Am zweiten Spieltag der UEFA Europa League empfing der LASK den bulgarischen Meister Ludogorets Razgrad zum Duell. Dabei war dieses Spiel für die Linzer... Analyse: Starker LASK feiert Zittersieg in Europa League

Am zweiten Spieltag der UEFA Europa League empfing der LASK den bulgarischen Meister Ludogorets Razgrad zum Duell. Dabei war dieses Spiel für die Linzer äußerst wichtig, ging es doch gegen einen direkten Konkurrenten um den Aufstieg. Der LASK startete dabei nicht erfolgreich in die Gruppenphase, verlor man doch den Auftakt gegen Tottenham mit 0:3, wobei man keinen wirklich guten Auftritt hinlegte. Nun hoffte man gegen einen Gegner, der in einer ähnlichen Kragenweite anzusiedeln ist, dass man sich wesentlich besser präsentiert und die ersten Punkte einfahren kann.

LASK startet furios

In der Liga tankten die Linzer nochmal reichlich Selbstvertrauen, nachdem man gegen den formstarken SKN klar und deutlich mittels einer starken Leistung mit 3:0 gewann. Dieses Auftreten hoffte man klarerweise auch auf der internationalen Bühne konservieren zu können, doch leicht sollte es nicht werden. Der bulgarische Serienmeister Ludogorets Razgrad hat sich in den letzten Jahren einen Namen in Europa erarbeitet, sowohl in der Champions League, als auch in der Europa League gute Ergebnisse gezeigt und verfügt somit über reichlich internationale Erfahrung. Die Bulgaren bestechen dabei ganz klar durch ihre spielerische Qualität, denn man verfügt über technisch hochwertige Akteure, zumeist Legionäre. Daher konnte man damit spekulieren, dass den Linzern die Gäste aus Razgrad liegen könnten, hat man doch durch das starke eigene Pressing das perfekte Gegenmittel, um den Rhythmus einer spielstarken Mannschaft zu brechen und ihr das Leben schwer zu machen.

Darauf lag dann auch der Fokus in der strategischen Ausrichtung des LASK und man versuchte, über Pressing und Ballgewinne den Bulgaren wehzutun. Der Matchplan sah es vor, dass man gewisse Pressingzonen definierte und den Spielaufbau des Gegners somit unterbinden wollte. Die drei Stürmer der Linzer orientierten sich dabei recht stark ins Zentrum und sollten die Passwege in dieses Verschließen, wo Ludogorets im 4-2-3-1 über die beiden spielstarken Sechser gerne versucht nach vorne zu kommen. Dies sollte im ersten Schritt unterbunden werden und die Gäste auf den Flügel geleitet werden. Die Pressingzonen definierte man dabei ganz klar auf den Flügeln, wobei man auf der linken Seite der Bulgaren noch aggressiver zu Werke ging. Man wählte den gegnerischen Linksverteidiger als „Pressingopfer“ aus. Sobald sich nur der Pass auf eben diesen andeutete, attackierte und stellte Flügelverteidiger Ranftl wie aus der Pistole geschossen den gegnerischen Linksverteidiger.

Damit sollte gewährleistet werden, dass die Bulgaren sich im Spielaufbau nicht spielerisch befreien konnten und im besten Fall zu Ballverlusten gezwungen werden. Man hatte sichtlich Respekt vor der spielerischen Qualität des Gegners, weshalb man von Anfang an auch hochkonzentriert und aggressiv zu Werke ging. Durch das ständige Vorpreschen von Ranftl, entstand dadurch gegen den Ball oftmals sogar eine 4-2-4-Formation, was durchaus Sinn ergibt. Ludogorets stand im Aufbau mit der Viererkette und den beiden Sechsern davor sehr flach, weshalb man mit dem Vorrücken von Ranftl dies egalisieren konnte, indem man es schlicht mehr oder weniger spiegelte. Vom nummerischen Aspekt her konnte man so mit weniger eigenen Ressourcen, mehr Spieler des Gegners binden, was sich in der Theorie positiv auf die Gesamtstabilität des LASK auswirken sollte.

