Am Freitag sollte noch die Altstadt von Luxemburg besichtigt werden, ehe wir via Belgien nach Frankreich weiterfuhren. Die Durchfahrt durch Belgien nutzten wir, um... Frankreich 2019 – Eine Reise in den Nordosten des Landes (1)

Am Freitag sollte noch die Altstadt von Luxemburg besichtigt werden, ehe wir via Belgien nach Frankreich weiterfuhren. Die Durchfahrt durch Belgien nutzten wir, um einen Stopp bei einer klassischen „Friterie“ einzulegen. Danach sollte es, vorbei am mächtigen Stadion eines aktuellen Viertligisten Frankreichs, nämlich dem CS Sedan, der Meuse entlang nach Charleville-Mézièrs gehen, wo wir unser Quartier aufschlugen. Dort hielten wir uns nicht lange auf und so verließen die Region Grand Est auch bald wieder, zumal unser heutiges Spiel in der benachbarten Region Hauts-de-France stattfinden sollte.

FC Valenciennes – Racing Club de Lens 2:0 (1:0)

In selbiger befindet sich die Stadt Valenciennes, in welcher das Stade du Hainaut, die moderne Heimstätte des Zweitligisten FC Valenciennes liegt. Da heute die Begegnung gegen die Nachbarn vom RC Lens auf dem Programm stand, war dort ein überaus guter Besuch garantiert.

Schließlich kamen 17.415 Zuschauer zu diesem Derby in das 2011 eröffnete Stadion, das im Sommer auch einer der zahlreichen Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft der Frauen war. Die Minuten vor dem Spielbeginn gehörten Daniel Leclerq, der in der Vorwoche unerwartet im Alter von 70 Jahren verstorben ist. Der ehemalige Verteidiger schnürte für Valenciennes und Lens die Fußballschuhe und trainierte nach seiner aktiven Karriere auch beide Vereine. Legendenstatus erlangte er 1997, als er Lens zum erstmaligen und bislang auch einzigen Titel in der Ligue 1 geführt hat. Doch die goldenen Zeiten sind in Lens bereits lange her und so wurde man im letzten Jahrzehnt zu einer Fahrtstuhlmannschaft. Daher findet das große Derby gegen bürgerlichen Rivalen vom OSC Lillie kaum mehr statt. Der Verein aus Bergbaustadt Lens hat nun meist nur mehr sein Derby gegen das weit weniger traditionelle Valenciennes.

In der Liga ist Lens derzeit auf gutem Kurs in Richtung Wiederaufstieg und befindet sich kurz vor dem Ende der Hinrunde der Meisterschaft auf dem zweiten Platz der Tabelle. Die Gastgeber aus Valenciennes liegen im Mittelfeld des Klassements. Dementsprechend geben auch die Gäste, die von zahlreichen mitgereisten Fans unterstützt werden, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen den Ton an. Tore wollen für Lens in der Anfangsphase allerdings keine fallen.

In der 32.Minute kommt es im Strafraum zu einem unglücklichen Zweikampf zwischen dem Lens-Verteidiger Radovanović und FCVA-Stürmer (das A ist übrigens ein Überbleibsel des alten Vereinsnamens Valenciennes-Anzin FC, wobei die FCVA auch noch im Wappen beibehalten wurde) Chevalier. Beide Spieler kreuzen die Laufwege, wobei der Serbe den Stürmer zu Fall bringt. Schiedsrichter Delajod entscheidet auf Elfmeter und schickt Radovanović mit Rot unter die Dusche. Der von Chergui getretene Strafstoß kann von Lens-Schlussmann Leca entschärft werden, jedoch prallt der Ball zurück ins Feld, wo ihn Dos Santos per Kopf mit einer Bogenlampe im Tor versenkt.

Die Stimmung ist seitdem auf dem Siedepunkt. In der 45.Minute wird Chevalier an der Ausführung eines Eckballs vor dem Lens-Block gehindert, weil er mit dutzenden Gegenständen beworfen wird. Es kommt zu einem Gerangel zwischen den Spielern beider Teams, wobei Chevalier und Cahuzac verwarnt werden. Dumm nur für Cahuzac, dass er wenige Minuten zuvor bereits Gelb kassiert hat. Somit ist Lens nur mehr zu neunt und da an eine Ausführung des Eckballs sowieso nicht mehr zu denken ist, schickt der Referee beide Teams in die Kabine.

