Lange wurde spekuliert, jetzt ist es fix. Mason Mount schließt sich um satte 64 Millionen Euro Manchester United an. Inklusive Boni kann die Ablösesumme... 64.2 Millionen: Deshalb verpflichtete Manchester United Mason Mount

Lange wurde spekuliert, jetzt ist es fix. Mason Mount schließt sich um satte 64 Millionen Euro Manchester United an. Inklusive Boni kann die Ablösesumme noch auf 70 Millionen Euro wachsen. Während mancherorts in den Medien der Transfer gefeiert wird, vernimmt man anderswo Skepsis. Eine Analyse eines Transfers, den so nur die wenigsten Experten vorhergesehen hätten.

Hohe Ablösesumme

Dass Manchester United den vollen Marktwert, der derzeit auf 60 – 70 Millionen Euro taxiert wird, für einen Spieler bezahlt, der im Sommer des nächsten Jahres ablösefrei zu haben gewesen wäre, überrascht. Die Ablösesumme überrascht umso mehr, wenn man bedenkt, dass mit Beginn des Transferfensters Alexis MacAllister um nur 42 Millionen Euro von Brighton zum FC Liverpool gewechselt war. Der Argentinier, der in der letzten Saison neben einer starken Weltmeisterschaft, mit zehn Toren und zwei Assists in 35 Spielen zur erfolgreichen Saison des Brighton FC beigetragen hatte und auf dem Wunschzettel zahlreicher europäischer Top-Klubs gestanden ist, mutiert daher zum Schnäppchen. Mount bracht es in 24 Spielen nur auf drei Tore und zwei Assists beim Chelsea FC.

Kolportierte 140 Millionen Euro Transferbudget

Von den 140 Millionen Euro Transferbudget wurden gleich satte 64 Millionen, also fast 50%, für Mount verwendet. Damit sind die Baustellen in der Mannschaft von Manchester United aber noch lange nicht beseitigt. Der Kader ist qualitativ und quantitativ zu dünn – etwas, dass sich insbesondere gegen Ende der letzten Saison gezeigt hatte, als der Klub aus dem Old Trafford quasi auf dem Zahnfleisch ins Ziel gegangen ist. Dass auf den letzten Metern noch Platz 3 erobert werden konnte, ähnelt einem Wunder.

Mehr Kopfzerbrechen als die Breite, bereitet jedoch die Qualität. Um im Kampf um die Meisterschaft ein Wörtchen mitreden zu können, braucht es definitiv einen neuen Stürmer. Ein Typ wie Rasmus Höjlund, ein echter Mittelstürmer, würde den Red Devils guttun. Rashford könnte dann wieder vermehrt auf den Flügel ausweichen oder ten Hag könnte mit zwei Stürmern agieren. Doch auch der Däne dürfte nicht unter 60 Millionen Euro zu haben sein. Und da wäre dann noch das Thema Torhüter. Nach dem Chaos rund um die Vertragsverlängerung von David de Gea – Medienberichte hatten davon berichtet, dass die Red Devils das vom Spanier bereits unterzeichnete Vertragsangebot wieder zurückgezogen haben, was man bei den Red Devils bestreitet – muss man sich im Old Trafford möglicherweise nach einem neuen Torhüter umsehen, sofern es nicht doch noch zu einer Vertragsverlängerung kommt.

Bei den Transferverantwortlichen soll Andre Onana von Inter Mailand, mit dem Erik ten Hag schon bei Ajax Amsterdam zusammengearbeitet hatte, ganz oben auf der Wunschliste stehen. Preisschild: Mindestens 45 Millionen Euro. Insgesamt mindestens knappe 170 Millionen Euro, das heißt etwa 30 Millionen Euro mehr als das veranschlagte Transferbudget. Darin noch gar nicht eingerechnet sind die 52 Millionen Euro für Min-jae Kim – der Südkoreaner gilt als Wunschkandidat für das Abwehrzentrum und bereits im Juni wurde in zahlreichen Medien vermeldet, dass die Engländer die Ausstiegsklausel für ihren neuen Abwehrchef in eben dieser Höhe gezogen hätten. Stand heute kann der Transfer aber nicht bestätigt werden. Summa summarum würden die Ausgaben dann bei knapp 220 Millionen Euro und damit mehr als 80 Millionen Euro über dem Budget liegen.