Das war dann auch praktisch so, denn die Linzer starteten furios in die Partie und lagen nach nur zwei Minuten bereits in Führung. Ludogorets versuchte mit dem 4-2-3-1 und den vier Offensivspielern, die drei Innenverteidiger und Grgic mittels Mannorientierung zuzustellen und ließen dabei Spielgestalter Michorl bewusst offen. Das ist natürlich auf den ersten Blick ein eigenartiger Ansatz, doch die Bulgaren bereiteten eine Pressingfalle für Michorl vor und sobald er im Begriff war den Ball zu erhalten, stürmte ein Sechser der Gäste nach vorne und sollte ihn unter Druck setzen. Das ging beim 1:0 in die Hose, denn der LASK kam hinter den letzten verbliebenen Sechser und darüber hinaus wurde auch noch ein Innenverteidiger aus der Abwehr herausgezogen, wodurch Balic plötzlich völlig frei in Richtung gegnerischen Kasten zog und mit Verzögerung zur Führung traf.

In dieser Szene deutete es sich bereits an, dass die Bulgaren in der Defensive anfällig waren. Vor allem das gruppentaktische Verhalten und auch das reine Abwehrverhalten ließen mehr als nur zu wünschen übrig. Die Intensität bei Ludogorets war nur gering und man merkte in den meisten Situationen, dass dies nicht die Kernkompetenz der Bulgaren ist. Der LASK wusste das auch eiskalt auszunutzen und vor allem im Umschaltspiel waren die Unterschiede eklatant. Nach Ballverlusten passte oftmals auch die defensive Absicherung der Bulgaren nicht, weshalb die Linzer mehrmals mit Tempo auf die Abwehr zulaufen konnten und gefährlich wurden. Aber auch über den Flügeln initiierte der LASK gute Angriffe, fand immer wieder den Weg in die Mitte und bohrte den Gegner mit kleinräumigen Kombinationen unaufhörlich an. Nach nicht mal einer Viertelstunde stand es bereits 2:0, als nach einer einstudierten Eckballvariante Gruber ins lange Eck traf.

Der LASK dominierte also auf mehreren Ebenen und hatte die Bulgaren gut im Griff. Ludogorets zeigte zwar phasenweise auch Qualitäten und die technisch starken Akteure konnten auch mal individuell glänzen, im Großen und Ganzen konnte der LASK aber die Stärken der Bulgaren recht gut unterbinden. Einmal passte man allerdings kurz nicht auf und stand nicht gut in der Abwehr, weshalb die Gäste zum 2:1 trafen. Spannung kam aber dadurch kaum eine auf, da der LASK zu gut die Baustellen beim Gegner bespielte und ein Treffer ständig in der Luft lag. Raguz stellte dann auch mit einem schönen Abschluss nach einer Flanke den 3:1-Pausenstand her, womit man komfortabel in Front lag.

LASK wird noch dominanter, schadet sich jedoch selber

Nach dem Wiederanpfiff setzten die Oberösterreicher genau dort weiter an, wo man vor der Pause aufgehört hatte. Man wurde sogar noch dominanter, da man mit einigen Anpassungen die Bulgaren noch besser in den Griff bekam. Unter anderem passte man das Anlaufverhalten der Sturmreihe an und Raguz ließ sich etwas fallen, um den ballnahen Sechser noch besser abdecken zu können. In einigen Szenen gelang es Ludogorets im ersten Durchgang, sich dank der technischen Klasse der Sechser zu lösen und nach vorne zu kommen. Mit der Umstellung nahm man den Bulgaren auch diesen Ansatz, womit gar nichts mehr bei den Gästen ging. Der LASK stellte im Gegenpressing meist einen sofortigen Zugriff her, weshalb Razgrad das Spielgerät nicht in den eigenen Reihen halten konnte und den Ball schnell verlor. Da die Gäste auch in der Defensive weiterhin wenig investierten und es an Kompaktheit mangelte, kam der LASK weiterhin zu guten Gelegenheiten.