Zu Wiederbeginn hat sich die Lage im Stadion wieder etwas beruhigt und die Lens-Fans fallen wieder positiv auf, in dem sie eine schöne Choreographie mit rot-gelben Fähnchen zeigen und auch einige pyrotechnische Gegenstände zünden. Das um zwei Spieler dezimierte Team der Gäste drängt aber in der zweiten Spielhälfte auf den Ausgleich, jedoch macht Valenciennes hinten dicht und verlagert sich aufs Kontern.

In der 72.Minute bricht Chergui auf der rechten Seite durch und läuft auf Lens-Schlussmann Leca zu. Wieder bleibt der Keeper im eins gegen eins gegen Chergui Sieger, doch – wie schon beim Elfmeter – kann in dieser Situation der Gegentreffer nicht verhindert werden. Der mitgelaufene Chevalier steht nämlich goldrichtig und versenkt den Abpraller zum 2:0 und somit zur Entscheidung in diesem Derby trocken in die Maschen.

Danach ist in diesem Spiel die Luft raus. Lens ist stehend k.o. und Valenciennes muss nichts weiteres mehr tun, um diese drei Punkte zu holen. Es sei den Akteuren aber verziehen, zumal sie davor eine außerordentliche Darbietung in diesem Derby in der Ligue 2 zeigten.

AS de Prix-lès-Mézières – ASC Biesheim 0:2 (0:1)

An diesem Samstag wollte sich der Nebel über Charleville-Mézières, dem Hauptort im Département Ardennes, erst um die Mittagszeit lichten. Da es aber bis zur ersten Begegnung des heutigen Tages, die im Vorort Prix-lès-Mézières um 14.30 Uhr stattfinden sollte, noch etwas Zeit gab, nutzte man das dann doch schöne Winterwetter, um etwas durch die Altstadt zu schlendern und ein paar Schnappschüsse der Meuse einzufangen.

Danach stand eine fußballerische Kost der National 3 auf dem Programm. Wenn man sich im Ligenbaum Frankreichs nicht wirklich auskennt, dann muss schon einmal überlegen, in welcher Spielklasse man sich hier befindet. Da nach Ligue 1 und 2 es wieder mit den Ligen „National“ weitergeht, ist die National 3 daher die fünfte Leistungsstufe Frankreichs, die ihrerseits in zwölf Gruppen unterteilt ist. Steigt man aus dieser Liga ab, dann befindet man sich in der Division d`Honneur, wobei man dann tatsächlich im Amateurbereich mit Ligen auf Regions- und Départementsebene spielt.

Den Vereinen der heutigen Begegnung, dem AS de Prix-lès-Mézières und dem ASC Biesheim, droht ein Absturz in den Amateurbereich nicht, denn beide Teams sind solide Mittelständler in der Gruppe F der National 3. So nahe beide Teams auch in der Tabelle beisammen liegen, so weit liegen diese geografisch von einander entfernt. Biesheim befindet sich nämlich am Rhein und ist die Grenzstadt zu Deutschland auf der Höhe von Freiburg, sodass der Routenplaner als schnellste Anreiseroute eine Strecke von 422 Kilometer, unter anderem auch über Luxemburg und Belgien, vorschlägt.

Im Stade de la Poterie, einem besseren, aber tribünenlosen Sportplatz finden sich an diesem Nachmittag etwas mehr 100 Besucher ein. Sie sehen ein technisch gutes Spiel zweier Mannschaften, die nicht besonders viel zulassen. Kurz vor der Pause wird allerdings Biesheims Angreifer Jacquat im Strafraum zu Fall gebracht und Schiedsrichter Hamant entscheidet auf Elfmeter für die Gäste. Diesen kann Tormann Jaquet zwar entschärfen, jedoch ist der blondierte Jacquat zur Stelle und verwertet den Nachschuss zur Biesheimer Führung. Im Übrigen dürfte er wohl zum selben Frisör wie Aleks Dragovic gehen.

In der Pause wärmen wir und dann im Klubhaus auf, wo wir einige Souveniers von vergangenen Spielen des Vereins, insbesondere von Cupspielen gegen höherklassige Teams, sehen. Allerdings stellt das Ardennenwildschwein aus Plüsche mit seinem grün-weißen Schal alle sonstigen Erinnerungsstücke in den Schatten. Schatten fällt auch im Laufe der zweiten Spielhälfte immer mehr auf das Spielfeld ein. Prix-lès-Mézières versucht zwar zum Ausgleich zu kommen, jedoch sind es die Gäste aus Biesheim, die ein weiteres Mal treffen. Wieder ist der junge Jaquat zu Stelle. Seine beiden Treffer machten heute den Unterschied aus, sodass Biesheim in der Tabelle bis auf drei Punkte an den AS de Prix-lès-Mézières herankommt.

Heffridge, abseits.at

Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.