17 Runden sind durch und damit fast die Hälfte der Saison 23/24. Zeit, um ein erstes Résumé zu ziehen, welche drei Mannschaften in dieser... Die Tops und Flops der bisherigen Premier League Saison

17 Runden sind durch und damit fast die Hälfte der Saison 23/24. Zeit, um ein erstes Résumé zu ziehen, welche drei Mannschaften in dieser Saison überraschen konnten und welche drei hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.

Die Überraschungen

Platz 1: Aston Villa

Unai Emery ist zurück und mischt in seinem zweiten Engagement in England – das erste verlief wenig glamourös beim FC Arsenal – die Premier League auf.

Nach einer guten Saison 22/23 und Platz 7 in der Endabrechnung, liegen die Villans in der aktuellen Saison auf Platz 3 und nur einen Punkt hinter Arsenal und Liverpool. In die Knie zwingen konnten man dabei auch zahlreiche Topteams wie den FC Chelsea, Tottenham, Manchester City, FC Brighton und der FC Arsenal.

Zweitbester Angriff sowie viertbeste Defensive, ein ausgeglichener starker Kader, eine Mannschaft mit taktischer Disziplin und mit Ollie Watkins einen der besten Scorer Liga.

Emery hat mit Aston Villa bis dato alles richtig gemacht und wenn die Leistung konserviert werden kann, gibt es in Birmingham nächstes Jahr mindestens die Europa League zu bejubeln.

Platz 2: Tottenham Hotspurs

Was war das für ein Umbruch im Sommer?! Harry Kane wechselte zu den Bayern und der Name nahezu jedes freien Trainers wurde für den vakanten Posten des Team Managers bei den Spurs in den Hut geworfen. Am Ende wurde es, für viele überraschend, Ange Postecoglou. Und gerade jener formte aus den Spurs wieder eine Mannschaft, die begeisternden und beherzten Fußball zeigt. Anders noch als unter den Vorgängern Antonio Conte und José Mourinho.

Und nicht nur was den Spielstil betrifft, auch personell drehte sich das Karussell ordentlich. Frühere Stammspieler wie Hugo Llors, Eric Dier und Pierre-Emile Hojberg wurden aus der ersten Elf gestrichen, Davinson Sanchez, Lucas Moura, Tanguy Ndombele, Sergio Reguilon und Joe Rodon wurden verkauft bzw verliehen.

Mit James Maddison landeten die Spurs aber wohl den besten Transfer des Sommers. Der Spielmacher ist aus dem Spiel der Londoner nicht mehr wegzudenken. Micky van de Ven, Brennan Johnson, Guglielmo Vicario und Pedro Porro komplettieren einen starken Transfersommer.

Bei den Spurs ist wieder Ruhe eingekehrt, der Klub findet spielerisch zu alter Stärke und setzt wieder auf junge Spieler.

Und ganz ehrlich: Wer hätte die Spurs nach dem Abgang von Harry Kane im Sommer unter den Top 5 gesehen? Es erinnert ein wenig an die erfolgreiche Zeit unter Harry Redknapp und Platz 5 untermauert, dass man in London auf dem richtigen Weg ist.

Platz 3: West Ham United

David Moyes und West Ham United – das passt einfach. Der Schotte, der nach seinen erfolgreichen Jahren bei Everton zum „Chosen One“ bei Manchester United wurde. Sir Alex Ferguson selbst hatte ihn zu seinem Nachfolger bestimmt – es war der Beginn einer Berg- und Talfahrt. Denn: Bei Manchester United, Real Sociedad und dem FC Sunderland bekam David Moyes keinen Fuß auf den Boden und hielt sich nur je knapp mehr als ein Jahr.

Im Dezember 2019 der Wechsel zu West Ham United. Es folgten in den darauffolgenden vier Jahren die Plätze 16, 6, 7 und 14 und schnell war klar, dass David Moyes keine Kurzzeitlösung für die Hammers sein würde.

Im Sommer 2023 dann der Abgang von Declan Rice, der um mehr als 100 Millionen Euro zu Arsenal wechselte. Viele Experten sahen West Ham als unmittelbaren Abstiegskandidaten. Aber Moyes machte genau das, was ihn bei Everton immer ausgezeichnet hatte. Er verzichtete auf die Transfers prominenter Nachfolger sondern setzte auf das Team. Die durch den Rice-Abgang lukrierte Ablösesumme wurde klug in drei neue Stammspieler – James Ward-Prowse, Edson Álvarez und Mohammed Kudus – investiert. Dies kombiniert mit dem klassischen Spielansatz von David Moyes, der mit seinen Mannschaften gerne tief steht und meist alle elf Spieler in der eigenen Hälfte versammelt, aggressiv gegen den Ball presst und schnelle Konter fährt, sorgte in der aktuellen Saison für einen starken Platz 8. Und das ist weit mehr, als man sich erwarten durfte.

Die Fehlstarter

Platz 1: FC Chelsea

Mit Mauricio Pochettino und einem Investment von knapp 500 Millionen in die Mannschaft wollte man in London wieder um den Meistertitel mitspielen. Doch am Ende des Tages kam alles anders – einer löchrigen Defensive steht ein Angriff gegenüber, der nicht in Schwung kommen will.

