch ja nicht verborgen. Da man aus der Innenverteidigung heraus zu schwach im Spielaufbau war und so immer wieder zu langen Bällen auf die beiden Stürmer greifen musste, konnte man das Spiel nicht beruhigen und den Gegner laufen lassen. Hier konnte man die Überzahl im Spielaufbau mit der aufbauenden Dreierkette und dem Sechser Martel, gegen die beiden Stürmer, zu selten ausnutzen und zeigte zu wenig Ruhe im Spiel mit dem Ball.

Dadurch wurde die eigene Defensive öfter auf die Probe gestellt und man lud wie die Gastgeber mit individuellen Fehlern den Gegner ein. Daher kam es auch nicht überraschend, dass man quasi mit dem Halbzeitpfiff das 2:3 kassierte, nachdem man zum wiederholten Male nicht schnell genug zum Ball verschob und im Strafraum nicht gut postiert war, wodurch Kapitän Suttner zwei Gegenspieler zum Decken hatte und Avdijaj freistehend traf. Mit diesem Zwischenstand ging es in die Pause.

Austria stabilisiert sich zumindest etwas

Fünf Treffer im ersten Durchgang bekommt man nicht oft zu sehen, wobei dies mehr mit den defensiven Problemen bei den Teams zusammenhing, als mit der offensiven Durchschlagskraft. Das blieb auch Austria-Trainer Schmid nicht verborgen, der zur Pause dann auch reagierte. Der nervöse Debütant Bejic blieb in der Kabine und Jukic kam stattdessen in die Mannschaft. Das hatte interessante Umstellungen zur Folge, denn dadurch rückte Suttner als Halbverteidiger ins Zentrum, während Fischer stattdessen den linken Flügelverteidiger gab. Diese Adaption sollte sich recht schnell als richtiger Schritt herauskristallisieren, da man vor allem im Ballbesitz und im Spielaufbau durch die spielerisch starke Achse rundum Suttner, Fischer und Jukic zumindest etwas mehr Ruhe ins Spiel brachte. Dadurch minimierte man die langen Bälle und sorgte für gezieltere Entlastung.

Auf der anderen Seite entschied man sich, gruppentaktisch nun wesentlich tiefer zu stehen und den Steirern keinen Rückraum für die langen Bälle mehr zu geben. Dadurch wurden die Wege nach vorne wiederum weiter und die Umschaltsituationen mühsamer. Das hing auch damit zusammen, dass man vermehrt ein klares 5-4-1 bei der Austria zu sehen bekam und Djuricin etwa auf dem rechten Flügel zunehmend aushalf. Die Gäste investierten also auch noch mehr in die Defensive und versuchten so Stabilität hineinzubekommen. Das klappte auch etwas besser, auch wenn eine richtige Sicherheit und Souveränität trotz der investierten Ressourcen in die Defensive nicht zu sehen war. Trotz des massiven Abwehrblocks, kamen die Steirer vereinzelt weiterhin zu gefährlichen Aktionen.

Die Hartberger mussten bedingt durch den Rückstand mit Fortdauer klarerweise auch das Risiko erhöhen, um den Ausgleich zu erzwingen. So stellten die Gastgeber recht bald auf ein 4-1-3-2 um und boten de facto fünf Stürmer auf, die das Spiel drehen sollten. Dadurch wurden die Räume zum Kontern für die Austrianer natürlich größer und man fand hier mehr Chancen vor. Das begünstige dann auch das 4:2 der Violetten, als Huskovic mit viel Übersicht das Spiel in den freien ballfernen Raum verlagerte, Suttner an den Ball kam und mit einem Distanzschuss den vierten Treffer erzielte. Austria-Trainer Schmid brachte dann auch noch Ohio, der den Kontern noch mehr Würze verschaffen sollte. Dieser war auch gleich an mehreren Umschaltsituationen beteiligt und die Violetten ließen beste Chancen aus. Statt dem fünften Treffern, fiel dann das 3:4 für die Steirer, als im Anschluss an eine Ecke Tadic aus kurzer Distanz freistehend traf.

Wiedermal zeigte sich hier die Austria-Defensive unachtsam und wurde dafür auch bestraft. Doch das sollte nur ein kurzes Aufbäumen der Steirer gewesen sein und man kam auch zu keiner großen Ausgleichsmöglichkeit mehr, wodurch die Gäste den Auswärtssieg nach Hause spielen konnten.

Fazit

Es war letztlich ein hartes Stück Arbeit für die Austria und es war sicherlich nicht die beste Saisonleistung, doch letztlich zählen die wichtigen drei Punkte, die man einfahren konnte. Beide Teams zeigten in der Defensive Nachlässigkeiten und speziell bei den Wienern merkte man das Fehlen von Handl und Demaku, wodurch man an Stabilität einbüßte. Andererseits konnten sich dafür junge Akteure wie Braunöder und der bärenstarke Huskovic in den Vordergrund spielen, die eine Talentprobe ablieferten und zeigten, dass bei den Austrianern einige interessante Akteure nachrücken und bereit für größere Rollen sind. Hier bewegt man sich auf einem schmalen Grat, denn aufgrund des dünnen Kaders darf sich kein Schlüsselspieler verletzten oder ausfallen, denn sonst beginnt das Gebilde recht schnell zu wackeln. Konstanz wird hier ein Schlüsselwort sein, auch wenn die Austrianer aktuell schwer zu knacken sind und bereits seit immerhin sechs Ligaspielen unbesiegt sind.

Dalibor Babic, abseits.at

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Dalibor Babic