Noch steht Rapid unter dem gefürchteten „Strich“ auf Rang 7 – aber die Hütteldorfer orientieren sich mit dem souveränen 4:0-Sieg gegen St.Pölten eindeutig nach... Rapid in St.Pölten souverän: Grahovac als Architekt, die Standards als Zünder

Noch steht Rapid unter dem gefürchteten „Strich“ auf Rang 7 – aber die Hütteldorfer orientieren sich mit dem souveränen 4:0-Sieg gegen St.Pölten eindeutig nach oben.

Der Erfolg gegen die Niederösterreicher war nie ernsthaft in Gefahr. Rapid spielte souverän, war sehr passsicher und nahm wie schon gegen Salzburg die Zweikämpfe an. Auffällig waren drei Tore nach Standardsituationen: Pavlovic, Ljubicic und Sonnleitner trafen jeweils nach ruhenden Bällen. Der spielfreudige Knasmüllner legte nach perfektem Schobesberger-Assist noch eines aus dem Spiel heraus drauf.

Rapids starke Struktur auf der Zentralachse

Bei Rapid trafen diesmal ausschließlich Spieler, die auf der Zentralachse zum Einsatz kamen. Ein Innenverteidiger, der Achter, der Zehner und die Solospitze. Angesichts dessen, dass drei Tore aus Standards fielen, ist diese zwar nicht repräsentativ für den Spielschwerpunkt Rapids, aber dennoch wollen wir uns im heutigen Artikel der deutlichen Verbesserung Rapids auf ebendieser Zentralachse beschäftigen.

Barac zurückgestuft

Auffällig und ein heiß diskutiertes Thema war zuletzt die „Degradierung“ von Sommerneuzugang Mateo Barac. Der Kroate war im Herbst einer der schwächsten Rapidler und störte vor allem das Aufbauspiel Rapids massiv. Gegen den Ball präsentierte er sich phasenweise gut, aber nach Balleroberungen drosch er die meisten Bälle blind nach vorne, was sicher auch seiner Unsicherheit und den vielen, teils entscheidenden Fehlern geschuldet war. Nach dem Motto „sicher ist sicher“, anstatt mehr zu einem sauberen Aufbauspiel beizutragen.

Altes Innenverteidiger-Duo mit vereinfachten Passwegen

Kühbauer vertraut in der Innenverteidigung nun auf den routinierten Sonnleitner und den kampfstarken Hofmann. Das Risiko im Aufbauspiel wurde bewusst zurückgeschraubt. Das Abkippverhalten der Mittelfeldspieler wählte Rapid zuletzt so, dass die Passwege im Aufbauspiel verkürzt werden konnten. Daraus resultierten bessere Passwerte der Innenverteidiger und ein sichereres Aufbauspiel. Sonnleitner hebt sich dabei leicht von Hofmann ab. Die Antizipation der Vorderleute ist aber der entscheidende Faktor.

Grahovac als Dreh- und Angelpunkt

Die Schlüsselposition gegen St.Pölten nahm aber Srdjan Grahovac ein. Der Bosnier blieb gegen Salzburg draußen und feierte aufgrund der Sperren von Martic und Schwab in St.Pölten sein Bundesliga-Comeback nach über zwei Jahren. Bei gegnerischem Ballbesitz spielte er einen klassischen Sechser, aber in Ballbesitz konnte er sich durch die mit Ball verbesserten bzw. solideren Innenverteidiger auf die Achterposition orientieren und mit Ljubicic eine Doppelacht bilden. Ljubicic pendelte dabei mehr auf die Halbpositionen, wo etwas weniger Dynamik gefragt ist, während Grahovac eher einen Zentrumsfokus aufrechterhielt und nahezu box-to-box spielte.

Nahezu perfekte Werte

Das Passspiel des Heimkehrers war am Samstag beeindruckend: Grahovac spielte in 90 Minuten 101 Pässe und wies dabei eine Genauigkeit von 91,1% auf. In der gegnerischen Hälfte kam der Bosnier auf 87,1% Passgenauigkeit. Zugleich hatte er eine enorme Vertikalität in seinem Passspiel und überbrückte immer wieder eine ganze Pressinglinie der St.Pöltner. Rapid kam dadurch sehr häufig in den Zwischenlinienraum und Knasmüllner konnte schalten und walten. Darüber hinaus gewann der überragende Grahovac 65% seiner 17 Zweikämpfe und sicherte zahlreiche Bälle. Angesichts seiner sehr hohen Anzahl an Ballaktionen ist dies vor allem als perfekte Konzentrationsleistung zu werten.

Zentrale baut das Fundament, die „Spaßkicker“ sorgen für Spielfreude

Je länger das Spiel dauerte, desto einfacher wurde es aufgrund des Ergebnisses für Rapid. Schließlich konnten Spieler wie Knasmüllner oder Schobesberger ihre technische Klasse und auch die lange vermisste Spielfreude auspacken. Der Architekt des Erfolgs war allerdings Grahovac mit seinen starken Schnittstellenpässen, die ihm zu Zeitpunkten gelangen, als St.Pölten noch nicht aufmachte und tiefer stand.

Ganzes Team hält sich konsequent an Aufgaben

Es handelte sich aber durchwegs um eine gute Mannschaftsleistung. Pavlovic gelang bis auf seinen Treffer zum 1:0 nicht viel, dennoch konnte er immer wieder Abwehrspieler binden und zeigte ein gutes Positionsspiel, das auch gut mit Knasmüllner abgestimmt wirkte, der wiederum sein 4-4-2-Pressingpartner an vorderster Front war. Andrei Ivan lief sich gelegentlich fest, präsentierte sich aber im Einrücken auf die Halbpositionen verbessert. Zudem nahm der Rumäne seine Zweikämpfe sehr konsequent an, leitete Chancen ein und zog Fouls.

Mannschaftlich geschlossene Leistung und Kühbauers Qual der Wahl

Auch wenn die Tore aus Standards fielen, hat Rapid den Gegner vor allem wegen der sauberen Passstruktur auf der Zentralachse beherrscht. Diese Präzision machte es möglich, dass eine solide Mannschaftsleistung, bei der alle Spieler „normal“ mitzogen, ohne groß über sich hinauszuwachsen, für einen Auswärts-Kantersieg reichte, der auch höher hätte ausfallen können. Dieses Mitziehen aller Mannschaftsteile wird auch in den nächsten Partien grün-weißer Trumpf sein. In Mattersburg wird es aber voraussichtlich ruppiger und raumtechnisch noch enger als in St.Pölten. Mit der Rückkehr von Martic und Schwab hat Kühbauer im Burgenland auf der Doppelacht die Qual der Wahl. Normalerweise ist Grahovac nach dieser Leistung allerdings unauswechselbar.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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