Am 22. und somit letzten Spieltag des Grunddurchgangs kam es in der Bundeshauptstadt zum Spiel der Spiele zwischen dem FK Austria Wien und dem... Analyse: Austria gewinnt Derby dank starker kämpferischer Leistung

Am 22. und somit letzten Spieltag des Grunddurchgangs kam es in der Bundeshauptstadt zum Spiel der Spiele zwischen dem FK Austria Wien und dem SK Rapid. Dabei stand für die Violetten einiges auf dem Spiel, musste man doch noch um die Teilnahme an der Meistergruppe zittern und war gefordert ein positives Resultat gegen den Erzrivalen einzufahren. Auf der Gegenseiten konnten die Hütteldorfer bereits am vergangenen Spieltag mit einem 2:0 über die WSG die Teilnahme fixieren und etwas gelassener in dieses Prestigeduell gehen. Doch ein Derby sorgt immer für Spannung und Druck, was auch in diesem Spiel zu sehen war.

Probleme im Spielaufbau hüben wie drüben

Während beim SK Rapid im Vorfeld relativ wenig offene Fragen bezüglich der Aufstellung zu klären waren und es einzig den gesperrten Mittelfeldspieler Kerschbaum zu ersetzen galt, gab es auf Seiten der Austria doch einige Ungewissheiten. Während der Woche konnten etwa mit Handl und Martins zwei Abwehrspieler nur sehr eingeschränkt trainieren und mit dem gesperrten Schlüsselspieler Ranftl musste man bereits einen wichtigen Mann ersetzen. Letztlich wurden Handl und Martins rechtzeitig fit, dennoch gab es eine kleine Rochade in der Abwehr.

Abwehrchef Martins rückte aus dem Zentrum auf die Position des Flügelverteidigers, an dessen Stelle rückte Kapitän Mühl in die Mitte und die freie Position in der Innenverteidigung durfte Meisl als halblinker Innenverteidiger bekleiden. Wichtig war für die Violetten zweifellos die Rückkehr von Spielmacher Fitz, der mit Tabakovic und Fischer die Offensive bildete. Am System änderte sich dadurch wenig und man blieb beim gewohnten 3-4-3/5-2-3.

Von Anfang an war in diesem Spiel ein ordentliches Tempo zu sehen und beide Teams gingen mit vollem Einsatz in die Duelle. Rapid setzte auf ein klassisches 4-3-3 und legte sich dementsprechend einen Plan gegen die Dreierkette des Gegners zurecht. Zunächst presste man den Erzrivalen nicht gnadenlos, sondern situativ an, ließ so die ersten Pässe zu, um die Austria zum Spielen einzuladen. Hier hatten die Favoritner in der letzten Woche große Probleme und luden mit Ballverlusten im Spielaufbau den SK Sturm mehrmals zu gefährlichen Torchancen förmlich ein.

So gab es bei Rapid nach einigen Pässen des Gegners meist den Pressingauslöser und man rückte nach vorne, wobei man die drei Innenverteidiger und beiden Sechser der Austria, mit der eigenen offensiven Dreierreihe und den beiden Achtern passend stellen konnte. Dadurch wurde es den violetten Gastgebern schwergemacht, freie Spieler ausfindig zu machen und das sorgte für eine klare Zuordnung.

Die Austrianer machten jedoch nicht den gleichen Fehler wie in Graz und wollten diesmal nicht mit dem Kopf durch die Wand fahren. Man versuchte zwar durchaus spielerische Lösungen zu forcieren, war sich aber auch nicht zu schade, lange Bälle auf Zielspieler Tabakovic zu spielen. So wurde daraus ein regelrechtes Muster, denn immer wieder versuchte man mit Chipbällen den großgewachsenen Angreifer zu finden, damit dieser als Wandspieler seine nachrückenden Kollegen einsetzen konnte. Hier wurde der Matchplan der „Veilchen“ auch recht schnell ersichtlich, denn man wollte nämlich verstärkt auf die ersten und zweiten Bälle gehen und über die Dominanz im Zentrum den Erzrivalen knacken. Daher bekamen auch Fitz und Fischer den Vorzug, um hier die beiden „Sechser“ Jukic und Braunöder zu unterstützen und im Mittelfeldzentrum ein aggressives Quartett zu bilden.