Zwar haben die Blues nun für Unsummen geholte zahlreiche junge Talente im Kader versammelt, es fehlt aber an Führungsspielern. Mit einem durchschnittlichen Alter von 23,5 Jahren gehört die Truppe von Pochettino zu den jüngsten in der Liga und der alternde und selbst immer fehleranfälligere Thiago Silva kann als einziger gestandener Haudegen den jungen Spielern keinen Halt geben.

Was es in London braucht ist zum einen ein starker Stürmer und zum anderen ein neuer Abwehrchef. Das Setzen auf Youngstars ist zwar löblich, ohne erfahrene Spieler wird man an der Stamford Bridge aber nächstes Jahr keinen internationalen Fußball sehen, denn bereits jetzt liegen die Blues auf Platz 10 elf Punkt hinter Platz 5 und damit dem internationalen Geschäft. Kurz und knapp: Geld schießt keine Tore!

Platz 2: Manchester United

Es wird und wird nicht ruhiger im Old Trafford. Mit einem Trainer, der seit Beginn der Saison in der Kritik steht, einem der schlechtesten Transferfenster der Geschichte und einer fehlenden Jugendarbeit, sind die Red Devils mittlerweile meilenweit von der Spitze der Premier League entfernt. Und das, obwohl man nach dem FC Chelsea in den letzten beiden Jahren die zweithöchste Summe in Neuzugänge investiert hat.

Die Red Devils kommen nicht in Tritt und können vor allem spielerisch nicht überzeugen. Zu defensiv, zu zaghaft, zu pomadig – Manchester United lässt all das vermissen, was es braucht, um in der Premier League erfolgreich zu sein.

Anders als beim FC Chelsea hat man bei den Red Devils aber zu viele erfahrene und zu wenig junge Spieler. Man agiert mit Blick auf die Gegenwart und vernachlässigt dabei den Blick in die Zukunft. Wenn man zu Lasten der Zukunft mit Blick auf die Gegenwart agiert und bereits in der Gegenwart Probleme hat, dann möchte man sich erst gar nicht vorstellen, welche Rolle Manchester United in der Zukunft spielen wird.

Was die Red Devils brauchen, ist eine Generalsanierung. Eine, die sich viele vom Neo-Anteilsinhaber Sir Jim Ratcliffe erhoffen. Ob er das Schiff aus turbulenten See retten kann, wird die Zukunft zeigen, einfach wird es jedoch nicht.

Platz 3: Brighton

Zugegeben: Brighton zu den Underperformern zu zählen, mag etwas überkritisch sein. Aber, wenn man die Sachlage näher betrachtet, ist es durchaus berechtigt.

Der Ausgangspunkt: Was haben sich Fußballfans in den letzten beiden Jahren an den Seagulls erfreut. Teils taktisch brilliant mit einem laufintensiven, begeisternden Fußball und dem derzeit wohl besten Scoutingsystem der Welt, hat sich der Klub aus Brighton in die Herzen der Fußballfans gespielt.

Der Sommer 2023: Mit einem der begehrtesten Trainer Europas – Roberto der Zerbi – , der etwa mit Real Madrid und Manchester United in Verbindung gebracht wurde, einem Ticket für die Europa League und einem guten Kader war man in die Saison gestartet.

Im Sommer schienen die Südengländer aber plötzlich überfordert. Dass man Moises Caicedo an den FC Chelsea verlieren würde, war klar. Und vor den lukrierten 116 Millionen Euro kann man nur den Hut ziehen. Dass man zudem Roberto Sanchez, der nach dem Transfer von Bart Verbruggen ohnedies surplus to requirements war, noch für knapp 29 Millionen ebenso an Chelsea verkaufen konnte, ist überdies positiv zu erwähnen. Die Zugänge sind aber das Problem, denn die Seagulls konnten zu keiner Zeit den zu Liverpool abgewanderten Alexis Mac Allister ersetzen. Mit James Milner und Mohamed Dahoud hat man auf dieser Position nicht in die Qualität sondern in die Breite investiert. Joao Pedro und Carlos Baleba haben zwar Talent, brauchen aber noch Zeit. Selbiges gilt für Ansu Fati.

Und so steht man plötzlich mit einem mittelmäßigen aber breiten Kader da und viele der Neuzugänge schaffen den Sprung in die Startelf nicht, weil die Mannschaft dort bereits gut besetzt ist. Ansu Fati wechselt sich am linken Flügel mit Karou Mitoma ab, kommt aber nicht an ihm vorbei. Joao Pedro kommt dann zum Zug, wenn Evan Ferguson eine Pause bricht, denn im 4-2-3-1 von de Zerbi ist für einen zweiten Stürmer kein Platz. Und Baleba findet noch nicht an Billy Gilmour vorbei.

Auf der 10 dürfen sich als Nachfolger von Mac Allister Facundo Buonanotte und Adam Lallana probieren – mit mäßigem Erfolg. Einziger Lichtblick, Julio Enciso, verletzte sich früh in der Saison und fällt nach wie vor aus. Damit lastet im Mittelfeld eine gewaltige Last auf den Schultern von Pascal Groß. Vom Deutschen und dessen Spielaufbau sind die Seagulls derzeit abhängig und Groß liefert. 3 Tore, 5 Assists in 15 Spielen sind für einen defensiven Mittelfeldspieler eine gute Ausbeute. Aber: Auch Groß ist bereits 32.

Dass der FC Brighton am Ende der Saison um die internationalen Startplätze mitmischen wird, sollte niemanden überraschen, aber die erste Hälfte der Saison lief alles nur nicht nach Plan.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer