Werfen wir noch einen Blick auf die Weltrangliste von Oktober 2014. Ins Auge sticht, dass Österreich, ohne gegen Schweden gewonnen zu haben (das Spiel... Wie aussagekräftig ist die FIFA-Weltrangliste wirklich?

Werfen wir noch einen Blick auf die Weltrangliste von Oktober 2014. Ins Auge sticht, dass Österreich, ohne gegen Schweden gewonnen zu haben (das Spiel im September 2014 endete 1:1) an ihnen vorbeigezogen ist. Österreich sprang zehn Plätze vorwärts, dank Siegen gegen Moldawien und Montenegro. Russland und Schweden hingegen fielen um sieben Plätze, auch auf Grund ihres Unentschiedens im Oktober. Russland (Rang 30) hat das Unentschieden gegen Montenegro keinen Gefallen getan und Schweden wird durch die Schwäche des Gegners, Liechtenstein, bestraft. Schweden befindet sich damit auf Rang 39, hinter Kapazundern wie den Kap Verden (33) und Wales (34). Am Meisten verschlechtert hat sich in der Weltrangliste die ehemalige Mannschaft von Berti Vogts, Aserbaidschan. Niederlagen gegen Kroatien und Italien kosteten 31 Plätze. Giganten des Weltfußballs wie Benin (86), St. Vincent und die Grenadinen (105), sowie St. Kitts und Nevis (115) liegen vor dem Land im Kaukasus.

Doch genug vom Negativen, wenden wir uns dem Positiven, der Mannschaft die sich am Meisten verbessert hat, zu. Togo setzte zu einem wahrhaften Höhenflug an und katapultierte sich, dank zweier 1:0-Siege gegen Uganda, auf Platz 52, eine Verbesserung von 73 Plätzen! Teams wie Bulgarien (59), Irland (61), Südkorea (66) und die ehemalige Nummer zwei Norwegen (68) erblassen vor dem rasanten Aufstieg Togos in die Elite des Weltfußballs.

Bis 2006 ehrte die FIFA außerdem die drei Mannschaften die sich jährlich am Meisten in der Weltrangliste verbessert haben. 2003 ging diese Ehre an Bahrain. China gelang 2004 der größte Sprung. Es gibt jedoch auch Beispiele für Mannschaften die sich eine solche Ehre verdient haben. 1993 gewann Kolumbien, 1994 Kroatien, 2002 Senegal und 2005 ging die Auszeichnung nach Ghana. 2007 wurde die Ehrung offiziell nicht mehr als Award vergeben, jedoch gibt die FIFA seitdem eine Liste mit den drei am Höchsten gestiegen Teams heraus. Der Modus für die Berechnung wurde ein wenig abgeändert und so sollte 2007 der Gigant von der Ostküste Afrikas Platz 1 in dieser Wertung einnehmen, Mozambique. Norwegen und Neu-Kaledonien wurden auf die Plätze verwiesen.

Sehen wir uns zuletzt an, wo Teams die an der Weltmeisterschaft 2014 teilgenommen haben stehen. Deutschland steht klarerweise, trotz einem Unentschieden gegen Irland und einer Niederlage gegen Polen auf Rang 1, gefolgt von Argentinien und Kolumbien. Die Belgier liegen vor den Niederlanden auf der Vier, Gastgeber Brasilien auf Position sechs und der entthronte Weltmeister Spanien liegt vor Italien auf der Zehn. England rutscht auf Rang 20, hinter die Ukraine. Kamerun steht auf der 40, Iran und Japan sind auf 51 bzw. 52. Der am schlechtesten platzierte WM-Teilnehmer ist Australien auf Platz 94. Diese Platzierung schockiert wenn man bedenkt dass Mannschaften wie Sierra Leone (77), die Dominikanische Republik (80), Oman (83), Katar (88) oder Haiti (93) vor den Socceroos liegen. Das alternative Elo-Modell, bei welchem Teams nach der relativen Stärke der Gegner in den letzten 30 Spielen beurteilt werden, hat Australien auf Platz 47, Österreich übrigens auf 39 gereiht.

Fazit

Warum wird also die FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste als Standard herangezogen? Diese Frage kann leicht beantwortet werden. Es ist die hauseigene Liste der FIFA. Sie bietet eine weitere Marketingmöglichkeit, wie am Namen unschwer zu erkennen ist und ist einfach zu verstehen, deswegen auch in der breiten Öffentlichkeit einfacher nachzuvollziehen. Der durchschnittliche Fußballfan interessiert sich nicht für die Platzierung von Burkina Faso und ob diese gerechtfertigt sei oder nicht. Solange die FIFA nicht auf das Elo-Format bei den Herren umsteigt (die Weltrangliste der Damen verwendet eine Berechnung nach einem abgeänderten Elo-Format), wird sich an eigenartigen Platzierungen nicht viel ändern. Wenn man die beiden Ranglistenformate vor die Vorhersage von Spielen heranzieht, schneidet die Elo-Rangliste eindeutig besser ab als die FIFA-Weltrangliste. Solange jedoch die FIFA-Weltrangliste nicht von der breiten Masse hinterfragt wird, sondern der relativ simple Berechnungsvorgang akzeptiert wird, wird das Elo-Modell wohl nie in der öffentlichen Fußballdebatte Fuß fassen.

Markus Bariszlovich, abseits.at

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Markus Bariszlovich

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