Das funktionierte von Beginn an auch recht gut und die Austrianer wirkten unheimlich aggressiv und giftig in den Zweikämpfen. Über das Spiel um den zweiten Ball und das Gegenpressing konnte man eine hohe Intensität aufziehen und meist eine Überzahl in Ballnähe kreieren, um äußerst unangenehm für die Gäste aus Hütteldorf zu sein. Man stellte sich darüber hinaus natürlich auch auf die bevorzugten Muster von Rapid ein und legte sich einen entsprechenden Matchplan zurecht. So verteidigte man aus einem 3-4-3/5-2-3 heraus und mit einer „pendelnden Viererkette“.

Im ersten Schritt standen die drei Offensivspieler Fitz, Tabakovic und Fischer recht eng zusammen und versuchten, die zentralen Räume zu verschließen, damit die Aufbauspieler von Rapid nur in die Breite spielen konnten. Das ist für die Hütteldorfer an und für sich kein großartiges Problem, vernachlässigt man doch vergleichsweise oft das Zentrum und legt den Spielaufbau meist in die Hände der beiden spielstarken Außenverteidiger Kasius und Neo-Teamspieler Auer, die den Ball nach vorne bringen sollen. Die Austria versuchte dies natürlich zu unterbinden und setzte ihre beiden Flügelverteidiger Martins und Leidner darauf an. Sobald nämlich der Ball auf die beiden gespielt wurde, schossen die Flügelverteidiger aus ihren Positionen im Vollsprint nach vorne und attackierten die gegnerischen Außenverteidiger.

Um hier die grün-weißen Flügelspieler nicht offenzulassen, waren daher auch die violetten Halbverteidiger Handl und Meisl gefordert nachzurücken. Dadurch entstand eben diese „pendelnde Viererkette“ da sie immer wieder kurzzeitig die Position eines klassischen Außenverteidigers übernahmen und nicht nur Grüll und Bajic deckten, sondern zwischen Innen- und Außenverteidigung pendelten. Das erforderte viel Laufarbeit und ein gutes Timing der beiden, weshalb dies sicherlich keine leichte Aufgabenstellung war. Vor allem da Rapid mit Grüll einen sehr dynamischen und sprintstarken Flügelspieler hat, der gegen den schlaksigen Handl klare Tempovorteile aufweist.

Austria zieht mit Intensität Rapid den Zahn

Doch dieser Mechanismus funktionierte in den meisten Fällen recht gut und sorgte dafür, dass Rapid sich unheimlich schwertat, flach von hinten nach vorne zu kommen. Man versuchte zwar auch mit abkippenden Sechsern Verwirrung zu stiften und Übergabeprobleme zu schaffen, doch die violetten Gastgeber ließen sich davon nicht beirren und erfüllten ihre taktischen Aufgaben. So spielte Rapid viele lange Bälle bzw. „long-line“ Pässe der Seitenlinie entlang, welche die Austria recht gut verteidigt bekam. Das lag vor allem daran, dass die Violetten wie erwähnt im Kampf um den zweiten Ball unheimlich präsent waren und das Zentrum dominierten.

Herauszuheben ist hier das Dreieck Braunöder, Jukic und Fischer, die mit ihrer Laufarbeit und Intensität ständig dem Gegner am Fuß standen und äußerst unangenehm in den Zweikämpfen waren. Das sorgte für viele Ballgewinne und gute Gegepressing-Momente, wodurch man den Rhythmus von Rapid laufend brechen konnte.

Bisweilen wirkte es sogar so, dass einige Akteure bei den Hütteldorfern mit dieser Intensität schlicht überfordert waren und wenig Paroli bieten konnten. Abgesehen von Pejic und Grüll, konnte man der Wucht und Dynamik des Mittelfelds der Austria wenig entgegensetzen. So verwundert es nicht, dass die Violetten nach einer halben Stunde 66 (!) Prozent der Zweikämpfe für sich entscheiden konnten – ein überragender Wert. Das spiegelte sich klarerweise auch im Spielgeschehen wider.