10-15 Spieler sollen die Red Devils verlassen

Ohne Verkäufe wird es also nicht gehen, wenn man nicht gegen die Regeln des Financial-Fair-Play verstoßen will. Und der Umbruch ist bereits eingeläutet, denn mit Jadon Sancho, Harry Maguire, Scott McTominay, Fred, Anthony Martial, Donny van de Beek, Anthony Elanga, Alex Telles, Eric Bailly und Dean Henderson stehen gleich zehn namhafte Spieler zum Verkauf. Die Verträge von Phil Jones und Axel Tuanzebe wurden erst gar nicht verlängert, ob der Vertrag von David de Gea verlängert wird, hängt in der Schwebe.

Aaron Wan-Bissaka und Victor Lindelöf hingegen haben sich mit starken Leistungen in der Rückrunde ihren Platz im Kader erkämpft. Was mit Brandon Williams und Hannibal Mejbri passiert, ist unklar. Beide gelten aber als Streichkandidaten. Erik ten Hag entrümpelt damit in seiner zweiten Saison in Manchester den Kader um Fehleinkäufe und Talente, die sich nie weiterentwickelt haben. Ein harter Schnitt, aber einer, der bereits viel früher hätte gesetzt werden müssen. Der Trainer räumt auf und will die Red Devils einen Schritt näher zum von ihm präferierten Angriffsfußball bringen. Das notwendige Kleingeld zur Finanzierung der Neuzugänge, mit denen der Holländer die neue Ära einleiten will, soll durch Verkäufe erzielt werden. 150 -200 Millionen Euro erhofft man sich daraus in Manchester an zusätzlichen finanziellen Mitteln. Geld, das dringend gebraucht wird. Und dass ten Hag ein Meister seines Faches ist, hat das letzte Transferfenster gezeigt: Antony, Lisandro Martinez und Casemiro wurden gleich in der ersten Saison zu Leistungsträgern, auch wenn die Ablösesummen zu Recht von vielen als zu hoch kritisiert wurden. Auch der Österreicher Marcel Sabitzer, der per Leihe im Winter verpflichtet wurde, wusste in Manchester zu überzeugen und konnte einigen Spielen seinen Stempel aufdrücken.

Stürmer eigentlich Top-Priorität

Dass Mount der erste Neuzugang im Old Trafford für die neue Saison ist, war insofern unerwartet, als man eigentlich gleich zu Beginn der Transferphase mit der Verpflichtung eines neuen Stürmers gerechnet hatte. Im Angriff sind die Red Devils qualitativ dünn besetzt und von Marcus Rashford abhängig. Es fehlt an einem beweglichen, groß gewachsenen und torgefährlichen Mittelstürmer, der rund 25 Tore pro Saison liefern kann. Namen wie Harry Kane, Rasmus Höjlund und Evan Ferguson kursierten in den Medien. Bei Atalanta Bergamo sollen die Red Devils dem Vernehmen nach sogar bereits mit zwei Angeboten abgeblitzt sein. Nun kam es allerdings anders und Mason Mount wird der erste Neuzugang. Erik ten Hag gilt als großer Bewunderer des 24-jährigen Engländers und wollte diesen bereits zu Beginn seiner Amtszeit beim englischen Rekordmeister nach Manchester holen. Chelsea schob dem Transfer damals einen Riegel vor – was folgte war eine Seuchensaison. Für Mount und den FC Chelsea.

Eriksen vs. Mount

Bruno Fernandes und Casemiro sind im Mittelfeld von Manchester United gesetzt. Das Duell um den verbleibenden Platz im Zentrum lautet also Mason Mount gegen Christian Eriksen. Und auch am Dänen ist es nicht leicht, vorbeizukommen.

Vergleicht man den meist unscheinbar wirkenden Eriksen mit Mount, so sticht eines hervor: Eriksen bringt bei weitem mehr Scorer-Punkte auf sein Konto. In 265 Premier-League-Spielen schaffte er es in seiner Zeit bei Tottenham, Brentford und Manchester United auf 53 Tore und 79 Assists. In der letzten Saison standen verletzungsbedingt in nur 28 Spielen in Englands oberster Spielklasse ein Tor und acht Vorlagen zu Buche. Freilich hilft es dem Dänen, dass er bei allen seinen Stationen für Standardsituationen verantwortlich zeichnete. Mount schaffte es beim FC Chelsea in 129 Spielen auf 27 Tore und 24 Assists, wobei ein Gutteil der Scorer-Punkte aus der Saison 21/22 stammen, in der dem damals 22-jährigen 11 Tore und 10 Assists in 32 Spielen gelangen. Ein Jahr, in dem Mount vorwiegend auf seiner Stammposition im offensiven zentralen Mittelfeld zum Einsatz kam. In der letzten Saison waren es für Mount bei einem schwachen Chelsea nur drei Tore und zwei Assists in 24 Spielen.

Kreativer Box-to-Box-Spieler

Ein Blick auf die Zahlen rechtfertigt die doch sehr hohe Ablösesumme für Mason Mount nicht. Mount ist aber weniger ein Spieler, dessen Stärken sich in Zahlen niederschlagen. Seine Stärke liegt darin, dass er ein klassisches Box-to-Box-Spieler ist. Und genau jene Fähigkeit lange Weg im Mittelfeld zu gehen, starkes Pressing gegen den Ball zu spielen, in der Defensive auszuhelfen, Bälle zu erobern und durch präzise Pässe ein schnelles Umschaltspiel einzuleiten, haben United in der letzten Saison gefehlt. Zu zäh, zu langsam wurde teils umgeschaltet und dem Gegner daher ermöglicht sich schnell wieder zu ordnen. Dieses Manko wird mit der Verpflichtung von Mason Mount nun behoben und jene Position, die im System ten Hag und dem schnellen Umschaltspiel so zentral ist, mit einem kreativen Box-to-Box-Spieler besetzt. Die Red Devils werden damit unberechenbarer. Bislang war der Spielaufbau über Bruno Fernandes doch sehr vorhersehbar und eindimensional. Mount hat die Fähigkeit Bruno Fernandes Räume zu schaffen, gleichzeitig kann er den Spielaufbau aus dem defensiven Mittelfeld starten, Fernandes entlasten oder ihn sogar in Szene setzen. Dass Mason Mount direkt in die Startaufstellung der Red Devils wandern wird, ist damit klar.

Flexibel einsetzbar

Was Mount zusätzlich bringt, ist Flexibilität. Neben dem zentralen und offensiven Mittelfeld kann der Engländer beide Flügel besetzen. Insbesondere auf den Flügeln hatten die Red Devils im letzten Jahr Probleme. Dass es der Plan von Erik ten Hag ist, seinen Neuzugang auf dem Flügel zum Einsatz zu bringen, gilt aber als unwahrscheinlich. Vielmehr wird der Argentinier Alejandro Garnacho dieses Jahr auf dem Flügel seinen endgültigen Durchbruch schaffen. Es gibt dem Holländer aber die Möglichkeit zu rotieren oder unterschiedliche System zu spielen. Beides war in der letzten Saison nicht möglich.

Fazit

Dass man im Old Trafford in Sachen Neuzugänge gerne zu tief in die Tasche greift, setzt sich dieses Jahr fort. 64,2 Millionen Euro und damit nahezu 50% seines Budgets für einen Spieler auszugeben, der im Sommer 2024 ablösefrei zu haben gewesen wäre und von einem Klub kommt, der quasi händeringend um Abnehmer für seine Spieler sucht, ist wirtschaftlich gesehen sicherlich kein gutes Business. Was die Qualität des Spielers betrifft, bestehen keine Zweifel. Mit dem Transfer des Engländers gehen die Red Devils keinen Kompromiss ein, sondern holen die Wunschspieler von Erik ten Hag. Mason Mount ist im Mittelfeld genau jenes Puzzlesteinchen, das den Red Devils gefehlt hat. Ein intelligenter, hungriger Spieler, der lange Wege geht, sich für nichts zu schade ist, technisch hervorragend und kreativ ist. Wenn Mount sein Seuchenjahr hinter sich lassen kann, ist er bei den Red Devils der Richtige für die vakante Position im Mittelfeld. Der Richtige wohl auch, weil Spieler wie Jude Bellingham und Declan Rice, die unzweifelhaft eine Kategorie über Mason Mount einzuordnen sind, auf Grund der vielen Baustellen im Kader der Red Devils schlichtweg nicht finanzierbar waren. Und die Posse um Frenkie de Jong, der mit Manchester City in Verbindung gebracht wird, wollte man sich dieses Jahr wohl gar nicht erst antun. Im Old Trafford steht ein wildes Transferfenster bevor und man sollte nicht überrascht sein, wenn mit Rasmus Höjlund bald der nächste kommende Superstar im Old Trafford landet. Mit Höjlund und Mount hätte man auf einen Schlag die beiden zentralsten Schwächen abgedeckt.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer