Das sogenannte Financial Fair Play wurde einst vom europäischen Fußballverband UEFA eingeführt, um den Fußball gerechter zu machen. Nach der Aufhebung fast zuvor ausgesprochenen... Kommentar: Goodbye Financial Fair Play

Das sogenannte Financial Fair Play wurde einst vom europäischen Fußballverband UEFA eingeführt, um den Fußball gerechter zu machen. Nach der Aufhebung fast zuvor ausgesprochenen Sanktionen gegen Manchester City durch den Obersten Sportgerichtshof CAS, bleibt von diesem Vorhaben nicht mehr viel übrig.

Aufgrund der Coronakrise geriet es etwas in den Hintergrund, dass dem europäischen Fußball in diesem Jahr ein wichtiges Gerichtsverfahren bevorstand. Der englische Spitzenklub Manchester City wurde im Februar seitens der UEFA beschuldigt, massiv gegen das Financial Fair Play verstoßen zu haben. Angeblich soll die Herrscherfamilie aus Abu Dhabi, die Eigentümer des Vereins, Finanzspritzen als Sponsorengelder getarnt haben. Unterlagen der Plattform Football Leaks legten die Tricksereien offen.

Das vorläufige Urteil sah eine Geldstrafe von 30 Millionen Dollar und, noch viel gewichtiger, einen zweijährigen Ausschluss aus dem Europapokal vor. City legte dagegen Einspruch vor dem Obersten Sportgerichtshof CAS ein. Dieser teilte am Montagvormittag mit, dass etwaige Vergehen nicht festgestellt werden konnten oder bereits verjährt sind.

Die UEFA berief sich in ihrer Anklage auf einen Zeitraum von 2012-2016. Laut den Statuten des Financial Fair Play gibt es eine Verjährungsfrist von fünf Jahren. Jedoch belegte der CAS Manchester City mit einer Geldstrafe von zehn Millionen Euro, da man nicht mit den UEFA-Instanzen zusammengearbeitet hätte. Die Veröffentlichung des gesamten Rechtsspruchs wird im Laufe der Woche erwartet.

Während die UEFA sich mit Äußerungen zum Urteil eher zurückhielt, zeigte sich City erwartungsgemäß erfreut ob des Ergebnisses. „Während Manchester City und seine Justiziare das vollständige Urteil des CAS noch begutachten müssen, bewertet der Klub die Folgen des Urteils als Bestätigung seiner Position und der vorgebrachten Beweise“, hieß es in einem ersten Statement.

Um die Konsequenzen des CAS-Urteils zusammenzufassen: Manchester City darf auch weiterhin in der Champions League antreten und mehr oder weniger unbegrenzt Geld in die Mannschaft stecken. Das Gebaren von City wurde durch das Urteil sogar quasi legitimiert. Zumindest hat man offiziell nichts Rechtswidriges getan bzw. ist es verjährt.

Für die UEFA ist das natürlich ein schwerer Schlag bei ihrem Bestreben, Verstöße gegen ihr Konzept des Financial Fair Play härter und konsequenter zu sanktionieren; und sich dabei vor allem endlich einmal an die großen Klubs heranzuwagen. Damit ist der Verband gescheitert, das Financial Fair Play zudem endgültig als praktisch wirkungslos entlarvt, um finanzielle Ungerechtigkeit im europäischen Profifußball zu bekämpfen.

Davon abgesehen sollte der gesamte Sport einmal darüber nachdenken, rechtliche Angelegenheiten nicht einem Gremium zu übertragen, bei dem zugelassene Anwälte auch für Privatkanzleien tätig sind und sich so in einem Interessenkonflikt befinden könnten. Es wird Zeit, dass der Sport aufhört in eigenem Saft zu schmorren und sich unabhängigen Gerichten öffnet.

Ral, abseits.at