Zwar hatte Rapid die erste gute Möglichkeit durch Bajic, die gefährlichere Mannschaft blieb aber die Austria. Immer wieder schaltete man nach Ballgewinnen schnell in die Offensive um und drang damit in das letzte Angriffsdrittel hinein. Allerdings war man beim letzten Pass nicht sauber genug oder konnte Rapid die Situation bereinigen, weshalb man die Überlegenheit nicht in viele Torchancen ummünzen konnte.

Eine der wenigen konnte allerdings der vor Selbstvertrauen strotzende Torjäger Tabakovic verwerten, der nach einer schönen Angriffssequenz und dem tollen Einsatz von Leidner, zwar den Ball nicht voll traf, allerdings so gut, dass er im Kasten von Rapid-Torhüter Hedl landete und für das umjubelte 1:0 sorgte.

Die Austrianer belohnten sich in dieser Phase für einen leidenschaftlichen und engagierten Auftritt. Auch wenn man im Spielaufbau keinen guten Tag erwischte und speziell hier die Raumaufteilung von hinten heraus zu wünschen übrigließ, konnte man sich über den Zweikampf in das Spiel arbeiten und so auch spielerische Akzente setzen, ohne von hinten sauber herausspielen zu müssen. Damit ging man auch mit einer verdienten 1:0-Pausenführung in die Halbzeitpause.

Rapid versucht Intensität zu kontern und wird bestraft

Die Hütteldorfer konnten mit ihrer Vorstellung im ersten Durchgang überhaupt nicht zufrieden sein und waren nun gefordert, Lösungen gegen den aggressiven und hochmotivierten Erzrivalen zu finden. Personelle Veränderungen nahm man zwar keine vor, allerdings dafür gruppentaktische. Man verabschiedete sich vom situativen Pressing und lief die Austria nun von Beginn an hoch an, um hier sofort Druck auszuüben. Des Weiteren verlagerte man quasi das gesamte Spiel auf die linke Seite und sollte das Duo Auer/Grüll in den Fokus rücken, da die Austria mit Martins den zweiten Rechtsverteidiger vorgeben musste. Allerdings streute man hier auch recht früh aus dem Spielaufbau sehr viele lange Bälle ein und suchte nun den eigenen Zielspieler Burgstaller, damit dieser für seine Kollegen die Bälle festmachen und ablegen konnte.

Einer dieser langen Bälle zahlte sich beinahe aus, als Grüll alleine vor dem Austria-Torhüter Früchtl auftauchte, jedoch nicht genügend Druck auf den Ball brachte. Quasi im Gegenzug folgte die Quittung dieser ausgelassenen Möglichkeit und noch dazu war die Entstehung unheimlich bitter. Nach einem Ballgewinn unterlief Bajic ein fataler Fehlpass in die Beine von Leidner, der mit seiner Dynamik an Querfeld vorbeizog und mit einem tollen Abschluss ins lange Eck das 2:0 für die Gastgeber besorgte. Ein zweiter kräftiger Nackenschlag so kurz nach der Pause, von dem sich die Gäste erstmal wieder erholen mussten. Die Austria wurde durch das zweite Tor natürlich beflügelt und das setze nochmal Energie frei, wodurch man auch weiterhin unheimlich präsent in den Duellen blieb und durch viel Laufarbeit eine ständige Überzahl in Ballnähe kreierte.

Nach und nach überließen die Violetten vermehrt den Grün-Weißen den Ball und schraubten das Angriffspressing etwas zurück. Rapid konnte mit dem vermehrten Ballbesitz allerdings wenig anfangen, zu limitiert agierte man hier spielerisch. Es fehlte der Verbindungsspieler im zentralen Mittelfeld, der die Linien überspielen konnte und bis auf vereinzelte Versuche von Innenverteidiger Querfeld, gelang es kaum, mit vertikalen Flachpässen nach vorne zu kommen.

