Wenn die österreichische Nationalmannschaft morgen Abend in Gelsenkirchen auf Deutschland treffen wird, dann werden voraussichtlich 16 Spieler aus der deutschen Bundesliga von Beginn an... Deutschland gegen Österreich – 16 Spieler aus der deutschen Bundesliga im Einsatz

Wenn die österreichische Nationalmannschaft morgen Abend in Gelsenkirchen auf Deutschland treffen wird, dann werden voraussichtlich 16 Spieler aus der deutschen Bundesliga von Beginn an auf dem Platz stehen! Beide Mannschaften werden vermutlich nur drei Spieler in der Startaufstellung haben, die nicht in Deutschland ihr Geld verdienen.

Vor etwa fünfeinhalb Jahren verlor das österreichische Nationalteam ein Länderspiel im Ernst-Happel-Stadion gegen die Fußballgroßmacht Kanada mit 0:2. In der Startaufstellung standen neun Spieler, die damals noch in der österreichischen Bundesliga beschäftigt waren. Lediglich Pogatetz (Middlesbrough F.C.) und Scharner (Wigan Athletic F.C.) standen zum damaligen Zeitpunkt im Ausland unter Vertrag.

EIN QUANTENSPRUNG – ZUMINDEST AUF DEM PAPIER

Teamchef Constantini kann nun im Gegensatz zu Hickersberger auf zahlreiche Legionäre zurückgreifen, die bei ihren Vereinen eine tragende Rolle spielen. Wenn die Trainingseinheiten im Teamcamp Bad Tatzmannsdorf Aufschluss auf die Startaufstellung geben, dann werden aller Voraussicht nach gleich acht Spieler aus der deutschen Bundesliga für Österreich auflaufen. Gratzei, Schiemer und Klein werden als einzige Spieler die österreichische Bundesliga vertreten. Alle weiteren Akteure, also die halbe Abwehr (Pogatetz, Fuchs), das Mittelfeld (Baumgartlinger, Alaba, Harnik, Arnautovic, Royer) und der Sturm (Hoffer), stehen in Deutschland unter Vertrag und zeigen dort großteils starke Leistungen. Mit Andreas Ivanschitz ist außerdem ein weiterer Spieler in Deutschland beschäftigt, der sich in letzter Zeit mit starken Leistungen aufdrängt. Janko, der für Twente Enschede in den ersten vier Meisterschaftsrunden fünf Treffer erzielte, wird wohl nur auf der Ersatzbank sitzen, da der Teamchef gegen Deutschland auf einen schnellen Konterstürmer setzen wird, der auch nach hinten arbeitet.

GERADE NOCH AUF ABRUF UND NUN FIX DABEI

Es ist ein wenig verwunderlich, dass zwei Spieler, die zunächst nur auf Abruf nominiert waren, nun voraussichtlich in der Startaufstellung stehen werden. Sowohl Schiemer, als auch Arnautovic hatten keinen Platz im vorläufigen 22-Mann-Kader, dürfen sich nun aber die besten Chancen auf einen Einsatz von Beginn an ausrechnen. Constantinis Umgang mit Arnautovic ist äußerst ungewöhnlich, denn entweder er verbannt den Werder-Bremen-Legionär aufgrund disziplinärer Probleme aus der Mannschaft, oder er beruft ihn von Anfang an in den 22-Mann-Kader. Rein von der Klasse kann es schließlich keine Diskussionen geben, ob Österreich Arnautovic gebrauchen kann. Auch über den Einsatz von Schiemer lässt sich streiten, da der Red-Bull-Salzburg-Spieler seit dem 20. März aufgrund einer Verletzung nur 275 Minuten auf dem Platz stand.

DIE DEUTSCHEN HABEN ANDERE SORGEN

Die Fragen der deutschen Journalisten drehen sich weniger um die Taktik und die Startaufstellung gegen Österreich, sondern mehr um das Buch „Der feine Unterschied“ von Phillip Lahm, in dem der deutsche Kapitän Mannschaftsinterna ausplaudert. Der DFB war über diese Publikation alles andere als erfreut, sah aber nach einer Entschuldigung von Konsequenzen ab. Die Rückkehr von Manuel Neuer an seine alte Wirkungsstätte ist ein weiteres großes Thema in den Medien, da die Reaktionen der Fans, die ihm seinen Wechsel zu den Bayern übel genommen haben, mit Spannung erwartet werden. Torhüter Neuer ist davon überzeugt, dass ihm die Fans verziehen haben und ihn unterstützen werden. In deutschen Diskussionsforen sind sich die Fans in dieser Sache jedoch weit nicht so sicher. Für die österreichische Nationalmannschaft wäre es sicherlich kein Nachteil, wenn der gegnerische Torhüter von den eigenen Fans nicht unterstützt wird.

NEUES SYSTEM GEGEN ÖSTERREICH?

Jogi Löw überlegt, ob er gegen Österreich von seinem üblichen 4-2-3-1-System abweichen soll. Die Alternative wäre ein 4-1-4-1-System, das die deutsche Nationalmannschaft erst einmal praktizierte, aber in den letzten Tagen intensiv trainierte. Grund dafür ist einerseits der Ausfall von Real-Madrid-Star Khedira, der an einer Adduktorenverletzung laboriert, andererseits die Überlegung, dass in einem Heimspiel gegen Österreich zwei Mann im defensiven Mittelfeld eine Verschwendung sein könnten. Vor etwa drei Wochen setzten die Deutschen gegen eine stark ersatzgeschwächte brasilianische Nationalmannschaft zum ersten Mal diese Formation ein und gewannen mit 3:2.

Egal ob 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 – die deutsche Nationalmannschaft hat sich in den letzten Jahren einen exzellenten Ruf erarbeitet und ist gegen Österreich haushoher Favorit. Es sind nicht mehr die ehemaligen typisch deutschen Tugenden wie Kampf und Leidenschaft, die diese Mannschaft so gefährlich machen. Löws Truppe spielt einen technisch anspruchsvollen Fußball, dessen größte Stärke das blitzschnelle Umschalten bei Ballgewinn ist.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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