Ein Netzwerk aus neun im Fußballbereich prominenter Frauen fordert mehr weibliche Führungskräfte im Deutschen Fußballbund. Das ist längst überfällig. Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach, Reinhard... Kommentar: Der DFB muss weiblicher werden

Ein Netzwerk aus neun im Fußballbereich prominenter Frauen fordert mehr weibliche Führungskräfte im Deutschen Fußballbund. Das ist längst überfällig.

Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach, Reinhard Grindel und Fritz Keller – so lautet die Liste der Präsidenten, die den Deutschen Fußballbund seit 2012 führten. Vier Präsidenten also in weniger als zehn Jahren. Das höchste Amt im deutschen Fußball glich zuletzt eher einem Schleudersitz, denn einem erdigen Bürostuhl.

Hinzu kommt, dass alle vier zum Teil unter großem Getöse aus der Position schieden. Jeder Abgang hat den DFB noch etwas chaotischer zurückgelassen, als er ohnehin schon war. Das haben die Genannten ohne Zweifel mit zu verantworten. Sie sind aber mitnichten die Alleinschuldigen an der Misere des größten Einzelsportverbandes der Welt.

Machtspiele, verkrustete Strukturen und eingeschworene Männerbündnisse haben dort das Treiben seit jeher bestimmt. Durch einen radikalen Schnitt an der Spitze des Verbandes soll – mal wieder – ein Neuanfang ermöglicht werden. Nach dem Motto, der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

Ob es wirklich so einfach ist, darf durchaus bezweifelt werden. Das sieht auch eine Gruppe von Menschen so, die beim DFB strukturell vernachlässigt wurde: die Frauen. Mitte letzter Woche hat ein Netzwerk aus neun im Fußball namhafter Frauen ein Positionspapier veröffentlicht. Unter dem Titel „Fußball kann mehr“ wird vor allem ein Mehr an weiblichen Führungskräften im DFB gefordert.

Zu den Unterzeichnerinnen gehören unter anderem die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, Nationaltorhüterin Almuth Schult, die Journalistin Claudia Neumann, die ehemalige Funktionärin Katja Kraus und die frühere Moderatorin der Fußballsendung „ran“ Gaby Papenburg. Kraus wird aktuell als mögliche Präsidenten gehandelt.

Eine Forderung aus dem Papier ist eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent in den Führungspositionen der Fußballverbände. „Unser Anliegen ist es, dass es alsbald deutlich mehr Frauen in allen Bereichen des Fußballs gibt, die in Spitzenpositionen wirken und ein gerechtes und zeitgemäßes Bild des Fußballs zeichnen“, heißt es dort.

Papenburg, die sich derzeit für das Präsidentenamt des Berliner Fußballverbandes bewirbt, erhofft sich durch die Krise des DFBs „mehr Offenheit und Akzeptanz“ für die Forderungen. Es wäre zudem offensichtlich, „dass das bisherige, hermetische System zerbröselt.“

Wahrscheinlich gab es in den letzten Jahren wirklich keinen besseren Zeitpunkt, die Anliegen nach mehr Frauen in den Spitzen der Verbände umzusetzen. Es ist offensichtlich, dass das bisherige System gescheitert ist. Ein Neuanfang beim DFB ist daher unausweichlich geworden. Bei diesem müssen auch die bislang marginalisierten Frauen und Frauenthemen eine gewichtige Rolle spielen.

Denn wie heißt es in dem Positionspapier: „Die Integration neuer Entscheidungsträger*innen ist ein zentraler Aspekt bei der Gestaltung der Zukunft des deutschen Fußballs.“

Ral, abseits.at