Man beschränkte sich meist auf lange Bälle auf Burgstaller oder „long-line“ Pässen auf Grüll, der dann mit seinen Dribblings etwas kreieren sollte. Das blieb allerdings zu ausrechenbar und war für die „Veilchen“ recht einfach zu verteidigen, weshalb man Mitte des zweiten Durchgangs auch nicht das Gefühl bekam, dass die Gäste nochmal ins Spiel zurückkommen könnte.

Rapid-Trainer Barisic reagierte dann auch entsprechend und versuchte Abnehmer für die langen Bälle bereitzustellen, weshalb die Präsenz vorne drinnen massiv erhöht wurde. Mit den Einwechslungen von Strunz und Zimmermann lief man de facto mit einem 4-2-4 auf und versuchte sich so in der Hälfte des Gegners festzusetzen. Das wurde auch zu einem Thema, da die Kräfte der Violetten mehr und mehr schwanden und man immer weniger Entlastungsangriffe fahren konnte, um für die endgültige Entscheidung zu sorgen. Dadurch war man nur noch mit dem Verteidigen beschäftigt und kam von hinten nicht mehr wirklich heraus.

Hier hätte man Ruhe und Übersicht im Ballbesitz gebraucht, um die offenen Räume des Gegners zu bespielen. Stattdessen spielte man bereits im Spielaufbau jeden Ball automatisch hoch nach vorne oder war der Ball nach zwei Pässen wieder weg, weshalb auch die Passquote rasant schlechter wurde. Zielspieler Tabakovic musste seinem enormen Laufpensum ebenso Tribut zollen und konnte die Bälle nicht mehr so erfolgsstabil wie noch zuvor sichern.

So kam Rapid in der Schlussphase nochmal auf und sogar zu einigen guten Möglichkeiten, um den Anschlusstreffer zu erzielen. Hier hatten die Austrianer zweifellos Glück und kamen mit einem blauen Auge davon, denn mit einem 1:2 wäre das Spiel sicherlich nochmal spannend geworden. So blieb es letztlich beim 2:0 und die Violetten gingen als Derbysieger vom Platz.

Fazit

Es war eine beeindruckende kämpferische Leistung der Austria, die mit ihrem Pressing und ihrer hohen Intensität dem Erzrivalen den letzten Nerv ziehen und sich so über weite Strecken des Spiels eine Überlegenheit erarbeiten konnte. Man stellte sich gut auf das Spiel von Rapid ein, nahm etwa den dominanten Rechtsverteidiger Kasius aus der Partie und spielte die Vorteile im zentralen Mittelfeld gegenüber von Rapid gekonnt aus, was zu vielen Ballgewinnen führte.

Allerdings war nicht alles Gold was glänzte und speziell über den Spielaufbau oder die letzten 20 Minuten muss man zweifellos sprechen, da diese Problemfelder nicht das erste Mal in dieser Rückrunde zu sehen waren. Hier kann man sich nicht immer auf das Glück zu verlassen. Dennoch überwiegt letztlich klarerweise die Freude über den Derbysieg und dass man aus eigener Kraft den Sprung in die Meistergruppe geschafft hat.

Auf Seiten von Rapid ist es sicherlich unheimlich frustrierend, dass man zum zweiten Mal in dieser Saison ein Derby verlor. Ähnlich wie im Hinspiel, konnte man der Intensität des Gegners zu wenig entgegensetzen und wurde das Spiel letztlich im Zentrum verloren. Hier rächen sich die strukturellen und qualitativen Probleme, wodurch diese Region sicherlich einer Baustelle ähnelt und das Spiel mit und gegen den Ball darunter leidet. Zumindest in der Schlussphase konnte man andeuten, was für eine Wucht man entwickeln könnte. Allerdings war dieses Aufbäumen letztlich zu spät, weshalb man auch verdient als Verlierer vom Platz ging. Allerdings wird man zumindest bald wieder die Chance bekommen, Revanche zu üben und es im nächsten Derby besser zu machen.

Dalibor Babic