So kam das 4:1 auch nicht überraschend und kündigte sich bereits an, auch wenn der LASK etwas Glück beim abgefälschten Schuss hatte. Doch die Führung in dieser Höhe war absolut verdient und die Partie schien entschieden, zu dominant und zu überzeugend war das Gebotene der Linzer auf dem Rasen. Trainer Thalhammer brachte dann auch frische Offensivkräfte mit einem Doppelwechsel auf den Platz, um die Intensität weiterhin hochzuhalten. Doch eine Unaufmerksamkeit reichte, schon zeigte Razgrad seine spielerische Qualität. Nach einem Ballverlust und anschließendem Versuch ins Gegenpressing zu gehen, stand die Abwehr der Linzer auf Höhe der Mittellinie, bekam allerdings keinen Zugriff auf den Passgeber, weshalb der gegnerische Stürmer alleine auf den Kasten zulief und zum 2:4 traf. Das gab zunächst noch keinen Anlass zur Sorge, da die Bulgaren weiterhin nicht wirklich einen Zugang zur Partie fanden und in der Defensive nach wie vor viele Angeboten machten.

Doch knappe zehn Minuten und eine Unachtsamkeit später, war die Partie plötzlich wieder offen, obwohl dies dem Spielgeschehen überhaupt nicht entsprach. Nach einem Konter kombinierten sich die Bulgaren mit wenigen Kontakten und viel Direktheit durch die Abwehr und Mittelfeldspieler Grgic verursachte einen Handelfmeter, wodurch die Gäste plötzlich die Möglichkeit hatten, den Anschlusstreffer zu erzielen. Das taten sie mit dem 4:3 auch, doch nicht nur das. Grgic musste darüber hinaus vom Platz, weshalb Ludogorets nun in der Schlussviertelstunde in Überzahl war. Der LASK musste jetzt klarerweise reagieren und sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen, sonst drohte das Worst-Case-Szenario, dass man einen großen Vorsprung und eine starke Vorstellung aus der Hand gab.

Die Linzer stellten folglich auf ein 4-2-3 um und lösten die Fünferkette auf, zogen Rechtsverteidiger Ranftl neben Michorl ins zentrale Mittelfeld und versuchten so, den Vorsprung über die Zeit zu retten. Man zog sich dabei weiter zurück und ließ die Bulgaren kommen, weshalb sich das Spielgeschehen nochmal drastisch änderte. Ludogorets verzeichnete nun klarerweise längere Ballbesitzphasen, doch obwohl man nun im eigenen Element und in Überzahl war, stotterte der Motor weiterhin und das Offensivspiel ging nicht flüssig vonstatten. Man verzettelte sich immer wieder in Dribblings und bekam keine Klarheit in die Aktionen, aber man verzweifelte auch am bärenstarken LASK-Kapitän Trauner, der immer wieder das richtige Gespür für die Situation hatte und so viele Angriffe im Ansatz schon klären konnte. So kam Ludogorets auch zu keiner wirklichen Ausgleichschance mehr, während Goiginger die Möglichkeit auf die Vorentscheidung vergab. So blieb es beim 4:3-Sieg des LASK.

Fazit

Es war eine bärenstarke Vorstellung des LASK und letztlich hochverdiente drei Punkte, auch wenn man sich das Leben unnötig schwerer machte, als es notwendig war. Die Oberösterreicher präsentierten sich perfekt auf den Gegner eingestellt, hatten sowohl in der Defensive mit den Pressingzonen Erfolg, als auch in der Offensive, wo man immer wieder die Abwehrlinie und gruppentaktischen Probleme der Bulgaren anbohrte. Das Ergebnis war, dass man die Partie über weite Strecken der Partien kontrollierte und sich viele Chancen kreierte, ohne in der Defensive viel zuzulassen. In der zweiten Halbzeit wurde man sogar noch dominanter, um dann jedoch in zwei Situationen nicht aufzupassen und so nochmal in die Bredouille zu geraten. Letztlich reagierte man jedoch sehr gut auf die Unterzahl, raufte sich zusammen und fand die passende Antwort auf die Herausforderung, weshalb man letztlich die drei Punkte und den Sieg über die Bühne brachte. Tritt man nun auch in den kommenden Spielen so auf, stehen die Chancen gut, dass man erneut im Europapokal überwintern könnte.

Dalibor Babic